Heil Sound PR 30 / PR 30 B Test

Das Heil Sound PR 30 zum Review bei bonedo – Heil ist ein gar nicht mal so seltener deutscher Nachname, und da viele Deutschstämmige im Laufe der Jahre ihr Glück – oder sagen wir besser: ihr Heil – jenseits des Atlantiks gesucht haben, findet man viele Heils auch in den USA. Robert Heil ist einer von ihnen: Der Tontechniker zeigte typisch amerikanischen Erfindergeist. Er ist es beispielsweise, der der Gitarrenwelt die Talkbox beschert hat.

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Heil Sound, das in Illinois beheimatete Unternehmen Bob Heils, hat sich seit Jahren der Herstellung von Mikrofonen gewidmet und ist vor allem in den USA ein “Big Name” im Business. Von allen Heil-Mikrofonen ist wahrscheinlich das PR 30 das bekannteste. Viele User überschlagen sich geradezu vor Lob. Na klar: Wir haben uns das Tauchspulenmikrofon zum Test kommen lassen, einmal als PR 30 in Champagner, einmal als PR 30B in tiefem Schwarz.

Details

Bitte keinen typischen Anfängerfehler begehen!
Ob das PR 30 bei den ganz großen dynamischen Mikrofonen mitspielen kann, wird der Praxistest zeigen, doch zumindest eine Gemeinsamkeit mit manchen Bekanntheiten kann man schon ausmachen, wenn man es nur betrachtet: Wie bei Shure SM 7B, Electro-Voice RE20 und Sennheiser MD 421 ist es durchaus möglich, dass der etwas unbedarftere User es mit typischen Großmembran-Kondensatormikrofonen verwechselt und seitlich bespricht. Wie die drei genannten Mikros verfügt auch das PR 30 über einen recht großen Gitterbereich für den seitlichen Schalleintritt, wird aber axial besprochen. Damit das nicht passiert, haben Heil sämtliche Unterlagen und sogar das Mikrofon selbst mit einer Fülle an Warnhinweisen überzogen – ich bin geneigt, das “typisch amerikanisch” zu nennen. Wie dem auch sei, unter dem runden Frontgitter übernimmt eine Membran mit aufgeklebter Spule den Job, Schall in mechanische Schwingung zu wandeln, die Spule in Zusammenarbeit mit einem Topfmagneten wiederum die Aufgabe, diese Bewegung per Induktion in Spannungsveränderungen umzuwandeln. Durch den seitlich und rückseitig eintretenden Schall verfügt das PR 30 über die Richtcharakteristik Niere – allerdings ist sie über das gesamte Frequenzspektrum ein klein wenig enger als gemeinhin üblich und verfügt sogar über eine kleine Ausbuchtung bei 180°, doch von einer Superniere würde ich noch nicht sprechen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Um Missverständnissen vorzubeugen, ist ein Hinweis auf die korrekte Besprechung auf das Gehäuse aufgedruckt.

Humbucker-Spule

Erstaunlich ist die Größe der Membran, die bei weit mehr als einem Zoll liegt. Kein Wunder also, dass die Empfindlichkeit des 600-Ohm-Mikros mit 2,82 mV/Pa für ein dynamisches Mikrofon verhältnismäßig hoch ist. Im Schallwandler-Element befindet sich eine Brummkompensationsspule (also ein Humbucker), auch der Metallkorpus trägt seinen Teil zur Unempfindlichkeit des Mikrofons gegenüber Einstreuungen bei. Zudem verhindert die feine Metallgaze unter dem äußeren Gitter Popplaute, die elastische Lagerung der Kapsel verringert die Übertragung von Trittschall.

Kleiner Boost bei 80 Hz

Wie üblich für Tauchspulenmikrofone liegt der maximale Schalldruck recht hoch, beim PR 30 sind es 146 dB(SPL) (wahrscheinlich für 0,5% THD). Der Frequenzgang ist natürlich nicht bretteben, das schafft diese Konstruktionsform nicht – und das ist kein ausgesprochener Nachteil. Die Grafik für frontal eintreffenden Schall zeigt (sicherlich bei einem Meter Abstand gemessen, also mit nur moderater Bassanhebung durch den Nahbesprechungseffekt) einen merklichen Abfall unterhalb von 50 Hz und eine kleine Überhöhung im tiefsten Grundtonbereich einer auf E gestimmen E-Gitarre, also um die 80 Hz herum. Vielleicht trägt dies einen kleinen Teil dazu bei, dass das Heil PR 30 für die Abnahme von Cabinets von vielen so geschätzt wird. Bis 1 kHz verläuft die Übertragungskurve recht gleichmäßig, um sich zu einem Peak von fast 10 Dezibel bei etwa 4 kHz aufzubäumen. Nach einem deutlichen Einbruch bei 7 kHz steigt der Graph bei 10 kHz kurz an, um die 20kHz-Marke mit einer Dämpfung von bereits 20 dB zu durchkreuzen. Ein Hochpass- oder sonstiges Filter gibt es beim PR 30 nicht. 

Fotostrecke: 5 Bilder Hoher Output: PR 30

Mit dem Euro alles doppelt so teuer?

Geliefert wird das Heil im Pappschuber. Die beiligende Halterung erlaubt das Anwinkeln (und natürlich das Verdrehen, was bei der rotationssymmetrischen Charakteristik natürlich witzlos ist). Wer eine stärkere Körperschallentkoppelung wünscht, kann die optionale Spinne PRSM erstehen. Und wem das Mikrofon optisch nicht zusagt, hat mit dem PR 30B eine Alternative. Dieses Mikrofon ist bis auf das blutrote Kopfgitter schwarz gehalten, ansonsten aber absolut identisch. In Deutschland beträgt der Listenpreis für ein Heil PR 30 € 391, in den USA hingegen $ 252. Das ist bei aktuellem Umrechnungskurs der doppelte Preis! Allerdings würde ein Versand aus Amerika bedeuten, teilweise viele Wochen warten zu müssen, hohe Transportkosten, Einfuhrumsatzsteuer und Zoll zahlen zu müssen, zum Zoll rennen zu dürfen und die (meist nur einjährige Garantie) im Servicefall nur bei Zahlung der erneuten kompletten Transportkosten in Anspruch nehmen zu können. Lohnen tut sich das also nicht. Ich möchte aber dennoch auf Shure verweisen, die irgendwann so schlau waren, den europäischen Preis für das SM 7B deutlich zu senken – und es somit viel attraktiver zu machen!

Praxis

“Positionierbarkeit: Gut.” Das ist mein erster Eintrag zum Heil PR 30 auf der Kladde, die ich bei meinen Praxistests immer mitführe. Mit gut einem viertel Kilogramm ist es nicht zu schwer, um auch am Galgen in der Bassdrum die Position zu halten, die Länge von 16 und der Durchmesser von etwa fünf Zentimetern erlauben auch die etwas verstecktere Positionierung. 

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Fotostrecke: 5 Bilder PR 30 und PR 30B

Der Grundklang des Mikrofons überrascht: Das Heil ist recht höhenreich, wirkt aber nicht so künstlich-resonierend, wie man es vielleicht von einem Tauchspulenmikrofon erwarten würde. Es gibt nicht sehr viele Mikros dieser Bauart, die derartig natürliche Höhen liefern können, ich möchte es in eine Reihe mit dem M88 und dem RE20 stellen. Bei Sprachanwendungen ist das vorteilhaft, aber auch zum Einfangen des Attacksounds einer Bassdrum, für Hi-Hats und für Gitarrenboxen. Sicher: Im Air-Band muss das Mikrofon passen, doch ist dieser höchste Frequenzbereich im Mix bei sehr vielen Signalen nicht mehr von Belang. Sprache klingt präsent, aber ohne nervige oder scharfe Anteile. Besonders amerikanische S-Laute (also mit etwas tieferer Zunge) klingen schön breit. Zwar wird unter den typischen Anwendungsgebieten des PR 30 von Heil gesungene Stimme nicht genannt, doch die Audiobeispiele zeigen, dass das Mikro im Studiobetrieb durchaus einen Versuch wert sein kann, zumal es sich etwas “spritziger” präsentiert als etwa ein SM 7B. Über den Abstand kann ein Sprecher oder Sänger sehr fein seine Bassigkeit regeln – die Kontrolle über den Proximity-Effekt gelingt hier vorbildlich und ist auch bei der Instrumentenabnahme nützlich. Mikrofoniert man Instrumente, wird man sich durchaus freuen, dass man mit der engeren Charakteristik eine höhere Ausblendung hinbekommen kann. Die rückwärtige Empfindlichkeit ist weiterhin gering genug, dass die Off-Axis von 180° ein wenig zu beiden Seiten wandert: geschenkt. Was erstaunlich ist: Heil schaffen es, das Pattern sehr stabil zu halten, was auf eine schlaue und ausreichend dimensionierte Schallführung hinweist. Und zuletzt: Die Poppempfindlichkeit ist ab Besprechungsabständen von 20-30 Zentimetern ausreichend gering.

Audio Samples
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Vocals Heil PR 30 Vocals EV RE 20 Bassdrum Heil PR 30 Bassdrum EV RE 20 Snare Heil PR 30 Snare EV RE 20 Light Ride Heil PR 30

Fazit

Mit dem Heil PR 30 kann man sich ein Tauchspulenmikrofon zulegen, welches durch – für ein Mikro seiner Bauart – natürliche Höhen besticht und besonders dadurch eine gelungene Soundalternative zu den verbreiteteren dynamischen Mikrofonen darstellt. Es zeigt sich im Test unkompliziert und kann in verschiedensten Recording- und Live-Situationen einen verlässlichen und klanglich voraussehbaren Job machen – eigentlich wollte ich den abgedroschenen Begriff des Arbeitspferdes hier vermeiden, doch leider passt er einfach zu gut. Wäre das PR 30 ein wenig preiswerter, würde ich die Anschaffung mehrerer dieser Mikros geradezu befehlen, so kann ich nur dazu raten, sich ein PR 30 einmal anzuhören. Denn der Preis ist nachrangig, wenn man ein gutes Werkzeug dafür bekommt – und das ist das Heil allemal!

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Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • natürlicher, ausgewogener Klang
  • gute Allrounder-Fähigkeiten
  • stabiles Polar Pattern
Contra
  • Preis
Artikelbild
Heil Sound PR 30 / PR 30 B Test
Für 359,00€ bei
Spitze, nur leider deutlich teurer als in den USA: Heil PR-30-Mikros
Spitze, nur leider deutlich teurer als in den USA: Heil PR-30-Mikros

Spezifikationen

  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: dynamisch (Tauchspule)
  • Frequenzgang: 40 Hz – 18 kHz
  • Übertragungsfaktor: 2,82 mV/Pa
  • Ausgangsimpedanz: 370 Ohm
  • Ausgang: XLR male
  • Preis: Euro 391,- (UVP)
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