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J. Rockett Boing Spring Reverb Test

J. Rockett Audio Designs wurde 2006 von zwei Sessionmusikern ins Leben gerufen, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, Pedale herzustellen, die ihren persönlichen Ansprüchen genügen – und natürlich auch möglichst vielen anderen Musikern gefallen sollten. Dass das Konzept offensichtlich aufgeht, zeigt ein Blick auf ihre Kundenliste, denn dort finden sich Namen wie Steve Stevens, Tim Pierce, Billy Gibbons, Walter Becker und viele mehr. Die beiden löteten sogar Guthrie Govan und Alan Holdsworth ihre eigenen Pedale auf den Leib, und auch die sind für jedermann erhältlich.

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Mit dem markanten und lautmalerischen Namen Boing stellt Rockett nun ein Reverb-Pedal vor, das sich am klassischen Fender Deluxe Reverb Amp orientiert und zumindest äußerlich extrem spartanisch daherkommt, nämlich mit einem einzigen Regler.

Details

Das 102 x 59 x 32mm (LxBxH) und 391 Gramm schwere Pedal besteht vollständig aus Metall und macht allein schon aufgrund seines relativ hohen Gewichts einen extrem vertrauenserweckenden Eindruck. Ich habe, ehrlich gesagt, selten ein so robustes Stück Equipment in der Hand gehabt. Was einerseits für Qualität spricht, macht sich andererseits spätestens beim Transport des Pedalboards bemerkbar, wenn sich mehrere solcher Gewichte addieren. Aber daran möchte ich jetzt überhaupt nicht denken, denn ich bin zuerst einmal gespannt, was die kleine Kiste tatsächlich zu bieten hat.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Gehäuse ist extrem robust und vertrauenserweckend verarbeitet

Auf der Oberseite darf der obligatorische An/Aus-Schalter nicht fehlen, der das Pedal im deaktivierten Zustand in den True-Bypass-Modus schaltet. Wird es aktiviert, leuchtet eine rote LED, die der stilisierten Boing-Sprungfeder als i-Punkt dient – sehr witzige Idee. Mit dem überdimensionierten einzigen Regler, der nahezu die Hälfte des Gerätes einnimmt, wird die Intensität des Federhalls eingestellt, und das durchaus feinfühlig. Das qualitativ hochwertige Poti ist durch seine Größe aber auch während des Spiels mit dem Fuß veränderbar – eine tolle, weil praktische Idee, wie ich finde.

Fotostrecke: 4 Bilder Minimalismus pur!

Mehr ist hier nicht los, weshalb ich mir die Nordseite etwas genauer anschaue, wo sich sämtliche Anschlüsse befinden. Dazu gehört neben den Ein- und Ausgangs-Klinkenbuchsen auch der Anschluss für ein 9-Volt-DC-Netzteil, das sich leider nicht im Lieferumfang befindet – bei einem unverbindlichen Richtpreis von über 220 Euro gibt es dafür meiner Ansicht nach keine Argumente mehr. Zusammengehalten wird das Pedal von vier versenkten Kreuzschlitzschrauben an der rechten und linken Seite, ansonsten zeigt sich das Boing bis auf einen Aufkleber an der Unterseite sehr puristisch. So puristisch, dass selbst Gummifüßchen oder ein Streifen Klett nicht im Karton beiliegen. Könnte man das fehlende Netzteil noch irgendwie mit einer Gesamtstromversorgung des Boards rechtfertigen, sollten solche elementaren Dinge nicht fehlen. Auch wenn sie banal sind und vielleicht dem stylischen Grundgedanken zuwider laufen, der dem Gerät zugrunde liegt. Aber das wäre dann schon hart an der Grenze zur Arroganz, denn nicht jeder probt oder spielt auf einer rutschfesten Gummibühne, und der Preis ist beileibe kein Pappenstiel. Deshalb fährt das Boing für dieses Manko leider auch einen Minuspunkt ein.

Fotostrecke: 2 Bilder Im Norden liegen…

Nachdem ich die gerade erwähnten Schrauben entfernt habe, zeigt sich ein äußerst aufgeräumtes Innere, wobei sofort das integrierte Accutronics Digi-Log Reverb-Modul auffällt. Außerdem ist da der Anschluss für einen 9-Volt-Block, das Gerät lässt sich also auch mit einer Batterie betreiben. Allerdings wird der Zugang durch die vier Schrauben erschwert und weil Effekte immer dann bereit sein sollten, wenn man sie braucht, empfehle ich grundsätzlich den Betrieb mit einem Netzteil. Die Verarbeitung des in den USA hergestellten Pedals ist sehr hochwertig und steht durchaus in Relation zum nicht gerade kleinen Preis. Ein Grund mehr zu hören, ob der Klang da ebenfalls mithalten kann.

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Praxis

Sound/Bedienung:

Nun ja, die Bedienung ist denkbar einfach, es gibt schließlich nur einen Drehregler, daher parke ich das Pedal vor meinen Amp und stelle den für die ersten Beispiele clean ein. Normalerweise gehören Halleffekte ja in den Effekteinschleifweg eines Verstärkers, nicht so das Boing-Pedal, daher die ungewohnte Position vor dem Amp.
Im ersten Durchgang ist die Tele ohne, dann mit Pedal zu hören. Der Regler steht auf 12 Uhr.

Audio Samples
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Soundbeispiel 1

Das Aktivieren des Reverbs erfolgt ohne Nebengeräusche. Sehr beeindruckend, wie das Pedal den Sound formt und eine tolle Tiefe hinzuaddiert. Der Hall ist keineswegs aufdringlich, sondern frischt das Signal förmlich auf.
Ich erhöhe nun den Wert des Intensitätsregler auf 15 Uhr.

Audio Samples
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Soundbeispiel 2

Exzellent, wie sich der Hall in den Sound einwebt. Trotz der hohen Reglerstellung bleibt der Sound transparent und höchst musikalisch.
Ich treibe es auf die Spitze und drehe den Regler jetzt ganz auf.

Audio Samples
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Soundbeispiel 3
Das Boing-Pedal liefert wirklich erstklassige Hall-Sounds
Das Boing-Pedal liefert wirklich erstklassige Hall-Sounds

Na also, ich habe mich schon gefragt, wann es endlich mal “Platsch” macht! Man muss den Regler einfach nur voll aufdrehen … Der Sound dürfte auch unsere Rock’n’Roller glücklich machen, denn er klingt ausgesprochen authentisch und reagiert sehr feinfeinfühlig auf das ankommenden Signal.
Jetzt ist meine Les Paul zu hören, der Amp erzeugt einen leichten Crunch und der Regler am Boing steht auf 9 Uhr. Da sich das Pedal ja vor dem Amp befindet, wird der Hall logischerweise mit verstärkt, daher kommen niedrigere Einstellungen am Pedal besser zur Geltung als am cleanen Amp.

Audio Samples
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Soundbeispiel 4

Auch in dieser Disziplin weiß das Boing zu gefallen, der Sound bekommt mehr Tiefe und wird breiter.
Hier ein Beispiel im Crunch-Kanal mit dem Regler auf Rechtsanschlag.

Audio Samples
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Soundbeispiel 5

Der Hall wird minimal verzögert, ohne den Klang zu verwaschen, der trotz des hohen Effektanteils schön durchsichtig bleibt. Somit sind beispielsweise Leadsounds wie aus Gary Moores Anfangstagen möglich.
Obwohl das Boing ja für den Betrieb vor dem Amp gedacht ist, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, es im Effekteinschleifweg meines Amps zu testen. Dieser ist parallel ausgelegt und ich mische den Effektanteil 50% hinzu. Im ersten Beispiel hören wir das Pedal im cleanen Kanal, dann im verzerrten. In beiden Files ist eine Music Man Reflex zu hören.

Audio Samples
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Soundbeispiel 6 Soundbeispiel 7

Obwohl nicht dafür gedacht, kann das Pedal auch hier überzeugen. Aber warum auch nicht!

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Fazit

Das J. Rockett Audio Boing Federhall-Pedal besticht durch seine tolle Verarbeitung, das minimalistische Design und einen großartigen Klang. Dieser generiert eine tolle räumliche Tiefe und ordnet sich ganz eindeutig dem Grundsignal unter, was nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit ist. Aber auch wenn der Preis durch Material- und Klangqualität durchaus gerechtfertigt ist, kann es nicht sein, dass ich mir nach dem Kauf im Baumarkt Klebefüßchen kaufen muss, damit ich das Pedal vor meinen Verstärker stellen kann. Trotzdem – wer es sich leisten kann, sollte das Boing unbedingt testen – eine solche Verarbeitung und vor allem einen solchen Sound kriegt man eher selten auf die Ohren – aber selbstverständlich nicht zum Discount-Preis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • ultrarobust
  • Sound
  • großes Poti
Contra
  • keine Gummifüße oder Klettband herstellerseitig beigelegt
  • Netzteil nicht im Lieferumfang
Artikelbild
J. Rockett Boing Spring Reverb Test
Für 160,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: J. Rockett
  • Bezeichnung: Boing
  • Herstellungsland: USA
  • Effekttyp: Reverb Pedal
  • Batteriebetrieb: 9 Volt Block
  • Netzteilbetrieb: 9 Volt DC (optional)
  • True Bypass: Ja
  • Abmessungen: 102 x 59 x 32mm (LxBxH)
  • Gewicht: 391 Gramm
  • Gehäuse: Metall
  • Preis: 223,41 Euro UVP
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Profilbild von David Leigh Morley

David Leigh Morley sagt:

#1 - 27.01.2016 um 19:17 Uhr

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Profilbild von Maik Fortnagel

Maik Fortnagel sagt:

#2 - 18.06.2016 um 19:13 Uhr

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Richtig gutes Pedal!Ich kann nur das ständige Gemecker des Autors über die fehlenden Gummifüßchen bei vielen Testberichten über Effektpedale nicht nachvollziehen:
Es geht doch nicht allein um den Materialwert von Gummifüßchen!
Wenn die Hersteller Gummifüßchen mitliefern würden, würde das doch die Belieferung durch einen externen Lieferanten (sofern man die Gummifüßchen nicht selbst herstellt, was eher unrealistisch ist) erforderlich machen.
Dadurch würde das Pedal in der Kalkulation teurer werden. Der reine Materialwert wäre ja überschaubar aber für die Belieferung wäre ein zusätzlicher logistischer Schritt nötig.Und mal ehrlich:
Man fährt doch sowieso mal ab und zu in den Baumarkt ;-)

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