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Harley Benton British TrueTone Test

Praxis

Der Harley Benton British TrueTone ist ein klassischer Verzerrer, der mit einer zusätzlichen Dreiband-Klangregelung ausgestattet ist, die hinter der Zerrstufe sitzt. Dreht man an deren Potis, hat das teilweise drastische Auswirkungen, wobei die eigentliche Zerrstruktur nicht verändert wird. Mithilfe der drei Regler lässt sich der Klang des Pedals frequenzmäßig sehr gut an den jeweiligen Verstärker anpassen. Ich hatte die besten Soundergebnisse, wenn ich ausgehend von der 12-Uhr-Position nur sehr feinfühlig nachjustiert habe. Der Grundsound des Pedals ist eher klassisch, mit einer rauen, britischen Färbung. Je weiter man den Drive-Regler aufdreht, desto stärker kommt der Bassbereich zur Geltung.
So weit, so gut, aber in Vollgasstellung verschluckt sich das Pedal leider sehr schnell und wirkt statisch und überkomprimiert. Wenn man dann noch eine Gitarre mit Humbuckern verwendet, erhält man einen recht mulmigen Ton. Man tut also gut daran, den Gainregler bei diesem Pedal nie voll aufzureißen, sondern sich die letzten zehn Prozent zu sparen.
Der Voiceregler verändert den Frequenzgang und die Zerrstruktur, wodurch sich der Klang auf den pesönlichen Geschmack biegen lässt. Für mich wirklich brauchbar klingt es jedoch nur in einem kleinen Bereich zwischen 10 und 14 Uhr. Hier ist also Fingerspitzengefühl angesagt, denn unter- und oberhalb ist der Ton entweder zu britzelig oder er wird indirekt.
Für die ersten Gehversuche mit dem Pedal hatte ich meine Les Paul angeschlossen, aber wie ich auch gedreht habe, der Sound wirkte immer komprimiert, erst recht mit viel Gain. Also durfte meine 77er Strat aus dem Koffer, die mit ihren Singlecoils naturgemäß einen schwächeren und höhenreicheren Klang bietet. Was für ein Unterschied! Das Pedal kam endlich aus den Puschen und der Sound öffnete sich. Offensichtlich versteht es sich viel besser mit Singlecoil- als mit Humbucker-Pickups, weil der Grundsound der Schaltung für Doppelspuler einfach zu fett abgestimmt ist. Und weil hier ganz klar die Stärken des British Overdrive liegen, wurden anschließend auch alle Audios mit der Stratocaster eingespielt. Der Amp selbst blieb dabei absolut clean.
Das Pedal generiert in dieser Kombination einen anständigen klassischen Hardrock- / Bluesrock-Sound, der je nach Einstellung etwas an Ritchie Blackmore erinnert, was mir wirklich sehr gut gefällt. Die leichte Nase im oberen Mittenbereich, die übrigens nichts mit der typisch nasalen Färbung des Tube Screamers zu tun hat, gibt dem Sound Durchsetzungsvermögen, ohne zu nerven. So bekommt man auch mit dem Halspickup sehr überzeugende, bluesige Töne hin. Dass sich der Klang trotz der zumindest optisch suggerierten Vielseitigkeit nicht allzu varialbel zeigt, halte ich bei einem Preise von knapp 30 Euro für absolut in Ordnung. Ein wirkliches Manko ist allerdings der hohe Rauschpegel, den man im Studio sicher vernachlässigen kann, wenn man die Tracks beim Editing „reinigt“. Im Proberaum und auf der Bühne kann die Rauschwand dagegen schnell zu einem Problem werden. 

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Soundbeispiel 1: Low und Mid 13 Uhr, High 12 Uhr, Voice 10 Uhr, Drive 9 Uhr
Im Low Gain Bereich befindet man sich schnell in Country Rock und leicht angezerrten Blues-Gefilden. Egal, wie man dreht, der Sound wirkt nach dem Einschalten in den oberen Mitten etwas spitzer, fast wie ohne Pedal. Ein Eindruck, der sich auch bei höheren Gaineinstellungen fortsetzt.

Audio Samples
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Soundbeispiel 1

Soundbeispiel 2: Low 14 Uhr, Mid 13 Uhr, High 12 Uhr, Voice 12 Uhr, Drive 12 Uhr
Hier ein Beispiel im mittleren Gainbereich. Der Sound ist klar und unvermatscht und eignet sich gut für klassische Rockrhythmen im Stil von AC/DC und Status Quo.

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Soundbeispiel 2

Soundbeispiel 3: Low 13 Uhr, Mid 14 Uhr, High 14 Uhr, Voice 13 Uhr, Gain Max 17 Uhr
Hier habe ich den Gainregler einmal voll aufgerissen und man hört, wie sich das Pedal im Bassbereich bei etwa 110 Hz verschluckt. Schade, denn so wirkt das Ganze zu komprimiert.

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Soundbeispiel 3

Soundbeispiel 4: Low 14 Uhr, Mid 14 Uhr, High 15 Uhr, Voice 14 Uhr, Gain 16 Uhr
Hier habe ich etwas Gain zurückgenommen, um die Kompression zu entschärfen. Dieses Beispiel mit meiner Strat zeigt, wie gut das Pedal mit Singlecoils harmoniert. Der Sound ist zwar fett, man hört den typischen Strat Twäng aber noch gut durch, womit sich der Klang im Playback sehr gut durchsetzt.

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Soundbeispiel 4
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Profilbild von Pitchblack

Pitchblack sagt:

#1 - 17.10.2012 um 09:42 Uhr

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Klasse Test zu einem tollen Pedal.
Ich konnte mir nicht vorstellen, das die Thomann-Hausmarke so einen S*ns*mp-Clone zu dem Preis anbieten kann.Das Rauschproblem relativiert sich meiner Meinung nach vor dem Amp.Hier möchte ich auch auf diesen Blogeintrag verweisen, der Videos zu den drei klassischen Marshall-Soundtypen enthält.
http://frequenzwerk.de/test...

Profilbild von Soulagent79

Soulagent79 sagt:

#2 - 18.10.2012 um 02:02 Uhr

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Sehr schönes Review. Ich habe das Pedal seit einigen Wochen und bin sehr zufrieden damit. Habe es an einen cleanen Fender 70w Hybrid Amp angeschlossen, der jetzt ordentlich rockt. Ich benutze meistens nur den Voice Regler und die EQs und drehe nur ganz wenig Zerre mit rein. So bekommt einen 'dirty clean'-Klang Richtung Hendrix hin. Daher sehe ich das Pedal auch nicht nur als Verzerrer an, sondern eher als Amp Modeler. Es ist auch in Ordnung, wenn der British Tone irgendwann anfängt zu rauschen - das macht ein "echter" Marshall Amp nämlich auch!

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ChildrenoftheReaper sagt:

#3 - 10.07.2015 um 22:10 Uhr

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Die Farbe ist Lila und das nicht umsonst. Da kann man an der Farbe sehen wohin die Reise geht, DEEP PURPLE der 70er Jahre. Ich spiele dieses Pedal immer Live wenn wir Deep Purple Songs spielen.

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FLOYD HENDRIX sagt:

#4 - 07.10.2021 um 09:45 Uhr

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Bringt den Sound der britischen Rockbands der 70er / 80er Jahre: Deep Purple, Led Zeppelin, Iron Maiden etc. und NICHT wie viele meinen den Sound des Marshall, dies ist nämlich KEIN Modelling-Pedal.....

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