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Gallien Krueger MB210 Test

Details

Die Verstärkung des MB210 wird von einer (digitalen) Class-D Endstufe erledigt, die beachtliche 350 Watt an 8 Ohm (ohne Zusatzbox) und 500 Watt an 4 Ohm (mit zusätzlich angeschlossener 8 Ohm Box) liefert. Die Verwendung von Class-D Endstufen ist heutzutage bei vielen Herstellern (Markbass, Tecamp, etc.), die Wert auf geringes Gewicht legen, ein absoluter Standard. Sie arbeiten sehr effizient und sind im Vergleich zu vollkommen analog aufgebauten Endstufen federleicht. Die Verwendung eines Leichtbau-Amps ist damit einer der Faktoren, der zur Handlichkeit des Testkandidaten beiträgt. Die konsequente Weiterführung des „Lightweight“-Konzepts ist die Verwendung von Lautsprechern mit Neodymium-Magneten. Diese Magneten wiegen deutlich weniger als die herkömmlichen Magneten aus z.B. Keramik oder Alnico und sind in der Federgewichtsklasse des Boxenbaus ein absolutes Muss.

Wie bereits im Intro erwähnt, finden sich im Gehäuse des Combos zwei Zehnzoll-Speaker, die ein weites Frequenzspektrum abdecken und eine schnelle Ansprache gewährleisten sollen. Um dem Frequenzspektrum nach oben den letzten Schliff zu geben, hat Gallien Krueger dem MB210 noch ein Hochtonhorn spendiert. Markenzeichen von GK ist normalerweise ein Bi-Ampingsystem, welches das Horn und die übrigen Speaker mit Power aus separaten Amps versorgt, um die Wirkung des Tweeters gezielt und nach Geschmack beeinflussen zu können. Im MB210 wurde auf dieses Feature verzichtet und dem Benutzer bleibt lediglich die Option, den Tweeter an- oder auszuschalten, ohne weiteres Finetuning vornehmen zu können. Ich persönlich bin generell kein großer Fan von Tweetern, und da dieser wahrscheinlich bei mir immer in der „Off“-Position stehen wird, macht es für mich keinen Unterschied – wer allerdings die Ausbaustufe dieses GK-Features will, müsste sich in der kostspieligeren RB-Serie des Herstellers umschauen.

Das Bedienpanel ist übersichtlich gestaltet und leicht zu verstehen. Da diese Einheit im hinteren Bereich der Gehäuse-Oberseite eingelassen wurde, ist die Beschriftung der Regler durch den überstehenden Teil des Gehäuses leider aus vielen Blickwinkeln verdeckt. Ich habe oft instinktiv den ganz links liegenden Regler benutzt, um die Bässe zu boosten – da aber anders als bei vielen Verstärkern hier die Höhenregelung links und die Bassregelung rechts liegt, habe ich zu Beginn meiner Versuche des Öfteren mal daneben gegriffen. Aber das ist natürlich alles Gewohnheitssache.

Wie erwähnt sind die Abmessungen des Combos sehr zierlich. Mit knapp 60x50x37,5 cm kann man das Leichtgewicht auch getrost in Papas Sportwagen zum Gig befördern (und der Kunstlederbezug des GK passt ja vielleicht sogar zu den Sitzbezügen). Bei so kompakten Abmessungen und dem wirklich sehr geringen Gewicht stört es auch nicht, dass es anstatt der oft üblichen zwei seitlichen Tragegriffe nur einen einzigen gummiartigen Griff auf der Kopfseite des Combos gibt. Ich bin mir sicher, dass in den meisten Fällen die zweite Hand mit dem Bass o.ä. belegt sein wird und dann sind wir alle glücklich, dass der Griff oben ist und nicht einer von zwei seitlichen benutzt werden muss. Wer in der anderen Hand eine zweite 8 Ohm Box mit sich herumträgt, der kann diese an den rückseitig befestigten Speakon-Anschlüssen übrigens problemlos anschließen und die Verstärkerleistung des MB auf 500 Watt hochkatapultieren.

Nun aber zu den Bedienelementen im Detail:
Ganz links befinden sich zwei Klinkeneingänge. Einer für passive Bässe und einer für aktive Bässe bzw. allgemein für Soundquellen mit höherem Output. Die beiden Eingänge können auch gleichzeitig benutzt werden und somit ist der GK für Basslehrer und Bassisten, die beispielsweise auch einen Synthbass anschließen wollen, interessant. Der folgende erste Controller ist Teil der Eingangssektion und regelt die Empfindlichkeit des Eingangs (nachdem durch die beiden Klinkeneingänge grob unterschieden wurde, ob der Input ein hohes Signal oder ein weniger hohes Signal erwarten darf). Die Bedienungsanleitung rät dazu, diesen „Gain“-Regler so hoch wie möglich einzustellen – allerdings natürlich nicht so hoch, dass der Sound das Zerren anfängt. Tatsächlich sollte ein Clipping unbedingt vermieden werden, da anders als bei Röhrenvorstufen hier kein schöner Vorstufen-Crunch zu erwarten ist, sondern der Sound zu einem Gedröhne ohne Punch verkommen würde. Leider muss der Bassist diese Einstellung beim MB210 per Ohr vornehmen, da es keine Clippinganzeige gibt, die einem auch optisch signalisiert, wenn das Signal am Input verzerrt. Dazu muss ich sagen, dass ich versucht habe, das Übersteuern mit meinem passiven Bass im Passiv-Input zu provozieren und dabei feststellte, dass dies tatsächlich nur bei Vollanschlag des Reglers vorkommt. Herr Gallien hat diese Gefahr also so gut wie möglich gebannt, und das wiederum rechtfertigt für mich ein wenig das Fehlen der optischen Justierhilfe mittels einer LED.

Kommen wir zur EQ-Sektion. Zu allererst findet sich hier ein Druckknopf mit der Beschriftung „Contour“. Dabei handelt es sich um ein EQ-Preset, das, genau wie beispielsweise der Contourtaster bei Trace Elliot Amps, eine sogenannte Badewannenkurve aufruft – Bässe etwas rein, Mitten ordentlich raus und Höhen wiederum rein. Dieses Preset wird gerne benutzt, wenn man auf Knopfdruck von einem recht linearen Fingerstylesound zu einem Slapsound wechseln möchte, ohne stundenlang an den einzelnen Frequenzbändern  rumschrauben zu müssen – nettes Feature. Die eigentliche EQ-Sektion ist in vier Frequenzbänder unterteilt, die jeweils über einen separaten Drehregler justierbar sind. Die Centerfrequenzen können im Specsheet eingesehen werden. Ich finde die gewählten Frequenzbereiche durchaus gelungen und man kann den Bass-Sound problemlos an unterschiedliche Raumgegebenheiten anpassen oder auch kreative Soundshapings vorzunehmen.

Nachdem das Bass-Signal also auch die EQ-Sektion durchlaufen hat, gelangt es in die Output-Abteilung. Bevor aber der Master-Regler die Ausgangslautstärke der Endstufe bestimmt, wartet noch ein weiterer Regler mit der Beschriftung „Boost“ auf seinen Einsatz. Dieser Regler simuliert den Sound eines Röhrenverstärkers mit der von Gallien Krueger entwickelten „G.I.V.E.“(Gate induced Valve Effect)- Technologie. Zwei Push-Buttons beenden die Output-Sektion: Limiter und Tweeter on/off. Der Limiter verhindert bei gedrücktem Knopf, dass die Endstufe verzerrt und regelt selbständig das Signal auf ein für die Endstufe akzeptables Level zurück. Der Tweeter-Schalter erlaubt es, man soll es kaum glauben, den Tweeter ein- oder auszuschalten –  allerdings wie erwähnt ohne weitere Regelmöglichkeit.

Die letzte Einheit vor dem Power on/off-Schalter, der wohl selbsterklärend sein dürfte, ist die sogenannte „Patchbay“. Man könnte das Ganze auch die Entertainment-Sektion nennen, denn es gibt Anschlussmöglichkeiten für z.B. iPods über Miniklinke, eine Kopfhörerbuchse mit 6,3mm-Klinke und einen XLR-Ausgang, der als D.I. fungiert. Bei eingestecktem Kopfhörer ist der Speaker stumm geschaltet, und man regelt die ausgegebene Lautstärke über das Mastervolume. Gute Lösung: So kann man bis in die Morgenstunden mit Livetapes seiner Lieblingsbands jammen, ohne die Kündigung des Mietvertrags „wegen Eigenbedarfs“ befürchten zu müssen.

Ok, zum Mitjammen im Wohnzimmer ist er also geeignet, aber wie sieht´s aus mit Gigs und Proben, also der echten Welt?

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