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Guild D-20 Test

Die aktuelle Guild D-20 ist eine der ersten Gitarren, die aus dem neuen Werk des Traditionsherstellers stammt, der 2014 mit seiner kompletten Fertigung von der Ostküste nördlich von New York ins sonnige Santa Monica in Südkalifornien umzog. Neben Martin und Gibson zählt die 1952 in New York gegründete Firma Guild zu den großen traditionellen Westerngitarrenherstellern Amerikas. Dass der Firmenname für Qualität bürgt, zeigen die berühmten User, die von John Lennon über John Denver bis hin zu Bryan Adams und sogar Randy Rhoads reichen. Und die Liste ließe sich endlos fortführen und auch die stilistische Bandbreite spricht für sich.

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Das Steelstringspektrum der Firma Guild erstreckt sich von der M-Serie, die der Concert-Größe entspricht, der F-Serie in Jumbo-Größe, 12- und 6-saitig, und der Dreadnought D-Serie, die solche Klassiker wie die D-55 oder die D-25 Modelle beheimatet. Aus dem ehemaligen D-25 Modell ist das aktuelle D-20 Modell hervorgegangen, das 1968 erstmalig vorgestellt wurde und nun als Testkandidat in meinen Armen liegt.

Details

Korpus

Die D-20 kommt mit einem Korpus, bei dem Decke, Boden und Zargen aus massivem Mahagoni gefertigt sind, einem Holz, dem man warme, ausgewogene und sustainreiche Klangeigenschaften nachsagt und das besonders in diesem speziellen Fall durch seinen speziellen Braunton einen Blickfang bietet. Unterhalb des Schalllochs, das von einer in Elfenbein und Schwarz gehaltenen Rosette umfasst wird, befindet sich ein Schildpatt-Schlagbrett, das die schöne Maserung vor Kratzern bewahren soll. Übrigens ist es auch die einzige Farbkomponente auf dem Korpus, denn ansonsten ist das seidenmatt lackierte Instrument sehr schlicht und traditionell gehalten.

Fotostrecke: 5 Bilder Das aktuelle Steelstringmodell D-20 geht aus der ehemaligen D-25 hervor.

Wirft man einen Blick ins Innere, stellt man fest, dass die Beleistung bei der Holzauswahl eine Ausnahme macht, den die besteht aus Sitka-Fichte. Die Korpustiefe beträgt 101 mm an der halszugewandten Korpusseite und 127 mm jenseits des Steges, die Breite entsprechend 295 mm und 406 mm. Der gesamte Korpus hat eine Länge von 508 mm.

Fotostrecke: 3 Bilder Bei der Beleistung wurde statt Mahagoni Sitka-Fichte verwendet.

Beim kompensierten Steg kommt Indischer Palisander zum Einsatz und sowohl Saitenpins wie Gurtpin sind aus elfenbeinfarbenem Kunststoff gefertigt. Übrigens haben wir nur einen Gurtpin an der Zarge, das hießt, wer mit Gurt spielt, muss selbigen entweder am Hals befestigen oder einen zweiten Gurtpin am Hals/Korpusübergang anschrauben. Unsere Testkandidatin kommt übrigens auch ohne Tonabnehmersystem.

Fotostrecke: 5 Bilder Indischer Palisander war die Wahl für die Stegplatte.

Hals

Wie der Korpus besteht auch der Hals aus Mahagoni und trägt ein aufgeleimtes Indian-Rosewood-Griffbrett. Die Form ist ein klassisches C-Shape, das ab der ersten Minute sehr bequem in der Hand liegt und zum Spielen einlädt. Der Hals hat eine 650,9 mm Mensur, einen 12″ Radius und eine Sattelbreite von 43 mm, wie das bei einigen Dreadnought Modellen auch Standard ist. 20 Bünde bevölkern das Griffbrett, wobei sich der Hals-Korpusübergang auf Höhe des 14. Bundes befindet.

Fotostrecke: 3 Bilder 20 Bünde trägt das aufgeleimte Griffbrett aus Indian Rosewood.

Auf der Kopfplatte haben wir, neben dem Guild-Schriftzug, die Nickel “Vintage Style Open Gear”-Mechaniken mit einer 20:1 Übersetzung, die allesamt mit einem cremefarbenen Button versehen sind und sich butterweich drehen. Hinter dem Knochensattel finden wir auch die verschlossene Abdeckung für den Halsstab.

Fotostrecke: 4 Bilder In klassischer 3/3 Anordnung finden sich auf der Kopfplatte…

Hardcase

Die D-20 wird mit einem sehr schönen Guild Humidified-Koffer ausgeliefert. Das Besondere an diesem Case ist der integrierte Befeuchter (Humidifier), der in der Innenseite des Deckels auf Höhe des Schalllochs befestigt ist. In einer kleinen Plastikvorrichtung gibt es dort eine Art Kunststoffschwamm (HumiPod), der mit Wasser angefeuchtet wird, und so eine konstante Luftfeuchtigkeit im Inneren des Cases gewährleisten soll.

Fotostrecke: 3 Bilder Im Lieferumfang ist ein Guild Humidified-Koffer enthalten.
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Praxis

Nimmt man die D-20 in die Hand, fällt sofort die sehr komfortable Bespielbarkeit auf.
Hinsichtlich Saitenlage (die Gitarre wird mit einem beschichteten 012- 053 Phosphor Bronze Light-Satz ausgeliefert) und Verarbeitung gibt es keinerlei Beanstandungen. Alle Bünde sind perfekt abgerichtet und die Bundreinheit ist tadellos.
Für die Soundbeispiele verwende ich ein Neumann KM 184 als Kleinmembraner und ein Audio Technica AT4060a als Großmembran/Röhrenmikrofon. Beide Mikros sind im ca. 25 cm Abstand auf den 12. Bund gerichtet und werden über einen Great River MP500 NV und einen Sound Skulptor MP573 Mike Preamp verstärkt.
Grundsätzlich muss gesagt werden, dass ein Mahagonikorpus aufgrund seiner Materialbeschaffenheit andere Klangeigenschaften hat, als man sie von den typischen Dreadnought-Referenzmodellen mit Fichtendecke kennt und erwartet. So klingt auch die D-20 sehr direkt und unverblümt, was dem härteren Mahagoni geschuldet ist, und ist damit auch kein Modell, das viel verzeiht oder beschönigt. Der Sound ist sehr mittenbetont, klar und kräftig, aber dennoch warm. Die Obertöne wirken etwas verhaltener und haben nicht den seidig, silbernen Schimmer anderer Tonhölzer. Das ist jedoch nichts Negatives und liegt wie immer im Rahmen des persönlichen Geschmacks, aber es gibt viele Gitarristen, für die der “Sizzle” in den hohen Frequenzen nicht unbedingt wünschenswert ist.

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Strumming: Neumann KM 184 Strumming: Audio Technica AT4060a

Die Guild liefert ein sehr ausgewogenes Klangbild und die einzelnen Saiten werden gut getrennt aufgelöst. Der Bassbereich klingt sehr aufgeräumt und lange nicht so wuchtig, wie man das von anderen Dreadnoughtmodellen kennt; eine Eigenschaft, die für Studioproduktionen sehr hilfreich sein kann. Durch das präsente Mittenspektrum setzt sich die Gitarre gut durch, auch wenn sie für ein Instrument dieser Bauform nicht allzu laut wirkt.
In den folgenden Beispielen könnt ihr hören, wie sich die D-20 in verschiedenen Disziplinen schlägt.
Zunächst ein Strumming in höheren Lagen. Auch dort zeigt sich ein sehr ausbalancierter Klangeindruck:

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Strumming 2: Neumann KM 184 Strumming 2: Audio Technica AT4060a
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Werfen wir nun ein Ohr auf ein einfacheres Fingerpicking. Durch das Fehlen bestimmter Höhenanteile ist es sicherlich ratsam, entweder lange Fingernägel zu besitzen (habe ich übrigens nicht und demzufolge ist das Soundbeispiel auch mit den Fingerkuppen gespielt), oder doch zum Plektrum zu greifen, wenn man etwas mehr “Glanz” im Ton möchte. Allerdings hat der Sound der D-20 durchaus Charme und könnte z.B. in bluesigeren Kontexten sehr wirkungsvoll sein.

Audio Samples
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Fingerpicking: Neumann KM 184 Fingerpicking: Audio Technica AT4060a

Hier ein Beispiel mit geschlossenem Anschlag (der gleichzeitige Anschlag von zwei bis vier Fingern auf entsprechend zwei bis vier verschiedenen Saiten), wie wir es häufig in Popsongs antreffen:

Audio Samples
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Geschlossener Anschlag: Neumann KM 184 Geschlossener Anschlag: Audio Technica AT4060a

Zum Schluss noch eine Flatpicking-Variante. Das Plektrum bringt hier etwas mehr Höhen zum Vorschein:

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Flatpicking: Neumann KM 184 Flatpicking: Audio Technica AT4060a
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Fazit

Ob man auf Mahagoni als Klangholz steht, ist sicherlich Geschmackssache. Doch vollkommen unabhängig von persönlichen Präferenzen ist die Guild D-20 ein sehr hochwertiges Modell, das auch professionellen Ansprüchen genügt. Werkseinstellung und Verarbeitung sind makellos und das Spielen macht sofort Spaß. Ich persönlich mag den mittigen, direkten und natürlich-komprimierten Sound, und wenn man bereits im Besitz einer Dreadnought mit Weichholzdecke ist, das Budget hat und im Steelstringsektor breit aufgestellt sein will, kann die D-20 auf jeden Fall eine ratsame Investition sein. Wer noch keine Dreadnought besitzt, muss seine persönliche Soundvorstellung entscheiden lassen. Genau wie beim Äußeren, wobei mir persönlich das Schlichte und Rustikale an diesem Modell sehr gut gefällt. Wer optisch mehr will, kann alternativ zur Antique-Sunburst-Variante greifen. Summa summarum gibt es für unsere Kandidatin eine klare Kaufempfehlung bei durchaus angemessenem Preis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • authentischer Mahagoni-Sound
  • eigenständiger Charakter
  • gute Bespielbarkeit
  • tadellose Verarbeitung
  • Humidifier-Case im Lieferumfang
Contra
  • keins
Artikelbild
Guild D-20 Test
Für 1.499,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Guild
  • Modell: D-20
  • Bauform: Dreadnought
  • Made in: USA
  • Korpus: Mahagoni
  • Farbe: Natural
  • Finish: seidenmatt lackiert
  • Steg: Indischer Palisander
  • Stegeinlage: Knochen
  • Mensur: 650,9 mm
  • Hals: Mahagoni
  • Halsprofil: C
  • Griffbrett: indischer Palisander
  • Griffbrettradius: 12“
  • Halseinlagen: Perloid Punkte
  • Bünde: 20
  • Sattel: Knochen
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Schlagbrett: Schildpatt
  • Mechaniken: Guild Vintage Style Open Gear
  • Saiten ab Werk: .012 – 053 Phosphor Bronze beschichtet
  • Besonderheit: Koffer mit Luftbefeuchter im Lieferumfang
  • Preis : 1755,25 Euro UVP
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