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IK Multimedia AmpliTube iRig Test

Apps für iPhone, iPad und iPod touch gibt es inzwischen buchstäblich wie Sand am Meer, und nicht wenige davon richten sich an uns Musiker. Von der Akkordtabelle bis zur Lernsoftware, vom Stimmgerät über das Metronom bis hin zum kompletten Recordingstudio reicht das Angebot. Will man dieses allerdings mit seiner Gitarre oder seinem Bass nutzen, benötigt man zusätzliche Elektronik in Form eines Interfaces, das den Instrumentenzugang zu den kleinen Wunderwerken bereitstellt.

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Der iRig von IK Multimedia ist so ein Helferlein, das mit den drei genannten Apple-Produkten kommuniziert und darüber hinaus mit AmpliTube eine Modeling-App mitbringt, die vom virtuellen Effektpedal über Amp, Box und Mikrofon alles bietet, was man zum Üben, zum Aufnehmen seiner Ideen oder auch zum Spielen braucht.

Details

Der kleine Adapter, der mit seinen 22mm Durchmesser und 71,4mm Länge in etwa den Abmessungen eines Bottlenecks entspricht, ist relativ simpel aufgebaut. Auf der einen Seite wartet eine 6,3mm Klinkenbuchse auf den Anschluss einer Gitarre, eines Basses oder auf sonstige Musikinstrumente mit Line-Pegel, auf der anderen stellt ein kurzes Kabel mit Miniklinkenstecker den Kontakt mit dem kombinierten Kopfhörerausgang-Mikrofoneingang des jeweiligen iOS-Gerätes her. Den dann blockierten Kopfhörerausgang, der bekanntlich auch als Line-Out dienen kann, stellt jetzt stattdessen der iRig zur Verfügung.
Laut Hersteller versteht sich unser Probant übrigens seit 2010 auch mit den meisten MacBooks und iMacs, sodass man mit ihm nicht nur unterwegs, sondern zwischendurch auch am Schreibtisch seine Ideen ohne großen Aufwand festhalten kann.

Fotostrecke: 5 Bilder AmpliTube iRig: Der Instrumenten-Adapter für iPhone & Co von vorn …

Der iRig arbeitet übrigens nicht nur mit der hauseigenen Modeling-Software zusammen, auch alle sonstigen Gitarren- oder Recordingprogramme sollten sich nahtlos mit ihm verstehen. Bei diesem Test wollen wir uns allerdings in erster Linie der AmpliTube App fürs iPhone widmen, die man sich aus dem AppStore herunterladen kann. Und von ihr gibt es mehrere Ausführungen: Die Gratisversion bietet einen Amp, eine Box, zwei Pedaleffekte und zwei Mikrofone, was zum ersten Ausprobieren vollkommen ausreichen sollte. Eine LE-Variante bietet für 2,40 Euro drei weitere Effekte, ist allerdings leider nicht für das iPad erhältlich. 

Für den nun folgenden Test habe ich keine Kosten und Mühen gescheut und mir die iPhone-Vollversion für runde 16 Euro besorgt, die auch für das iPad erhältlich ist und eine ganze Menge Möglichkeiten bietet. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass man die App tatsächlich für iPad und iPhone gesondert erwerben muss. Sehr schade, denn dass das auch anders geht, zeigen eine Menge Apps, die man einmal bezahlt und die dann für alle iOS-Geräte zur Verfügung stehen. Das Installieren ist hingegen denkbar einfach: In den App Store klicken, AmpliTube iRig herunterladen, und schon kann es losgehen!

Die Software selbst ist übersichtlich gestaltet und bedarf normalerweise keiner Erklärung. Sollten trotzdem Fragen aufkommen, kann das Fragezeichen-Symbol links oben aktiviert werden, es öffnet sich dann die Bedienungsanleitung.

Die Tools von AmpliTube iRig.
Die Tools von AmpliTube iRig.

Am oberen Rand des Displays finden sich in Weinrot diverse Taster, links beginnend mit den sogenannten Tools. Hier kann man mithilfe eines Tuners seine Gitarre in Stimmung bringen, ein Metronom ist ebenfalls an Bord, das sich BPM-genau einstellen oder aber auch tappen lässt. Dazu muss der Tap-Button viermal angetippt werden.
Acht Soundbeispiele warten ganz unten in der Audio Demo Rubrik.

Der Blick wandert wieder nach oben und findet drei Taster mit Effektpedal-Symbolen, gekennzeichnet mit FX1, FX2 und FX3, mit deren Hilfe sich ein Pedalboard frei konfigurieren lässt. Als Effekte stehen Delay, Fuzz, Overdrive, Wah, Envelope Filter, Chorus, Flanger, Phazer, Octave und Noisefilter zur Wahl.

Ein Effekt von AmpliTube iRig.
Ein Effekt von AmpliTube iRig.

Die Bedienung ist sehr intuitiv. Will man einen Parameter verändern, kann man das entsprechende virtuelle Chickenhead-Poti drehen oder nur kurz berühren und anschließend mit dem LED-Band auf der rechten Seite komfortabel und recht genau justieren. Das gilt für alle Potis.

Scrollt man die Pedale durch, findet man einige alte Bekannte, wie beispielsweise den Envelope-Filter, der mit seinen braunen Seiten und den Knöpfen schon sehr an ein Moog-Pedal erinnert. Alle Parameter sind Standards, so gibt es beim Overdrive lediglich Drive, Level und Tone. Nun ja, die grüne Farbe kommt auch bekannt vor und erinnert sehr an einen Ibanez Tube Screamer – was für ein Zufall! Und mehr Knöpfe hat der schließlich auch nicht.

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Praxis

Schauen wir uns jetzt einmal die Amps etwas genauer an. Der cleane Bereich wird von einem Fender Twin Style Verstärker abgedeckt, für Crunch steht ein virtueller Vox AC 30 bereit, Lead übernimmt ein Marshall-Clone, und wenn es richtig zerren soll, dann sollte man zum Mesa/Boogie Pendant greifen bzw. scrollen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Das Clean Amp Preset von AmpliTube iRig.

Natürlich tragen die Amps nicht ihre Originalnamen, rechtlicher Stress wäre vorprogrammiert, aber das Design ist recht eindeutig. Mich stört das nicht, ganz im Gegenteil, das macht das Ganze wesentlich übersichtlicher und intuitiver. Aber auch die Bassisten sollen Spaß am iRig haben und können beispielsweise zu einem Bassverstärker greifen, der dem Ampeg SVT nicht ganz unähnlich ist. 

Boxenseitig bietet das iRig wahlweise eine 1×12, 2×12, 4x12A, 4x12B oder eine 1×15 Bestückung, die entweder mit einem dynamischen Mikrofon, das sehr stark an ein SM57 erinnert, oder einem Großmembran-Kondensatormikrofon (ich sage nur “Berlin“) abgenommen werden kann. Alle Boxen lassen sich mit allen Amps kombinieren, was eine große Soundvielfalt garantiert. Leider können die Effekte nur vor den Amp geschaltet werden, was z.B. bei Delays nicht unbedingt immer erwünscht ist.

Wen es nach mehr Equipment dürstet, der hat die Möglichkeit, auf eine ganze Reihe weiterer Modelings zurückgreifen, die es allerdings nicht gratis gibt. Der “add Amp/ FX“- Button erleichtert das Shopping, das mit jeweils 2,40 Euro übrigens recht moderat ausfällt. Sämtliche Einstellungen können im Übrigen auf zwölf Speicherplätzen abgelegt werden. Ich habe die Software auf ein iPhone geladen, wo lediglich nur ein Amp oder jeweils ein Effekt auf den Bildschirm passt. Das sieht auf einem iPad etwas anders aus, denn aufgrund des größeren Bildschirms wird entsprechend mehr abgebildet, was der Bedienung und vor allem der Übersicht zugutekommt. Ansonsten sind die Versionen aber identisch.

Eine weitere Möglichkeit des iRig ist seine Recording-Funktion, mit der bis zu vier Spuren aufgenommen werden können. Das gilt nicht für die Gratisversion, die nur eine Spur anbietet. Wer mehr braucht, kann auch diese Option kostenpflichtig erweitern. Und die Aufnahme lässt sich sogar reampen – sollte also der Sound nach getaner Arbeit nicht gefallen, das Gespielte aber schon, lässt sich nach Herzenswunsch mit dem “nackten“ Signal weiterarbeiten. 

Auch den Mix kann man bearbeiten, denn ein EQ und ein Compressor dienen zur Feinjustierung und ein Reverb gibt dem Ganzen bei Bedarf mehr Tiefe, wobei sich auch nur einzelne Spuren mithilfe eines Send-Reglers einbinden lassen. Sollte der geneigte Komponist dann den Wunsch verspüren, sein Werk öffentlich zu machen, hat IK Multimedia auch dafür vorgesorgt. Mithilfe eines FTP-Uploads oder eines Soundcloud Upload Buttons kann dies sehr einfach realisiert werden.

Der Rekorder in AmpliTube iRig.
Der Rekorder in AmpliTube iRig.

Im Menüpunkt ganz rechts mit dem klangvollen Namen “Songs“ lassen sich Wave-, Aiff- oder mp3-Dateien über Wi-Fi, File Sharing oder die im Gerät vorhandene iPod Library in das iRig importieren. Zum Üben oder Jammen kann man die Geschwindigkeit verlangsamen, eine Passage loopen oder Stimme bzw. Soloinstrument aus dem Mix entfernen.

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Im Setup-Menü werden der In- und Output-Level bestimmt, die Latenz zwischen Low und Ultralow gewechselt oder eine No Feedback Option aktiviert, die bei voll aufgerissenen High-Gain Einstellungen ein Pfeiffkonzert verhindert. Wie man sich denken kann, hat IK Multimedia eine ganze Menge Gadgets im Programm und so lässt sich das iRig auch nach Herzenswunsch erweitern. Zu diesem Thema empfehle ich einen Blick auf die Herstellerwebsite, denn mehr Details würden den Umfang des Testberichts sprengen.
Wie schon erwähnt, zeigt sich die Bedienung intuitiv und sehr übersichtlich. Ich habe ein älteres iPhone 3Gs für den Test verwendet, und das hielt fast drei Stunden im Batteriebetrieb durch. Bei eingehenden Anrufen blieb die App im Hintergrund geöffnet, sobald das Telefonat beendet wurde, rückte sie wieder nach vorne. Es gab während des gesamten Tests keinerlei Abstürze oder Aufhänger. 
Für den Praxisteil unseres Tests habe ich den Kopfhörerausgang des iRig Adapters mit zwei Avalon U5 DI Boxen verbunden und gehe auf direktem Weg über ein Avid HD Interface in die DAW. Bei den folgenden Beispielen verwende ich den Clean Amp mit dem eingebauten Tremolo und wechsele die Boxen. Los geht es mit einer 1×12“, dann einer 2×12“ und zuletzt einer 4×12“A. Als Mikrofon kommt das Kondensator zum Einsatz. Der Hals-Singlecoil einer Strat ist zu hören.

Audio Samples
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Trem Blackface 1×12 Trem Blackface 2×12 Trem Blackface 4x12A

Die Unterschiede der verschiedenen Lautsprecher sind gut herauszuhören, wobei mir die erste Variante am besten gefällt. Der Cleansound ist griffig und wirkt recht plastisch. 
Nun folgt der High Gain Amp und auch hier werden die Boxen ausgetauscht. Das dynamische Mikrofon sorgt für die virtuelle Schallwandlung und der Humbucker einer modernen Strat liefert den authentischen Input.

Audio Samples
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Metal Gain 1×15 Metal Gain 4×12 A Metal Gain 4×12 B

Das ist schon sehr ordentlich, was da aus meinem Telefon zu hören ist. Die Variante mit der 1×12“ und der 4×12“A Box sind meine Favoriten. Der Sound hat Druck, ist direkt und setzt sich gut durch. So soll das sein.
Neuer Amp, neues File. Das Werkspreset Mild Crunch ist an der Reihe, das den AC30 Typ Amp verwendet. Ein Delay sorgt für etwas Bewegung und ein Tube Screamer mischt sich ebenfalls marginal ein. Wieder kommt der Hals-PU der Strat ins Spiel.

Audio Samples
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Mild Crunch

Die Software ist in der Lage, auf Anschlagsstärke zu reagieren, wie man im letzten Teil des Beispiels gut hören kann. Heraus kommt ein ordentlicher Crunchsound.
Wie sieht es mit iRig und High Gain aus? Um das herauszufinden, verwende ich nun den Boogie-Clone. Das virtuelle Kondensatormikrofon steht vor der virtuellen 4×12“B Box und ich schalte den realen Humbucker ein. In dieser Kategorie weiß das iRig zu gefallen, der Sound hat Druck, setzt sich gut durch und das Riffen macht Spaß.

In den nächsten zwei Soundfiles hören wir den Marshall, einmal ohne und einmal mit aktiviertem Tube Screamer. Als Box habe ich die 4×12“A unter den Amp gestellt und eine Prise Hall hat sich in die Aufnahme geschlichen.

Audio Samples
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Amp Gain Amp Gain + OD

Der schon ordentliche Grundsound wird mit dem Zerrer deutlich aufgewertet, der Amp bekommt richtig Biss und verdichtet das Signal. Und weil wir gerade bei den Zerrern sind, habe ich an diesem Amp den Fuzz aktiviert.

Audio Samples
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Fuzz
Auch diese Aufgabe meistern iRig und AmpliTube souverän. Der Sound ist typisch knarzig, so, wie es sein soll.
Abschließend ein paar Beispiele mit den verschiedenen Modulaktionseffekten, die, wie gesagt, alle vor dem Amp platziert sind.
Audio Samples
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Auto Wah Envelope Filter Gold Flange Mod Drive Octave Phazer
Alle Effekte klingen solide bis gut und verrichten ihren Job so, wie man es von ihnen erwartet. Beim Wah empfehle ich die Auto-Einstellung, da es ohne Pedal recht schwierig ist, gleichzeitig beide Hände an der Gitarre zu haben und dazu das Display zu berühren.
Wer allerdings doch gerade eine frei hat, kann eine echte Performance hinlegen und das Pedal mit dem Finger bewegen.
Leider ist das Nebengeräuschverhalten ziemlich hoch und bei der „Ultra“-Low-Latenz mischen sich hin und wieder nicht vertretbare Knackgeräusche ein. Das mag vielleicht an meinem etwas betagten Telefon liegen, aber falls das so ist, sollte es nicht bei den unterstützten Geräten aufgeführt werden. Mit dem Low-Latency-Mode hatte ich hingegen keine Probleme.
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Fazit

Das iRig macht Spaß. Natürlich darf man für den Preis keine detailgetreue Nachbildung seiner Lieblingsamps erwarten, aber zum Jammen, Ideen festhalten und Schreiben ist das kleine und günstige Interface zusammen mit der AmpliTube App eine tolle Sache. Wenn IK Multimedia die Nebengeräusche noch in die Schranken weisen kann, ist das Vergnügen fast perfekt.

Pro:
  • unkompliziertes Konzept
  • einfache Bedienung
  • große Soundvielfalt
Contra:
  • AmpliTube Software muss für iPad und iPhone gesondert erworben werden
  • Nebengeräusche
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Features
  • IK Multimedia AmpliTube iRig
  • Instrumenten-Adapter für iPhone, iPod touch, iPad und andere iOS-Geräte
  • inkl. AmpliTube „Free“ Software mit zwei Stomp-Effekten, einem Amp mit Box sowie zwei Mikrofonen
  • maximal drei Stomp-Effekte, eine Amp-Simulation, ein Boxencabinet und ein Mikrofon gleichzeitig nutzbar
  • Import und Playback von eigenen Songs zum Üben und Mitspielen möglich, eingebauter Tuner und Metronom, 36 frei konfigurierbare Presets
  • Via iTunes kostenpflichtig erweiterbar auf max. 10 Stomp-Effekte, 5 Amps & Boxen
  • Systemvoraussetzungen: iPhone (ab 3GS), iPod touch (ab 3. Generation), iPad (alle)
Preis:
  • IK Multimedia AmpliTube iRig 35,00 Euro UVP
  • AmpliTube Vollversion 15,99 Euro UVP
  • zusätzliche Effekte jeweils 2,99 Euro UVP
  • zusätzliche Amps jeweils 3,99 Euro UVP
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • unkompliziertes Konzept
  • einfache Bedienung
  • große Soundvielfalt
Contra
  • AmpliTube Software muss für iPad und iPhone gesondert erworben werden
  • Nebengeräusche
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IK Multimedia AmpliTube iRig Test
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AmpliTube iRig: Der Instrumenten-Adapter für iPhone & Co von vorn ...

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Kommentieren
Profilbild von Heiko

Heiko sagt:

#1 - 13.11.2012 um 20:03 Uhr

0

Gegen Nebengeräusche wie Knackser kann es mitunter ganz hilfreich sein, das iPhone in den Flugzeugmodus zu schicken. Vielleicht hilft der Trick ja bei Dir.

Profilbild von Christoph Heckmann

Christoph Heckmann sagt:

#2 - 19.11.2012 um 02:37 Uhr

0

...und wie können Android-Nutzer Gitarren in´s Smartphone bringen?????

Profilbild von zynische birne

zynische birne sagt:

#3 - 19.11.2012 um 05:55 Uhr

0

...indem sie ihr Android-Phone verkaufen, und auf die dunkle Seite der iMacht kommen. ;-)

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