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Jet City Custom 5 Test

Mit dem Jet City Custom 5 stellt sich ein einkanaliges Topteil vor, das mit 5 Watt in die momentan sehr beliebte Klasse der Miniatur-Röhrenamps fällt. Der Hersteller Jet City Amplification wurde im Herbst 2009 in Los Angeles gegründet und setzte sich zum Ziel, vor allem reinrassige Röhrenverstärker herzustellen, die für jedermann erschwinglich sein sollten.

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Ganze 355 x 230 x 230 mm ist das einkanalige Vollröhrentopteil groß.


Dass dafür China als Produktionsstätte auserwählt wurde, muss, wie man inzwischen weiß, keine Abstriche bei der Qualität nach sich ziehen. Wir haben uns für euch das Jet City Custom 5 Topteil aus der aktuellen Ampreihe einmal aus der Nähe angeschaut.

Details

Konzept und Aufbau

Der Custom 5 ist ein kleines, einkanaliges Vollröhrentopteil mit einer schaltbaren Endstufenleistung von zwei bzw. fünf Watt. Hier ist alles analog aufgebaut und so hat man bei der Konstruktion auf jeglichen Schnickschnack verzichtet – als durchaus nützliches Gimmick ist allerdings ein Einschleifweg an Bord. Dementsprechend simpel gestaltet sich auch der Aufbau des Frontpaneels.

Fotostrecke: 3 Bilder Das kleine kompakte Kerlchen ist tatsächlich ein reinrassiger Röhrenverstärker mit 2 bzw. 5 Watt Leistung.

Das Gitarrensignal beginnt seine Reise in die internen Schaltkreise auf der linken Seite. In direkter Nachbarschaft zur Eingangsbuchse befindet sich der Gainregler, der für den Verzerrungsgrad zuständig ist. Bevor es weiter in die Klangregelung geht, liegen hier noch zwei kleine Schalter. Den Bright Switch kennt man von Fender-Amps. Hier wird bei Bedarf der Obertonbereich schon in der Vorstufe kräftig unterstützt. Der zweite Schalter liegt unterhalb des Bright-Tasters. Seine Funktion entspricht dem eines Low- bzw. Mid Boost. In der mittleren Position ist seine Funktion deaktiviert. Die Klangregelung besteht aus Treble, Middle und Bass, einen Presence-Regler sucht man leider vergebens. Im rechten Bereich befindet sich das Powermanagement in Form des Standby- und des On/Off-Schalters sowie eines 2- bzw. 5 Watt-Wahlschalters.

Fotostrecke: 3 Bilder Neben der Eingangsbuchse befindet sich der Gainregler sowie ein Bright-Switch und ein Schalter für Low- bzw. Mid-Boost.

Mit handlichen Maßen von gerade einmal 355 x 230 x 230 mm findet der kleine Brüller in jedem Wohnzimmer seinen Platz und wäre mit einer 1 x 12 Box zu einem rockigen Gruß an die Nachbarschaft bereit. Die Verarbeitung kann man als makellos bezeichnen. Das mit schwarzem Tolex überzogene Holzgehäuse ist mit acht anständigen Kantenschützern bestens vor Transportschäden gewappnet, und vier mächtige Gummifüße sorgen für sicheren Halt und vermeiden das allmähliche Wegrutschen bei höheren Lautstärken.

Die Rückseite

Hier geht es absolut spartanisch zu. Links befindet sich die Schukobuchse samt Sicherungskästchen. Ein benachbarter Schalter bringt den Trafo in den 120- oder 230 Volt-Modus. Eine Kunststoffabdeckung schützt ihn vor versehentlichem Umschalten. Der Custom 5 Amp kommt mit allen Boxentypen klar, egal, ob 4 , 8 , oder 16 Ohm. Wichtig ist hier jedoch, dass der Amp niemals ohne Box betrieben wird, weil der Ausgangstrafo ohne Last schnell das Zeitliche segnet. Als einziges Zugeständnis zur Moderne ist der Amp mit einem seriellen Einschleifweg ausgestattet. Hier sollte man aber nur wirklich gute Effekte einschleifen, weil das komplette Signal durch das angeschlossenen Gerät geschleust wird. Billige Analogschleudern aus den Anfängen der digitalen Revolution oder alte Bodentreter haben hier nichts verloren, denn sie würden die Dynamik des Amps zunichte machen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite zeigt sich unspektakulär mit seinem Anschlussfeld und dem schwarzen Lochgitter.

Durch ein schwarzes Lochgitter sieht man die Trafos, sowie die beiden 12AX7 Vorstufenröhren und den fetten 6L6 Glaskolben. Wer mit dem Sound der Endstufe experimentieren möchte, der kann hier laut Hersteller auch ohne irgendwelche Nachjustierungen eine EL34 einsetzen. Der Klangunterschied kommt aber erst bei höheren Lautstärken oder bei einsetzender Endstufenverzerrung zum Vorschein.

Fotostrecke: 5 Bilder Entfernt man das Lochgitter, ist der Blick frei auf Röhren und Trafos.
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Praxis

Sound

Eines vorweg: Auch wenn der Amp mit fünf Watt Maximalleistung in der Stille des heimischen Wohnzimmers verdammt laut erscheint, wird man im Proberaum gegen einen halbwegs kachelnden Trommler nicht wirklich anstinken können. Wenn überhaupt, reicht es hier lediglich für dezente Proben. Je cleaner man spielen möchte, um so weniger Leistung steht zur Verfügung. Das liegt daran, das bei höheren Lautstärken auch gleichzeitig die Endstufenzerre zunimmt. Der Bassbereich ist unterhalb von 100 Hz beschnitten. Deshalb habe ich den Bassregler immer in der Vollgasposition belassen, weil es für meinen Geschmack sonst einfach zu dünn klingt. Ebenso ging es mir übrigens auch mit dem Treble-Poti. Trotz des Bright-Tasters könnte der Gesamtsound für meinen Geschmack einen Tacken mehr Präsenz vertragen. Den größten Einfluss auf den Sound bringt also der Middle-Regler, wobei mir die 12-Uhr-Stellung am besten gefallen hat. Das heißt aber auch, dass der Amp nicht wirklich sehr vielseitig ist, was uns aber in Anbetracht des puristischen Aufbaus nicht weiter stören sollte. Im ersten Soundbeispiel hört ihr die cleanste Einstellung im Zusammenspiel mit meiner 77er Stratocaster und unterschiedlichen Pickupeinstellungen. Der Gainregler steht hier auf 9 Uhr und der Masterregler bei 12 Uhr. Wie man gut hören kann, geht auch hier der Amp schon leicht in eine Sättigung über, was mir aber sehr gut gefällt.

Audio Samples
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Clean Gain 9 Uhr

Ab der Halbgasstellung des Masterreglers kommt schon eine beachtliche Sättigung ins Spiel. Der Ton hat, wie sich später auch bei höheren Verzerrungen herausstellen wird, einen leicht bröseligen Charakter. Dabei gestaltet sich der Übergang also nicht so fein, wie man es z.B. von Vox-Amps her kennt. Außerdem ist eine leichte Kompression im Spiel und gleichzeitig ein ausgeprägtes Sustain.

Audio Samples
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Clean Gain 12 Uhr
Klanglich macht der Amp eine gute Figur, wobei der Zerrsound eher nach Fuzz als nach Distortion klingt.
Klanglich macht der Amp eine gute Figur, wobei der Zerrsound eher nach Fuzz als nach Distortion klingt.

Die beiden Bass- oder Midboost-Einstellungen heben nicht nur die entsprechenden Frequenzen an, sie pushen zusätzlich auch die Eingangsstufe des Amps. So steigt also auch gleichzeitig die Verzerrung und der ohnehin schon leicht fuzzige Sound kommt noch stärker zum Vorschein. Bei zunehmender Verzerrung werden aber gleichzeitig auch die Obertöne stärker unterstützt. Hier nun der Gainregler auf 15 Uhr plus aktiviertem Bass-Boost. Der Masterregler steht auf 12 Uhr.

Audio Samples
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Angezerrt – Gain 15 Uhr plus Bass Boost

Wenn man Gain- und Masterregler auf Maximum dreht, erhält man einen sehr fetten, klassischen Heavy-Metal-Sound. Der fuzzige Beigeschmack ist zwar Geschmackssache, er gefällt mir in der Vollgaseinstellung aber besser als erwartet. Wie bei allen 5-Watt-Amps kommt man naturgemäß an die Brachialität eines 50-Watt-Boliden nicht heran. In dieser Einstellung macht der Amp zwar einen ganz schönen Radau, gleichzeitig ist seine Kompression sehr hoch.

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Max Gain, Max Master (Kein Boost)

Hier dieselbe Einstellung noch einmal mit aktiviertem Mid-Boost. Bei so hohen Gain-Einstellungen ändert sich durch die Aktivierung des Boosters in erster Linie das Sustain und die Kompression. Dank des schlanken Bassbereiches verschluckt sich der Amp auch mit dieser massiven Verzerrung nicht, sondern bleibt absolut stabil.

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Max Gain, Master 15 Uhr plus Mid Boost
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Fazit

Der Custom 5 von Jet City ist ein guter Übungsamp mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis. Das kleine Vollröhrentop lässt sich mit 2- bzw. 5 Watt betreiben, womit man sowohl im Wohnzimmer als auch bei gemäßigten Proben gut klarkommt. Als Sparringspartner mit einem “richtigen” Trommler samt Bassist sehe ich jedoch kein Licht am Ende des Tunnels. Klanglich macht der Amp eine gute Figur, wobei die Zerrstruktur einen fuzzigen, aber nicht kaputten Charakter hat. Trotz des günstigen Preises sollte man noch die Anschaffungskosten für eine Gitarrenbox dazurechnen, wie beispielsweise die hauseigene 1 x 12 Box (12S+) für knappe 120 Euro.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • tadellose Verarbeitung
  • von 5 auf 2 Watt umschaltbar
Contra
  • fuzzige Zerrstruktur
  • Cleansounds nur bei sehr niedrigen Lautstärken
Artikelbild
Jet City Custom 5 Test
Für 222,00€ bei
Der Jet City Custom 5 ist eher als hochwertiger Übungsamp einzustufen, innerhalb einer kompletten Band kann er sich kaum durchsetzen.
Der Jet City Custom 5 ist eher als hochwertiger Übungsamp einzustufen, innerhalb einer kompletten Band kann er sich kaum durchsetzen.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Jet City Amplification
  • Modell: Custom 5
  • Typ: Vollröhren-Topteil
  • Made in: China
  • Bauart: analog, einkanalig
  • Vorstufenröhren: 2x 12AX7
  • Endstufenröhre: 1x 6L6, wahlweise EL34
  • Anschlüsse: In, Speaker 4, 8 und 16 Ohm, FX Loop Send/Return, Netzteilbuchse
  • Regler: Gain, Treble, Middle, Bass, Volume
  • Schalter: Gain/Treble, Bright, Power On/Off, Standby On/Off, 2Watt/5Watt
  • Abmessungen B x H x T (mm): 355 x 230 x 230
  • Preis: 249,00 Euro
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Der Jet City Custom 5 ist eher als hochwertiger Übungsamp einzustufen, innerhalb einer kompletten Band kann er sich kaum durchsetzen.

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