JamHub Tracker MT16 Test

Wir haben den neuen JamHub Tracker MT16 zum bonedo-Test bekommen: Der mobile Recorder ist nicht nur eine Ergänzung zu den JamHub-Studio-Produkten GreenRoom, BedRoom und TourBus, sondern lässt sich auch stand-alone zum Aufnehmen von Live-Gigs und Sessions nutzen, indem man ihn an das Mischpult klemmt. 


Das kleine Recording-Device mit der für JamHub-Produkte typischen “Kuchenstück”-Designform scheint ein einfach zu bedienendes, schlau konzipiertes Gerät zu sein. Also haben wir fleißig Audiomaterial in die schwarze Kiste gestopft und einige Erfahrungen in der Praxis gesammelt.

Details

Sogar mit USB! Momentchen…

Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, Audiosignalen Zugang zu dem Aufnahmegerät zu verhelfen: Unübersehbar sind die sechs Klinkeneingänge an der einen und die zusätzlichen zwei an der anderen Flanke des Trackers. Mit der Snake “Tracker MT16 Cable”, die zusätzlich für 73 Euro  erstanden werden muss, lassen sich insgesamt 16 Inputs nutzen. Diese Klinkenpeitsche wird mit einem Mutipin-Anschluß am Tracker angeschlossen. Als letzte und wahrscheinlich komfortabelste Möglichkeit dient die Verbindung via JamHub Connect Cable, welches mitgeliefert wird. Dadurch kann von jedem der verschiedenen verfügbaren JamHub-Monitoringsysteme jede Quelle aufgezeichnet werden, mit Sicherheit auch von etwaigen zukünftigen Modellen. Wer schon freudig auf die USB-Buchse geschielt hat und mit Tagträumereien à la “Dann kann ich mir ja bestimmt das Anschaffen eines Audio-Interfaces sparen, weil ich das per USB an meinen Rechner hängen kann!”, den muss ich hier leider bremsen – USB ist ausschließlich für das Anschließen einer externen Festplatte gedacht. 

PCM und MP3

Auch eine weitere Buchse lässt Großes erahnen – und enttäuscht ebenfalls: Die Ethernet-Buchse dient nur dem Aufspielen von Updates, ein Audio-Streaming-Protokoll à la Dante beherrscht der Tracker nicht. Allerdings kann man eine WiFi-Verbindung herstellen! Darüber lässt sich zwar nicht streamen, doch lassen sich Projekte in die BandLab-Cloud verschieben – ein Feature, das noch nicht aktiv ist. An der Front ist eine Miniklinkenbuchse auszumachen. Über diese können aufgenommene Signale des Recorders abgehört werden, beispielsweise per Kopfhörer. 

Aufzeichnen kann der Tracker auf Class 10 SC-Karten mit maximal 16 GB Größe oder externe Harddisks. Fein: In der Verkaufsverpackung liegt eine 10 GB SD-Karte! Zwischen drei Samplerates kann gewählt werden: 44,1, 48 und 96 kHz. Wer nur seine musikalischen Darbietungen zur Kontrolle hören möchte, kann statt der nicht reduzierenden PCM-Aufzeichnung auch das bekannte MP3-Format wählen. Über die Datenrate schweigt sich das Manual genauso aus wie das Gerät selbst. Aber es lässt sich ja leicht herausfinden, wie kodiert wird. In den Settings lässt sich eintragen, ob der Split- oder der Combine-Modus bei der Aufnahme aktiviert wird. Letzterer speichert sämtliche Kanäle in einem File.

Sechs LEDs und ein LCD

Das Bedieninterface ist weitestgehend simpel gehalten. Optische Rückmeldung gibt es über ein beleuchtetes LC-Display sowie insgesamt sechs LEDs. Oberhalb des Displays zeigt PWR, dass der Tracker mit Netzspannung versorgt ist. Einen Power-Schalter gibt es übrigens nicht. LINK kennzeichnet eine bestehende Netzwerkverbindung, ACT leuchtet immer dann auf, wenn wirklich Daten-I/O stattfindet. ARMED zeigt an, dass mindestens ein Track record-ready geschaltet ist, REC logischerweise, dass eine Aufnahme läuft. Clip leuchtet bei nicht genauer bezeichnetem Level als Warnung vor möglichen Übersteuerungen. Ein Level-Metering der einzelnen Channels im Display bietet der Tracker leider nicht, allerdings ist bei einem Gerät, das nur Line-Level akzeptiert, die Quelle für den Pegel verantwortlich. Dennoch würde es die Fehlersuche deutlich vereinfachen. 

Praxis

Nun, die Funktionalität des JamHub Tracker MT16 ist geringer, als ich zunächst erhofft hatte. Für JamHub-User ist es natürlich grandios, prinzipiell einfach ein Kabel stecken und aufnehmen zu können. Das ist Bombe! Natürlich ist es schon etwas schade, dass die Anzahl direkt verfügbarer Inputs auf acht beschränkt ist, doch irgendwo am Gehäuse müssten die tiefen Klinkenbuchsen ja untergebracht werden. Sicher, ein Mic Pre würde man sich dann und wann genauso wünschen wie einen hochohmigen DI-Eingang, doch befände man sich damit eigentlich wieder in anderen Geräteklassen, beispielsweise den Field-Recordern. Sind genügend Ausgänge am verwendeten Pult vorhanden, kann die Snake ihre Trümpfe ausspielen. Doch nicht jedes Pult hat 16 Individual- oder Direct-Outs zur Verfügung, für Bus- und sonstige Outputs gilt das genauso. Immerhin müssen diese ja auch frei sein. Der Vorschlag seitens des Herstellers, mit halb gesteckten ISRs zu arbeiten, sorgt bei mir nicht gerade für Begeisterung: Einmal sind auch im Livebetrieb die Insertpunkte der Pulte nicht selten zumindest teilweise in Betrieb, besonders aber ist diese Art der Verbindung schlicht und einfach “gemogelt”. Wer den Trick nicht kennt: Wenn ein Pult weniger Outputs bietet, als man benötigt, kann man am Insertpunkt ein Signal abgreifen, ohne es zu unterbrechen. Dafür wird der Stecker nicht bis zum Anschlag in die Buchse gesteckt, sondern eben nur halb. Dadurch, dass der vorderste Kontakt nicht hergestellt wird, wird zwar ein Signal ausgegeben, aber keines “zurückerwartet”. Allerdings kann diese Verbindung durch Bewegung am Multicore schnell aus Versehen gelöst werden (= keine Aufnahme des Kanals – und es gibt keine Möglichkeit zur direkten Kontrolle am Tracker!), es passiert auch mal, dass jemand es gut meint und ein Stecker wieder voll gesteckt wird. Im Zweifel geht dann nichts mehr auf die PA. Der Vorteil ist allerdings, dass die Abgriffe am Insert-Send-Return vor dem Fader liegen. Viele andere Outputs an Pulten liegen zwangsweise dahinter – und wer will schon die Pegelfahrten eines Live-Gigs aufnehmen?

Ein Boot kann schon mal zehn Sekunden dauern, und auch sonst ist das Gerät nicht wirklich von der schnellen Sorte: MP3-Konvertierungen sind langsam (und haben auch zweimal im Test zum Absturz geführt), der Tracker entwickelt, wenn er denn ordentlich zu tun bekommt, eine recht große Hitze an der Unterseite. Das Bedienkonzept ist einfach, dennoch nicht absolut intuitiv. Doch jeder, der ein aktuelles technisches Gerät bedienen kann, wird schnell genug alle Einstellungen vornehmen können, um wie gewünscht aufnehmen zu können. Dass einzelne Tracks record-ready geschaltet werden müssen, ist angesichts der möglichen Daten-Mengen und -Durchsatzraten mehr als sinnvoll. Will man wirklich ganz brav einzelne Tracks benennen, darf man sich auf eine recht unangenehme “Praktikantentätigkeit” gefasst machen und umständlich am Tracker benennen – oder eben später im Browser oder der DAW.

Klanglich gibt es im Grunde nichts zu schimpfen: Die Wandlung hält mit Audio-Interfaces dieser Preisklasse mit, ist aber natürlich nicht der Gipfel der Auflösung und Brillanz. Die Aufnahme mit Zielformat MP3 birgt jedoch einige Überraschungen. So ist der Kodierungsprozess nicht gerade rasend schnell, außerdem wird mit einer Datenrate von 64 kbps gearbeitet – und das ist wenig! Zu wenig, um mit dem Material mehr anzufangen als nur Ideen festzuhalten. Um alle Proben aufzunehmen, um keine Ideen zu verlieren, mag das gut sein, doch da tut es auch meist ein Smartphone – wer braucht schon 16 Tracks in mieser Qualität? 

Audio Samples
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Beispiel MP3

Vorgänge, die bei eigentlich allen Aufnahmesystemen zur Grundausstattung gehören, muss man als Tracker-User entbehren. Von Punch-Ins, Schnittfunktionen, Tempo-/Pitch-Funktionen ganz zu schweigen, ist es nicht einmal möglich, ein vernünftiges Metering, eine Clip-Margin-Anzeige oder Shuffle-/Shuttle zu benutzen. Der Tracker nimmt auf, und das war es dann auch.

Fazit

Der JamHub Tracker MT16 ist ein Tool mit klar umrissenen Anwendungsgebieten. Benötigt man – am besten in nicht zu häufig wechselnder technischer Umgebung – einen einfachen, kleinen HD-Recorder ohne Schnickschnack, dann leistet der Tracker wirklich gute Dienste. Über drei verschiedene Möglichkeiten lassen sich Audiosignale einspeisen, besonders bequem ist die Verbindung mit einem StudioHub-Kopfhörersystem – denn hier reicht ein Kabel. Der Funktionsumfang des MT16 ist allerdings an manchen Stellen doch zu gering, denn ständig wünscht man sich noch diese oder jene zusätzliche Möglichkeit.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • praktische Erweiterung eines bestehenden JamHub-Systems
  • einfache Möglichkeit zu Live-Mitschnitten aus dem Pult
Contra
  • geringer Funktionsumfang
  • MP3 nur in sehr geringer Datenrate
JamHub Tracker MT16 Test
Für 379,00€ bei
Spezifikationen
  • mobiler Recorder
  • Eingänge über 8 x TRS, Jamhub Connect Cable, Kabelpeitsche (auf 16 x TRS)
  • Aufzeichnung auf SD-Karte oder USB-Device
  • Ethernet-Buchse
  • externes Netzteil
  • Preis: € 399,– (UVP)
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