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IK Multimedia ARC Studio Test

IK Multimedia ARC Studio im Test: Durchführung des Praxis-Checks

Der Praxis-Check erfolgte in meinem akustisch „teilbehandelten“ Wohnbereich mit einem Paar Neumann KH 80 DSP in Nahfeldaufstellung. Die Positionierung erfolgte zwar weitgehend freistehend, die unsymmetrische Anordnung im Raum entsprach aber nicht dem akustischen Ideal. Viele potenzielle Anwendern werden vermutlich ähnliche Kompromisse eingehen. Als Audiointerface zum Abhören und zur Mikrofonvorverstärkung diente ein Apollo X4 von Universal Audio. Die Verkabelung erfolgte ausschließlich mit Vovox-Kabeln.

Inbetriebnahme & Analyse

Die ARC 4-Installation und Autorisierung per hauseigenem IK Multimedia Product Manager (Account erforderlich) verlief vollkommen problemlos. Positiv anzumerken ist die Bereitstellung von fünf Autorisierungen je Lizenz – okay, bei ARC 3 waren es noch 10 – sowie das unkomplizierte Handling, da kein Dongle oder ähnlicher „Kopierschutz-Nervkram“ notwendig ist.

Hilfreiche Beschriftung des Messmikrofons

Sobald das Messmikrofon in Abhörposition auf einem Mikrofonstativ (nicht im Lieferumfang) montiert war, konnte ich mit dem Messvorgang mithilfe des Programms ARC 4 Analysis losgehen. Hierzu möchte ich anmerken, dass eine vorherige Lektüre des Manuals nicht zwingend erforderlich ist, da das Programm schrittweise und mit verständlichen Erklärungen die Durchführung erklärt.

ARC 4 Analysis führt leicht verständlich durch alle Schritte des Messvorgangs.
Im Quick Mode genügen sieben Messungen.
Nach erfolgter Analyse lässt sich das Profil inklusive fotorealistischer Grafik des Monitors speichern.

Wie vom Hersteller beschrieben, reichen etwa zehn Minuten für die Durchführung der Analyse (Quick Mode). Bei dreifacher Anzahl der Messpunkte im herkömmlichen Modus entsprechend länger. Interessant ist das vergleichsweise lässige Handling mit den Messpunkten, die gemäß Hersteller durchaus nach dem „Pi-mal-Daumen-Prinzip“ geschätzt werden können. Im Gegensatz hierzu ist die Handhabung mit Neumanns Einmesssystem MA1 deutlich bürokratischer und duldet nur minimale Toleranzen. Die Sorge, dass die südländische Lässigkeit in schlechtem Klang resultiert, ist allerdings unbegründet…

So klingt das IK Multimedia ARC Studio

Die Klangverbessserung durch ARC Studio ist frappierend! Klangen Bassdrums vor der Korrektur aufgrund von Resonanzen und Auslöschungen noch wie Tritte gegen einen Pappkarton, so tönen sie auf einmal satt und beurteilbar, ohne dabei „processed“ zu wirken. Problem erkannt – Problem gebannt! Darüber hinaus öffnen sich diverse Möglichkeiten, den Sound eigenen Präferenzen anzupassen, ohne dass diese Optionen überambitioniert erscheinen. Ein wichtiger Parameter ist die Target-Kurve. Hier kann man zwischen verschiedenen Alternativen von „Flat“ bis hin zu leichten Färbungen auswählen. Das Setting „Default“ mit leichter Bassanhebung ist in meinem Fall eine gute Wahl, die durch zusätzliche EQs noch weitere Verfeinerungsmöglichkeiten bietet.

Analyseergebnis (grün) Eingriff in das Korrektursignal

Die ARC 4-Software bietet noch weitere Tuning-und Wahlmöglichkeiten wie beispielsweise Natural Phase und Linear Phase. Letztere Option bewirkt eine höhere Latenz, laut Hersteller 42 ms, was in manchen Monitoring-Situationen von Nachteil sein könnte. Die Einstellung Natural Phase mit lediglich 1,4 ms zeigte im Test keine nennenswerten klanglichen Nachteile. Andere Features wie beispielsweise Virtual Monitoring, der Emulation anderer Abhör-Tools (diverse Monitore bis hin zum Smartphone) sehe ich eher als Gimmick. Außerdem wird zum Umschalten immer die Software benötigt, was dem aus meiner Sicht tollen „Measure-Set-Forget-Prinzip“ widerspricht.

AD/DA-Wandlung

Nun ist der ARC-Prozessor sowohl DSP als auch AD/DA-Wandler (24 Bit / 96 kHz), der intern mit 32-Bit Float arbeitet. In Zeiten, in denen günstiger Wandler oder Audiointerface bereits mit dreistelligen Sample Rates werben, könnte man vielleicht auf die Idee kommen, dies als Defizit bewerten. In dem Wissen, dass selbst erstklassige audiophile Produktionen nicht selten in 48 kHz aufgenommen, produziert und gemischt werden, tue ich das aber nicht. Ich würde mich nicht wundern, wenn irgendwann ein Nachfolgeprodukt mit Digitaleingang auf den Markt kommt. Angesichts des insgesamt günstigen Preises und überzeugenden Klangs gibt es hier aber nichts zu bemängeln!

ARC-Box“ mit 96 kHz AD/DA Conversion + Processing
Trinnov Audio ST2 Pro Test Artikelbild
Trinnov Audio ST2 Pro Test

Der Trinnov ST2 Pro kann nicht nur die Raumakustik optimieren, sondern ist auch ein hervorragender AD/DA-Wandler und Monitor-Controller.

12.08.2018
4,5 / 5
4,5 / 5

Alternativen zum IK Multimedia ARC Studio

IK Multimedia ist nach meinem Kenntnisstand Vorreiter bei herstellerunabhängigen Raumkorrektur-Systemen mit externer DSP-Hardware. Die genannten Alternativen unterscheiden sich daher in verschiedenen Merkmalen.

Neumann MA 1Sonarworks SoundID Reference for Speakers & Microphones with Mic
Bundle aus Messmikrofon und Software; ausschließlich für Neumann Monitore mit DSP-AusstattungKalibrierungs-Bundle aus Software und Messmikrofon; ohne externes Processing; Klangkorrektur für Lautsprecher & Kopfhörer verschiedener Hersteller
Kommentieren
Profilbild von Odysseas Sariannidis

Odysseas Sariannidis sagt:

#1 - 07.03.2024 um 10:12 Uhr

0

Moin, den Ansatz bzw. das Konzept des ARC Studio finde sehr spannend. Im vorliegenden Fall wäre es interessant zu erfahren wie sich dieses System gegenüber dem von Neumann verhält. Welche hörmäßigen Unterschiede gibt es nach der Einmessung der KH 80 mit dem ARC Studio und dem MA1? Zumal das Ziel beider Einmesssysteme dasselbe ist. Bei der Neumann KH80 gehe mal davon aus, dass die Neumann Einmessung ausgeschaltet war? Beste Grüße

    Profilbild von Peter Koenemann

    Peter Koenemann sagt:

    #1.1 - 07.03.2024 um 11:13 Uhr

    1

    Hallo Odysseas, selbstverständlich waren sämtliche Klangkorrekturen am Neumann Monitor deaktiviert. Einen unmittelbaren Direktvergleich beider Einmesssysteme hatte ich nicht durchgeführt, bin aber mit Resultaten KH 80 DSP + MA1 in verschiedenen Positionierungen vertraut. Die Verbesserung mit dem ARC Studio empfinde ich als durchaus vergleichbar, wobei Neumann technisch tatsächlich noch einen Schritt weitergeht, indem die Kalibrierungsalgorithmen auf das konkrete Monitormodell zugeschnitten sind. So finden beispielsweise individuelle Phasenlinearisierungen der Frequenzweiche statt, was das universellere ARC Studio nicht leistet. Wie im Review beschrieben, sehe ich das ARC Studio als gelungene Lösung für Besitzer von Monitoren ohne proprietäres Einmesssystem. Viele Grüße, Peter

    Antwort auf #1 von Odysseas Sariannidis

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Profilbild von Olaf Baumgart

Olaf Baumgart sagt:

#2 - 08.03.2024 um 16:10 Uhr

0

Bei mir klingt die BD nach der Korrektur wirklich sehr bescheiden. Eigentlich genau so, wie du sie VOR deiner Korrektur beschreibst! :-) Die Latenz ist auch nicht zu verachten, wenn man z.B. einen Subwoofer über einen separaten Ausgang des Monitorkontrollers betreibt, kriegt man lustig klingende "Doppel-Kickdrums". :-) Da hilft auch die Einstellung auf Natural nicht wirklich weiter. Man muss schon ein wenig tüfteln, damit man nach der Messung ein entsprechend ausgewogenes Klangbild erhält. Bei mir war unterhalb von ca. 250 HZ kaum noch etwas übrig. Dafür sprang mir alles darüber direkt ins Gesicht. Das hatten andere Systeme besser im Griff. Ich werde noch eine weitere Messung machen. Vielleicht habe ich ja auch einen Fehler gemacht. Wenn es dann nicht besser ist, fliegt es wieder raus.

    Profilbild von Peter Koenemann

    Peter Koenemann sagt:

    #2.1 - 08.03.2024 um 19:14 Uhr

    0

    Hi Olaf, merkwürdig ... deine Beschreibungen decken sich überhaupt nicht mit meinen Erfahrungen, sodass ich aus dem Bauch heraus einen Bedienfehler oder eine Fehlfunktion vermuten würde. - ist irgendeine Virtual Monitoring-Einstellung aktiv? - war während der Messung der Low Cut des MicPre aktiv? - ... das Mic korrekt ausgerichtet? Den Subwoofer parallel zum ARC Studio zu betreiben ist übrigens keine korrekte Signalkette. Berichte es uns gerne, ob und wie du das Problem (hoffentlich) in den Griff bekommen hast. Viele Grüße, Peter

    Antwort auf #2 von Olaf Baumgart

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Profilbild von Kai Wegner

Kai Wegner sagt:

#3 - 09.03.2024 um 15:41 Uhr

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Audio hijack, habe ich laufen auf meinem I Mac 24 m3 und das mit ARC 4, läuft direkt vorm System Output, läuft einwandfrei bei allem was aus den Boxen kommt.

    Profilbild von Peter Koenemann

    Peter Koenemann sagt:

    #3.1 - 11.03.2024 um 11:24 Uhr

    0

    Hallo Kai, danke für deinen interessanten Kommentar. Mit Lösungen wie Audio Hijack hatte ich mich bisher noch nicht beschäftigt. Ist es damit auch möglich separate Ausgänge eines Multi Output-Interfaces zu adressieren oder muss man für Abhöroptionen (Kopfhörer, 2. Monitorpaar) jedes mal ARC deaktivieren? Viele Grüße, Peter

    Antwort auf #3 von Kai Wegner

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