Hercules DJ Control Air+

Praxis

Konfiguration

Links stellst du das Panorama und die Lautstärke der Output-Channels ein und (ent-) sperrst die Lautstärkeregler für den rechten und linken Kanal. Im Hauptmenü aktivierst du, falls erforderlich, die Talkover-Funktion und definierst die Absenkung der Musiklautstärke (-3, -6 oder -9 dB). Darunter schaltest du den Infrarotsensor für den Air Control an oder aus und bei den Jogwheel-Einstellungen darfst du die Empfindlichkeit festlegen: normal (default), ½, ¼ oder 1/8. Der letzte Punkt in diesem Menü ist die MIDI-Auflösung (7/14 Bit). In den erweiterten Betriebseinstellungen hast du zudem noch die Möglichkeiten, das Routing (1,2 oder 3,4) für die Kopfhörerkanäle und den Master zu bestimmen, den Crossfader deinen Bedürfnissen entsprechend zu konfigurieren (Beatmixing oder Scratchen) und die Anschlagstärke (Velocity) für Cues oder Samples an- oder auszuschalten. Im Velocity-Modus sind die Pads wesentlich empfindlicher und reagieren schneller, was natürlich super ist, weil man nicht so reinhacken muss. Ich persönlich empfinde es jedoch irritierend, da sich die Pads unter den Fingern so steif anfühlen.
Rechts oben neben dem Fragezeichen findest du sieben Themenbereiche wie Audio, Mapping, Keyboard oder allgemeine Einstellungen, wo unter anderem noch mal die Empfindlichkeit vom Jogwheel oder den Pitch-Bends eingestellt und eine von acht Farbthemen für die Wellenform gewählt werden kann. Im Mixer-Menü wird die Crossfader-Kurve auf Mixen, Scratchen oder anwenderspezifisch eingestellt und verschiedene Equalizer-Wertebereiche gibt es hier ebenso. Ganz neu ist in diesem Upgrade „Connect“, die Option, Djuced mit deinem Soundcloud-Account zu verbinden, um dort deine DJ-Mixe hochzuladen. Eine gute Idee, wie ich finde und ziemlich praktisch noch dazu, weil man so bei der Promotion der eigenen Mixe durchaus Zeit spart und diese unmittelbar nach dem Mix im selben Interface noch starten kann. Mehr Informationen zu Djuced 40° und Tutorials findest du hier.

Fotostrecke: 2 Bilder Hercules DJ Control Air+ Hier auf der Steuerkonsole werden nach der Installation von Software und Treibern sämtliche Voreinstellungen getroffen.

Da das Mapping für den Hercules Control Air+ glücklicherweise bereits automatisch erstellt ist, kann ich gleich loslegen. Das Navigieren mit dem Browser-Button ist sehr komfortabel und das Laden der Tracks mit Load A oder B funktioniert ebenso problemlos wie das Beatmatching über die Sync-Taste. Auf dem Controller selbst erkennt man bereits optisch, wenn die beiden Decks nicht synchron laufen und zwar im Beatcounter-Display, einer LED-Anzeige mit vier Takten pro Deck. Der linke Player wird in der oberen und der rechte in der unteren Leiste angezeigt, einmal in rot, einmal in blau. Laufen die beiden Musikstücke im gleichen Beat, leuchten die rote und die blaue Anzeige gleichzeitig und genau parallel übereinander auf. Mit den Pitchfadern oder über das schicke und extra große Pitchbend-Wheel kann man das Tempo natürlich auch komplett manuell angleichen. Das Mixen läuft durchweg rund, der Crossfader flutscht gut von einer zur anderen Seite, nur die EQs bereiten mir Probleme, denn sie reagieren einfach nicht so fluffig, wie ich das zum Beispiel vom DJ-Mixer her gewohnt bin. Aber okay, das Gerät ist noch nagelneu. Vielleicht werden die Drehregler ja nach längerem Gebrauch etwas „lockerer“.
Zum Anschieben eines Tracks oder bei Brakes funktionieren die Jogwheels einwandfrei und dank der Größe liegen sie auch echt gut in oder besser gesagt unter der Hand. Beim Scratchen sieht das schon anders aus. Okay, darin bin ich eh kein Meister und um mal etwas zu üben reicht die Funktionsfähigkeit völlig aus. Für professionelle Hip Hop DJs, die gern schnell und wild scratchen, sind die Jogwheels aufgrund ihrer Schwerfälligkeit aber vermutlich nicht die erste Wahl. Auch der Crossfader macht nicht gerade den Eindruck, dass er sich zum Gebrauch rasanter Scratchings eignet, denn genau dabei fühlt er sich dann doch nicht so robust an.
Das Springen zwischen Loops und FX anhand der beiden Bänke ist meiner Meinung nach für DJ-Novizen eine der größten Herausforderung beim Control Air+ und Bedarf unbedingter Konzentration. Ansonsten hat man schnell mal einen Loop erstellt, statt einen Effekt angewandt. An dieser Schnittstelle geriet ich beim Mixen mehrfach ins Stolpern. Ist aber vielleicht auch bloß eine Frage der Übung.
Die Voice-Over-Funktion habe ich beim Musikabspielen getestet und gleichzeitig direkt eine Aufnahme angelegt, bei der die Stimme leider nicht mit drauf war. Willst du deine Stimme separat aufnehmen, musst du in der Software statt Player, Sampler oder Step-Seqeuncer, die „Externe Quelle“ wählen und dann ganz normal über die Rec-Funktion am Mixer aufnehmen. Die Lautstärke kontrollierst du vorn beim Mikroeingang. Danach kannst du die entstandene Wave-Datei ganz normal in die Player, Sampler oder Step-Sequencer ziehen und mit Effekten bearbeiten. Das ist Arbeit, die zum Bereich „Show-Vorbereitung“ nach Hause gehört und im Club aufgrund der Lautstärke drum herum wenig Sinn macht. Von der laut Beipackzettel möglichen Bearbeitung der Stimme mit Effekten in Echtzeit war ich vom verzerrten Klang enttäuscht, der schon ohne FX-Einsatz mit digitalen Störgeräuschen versehen war. Hinzu kommt, dass die live erzeugten Worte oder Töne mit einer erheblichen Latenz erscheinen, was zumindest das spontane Einsingen von kurzen Hooklines unmöglich macht. Aber immerhin lassen sich mit einem Klick auf den Mic-Button der Hardware mal rasch ein paar Ansagen machen.
Was den allgemeinen Sound des Hercules Control Air+ betrifft, möchte ich folgendes festhalten: Beim Kopfhörerausgang treten ungefähr ab der 14 Uhr-Position Verzerrungen auf, die mit zunehmender Lautstärke natürlich intensiver werden. Ein Kritikpunkt, da es beim Auflegen oft mal laut wird und da muss ich dann auch den Pegel auf meinem Headphone aufdrehen können, ohne dass meine Songs arg verzerrt werden. Auch das Mikrofonsignal klingt eher bescheiden und etwas mumpfig und das liegt nicht an meinem Shure. Dem Gesamtsound, der hier aus dieser Test-Maschine kommt, fehlt es einfach an Brillanz und Tiefenschärfe, zudem ist ein digitales Schnurren präsent. Also nichts für Leute, die Wert auf astreinen, unverfälschten Sound legen.
Vor dem Fazit möchte ich noch loswerden, dass es bislang noch keine fertigen Mappings gibt, um die Steuerkonsole von Hercules mit einer Dritthersteller-Software zu nutzen. Ein eigenes Mapping zu erstellen ist vor allem im Hinblick auf die Einsteiger-Zielgruppe schon eine gewisse Challenge. Wäre schön, wenn sich hier zukünftig noch etwas tut.  

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.