iMusicAlbum SoundScaper v1.9.8 Test

SoundScaper vom Hersteller iMusicAlbum ist eine iPad App, die mittlerweile seit sechs Jahren verfügbar ist und regelmäßig geupdatet wird – keine Selbstverständlichkeit.

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Wir haben die erst kürzlich aktualisierte Version des „Experimental Sound Mini Lab“ für euch getestet. Was kann man damit anstellen und wie klingt SoundScaper?

Details

Konzept

Die iPad App SoundScape ermöglicht es, Klanglandschaften, atmosphärische Klänge und Drone-Sounds mit Lo-Fi-Touch zu kreieren. Ein Klangprogramm (Scene) basiert dabei auf dem Layering von drei Oszillatoren, die jeweils samplebasiert sind und den Klangcharakter eines „billigen“ Soundchips emulieren. Dabei sind die Manipulationsmöglichkeiten bis hin zur totalen Verfremdung durch Circuit Bending sehr vielfältig. Ebenfalls vielfältig ist der bereits zugehörige Pool an unzähligen Samples in den folgenden 13 Kategorien:

  • Animals
  • Creak
  • Electronic Toys
  • Hits
  • Mechanical
  • Nature
  • Old Scifi Movie
  • Radio
  • Signals
  • Space
  • Tones generated
  • Tones Synths
  • Video Games 

Eigentlich ist der angebotene und teilweise ausgefallene Sample Pool bereits die Investition von knapp zehn Euro wert. Der Import eigener Samples ist natürlich ebenfalls möglich. Das Hauptfenster der Sounddesign-App verfügt über den sogenannten Spacial Mixer, drei LFOs, Filter und weitere Effekte zum kreativen, dynamischen Mix und zur Echtzeit-Performance der Klangkreationen.

Die Aufteilung des Hauptfensters: Links Osc 1 bis 3, mittig der Spacial Mixer und die LFOs, rechts Filter, FX und LFO-Zuweisung von Osc 1 bis 3
Die Aufteilung des Hauptfensters: Links Osc 1 bis 3, mittig der Spacial Mixer und die LFOs, rechts Filter, FX und LFO-Zuweisung von Osc 1 bis 3

Was ist SoundScaper nicht?

Inwieweit sich SoundScaper musikalisch wirklich anwenden lässt, ist eher sekundär, was man unter anderem am verwendeten Vokabular der Parameter feststellen kann. So erfolgen Tonhöhen- bzw. Tempoänderungen über die modulierbaren Parameter Clock/Clock offset und auch einen BPM-Bezug sucht man vergeblich. SoundScaper ist kein Instrument und das Abspielen einer Scene erfolgt über den Play-Button oder einen entsprechend gemappten MIDI-Befehl.
Dennoch lässt sich SoundScaper bei Bedarf auch musikalisch einsetzen, beispielsweise wenn die App mit entsprechendem Klangmaterial „gefüttert“ wird wie im letzten Audiobeispiel dieses Testberichts. Hier enthalten die drei Oszillatoren synchrone Audiofiles, die ich per Web Access von meinem iMac Pro importiert habe und die mit SoundScaper verfremdet und performt werden können. Tonale Samples befinden sich aber auch in der internen Library.

Fotostrecke: 2 Bilder Unkomplizierter Sample-Import per Browser (Safari)

Weitere Basis-Features

SoundScaper verfügt über zahlreiche Detailfunktionen. Prägend für das häufig atmosphärische Endergebnis ist der bereits erwähnte Spacial Mixer, in dem die drei Oszillatoren separat zweidimensional (links/rechts, vorne/hinten) positioniert werden können. Im Verbund mit dem Effektanteil (Space + Reflects) der hinteren Positionierung und der Modulation der Position durch einen der drei LFOs lassen sich sehr lebendige Klanglandschaften generieren und als Scene speichern.
Als weitere modulierbare Klangparameter (je Osc) der Mixerebene sind das Filter, die Filterresonanz und der Delay-Effekt zu nennen. Bis zu sechs Scenes lassen sich zudem im Fenster „Morphing“ auswählen und in Echtzeit entsprechend eines der fünf selektierbaren „Transition Modes“ (eigene Wortschöpfung) ineinander überblenden und performen. Mehr zu den Oszillator-Parametern folgt im Praxisteil.

Fotostrecke: 3 Bilder Jeder Oszillator verfügt auch über einen EQ.

Praxis

Oscillator Control

Die drei identisch ausgestatteten Oszillatoren sind das Herzstück der SoundScaper App. Zur linken Seite des übersichtlichen Sample-Browsers findet man eine komplexe Anordnung, teilweise ungewöhnlicher Parameter sowie die matrixartige Darstellung der Soundchip-Emulation. Das Gute: Man muss nicht alles verstehen, was dort im Detail passiert! Einiges sollte man aber schon verstehen, um halbwegs zielgerichtet vorzugehen. Hierbei wird man um das ausführliche Manual aber nicht herumkommen, was teilweise an einer ungewöhnlichen Bedienlogik und Benennung einzelner Parameter liegt.

Nerd-Alarm! Ein Blick ins Manual schafft Abhilfe.
Nerd-Alarm! Ein Blick ins Manual schafft Abhilfe.

Hat man aber erst einmal durchschaut, wo beispielsweise die digitalen Circuit-Bending-Artefakte aktiviert werden und dass die Klangmanipulation sowohl statisch als auch quasi pulsierend (Trigger) und entsprechend der Sample-Länge (enable clock) einstellbar sind, kann man die App gut bedienen. Der Rest ist Experimentierfreude und auch die Macht unvorhersehbarer Zufallsprodukte sollte nicht unterschätzt werden. Nicht ohne Grund verfügt jeder Oszillator über einen Random-Button, der automatisch interessante Klangresultate generiert.

Sound

Eine gewisse Tendenz oder zumindest ein hohes Talent zur Industrial-Ästhetik kann man beim SoundScaper nicht leugnen. Selbst ohne eine mutwillige digitale Verfremdung klingen auch importierte, ursprünglich clean klingende Files bereits ein wenig „gecrusht“, was offenbar die Intention der App ist. Beachtlich finde ich, welches Verfremdungspotential insgesamt vorhanden ist. Im vorletzten Hörbeispiel erklingt ein Glocken-Sample (ein Oszillator), zunächst unbearbeitet und dann in drei verschiedenen Bearbeitungsstufen, von denen die letzte Version in Kombination mit den Scene-Modulationen schon in einer bemerkenswerten 1-Oszillator-Atmo resultiert. In Verbindung mit dem umfangreichen Sample Pool steckt auf jeden Fall ein hohes Klangpotenzial in der App. Hören wir mal rein …

Audio Samples
0:00
SoundScaper – My 1st User Scene SoundScaper – Morphing Demo-Scenes SoundScaper – Sample Examples 1 (Animals/Creak) SoundScaper – Sample Examples 2 (Electric Toys/Hits SoundScaper – Sample Examples 3 (Nature/Video Games) SoundScaper – Bell Sample (clean / 3 Edit versions) SoundScaper – Music Mix (imported Files)

Fazit

SoundScaper vom Hersteller iMusicAlbum ist eine interessante Sounddesign-App für Klanglandschaften mit digitalem Lo-Fi-Flavor. Es gibt viele Funktionen, was allerdings in einer teilweise kryptischen Bedienung resultiert. Aber wie bereits gesagt: Allein der unique Sample Pool rechtfertigt bereits die Anschaffung der iPad-App!

PRO
  • vielfältige Klangmanipulationsmöglichkeiten
  • gute Sample-Ausstattung
  • umfangreich modulierbarer Spacial Mixer mit vielen
  • performancefreundlich durch komfortables MIDI-Mapping und Morphing
  • Sample Import
CONTRA
  • teils komplizierte Bedienung
FEATURES
  • Experimental Sound Mini Lab für iOS
  • drei samplebasierte Oszillatoren
  • Emulation von Lo-Fi Soundchips mit Circuit Bending
  • integrierte Sound Library (13 Klangkategorien)
  • Spacial Mixer
  • drei LFOs
  • Filter (LP, BP, HP) + EQ je Oszillator
  • FX (Space, Reflections, Delay)
  • umfangreiches MIDI-Mapping
  • Scenes
  • Morphing (gleichzeitiger Zugriff auf bis zu sechs Scenes) in Echtzeit
  • Sample Im- und Export per Dropbox, Web access, Clipboard („and other apps“)
  • Installationsgröße 33,5MB
  • iPad ab Generation 4 wird vom Hersteller empfohlen
Preis
  • 9,99 EUR im Apple App Store
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • vielfältige Klangmanipulationsmöglichkeiten
  • gute Sample-Ausstattung
  • umfangreich modulierbarer Spacial Mixer mit vielen
  • performancefreundlich durch komfortables MIDI-Mapping und Morphing
  • Sample Import
Contra
  • teils komplizierte Bedienung
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iMusicAlbum SoundScaper v1.9.8 Test
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