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Gretsch G5420T Electromatic Test

Die Gretsch G5420T Electromatic im bonedo-Test – Die Electromatic ist eines der großen Erfolgsmodelle des traditionsreichen Herstellers aus den USA. Das erste Modell wurde bereits 1949 hergestellt und geht in die Geschichte von Gretsch ein als erste E-Gitarre nach dem 2. Weltkrieg. Welche Karriere diese Gitarrengattung machen sollte, war damals nicht einmal ansatzweise abzusehen. Ende der Neunziger Jahre ließ Gretsch eine etwas preisgünstigere Electromatic-Serie in Korea fertigen, die unter der Bezeichnung Modern Electromatic in der Gitarristenwelt sehr positiv aufgenommen wurde. Die Gitarren lagen weit unter der 1000-Euro-Marke und konnten mit guter Verarbeitung und dem typischen Gretsch-Sound überzeugen.

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25 unterschiedliche Modelle umfasst die Serie heute, die regelmäßig mit Updates und Faceliftings auf einem aktuellen Stand gehalten wird. Mit der G5420T haben wir uns eine recht massige Hollowbody aus der neuesten Produktion ausgesucht und sind gespannt, wie weit sie uns in die glorreiche Vergangenheit katapultiert.

Details

Korpus

Die G5420T kommt mit einem 70 mm dicken Korpus (Hollowbody), der aus fünfschichtigem Ahorn gefertigt ist. Unsere Testkandidatin ist mit einem Cutaway, den typischen F-Löchern und gewölbter Decke und Boden ausgestattet und kommt ganz in Orange mit einem cremefarbenen Binding. Die Gitarre ist aber auch in Schwarz, Sunburst und Grün erhältlich. Auf der Vorderseite blitzt es gewaltig, alle Regler, Schalter, Pickups und die Vibratoeinheit sind verchromt, lediglich das graue Schlagbrett aus Plexiglas bringt eine andere Schattierung ins Spiel. Die Gitarre hat auf jeden Fall den klassischen und sehr stylischen Gretsch-Look, den man zwar immer wieder mit den Fünfzigern und Rockabilly verknüpft, aber mittlerweile sind die Gitarren in sämtlichen Musikstilen zu Hause. Bekannte „Nicht-Rockabilly-Spieler“, die öfters eine Gretsch in der Hand haben, sind zum Beispiel Martin Gore von Depeche Mode oder Chris Shiflett von den Foo Fighters. Zu einer richtigen dicken Gretsch-Gitarre gehört natürlich auch ein amtliches Bigsby-Vibratosystem, das hier in einer lizensierten Form des B60 Modells an Bord ist. Die Ballends der Saiten werden auf kleine Stifte gesteckt und laufen dann über die Tremolo-Welle und eine Adjustomatic Bridge, die auf einem Palisander-Block befestigt ist. Der Holzblock ist nicht mit dem Korpus verleimt, sondern hat seine Stabilität durch den Saitendruck. Daher sollte man auch beim Saitenwechseln nicht alle Saiten gleichzeitig abspannen.

Fotostrecke: 7 Bilder Die G5420T ist eine recht massige Hollowbody

Pickups

Die 5420T ist mit FilterTron Pickups bestückt. Diese sind selbstverständlich aus neuster Produktion, haben aber laut Hersteller ihren Ursprung in einem Modell aus der Baldwin-Ära. Die Entwickler fanden einen sehr guten Tron-Pickup mit viel Punch und einem für Humbucker-Tonabnehmer guten Twang-Faktor und speisten quasi die DNA dieses Tonabnehmers in die neuen Blacktop FilterTron Pickups ein. Davon gibt es zwei identische in unserem Testmodell, die mit jeweils einem Volume-Poti in der Lautstärke geregelt und über einen 3-Wege Toggle-Switch geschaltet werden. An zusätzlichen Regelmöglichkeiten warten ein Master Tone und ein Master Volume auf ihren Einsatz.

Fotostrecke: 11 Bilder Das opulente Bigsby-System dominiert die Optik

Hals

Auch der Hals besteht aus Ahorn, allerdings hat man ihm ein Palisandergriffbrett aufgeleimt, auf dem 22 Medium Frets und die Gretsch-typischen großen Hump-Block-Einlagen zu finden sind. Außerdem helfen kleine schwarze Punkteinlagen auf dem cremefarbenen Halsbinding bei der Orientierung. Der Cutaway ermöglicht das Spielen in höheren Lagen, aber durch den Hals-Korpus-Übergang am 14. Bund sollte man keine allzu hohen Ansprüche an den Spielkomfort in diesen Regionen stellen. Die Saiten laufen über einen gut gefeilten Kunststoffsattel zu den Vintage-Tunern, die sich an beiden Seiten der Kopfplatte befinden. Die Mechaniken sind nicht gekapselt und erlauben einen Blick auf die Arbeit der Zahnräder, die ihren Job professionell und mit der entsprechenden Genauigkeit erledigen. Auf der breiten Kopfplatte findet man am Halsübergang die Abdeckplatte für den Halsstellstab, der aber nicht benutzt werden muss, denn unser Testmodell ist spielbereit eingestellt.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Hals/Korpus-Übergang
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Praxis

Mit der Gitarre fühlt man sich sehr schnell wohl, sie ist wirklich gut verarbeitet und die Voreinstellung ist ausgezeichnet. Die Bünde sind top abgerichtet und poliert, hier steht nichts ab, alles wirklich saubere Arbeit. Bei einem Instrument, das für runde 750 Euro im Handel über den Tresen geht, ist das nicht unbedingt Normalität. Es wird natürlich an anderer Stelle gespart, denn die 5420T kommt komplett nackt, also ohne Koffer oder Gigbag. Alles, was über die eigentliche Gitarre hinausgeht, muss sich der Besitzer einzeln hinzukaufen.
Trocken angespielt überzeugt die Gitarre mit einem schnellen Antritt, der Ton ist sofort da und das auch noch entsprechend knackig. Die Pickups erzeugen einen sehr ausgewogenen Klang mit strammem Bass, der aber nicht dröhnt, sondern klar und trocken aus den Speakern kommt. Die FilterTron Pickups bringen zwar etwas weniger Twang-Faktor als eine Gretsch mit Single Coils, aber dafür klingt sie satter und fülliger. Sie sind auch keine Gain-Monster und liefern ledigliche einen mittleren Pegel, punkten dafür aber mit einer ausgezeichneten dynamischen Ansprache. Der Kampf um die Zerre macht hier richtig Spaß. Wenn man einen Amp oder Overdrive auf mittleren Zerrgrad einstellt, dann kann man die Verzerrung von leicht übersteuert bis gut verzerrt mit dem Anschlag der rechten Hand regulieren. Selbstverständlich lässt sich ein Amp auch mit dem Volume-Poti entzerren. Dadurch, dass man zwei baugleiche Tonabnehmer in der Gitarre hat, ändert sich der Sound beim Umschalten nicht sehr drastisch. Aber genau das ist hier sinnvoll, denn so kann man den Klangcharakter der Gitarre in sehr feinen Abstufungen modellieren. Außerdem lassen sich mit den beiden Volume-Reglern und dem Master-Volume interessante Soundkombinationen von beiden Pickups erzielen – etwas Zeit zum Forschen sollte man also einplanen.
Prinzipiell sind meine favorisierten Sounds im leicht bis mittel verzerrten Bereich angesiedelt, hier kann sie ihren holzigen Ton besonders vorteilhaft ausspielen. Das Bigsby-System macht ebenfalls eine gute Figur, es liegt angenehm in der Hand, lässt sich weich bedienen und ist vor allem recht stimmstabil, wenn man nicht wie ein Wahnsinniger herumhebelt. Man hört zwar die Saiten hinter dem Steg recht lautstark mitschwingen und die Pickups übertragen das auch ganz leise, aber dieses Problem tritt bei solchen Systemen sehr häufig auf und nicht nur bei preisgünstigen Gitarren. Deshalb muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er es als störend empfindet oder als typisches Charaktermerkmal der Gitarre.

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Hörbeispiele

Alle drei Pickup-Kombinationen hintereinander vom Hals zum Steg.

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Clean Pickups

Angezerrter Sound mit beiden Pickups.

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Crunch

Mid-Gain-Verzerrung mit dynamischem Anschlag. Zuerst der Hals-Pickup, dann der Steg-Tonabnehmer.

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Mid Gain

Surf-Ton mit Slapback-Echo und dem Steg-Pickup.

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Surf

Das Bigsby-System in Aktion. Alle Tonhöhenverschiebungen wurden mit dem Vibrato erledigt.

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Vibrato

Funk-Groove mit Cleansound und beiden Pickups.

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Clean Funk

Ein etwas weicherer Ton mit dem Halspickup und leicht zurückgenommenem Tone-Regler.

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Neck Tone
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Fazit

Der klassische Gretsch-Sound für unter 1000 Euro. Da kann man nicht meckern, vor allem im Hinblick darauf, was hier alles geboten wird. Die Gretsch 5420T ist sehr sauber verarbeitet, Hals und Bünde sind ab Werk sehr gut eingestellt und abgreichtet und man fühlt sich ab dem ersten Augenblick wohl. Die Ansprache ist knackig, wobei die Blacktop FilterTron Pickups für einen eher dickeren Sound mit etwas geringerem Twang-Faktor sorgen als bei den Electromatic-Gitarren mit Singlecoils. Dafür zeigt sich hier das Einstreuungsverhalten naturgemäß wesentlich besser. Außerdem punktet das Instrument mit einer sehr guten dynamischen Ansprache. Die Hardware funktioniert gewohnt zuverlässig und die Vibrato-Einheit verhält sich bei normaler Betätigung sehr stimmstabil. Lediglich das Scheppern der Saiten hinter dem Steg stört etwas, aber das ist bei diesen Systemen sehr häufig der Fall. Mein favorisierter Einsatzbereich sind die leicht bis mittelstark verzerrten Sounds, und auch kräftig tiefer gestimmt darf gerockt werden.
Alles in allem ein attraktives Instrument, das stilistisch einen erheblich größeren Bereich abdeckt, als es die Optik erahnen lässt. Deshalb meine Empfehlung: Es muss nicht immer Rockabilly sein. Antesten!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Optik/Verarbeitung
  • Hardware
  • Bigsby Vibrato Einheit
  • Sound/Pickups
  • Übertragung der Anschlagsdynamik durch die Pickups
Contra
  • Saitenschwingen hinter dem Steg
Artikelbild
Gretsch G5420T Electromatic Test
Für 859,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Gretsch
  • Model: G5420T Electromatic
  • Finish: Orange
  • Korpus: Ahorn
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsbr.Sattel: 43 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 53 mm
  • Mensur: 622 mm
  • Bünde: 22 Medium Frets
  • Mechaniken: Vintage style Open Back.
  • Pickups: 2x Blacktop FilterTron Pickups
  • Regler: Volume (Neck), Volume (Bridge), Master Volume, Master Tone
  • Brücke: Licensed Bigsby B60 Vibrato
  • Preis: 903,00 Euro (UVP)
Hot or Not
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Der Body besteht aus Ahorn

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Kommentieren
Profilbild von Philipp

Philipp sagt:

#1 - 07.08.2013 um 17:44 Uhr

0

Interessant wäre ein Soundsample Marke Foo Fighters oder sowas gewesen, mit etwas mehr Gain, um zu sehen wie sich die Gitarre in diesem Segment schlägt.

Profilbild von Wilfried Erns

Wilfried Erns sagt:

#2 - 18.10.2017 um 16:47 Uhr

0

Ich habe die G5420T gestern das erste mal in der Hand gehabt und es war Liebe auf den ersten Griff. Ich bin nur Hobbygitarrist uns spiele sonst die Fame Forum IV, aber die Gretsch in der Hand hat mein Blueserherz auf höchste Frequenz gebracht. Ich muss dazu sagen, dass ich das Instrument bei einem großen Kölner Musikhaus ausprobiert habe, bei dem etwa 30 Halbresonanzgitarren nebeneinander standen und ich habe sie alle ausprobiert. DIESE Gretsch war am Ende der absolute Favorit mit recht großem Vorsprung vor einer IBANEZ und nach wieder einem langem NICHTS kam so nach und nach der Rest. Wie gesagt - nur probegespielt und nicht auf Dauer benutzt aber nach dem ersten Eindruck eine uneingeschränkte Empfehlung.

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