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Harley Benton Delta Blues OE Test

Praxis

Es ist leider nicht angegeben, woher diese Gitarre stammt, fest steht aber, dass die dortigen Gitarrenbauer ihren Job verstehen. Die Verarbeitung der Harley Benton Delta Blues OE ist über jeden Zweifel erhaben und hinterlässt mich, ehrlich gesagt, angesichts des Preises sprachlos. Der Hals fühlt sich gleichmäßig an, und der verdickte Übergang zur Kopfplatte weist keine scharfen Kanten auf. Die Mechaniken sind sauber ausgerichtet montiert.

Auch im Inneren ist nicht geschlampt worden, wie ein Blick mit dem Spiegel belegt: Keine scharfen Kanten, kaum Leimreste – da habe ich bei mehrfach teureren Gitarren Schlechteres gesehen! Die verbauten Komponenten wie die Mechaniken oder die Elektronik machen ebenfalls einen ordentlichen und soliden Eindruck.
Entsprechend angenehm liegt die Delta Blues OE in der Hand, und entsprechend angenehm spielt sie sich auch. Der Hals kommt von den Abmessungen eher den hauptamtlichen E-Gitarristen entgegen. Mit den Knüppeln, die in den 1940er-Jahren auf einer typischen Bluesgitarre zu finden waren, hat er nichts zu tun.

Ab Werk sind .012er Saiten aufgezogen, was zusammen mit der 648 mm langen Mensur zu einem eher straffen Spielgefühl führt. Der Klang ist ab Werk etwas stumpf, was sowohl an den Saiten als auch an der Gitarre selbst liegen kann. Das würde man bei einem Saitenwechsel merken. Allerdings passt dieser Sound hervorragend zur optischen Erscheinung der Gitarre.

Der Grundsound ist ausgeglichen und für eine Sperrholzgitarre erstaunlich füllig, mit einer leicht hohl-mittigen Komponente und einem gefühlt eher kurzen Sustain. Der Anschlag ist immer sehr gut zu hören, wodurch die Gitarre sehr präzise gespielt werden kann, ohne dass man dabei extrem auf die Attack achten müsste. Das kommt einem Einsteiger natürlich enorm entgegen!

Der Grundsound ist ausgeglichen mit entsprechend eingeschränkter Dynamik und einem etwas nasalen Klang.
Der Grundsound ist ausgeglichen mit entsprechend eingeschränkter Dynamik und einem etwas nasalen Klang.

Strumming und ähnliches wirken durch diesen Sound durchsichtig und exakt, auch wenn man sich vielleicht einen etwas frischeren Sound wünschen würde – aber hey, das ist eine Bluesgitarre, keine Pop-Diva! Dementsprechend muss man sich richtig anstrengen, wenn man eine luftige Akkordbegleitung mit leichtem Anschlag und noch leichterem Pick zaubern möchte. Man muss schon ein dickes Pick bemühen und genau wissen, was man da tut. Das ist aber völlig ok, denn so fordert die Delta Blues auch den gestandenen Profi heraus.

Sehr schön klingen alle Arten von offenen Akkorden, also Akkorde, die eine oder mehrere Leersaiten beinhalten. Speziell, wenn man die verschiedenen Griffmuster (E, A und ähnliches) in die hohen Lagen verschiebt, erhält man einen schönen Klangteppich.
Aufgrund des ausgeprägten Attacks kommen zudem alle Arten von Fingerpicking sicher und trennscharf. Natürlich bietet sich ein Blues-Picking an, aber auch schnelle Carter-Licks klingen authentisch. Bei diesem Pattern merkt man allerdings am deutlichsten, dass hier keine massive Decke am Start ist. Die Dynamik ist eingeschränkt und auch die Reserven speziell in den tiefen Lagen fehlen.

Kommen wir zum abschließenden Highlight der Delta Blues OE: der Tonabnehmer und die Elektronik. Erwartet habe ich einen kratzig-zirpigen Extrem-Piezosound. Gehört habe ich einen ausgeglichenen Pickup-Ton, der sogar die Frische besitzt, die dem akustischen Sound ein wenig abgeht. Klar, das Piezo-Timbre ist unüberhörbar, aber der Sound ist unterm Strich völlig überzeugend und besser als der von vielen Akustikgitarren aus der vollmassiven Kiloeuro-Klasse. Was wieder einmal belegt, dass eine akustisch limitierte Akustikgitarre die bessere Elektroakustische sein kann.

Audio Samples
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Blues-Riffs: Mikrofon Blues-Riffs: Pickup Folk-Style: Mikrofon Folk-Style: Pickup Picking: Mikrofon Picking: Pickup Open Chords: Mikrofon Open Chords: Pickup
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