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J. Rockett Audio Designs Archer Test

Beim J. Rockett Audio Designs Archer handelt es sich um einen Overdrive/Booster, der in letzter Zeit für einige Furore sorgte. Schließlich gilt er als einer der besten “Klone” des Klon Centaur. Anlass zu dieser Vermutung ist die langjährige Zusammenarbeit von J.Rocket Audio Designs mit dem Erfinder des Klassikers Bill Finnegan. Als dieser beschloss, einen Nachfolger seines Klon Centaur zu produzieren, hatte er dazu seinerzeit die Firma J. Rockett Audio Designs ins Boot geholt.

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Nachdem sich die Wege von Finnegan und J. Rockett schließlich wieder trennten, begann man dank der Erfahrungen und internen Kenntnisse mit der Entwicklung einer eigenen Variante des Klassikers. Herausgekommen ist nach einjähriger Entwicklungszeit der Archer, den sich unser Tester Robby Mildenberger für euch einmal näher angeschaut hat.

Details

Aufbau und Konstruktion

Rein optisch hat man es hier mit einem eher schlichten Vertreter der Gattung “Verzerrer” zu tun. Kein Vergleich zu so aufwändigen Geräten wie dem Baldringer Dual Drive oder der Fuzzfactory von z-vex, bei denen sich der User zuerst einmal durch einen kleinen Reglerwald kämpfen muss. Was Größe und Optik anbelangt, könnte man den Hermida Zendrive durchaus als adäquates Pendant sehen. Das solide Stahlblechgehäuse unseres Testpedals ist ebenso wie sein buddhistischer Kollege weder zu klein noch zu groß und findet in der Regel auf jedem Pedalboard noch ein bequemes Plätzchen.

Fotostrecke: 3 Bilder Schickes Understatement

Reglertechnisch strotzt das Pedal geradezu vor Minimalismus, drei Potis müssen reichen. Neben dem Gain-und Volume-Regler lassen sich hier noch die Frequenzanteile im Obertonbereich mittels des Treble-Potis justieren. Das erinnert zwar an das Tone-Poti des guten alten Tubescreamers, hier bleiben die Bässe und die unteren Mitten jedoch weitestgehend unberührt.

Fotostrecke: 3 Bilder Regler-technisch ist hier Minimalismus angesagt

An der Stirnseite finden sich alle Anschlüsse des Pedals. Zwischen Ein- und Ausgangsbuchse liegt der Anschluss für das optional erhältliche 9-Volt-Netzteil. Intern arbeitet das Pedal mit 18 Volt, was  laut Hersteller, für eine bessere Dynamik sorgen soll. Nach dem Entfernen der Bodenplatte offenbart sich eine exzellente Verarbeitung und eine ziemlich vollgestopfte Platine, die seitlich gerade noch genügend Platz für den 9-Volt-Block bietet. Gummifüße sind übrigens nicht angebracht, vermutlich, weil der Boden ohnehin mit Klettband beklebt wird. Das kann ich einerseits gut verstehen, andererseits finde ich es schade, dass man hier an einem Pfennigartikel spart, denn diejenigen, die kein Pedalboard benutzen, werden sich etwas zusammenstricken müssen, damit das Teil nicht auf der Bühne oder im Proberaum herumrutscht.

Fotostrecke: 2 Bilder Alle Anschlüsse parken auf der Stirnseite des Pedals
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Praxis

Praxis und Sound

Der Archer hat einen in sich perfekt abgestimmten Sound, der sowohl mit Singlecoils als auch mit Humbuckern bestens harmoniert. Er orientiert sich an sehr natürlich klingenden Marshall- und Vox Verzerrungen, wobei eine direkte und dynamische Wiedergabe im Vordergrund steht. Der Ton wirkt im Gegensatz zum Tubescreamer wesentlich natürlicher und weniger nasal. Sein Bassbereich ist absolut ausgeglichen, auch deshalb, weil der Tone-Regler Bässe und untere Mitten kaum beeinflusst, lediglich der Obertonbereich wird modelliert. Somit sehe ich in diesem Regler eher ein Werkzeug, mit dem man den Sound der Gitarre und den des angeschlossenen Verstärkers aufeinander abstimmen kann. Der Archer von J. Rockett Audio Designs kann sowohl als cleaner Booster als auch als Overdrivepedal mit Medium-Gainreserven eingesetzt werden. Man kann das Pedal, ausgehend von einem unverzerrten Ton, sehr fein auf den persönlichen Geschmack einstellen. Trotzdem braucht es hier einen leicht angezerrten Röhrenverstärker a la Marshall, Vox oder Hiwatt etc., damit es richtig “amtlich” klingt. Mit einem ultracleanen Transistoramp wie dem Roland Jazzchorus beispielsweise wird man sicher nicht zu den entsprechenden Soundergebnissen kommen.

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In den beiden ersten Audiobeispielen habe ich den hier verwendeten Marshall JMP clean eingestellt, um den Eigenklang des Pedals bei unterschiedlichen Gainstufen zu demonstrieren. Zuerst hört man das Riff ohne Pedal, dann mit dem Gainregler auf 9, 11, 13, 15 Uhr und Maximum. Im ersten Beispiel demonstriere ich das mit meiner Stratocaster.

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Soundbeispiel 1

Das Gleiche dann noch einmal mit der Les Paul, die Amp-Einstellung bleibt. Man merkt, dass der Amp wegen der höheren Ausgangsleistung der Humbucker etwas stärker in die Sättigung geht, was ich aber immer noch als clean einstufen würde.

Audio Samples
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Soundbeispiel 2

In der 12-Uhr-Position hat das Pedal für meinen Geschmack seinen Sweetspot und bringt einen umwerfend dynamischen Mediumgain-Sound, den man in dieser Güte nur mit sehr wenigen Pedalen hinbekommt. Wichtig ist allerdings, dass der Amp schon leicht angezerrt sein sollte. Bei den folgenden Beispielen habe ich immer zuerst ohne, und danach mit aktiviertem Pedal gespielt. Hier nun das Pedal mit der Les Paul.

Audio Samples
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Soundbeispiel 3
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Reißt man den Gainregler komplett auf, klingt mir das Pedal einen winzigen Tacken zu künstlich. Deshalb würde ich empfehlen, ihn höchstens auf 90% zu drehen. So kommt der Sound einer natürlichen Röhrenverzerrung am nächsten. Den Output-Regler habe ich so eingestellt, dass er den Amp nur ganz leicht zusätzlich kitzelt. Wenn man hier zu weit geht und die Eingangsstufe zu stark in die Sättigung fährt, wird der Sound platt.

Audio Samples
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Soundbeispiel 4

Damit ihr hört, wie das Pedal mit Singlecoils harmoniert, habe ich dasselbe noch einmal mit meiner 77er Stratocaster mit Kloppmannpickups eingespielt. Die Einstellung des Verstärkers und des Pedals wurde nicht verändert. Zuerst hört ihr das Riff ohne Pedal und dann mit dem Gainregler auf 12 Uhr. Der Tone-Regler steht hier übrigens ebenfalls auf 12 Uhr.

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Soundbeispiel 5

Dreht man den Gainregler auf 90%, dickt das Pedal den Sound der Singlecoils angenehm an, ohne ihn künstlich aufzublasen. Klasse! Der Ton ist rund und absolut ausgeglichen, ohne irgendwelche nervenden Frequenzen. Das Pedal reagiert feinfühlig auf die Spielweise und den Anschlag und man hat das Gefühl, über einen gut abgehangenen und weit aufgerissenen und dynamischen Röhrenamp zu spielen.

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Soundbeispiel 6

Bei meinen Versuchen hat mir der Tone-Regler in der 12-Uhr-Stellung am besten gefallen, da das Pedal für meinen Geschmack in dieser Einstellung seinen Sweet Spot hat. Trotzdem möchte ich euch seine Wirkungsweise einmal demonstrieren. Im ersten Drittel steht das Tone-Poti auf 9 Uhr, dann auf 12 und im letzten Drittel auf 16 Uhr, der Gainregler auf 16 Uhr, und die verwendete Gitarre ist meine Stratocaster in der Zwischenposition von Steg und mittlerem Pickup.

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Soundbeispiel 7
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Fazit

Wow, was soll ich da noch sagen. Der J. Rockett Audio Designs Archer ist ein hervorragendes Overdrive Pedal, das ich in eine Kategorie mit Geräten von Pete Cornish (SS 2 Soft Sustain) und Analogman (King of Tone) setzen würde. Verglichen mit den Preisen, die man für diese Weltklassepedale über den Ladentisch schieben muss, halte ich hier das Preis-Leistungsverhältnis fast schon für günstig. Der Sound ist sowohl mit der Stratocaster als auch mit der Les Paul wirklich oberamtlich. Von leichten, voxartigen Anzerrungen bis hin zu fetten Gary Moore Sounds bringt der Archer ein sehr vielseitiges Angebot, das man gehört haben sollte.

Pro

  • dynamisches Klangverhalten
  • ausgewogener Sound
  • erstklassige weiche und natürliche Verzerrungen möglich
  • Verarbeitung
  • Preis-Leistung

Contra

  • Keins
Weniger ist eben doch manchmal mehr...viel mehr!
Weniger ist eben doch manchmal mehr…viel mehr!

Technische Spezifikationen

  • Bezeichnung: J. Rockett Audio Designs Archer
  • Effektkategorie: Clean-Boost/Overdrive
  • Regler: Output, Gain, Treble
  • Anschlüsse: In/Out, Netzteilanschluss
  • Stromversorgung: 9V Batterie oder optionales 9-Volt DC Netzteil, 2,1 mm Hohlstecker, Polarität: (-) innen
  • Abmessungen (B x T x H):102 mm x 59 mm x 32 mm
  • Gewicht: 400 g
  • Made in USA
  • Preis: 252,82 Euro UVP
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • dynamisches Klangverhalten
  • ausgewogener Sound
  • erstklassige weiche und natürliche Verzerrungen möglich
  • Verarbeitung
  • Preis-Leistung
Contra
  • Keins
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J. Rockett Audio Designs Archer Test
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Robby Mildenberger sagt:

#1 - 08.12.2015 um 12:21 Uhr

0

Im Test hatte sich leider ein Fehler eingeschlichen, der mittlerweile korrigiert wurde. Der Archer verträgt keine18 Volt Netzteilspannung. Hier dürfen ausschließlich 9 Volt DC Netzteile angeschlossen werden! Intern werden die 9 Volt dann auf 18 Volt hochtransformiert um einen verbesserten Headroom zu erreichen. Sorry!

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