Ibanez BTB1605 Premium NTF Test

Darf es ein bisschen mehr sein? Zum Beispiel ein Fünfsaiter mit durchgehendem neunstreifigen Hals inklusive Graphit-Verstärkung, mit wild gemaserter Edelholzdecke auf einem modern geformten Korpus aus Mahagoni, bestückt mit erstklassiger Marken-Hardware in Gold – und als besonderes Extra vielleicht noch ein Set “Big Singles” vom weltbekannten Tonabnehmerhersteller Carey Nordstrand aus Kalifornien?

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“Sehr gerne, mir fehlt aber gerade das nötige Kleingeld für eine Bestellung in meiner bevorzugten Bass-Manufaktur”, werden wohl viele denken. In der Tat sind das aber die Spezifikationen des Ibanez BTB1605-Fünfsaiters aus der Premium-Serie, der das Budget erstaunlicherweise weniger strapaziert als beispielsweise ein fünfsaitiger Jazz Bass aus der American Standard-Serie von Fender. Ob Ibanez mit dem schicken BTB-Fünfer wirklich eine Alternative zu den deutlich kostspieligeren Boutique-Bässen im Programm hat, versuche ich in diesem bonedo-Test zu ergründen.

Details

In der BTB-Serie bietet Ibanez seit jeher äußerst solide und gut verarbeitetet Bässe mit Edelbass-Flair zu einem günstigen Kurs an und treibt dieses Prinzip mit ihren in Indonesien gefertigten Premium-Instrumenten, für die nur ausgesuchte Materialien und noch hochwertigere Hardware verwendet wird, auf die Spitze. Um dem edlen Fünsaiter einen möglichst ebenmäßigen Klang und die berühmte, mächtige H-Saite einzupflanzen, wurde er mit der beliebten langen 35″-Mensur und einem äußerst aufwendig konstruierten durchgehenden Hals ausgestattet. Aus sage und schreibe neun Teilen setzt sich die Halskonstruktion zusammen: schmale Streifen aus Bubinga, Ahorn und Wenge wechseln sich ab und sollten eigentlich genügend Stabilität für einen mitteldicken Fünfsaiterhals bieten. Den Ibanez-Konstrukteuren reichte das aber nicht, denn sie verstärkten die Hälse der BTB Premium-Bässe zusätzlich noch mit Graphitstäben. Auf die ultrastabile Halskonstruktion wurde ein Griffbrett aus Palisander geleimt, darin sitzen 24 Bünde im Format “Medium” und – sowohl an der Flanke als auch zwischen H- und E-Saite – runde Abalone-Markierungen zur Lagenorientierung. Die angeleimten Korpusflügel des Premium-BTB bestehen aus Mahagoni, und für den amtlichen Edelbass-Look sorgt eine Pappeldecke mit wilder Maserung. Die gesamte Konstruktion wurde schließlich inklusive Halsrücken mit einem dünnen seidenmatten Finish überzogen, was sich sehr organisch und geschmeidig anfühlt. Ich muss schon sagen: der BTB sieht mit seiner exotischen Holzkomposition wirklich wie ein amtlicher Nobelschlitten aus und ist darüber hinaus sehr gut verarbeitet. Trotz der ganzen Lagen und Streifen sind nirgendwo im Holz auch nur die kleinsten Unebenheiten zu spüren!

Fotostrecke: 6 Bilder Der Ibanez BTB 1605 Premium NTF: gertenschlank und rank…

Als nächstes werfen wir einen Blick auf die Hardware des BTB 1605, die mit Sicherheit keinen Vergleich mit der Ausstattung von richtig teueren Boutique-Bässen zu scheuen braucht. Auf der Kopfplatte des BTB1605 sitzen fünf gekapselte Stimmmechaniken vom japanischen Hersteller Gotoh, die Saiten laufen über ein “BLACK TUSQ”-Sattel von Graph-Tech und werden am Ende des Bodies schließlich von den einzelnen Saitenreitern der Monorail-Brückenkonstruktion aus dem Hause Ibanez aufgenommen. Durch die getrennten Saitenreiter dieser Konstruktion sollen die Schwingungen der Saiten voneinander abgekoppelt werden, was letztlich zu einer effektiveren Übertragung der Saitenschwingung in den Korpus sorgen soll. Die Saitenlage wird jedoch wie bei einer herkömmlichen Brücke eingestellt: kleine Imbusschrauben sind für die jeweilige Höhe der Reiterchen und Kreuzschlitzschrauben für die Intonation zuständig. Die Ibanez Monorail-Konstruktion bietet außerdem pro Segment eine weitere Imbusschraube zur Fixierung der Einstellung – damit sitzt dann alles für die Ewigkeit bombenfest!

Fotostrecke: 5 Bilder Edel geht es auch auf…

Aber nicht nur bei der Brücke verlässt sich Ibanez auf die eigene, langjährige Erfahrung: auch die flexible Elektronik mit der kryptischen Bezeichnung “EQB-IIISC” stammt aus dem eigenen Entwicklungslabor. Der Preamp bietet neben dem obligatorischen Lautstärkeregler und einem Balance-Regler zum Überblenden der beiden Tonabnehmer drei etwas kleinere EQ-Regler für Bässe, Mitten und Höhen, mit denen die jeweilige Frequenz angehoben oder abgesenkt werden kann. Bei der Mittenfrequenz haben wir sogar die Wahl zwischen zwei Einsatzfrequenzen, ein Schalter im Cockpit des BTB stellt die Positionen 250Hz und 600Hz zur Verfügung. Mit einem weiteren Schalter kann die Elektronik komplett ausgeschaltet werden, falls man den BTB1605 lieber passiv spielen möchte. Der Passivbetrieb funktioniert übrigens auch ohne Batterie, man steht also nicht auf dem Schlauch, falls dem 9Volt-Block beim Gig die Puste ausgeht. Die Batterie ist zudem im Notfall schnell gewechselt, sie sitzt nämlich lobenswerterweise in einem separaten Fach mit Schnappverschluss.

Fotostrecke: 5 Bilder Hier ein Blick auf die Schaltzentrale des Ibanez…

Ein deutliches Statement setzt Ibanez bei den Premium-Bässen mit der Wahl der Tonabnehmer, die gesamte Serie wird nämlich mit zwei “Big Singles” von Nordstrand ausgestattet. Die Tonabnehmer von Carey Nordstrand gehören ohne Zweifel zum Besten, was die Branche zu bieten hat. Da wundert es wenig, dass Basshersteller rund um den Globus die Nordstrand-Produkte gerne in ihren Kreationen verbauen. Die “Big Singles” von Nordstrand stehen für einen fetten “Jazz Bass on Steroids”-mäßigen Sound, klingen also voluminöser und aggressiver als normale Singlecoils und kommen in einem Soapbar-Gehäuse mit Standard Bartolini-Ausmaßen daher.

Fotostrecke: 3 Bilder So muss der Body eines Edelbasses aussehen!

Nicht weniger nobel als die Ausstattung des BTB1605 Premium ist auch das Zubehör, mit dem bzw. in welchem der Bass das Ibanez-Werk verlässt. Er wird in einem hochwertigen Softcase in rechteckiger Form ausgeliefert. Mit im Case liegt ein praktisches Multi-Tool, das sämtliche Werkzeuge für das Setup inklusive eines kleinen Lineals zum Messen der Saitenlage bereitstellt. Ein Sticker im Case macht außerdem klar, dass hochwertige und langlebige Saiten der Marke Elixir werkseitig auf das Instrument gezogen wurden.

Fotostrecke: 2 Bilder Der BTB wird in einem in einem stabilen Case…

Praxis

Bei einem Bass, der ordentlich was auf die Waage bringt, ist eine optimale Gewichtsverteilung überaus wichtig, damit er komfortabel und stabil vor dem Körper hängt. Ibanez hat das Problem beim BTB1605 perfekt gelöst: der 4,3 kg schwere Bass ist nämlich nicht im Geringsten kopflastig und positioniert sich am Körper automatisch in eine komfortable Spielposition. Die tiefen Lagen sind trotz der langen 35″-Mensur leicht zu erreichen und auch die höchsten Töne können ohne Behinderung angepeilt werden, das untere Korpushorn ist nämlich bis zum 24. Bund ausgeschnitten. Der ausgewachsene Fünfsaiter lässt sich insgesamt sehr komfortabel spielen und legt dem geneigten Bassisten bei der Ausübung seiner Kunst keine Steine in den Weg. Nur eine Kleinigkeit stört mich dennoch an der Korpusform des BTB1605: die Oberkante, die bei den meisten Spieltechniken als Auflage für den rechten Unterarm dient, ist hier nicht abgeflacht, sondern sehr kantig und auf Dauer etwas unbequem – jeder Standard-Fender ist an dieser Stelle ergonomischer geformt! Dennoch wird die Kante sicherlich nicht jeden stören, und zudem gibt es wahrscheinlich auch keine Korpusform, die für alle Anwender gleichermaßen ideal ist. Wirklich ärgerlich ist bei meinem Testbass jedoch ein Fehler in der Bundierung. Von einem Bass, der so offensiv auf “edel” macht, erwarte ich natürlich auch eine Bundierung, die bei optimaler Einstellung der Halskrümmung eine sehr komfortable Saitenlage von gerade einmal 2 mm ermöglicht. Auf weiten Teilen des Griffbretts lässt sich die niedrige Saitenlage auch realisieren, und die Bundierung verursacht nur minimale Scheppergeräusche, doch der 21. Bund auf der G-Saite ist aber leider komplett tot und ein paar Töne in diesem Bereich rasseln einfach zu stark – schade! Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass mein Testbass hier eine Ausnahme ist, denn ich habe schon einige Ibanez-Bässe gespielt und auch für bonedo getestet, die alle mit einer absolut fehlerlosen Bundierung ausgestattet waren!

Nur Positives habe ich hingegen beim BTB1605 zum Thema Sound zu berichten: Die “Big Singles” von Nordstrand sind (wie es der Name unschwer erkennen lässt) Singlecoil-Tonabnehmer, die an den typischen 60er Jahre Jazz-Positionen installiert wurden. Trotzdem hat der Sound des Ibanez relativ wenig mit einem typischen, eher schlanken Jazz Bass-Sound gemein. Der BTB1605 liefert ein deutlich komplexeres Klangbild und klingt erwartungsgemäß deutlich fetter und aggressiver. Mit der Tonabnehmerblende in der Mitte und einer Spur vom Onboard Bass-EQ produziert der Edel-Ibanez einen ausgewogenen Universalsound mit voluminösem Fundament und schönen Konturen. Die Nordstrand-Tonabnehmer klingen sehr muskulös und bilden trotzdem jedes Detail im Sound ab – ich bin durchaus beeindruckt!

Audio Samples
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Ibanez BTB 1605 Premium, beide PUs, leichter Bass-Boost
Moderner, spritziger Edelbass: der Ibanez BTB 1605 Premium NTF
Moderner, spritziger Edelbass: der Ibanez BTB 1605 Premium NTF

Es geht natürlich auch noch aggressiver, denn die Ibanez-Elektronik bietet mit ihren variablen Mitten jede Menge Möglichkeiten, den Sound zu formen. Für den folgenden Fingerstyle-Groove habe ich die Hochmitten bei 600Hz deutlich angehoben, um den Sound noch ein Stück nach vorne zu holen. Die Elektronik arbeitet übrigens nahezu nebengeräusch frei und verursacht auch bei starken Frequenzanhebungen kaum Rauschen – absolut klasse!

Audio Samples
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Ibanez BTB 1605 Premium, Hi-Mid Boost

Der flexible BTB1605 lässt sich aber mit ein paar Handgriffen auch in die entgegengesetzte Richtung trimmen. Mit dem Halstonabnehmer im Solomodus, heftig abgesenkten Höhen und einer Prise vom Tiefmitten (bei 250Hz) vom EQ liefert er einen runden und warmen Sound für vintage – artige Einsätze. Und obwohl die Big Singles ziemlich heiß gewickelte Einspuler sind, hatte ich in der Testphase kaum Probleme mit dem typischen Singlecoil-Brummen, wenn nur einer der beiden Tonabnehmer in Betrieb war.

Audio Samples
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Ibanez BTB 1605 Premium, Hals-PU, Treble Cut

Das Klangspektrum des BTB1605 Premium ist wirklich extrem breit und ich sehe kaum einen Kontext, in dem der Bass nicht eingesetzt werden könnte. In den letzten beiden Audiobeispielen hört ihr den Ibanez noch einmal im aktiven Betrieb mit starker Bass- und Höhenanhebung und danach im passiven Betrieb auf den Halstonabnehmer geblendet.

Audio Samples
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Ibanez BTB 1605 Premium, Bass & Treble boost, Slap Ibanez BTB 1605 Premium, Hals-PU passiv

Fazit

Der Ibanez BTB1605 Premium ist ein aufwendig und wunderschön gefertigtes Instrument, das viel Boutique-Flair zu einem erstaunlich günstigen Kurs bietet. Typisch für einen Bass mit durchgehendem Hals ist der in allen Lagen ebenmäßige und leicht komprimierte Klang, der von den erstklassigen Nordstrand-Tonabnehmer außerordentlich detailreich wiedergegeben wird und sich mit der hochwertigen Elektronik aus eigenem Hause an alle erdenklichen Situation anpassen lässt. Der schicke Bass kommt außerdem in einem hochwertigen Softcase und ist mit hochwertigen Elixir-Saiten bespannt. Auch beim Zubehör geht Ibanez also nicht auf Sparkurs! Absolute Empfehlung für Bassisten, die einen solide konstruierten und flexiblen Fünfsaiter mit Edelbass-Optik für einen mehr als fairen Preis suchen!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tolle Edelbass-Optik
  • hervorragende Verarbeitung
  • gute Bespielbarkeit
  • hochwertige Hardware
  • überzeugender Sound in vielen Variationen
  • hochwertiges Zubehör (Softcase + Multitool)
  • hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis
Contra
  • Bundierung des Testbasses leider fehlerhaft
  • unbequeme Shapingkante am Korpus
Artikelbild
Ibanez BTB1605 Premium NTF Test
Für 1.098,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Ibanez
  • Modell: BTB1605 Premium
  • Land: Indonesien
  • Mensur: 35 Zoll
  • Korpus: zwei Flügel Mahagoni, Poplar Burl-Decke, mattes Finish
  • Hals: durchgehend, neun Streifen Wenge/Ahorn/Bubinga, graphitverstärkt, 24 Bünde, Abalone Inlays, Palisander-Griffbrett, mattes Finish
  • Hardware: Gotoh Tuner, Ibanez Monorail-Bridge 19mm Saitenabstand, Graph-Tech BLACK TUSQ XL-Sattel
  • Elektronik: EQB-IIISC, Dreiband-EQ, Mittenwahl 250Hz/600Hz, Vol/Bal/Bs/Mid/Trbl, Passivbetrieb, Stromversorgung mit 9 Volt-Batterie
  • Tonabnehmer: 2 x Nordstrand „Big Singles“ passiv
  • Gewicht: ca 4,3 kg
  • Zubehör: hochwertiges Softcase, Multitool
  • Preis: 1.560,00 EUR (UVP)
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