Harley Benton ST-Mini Test

Mit der Harley Benton ST-Mini, einer 3/4 E-Gitarre im Strat-Style, bietet die Thomann-Hausmarke ein Instrument zum besten Taschengeld-Kurs an. Die Gitarre mit einer kurzen Mensur von 578 mm und drei Singlecoil-Pickups wechselt für nicht mehr als 65 Euro den Besitzer. Da in der Regel nur ein kleiner Prozentsatz der Eltern über einschlägige Erfahrung verfügt, um die Qualität eines solchen Instrumentes abschätzen zu können, stellt sich für den Rest die Frage, ob sie mit einem solchen Schnäppchen ihrem Kind den Einstieg in die herrliche Welt des Gitarrenspiels ermöglichen oder doch eher verbauen.

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Immerhin kann ein qualitativ schlechtes Instrument extrem demotivierend wirken und die vielversprechende Karriere hat ihren Knick, bevor sie richtig begonnen hat. Wir bringen mit diesem Test Licht ins Dunkel.

Details

Korpus

Die ST-Mini steckt in einem Pappel-Korpus im typischen Stratocaster-Shaping mit zwei Cutaways und den bekannten Ausfräsungen zur besseren Anpassung an den Körper des Spielers. Da es sich hier um ein 3/4 Modell handelt, ist der Body natürlich auch entsprechend kleiner als beim Original. Die ST-Mini ist in glänzendem Schwarz lackiert und den hellen Gegensatz dazu bildet das weiße, dreilagige Schlagbrett, auf dem die Pickups, Schalter und Regler montiert sind. Die Brücke ist mit der Grundplatte über fünf Schrauben am Korpus befestigt und entgegen der üblichen Variante – Saitenaufziehen durch den Korpus – werden die Saiten bei unserem Testmodell direkt an der Brücke eingefädelt. Diese ist mit sechs einzelnen Saitenreitern ausgestattet, die mit Inbusschrauben in der Höhe und mit Kreuzschlitzschrauben in der Position verstellbar sind. Trotz der niedrigen Preisgestaltung gibt es an der Hardware nichts auszusetzen. Die Schrauben verrichten ihre Dienste ohne Fehl und Tadel, nichts klemmt, und die Saitenreiter bieten ohne störende (scharfe) Kanten eine gute Auflagefläche für die rechte Hand.

Fotostrecke: 5 Bilder Die ST-Mini weist das altbekannte Stratocaster-Shaping auf

Pickups

Standesgemäß ist unser Testmodell natürlich mit drei stabil sitzenden Singlecoil-Pickups ausgestattet, allesamt in weißen Kappen und mit sichtbaren Pole-Pieces. Jeder Tonabnehmer ist über eine Kreuzschlitzschraube in der Höhe verstellbar und wird mit dem traditionellen Fünfweg-Schalter angewählt, der die üblichen Strat-Kombinationen ermöglicht:
1 – Steg-Pickup
2 – Mittlerer & Steg-Pickup
3 – Mittlerer Pickup
4 – Mittlerer & Hals-Pickup
5 – Hals-Pickup
Mit Volume (Lautstärke) und Tone (Klangfarbe) wird der Sound der Gitarre eingestellt.

Fotostrecke: 6 Bilder Trotz Mini-Ausführung finden hier drei Pickups Platz

Hals

Die Mini-ST hat einen verschraubten Ahornhals, auf den ein Palisander Griffbrett aufgeleimt ist. Darauf befinden sich insgesamt 20 Bünde, einer weniger als bei der “großen” Strat. Das ist aber nicht tragisch, denn selbst langjährige Strat-Spieler fliegen den 21. Bund eher selten an. Die Bearbeitung der Bunddrähte ist noch nicht optimal, sie könnten besser poliert sein und auch am Rand sind leichte überstehenden Kanten fühlbar. Aber ehrlich gesagt bin ich mit völlig anderen Vorstellungen an diesen Test herangegangen und bin sehr positiv überrascht, denn bei diesem Minimalpreis habe ich qualitativ bei Weitem nicht das erwartet, was ich jetzt vor mir habe. Die überstehenden Kanten sind nicht dramatisch und die etwas rauen Bünde sind meist nach einer kurzen Einspielphase “glatt gerutscht”. Das sind nun einmal die üblichen Nachteile dieser Klasse, die aber bei vielen Instrumenten im Preis-Segment bis etwa 400 Euro auftreten. Bei unserer Kandidatin findet man auf dem Griffbrett und an der Halsleiste die typischen Punktmarkierungen zur besseren Orientierung. Die Saiten laufen am Halsende über einen Kunststoffsattel zu den einseitig angebrachten Stimm-Mechaniken. Bei den Saiten D, G, B und E sind außerdem Niedrighalter verbaut. Die Mechaniken funktionieren einwandfrei, auch der Sattel ist gut gefeilt, sodass keine Saite Gefahr läuft, hängenzubleiben und nicht mehr zu stimmen. Auch das findet man bei einem Instrument im zweistelligen Preisbereich eher selten – um so positiver schneidet hier die ST-Mini ab.

Fotostrecke: 5 Bilder Ahorn-Hals mit Palisander-Griffbrett

Ab Werk sind Halsneigung und Saitenlage gut eingestellt, falls der Hals doch irgendwann nachgestellt werden muss, geschieht das per Inbus-Schlüssel am Übergang zur Kopfplatte. Ich musste lediglich bei der Oktavreinheit etwas Hand anlegen, aber das musste ich auch schon bei Instrumenten, die preislich vierstellig angesiedelt sind. Ein erfahrener Gitarrenlehrer wird solche Einstellarbeiten in der ersten Unterrichtsstunde vornehmen und das Instrument auf Vordermann bringen, damit der Nachwuchsgitarrist auch das Optimum an Spielqualität erhält. Die Basis dazu ist bei der ST-Mini auf jeden Fall vorhanden.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Details der ST-Mini machen schon mal einen stimmigen Eindruck
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