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Istanbul Mehmet 22“ Sahra Ride Test

Der türkische Beckenhersteller Istanbul Mehmet präsentiert der Trommlerwelt ein brandneues 22 Zoll Ride Becken, welches auf den Namen „Sahra“ hört und das erste Instrument einer gleichnamigen, neuen Serie des Traditionsherstellers ist.  Das in der Türkei handgehämmerte, dünne Instrument, hergestellt aus B20 Bronze, lässt einen trockenen, warmen Grundsound erwarten und spricht so vor allem Freunde eines jazzigen, washigen Klangs an – der erfreulich günstige Anschaffungspreis dürfte das Interesse an diesem Cymbal zusätzlich steigern.

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Eine kleine Geschichtsstunde zur Marke: Der Name „Istanbul“  dürfte den meisten Trommlern durchaus etwas sagen – schließlich steht die größte Metropole der Türkei seit langer Zeit an erster Stelle, wenn es um die Kunst des Beckenschmiedens geht, und dass es eine gleichnamige Marke gibt, hat sich mittlerweile auch herumgesprochen. Diese wurde Anfang der Achtzigerjahre in eben jener Stadt am Bosporus gegründet. Zunächst wurden die Instrumente unter dem Namen „Zildjiler“ in die USA exportiert, kurz darauf taufte man die Manufaktur schlicht auf den Namen „Istanbul“. Nach dem Tod eines der beiden Gründer im Jahre 1997, Agop Tomurcuk, teilte sich das Unternehmen in zwei eigenständige Firmen, und so gibt es seither die Marken „Istanbul Agpop“ und „Istanbul Mehmet“, zurückgehend auf den zweiten Gründer, Mehmet Tamdeger. Und aus eben diesem Hause, Istanbul Mehmet, stammt das neue „Sahra“ Ride, welches wir uns nun einmal ganz genau anschauen wollen.

Details

Im Lieferkarton finde ich das 55 Zentimeter große Becken, nochmals eingepackt in eine transparente Plastiktüte mit Haltegriffen und Marken-Aufdruck. Als erstes fällt mir das mit 2255 Gramm verhältnismäßig kleine Gewicht des Instrumentes auf, welches der geringen Materialstärke geschuldet ist. Sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite des Riesentellers findet sich ein schwarzer Logo-Aufdruck „Istanbul Mehmet – Handmade Cymbals from Turkey“. Auf der Oberseite prangt zudem der Name „Sahra“ sowie die Größengabe „Ride 22 / 55 cm“. Auch auf der Rückseite des Beckens findet sich die Größenangabe, sowie auf der von Hammerschlägen verschonten Innenseite der Kuppe noch die Unterschrift des ausführenden Beckenschmiedes – ganz so, wie es von Beginn an im Hause Istanbul Tradition war. 

Fotostrecke: 4 Bilder Groß, schlank, roh: Look und Soundcharakter passen beim Sahra bestens zusammen.

Roher Look – kleine Bell.
Die Optik des Sahra Ride ist ziemlich roh; obwohl auf beiden Seiten dezente Spuren des Abdrehvorgangs zu erkennen sind, dominieren die fingernagelgroßen Hammerschläge das Erscheinungsbild des Beckens. Darüber hinaus wurde die Oberfläche nicht weiter behandelt, und so ergibt sich ein Muster aus Schwarz und Bronze, welches ein wenig an die Fellzeichnung einer Wildkatze erinnert. Die eher kleine Bell ist auch auf der Schlagseite frei von Hammerschlagspuren, das Mittelloch ist perfekt gearbeitet. So viel also zu den Fakten, jetzt wird es Zeit, das Schätzchen zum Klingen zu bringen – auf in die Praxis!

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Praxis

Viel Wash – wenig Attack.

Die ersten leichten Anschläge bestätigen die Vermutung eines weichen, seidigen Klanges, der grundsätzlich eher als „leise“ zu bezeichnen ist, sich dann aber sehr schnell zu einem anschwellenden, washigen, Crash-artigen Sound mit recht langem Sustain wandelt, sobald auch die Schulter des Stocks zum Einsatz kommt. Der Charakter des Wash / Crash ist neben seiner explosiven Schnelligkeit ein wenig blechern, fast wie ein riesiges Splash. Das gefällt mir einerseits recht gut, weil es speziell ist, andererseits unterscheidet sich das Sahra Ride so von vergleichbaren, dünnen Rides, die bei ähnlicher Spielweise wertiger, etwas edler und wärmer klingen. Aufgrund der kleinen Bell des Sahra Rides fällt es mir schwer, einen klaren, durchsetzungsfähigen Sound damit zu erzielen – das finde ich etwas schade, da für mich persönlich die Glocke eines Ride-Beckens zum Wichtigsten und Schönsten überhaupt an dieser Instrumentengattung gehört. Im Soundbeispiel „Bell Groove“ lässt sich dieser Kritikpunkt recht gut nachvollziehen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Neben dem Markenschriftzug belegt eine Signatur des Beckenschmieds die türkische Handarbeit.

Mallets und Besen sind perfekte Partner.

Aufgrund der bisher gesammelten Erkenntnisse entscheide ich mich, das Cymbal auch mit anderem Stick-Werk zu hören, also mit jenen Alternativen aus der Stocktasche, die gerne im Umfeld klassischer Musik, Jazz, Weltmusik etc. zum Einsatz kommen. Orchestrale Rolls mit weichen Mallets beispielsweise lassen das Sahra Ride sehr schnell und mit hohem Dynamikumfang reagieren, bei entsprechender Intention erzielt man so ein Fauchen, welches sich genauso flugs auch wieder abstoppen lässt. Der vergleichsweise günstige Anschaffungspreis zeigt sich auch bei dieser Art des Anspielens wieder ein wenig, aber trotzdem gefällt mir das Becken auch in diesem Zusammenhang recht gut. Spielt man das Sahra Ride mit Hot Rods oder Besen an, zeigt sich eine Stärke des Instruments: Mit diesen weniger aggressiv zur Sache gehendem Schlagwerk-Varianten lassen sich die leicht aufbrausenden Charaktereigenschaften des Rides besser im Zaum halten, die einzelnen Anschläge sind transparent, ein definierter „Ping“ ist zu hören. Somit scheint es vertretbar, festzustellen, dass das Sahra Ride sich in Medium- und Low-Volume Musik-Stilen besonders gut entfalten kann. 

Audio Samples
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Sahra Ride – solo mit Sticks Sahra Ride – solo mit Brushes, Rods und Mallets Sahra Ride – Ballad Sizzle Groove Sahra Ride – Hot Rods Groove Sahra Ride – Brushes

Auch als Crash in rockigen Gefilden funktioniert das Becken.

Nichtsdestotrotz  lange ich nun – wieder mit Sticks bewaffnet – ein wenig beherzter rein und spiele ein paar rockigere Grooves: Auch ohne den expliziten Willen zum „Crash-Riden“ ist es schwierig, einen Groove mit entsprechender Attacke in Sachen Backbeat und Attitüde zu spielen, ohne das Becken zum  Crashen zu bringen; die einzelnen Anschläge sind zwar noch „unter der Oberfläche“ auszumachen, werden aber schnell vom „Overall-Wash“ übertönt. Ignoriert man jedoch das Label und betrachtet das Becken als riesiges Crash, so kann man ihm einen tollen, butterweichen, aber dennoch durchsetzungsfähigen Sound mit einem recht langen Nachhall bescheinigen. So lassen sich die klanglichen Eigenschaften dieses doch speziellen Ride Cymbals auch in weniger offensichtlichen musikalischen Einsatzbereichen nutzen und machen das Sahra zu einer durchaus interessanten Alternative, auch für Nicht-Jazz-Cats.

Audio Samples
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Sahra Ride – Bell Groove Sahra Ride – Crash Hits Groove Sahra Ride – Soft Groove Sahra Ride – Crash-Ride Groove
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Fazit

Mit dem 22 Zoll Sahra Ride, dem ersten Becken seiner neuen gleichnamigen Serie, zeigt der Hersteller Istanbul Mehmet, dass große, schlanke und schnell reagierende Ride Cymbals von durchaus ansprechender Klangqualität kein halbes Vermögen kosten müssen. Der klangliche Grundcharakter des Beckens erfüllt so ziemlich alle Anforderungen an ein weiches, jazziges Ride. Lediglich die etwas zu klein ausgefallene Bell trübt den ansonsten positiven Eindruck dieses optisch interessanten und professionell verarbeiten Instrumentes ein wenig. Insofern dürfte das Sahra Ride vor allem für preisbewusste Jazz-, Orchester- und Weltmusik-Trommler einen näheren Blick wert sein, aber auch Pop- und Rockdrummer ohne genre-spezifische Scheuklappen können ihr Setup mit diesem Cymbal um eine individuelle Klangvariante erweitern. Antesten empfohlen!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Günstiger Preis
  • 
Gute Verarbeitung
  • 
Ansprechendes Spielgefühl
  • 
Besonders für leise und mittlere Lautstärken geeignet
Contra
  • Kleine Bell mit wenig Durchsetzungskraft
  • 
Leicht blechernder Crashsound
Artikelbild
Istanbul Mehmet 22“ Sahra Ride Test
Für 449,00€ bei
Auch ein schöner Rücken kann entzücken: Ein Farbenspiel aus schwarz und bronze.
Auch ein schöner Rücken kann entzücken: Ein Farbenspiel aus schwarz und bronze.
Technische Spezifikationen
  • 
Hersteller: Istanbul Mehmet
  • 
Herkunftsland: Türkei

  • Bezeichnung: Istanbul Mehmet 22“ Sahra Ride
  • 
Merkmale:
Grösse: 22“ / 55 cm

  • Gewicht: 2255 Gramm

  • Legierung: B20 Bronze

  • Unbehandelte Oberfläche
, handgehämmert

  • Preis: (EVP) EUR 339,-

Seite des Herstellers: istanbulmehmet.com

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Neben dem Markenschriftzug belegt eine Signatur des Beckenschmieds die türkische Handarbeit.

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