Fun Generation TT 1201 DJ-Turntable Test

Beim Fun Generation TT 1201 glaubt man kaum, dass ein direktangetriebener DJ-Plattenspieler mit Soundkarte zum Digitalisieren von Vinyl und vormontiertem Ortofon-Tonabnehmer für nur 198,- Euro über die Ladentheke gehen kann. Mit diesem Turntable spricht der Hersteller vor allem Hobby-DJs an, die in ihrem Bedroom auch Platten auflegen möchten...

Fun Generation TT 1201 DJ Plattenspieler Turntable Test Review

Fun Generation TT 1201 – das Wichtigste in Kürze

  • DJ-Schallplattenspieler mit Direktantrieb
  • Pitch-Control mit 10 % Umfang
  • abschaltbarer Phono-Pre-Amp
  • verbaute Soundkarte mit USB-Anschluss zum Digitalisieren von Vinyl
  • inklusive vormontiertem Ortofon-Tonabnehmer und Abdeckhaube

Die Ansprüche an einen DJ-Plattenspieler gehen weit auseinander. Beispielsweise wenn es um die Stärke des Drehmoments geht. Der eine mag es stärker, der andere schwächer. Aber ein zu lasches Torque bremst maßgeblich beim Dropping und Scratching die Platte aus. Auch die Robustheit und absorbierenden Eigenschaften des Chassis entscheiden über die Tauglichkeit unter lauteren Beschallungsbedingungen. Für Letztere ist der TT 1201 sicherlich eher nicht konzipiert, aber es wäre doch schön, wenn er es könnte.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Fun Generation TT 1201 von vorn

Maße, Gewicht und erster Eindruck

Der Fun Generation TT 1201 misst 450 x 350 x 139 mm (Breite x Tiefe x Höhe) und wiegt 4,62 kg. Gegenüber vielen gängigen DJ-Plattenspielern und ihren mindestens 9 kg ist unser Testkandidat ein wahres Leichtgewicht, was Standfestigkeit und Robustheit kosten könnte. Die vom Durchmesser recht groß wirkenden Füße bieten recht viel Hub, um Unebenheiten auszugleichen. Störende Vibrationen und Stöße werden sie wohl eher weniger dämpfen. Ein Wermutstropfen, den man bei diesem günstigen Preis aber gern schluckt. Zudem spielt dieser Turntable nicht in der Club- und Festival-Liga, sondern im Bedroom. 

Fotostrecke: 5 Bilder Der Blick in den Karton

Funktionen des Fun Generation TT 1201

Für diese Zwecke besitzt das dem Technics-Klassiker sehr ähnelnde und optisch sehr ansprechende Laufwerk alle Tugenden. Wie gewohnt befindet sich der Power-on-Drehschalter mit Stroboskop links unten, oberhalb der Start-Stop-Taste platziert. Ein auf Knopfdruck herausschießendes Target-Light zum Ausleuchten der Nadelposition in Blau besitzt der TT 1201 ebenfalls. 

Der Plattenspieler spielt LPs und Singles mit ihren jeweiligen Abspielgeschwindigkeit von 33 oder 45 Umdrehungen/Minute ab. Individuelle Geschwindigkeitsanpassungen um 10 % übernimmt der Pitch-Control, der mit seinen 6 c m deutlich kürzer als bei den herkömmlichen DJ-Plattenspielern ausfällt. Zumal der eigentliche Standard 8 % umfasst. Ergo: Ein größerer Umfang und kürzerer Fader dürften das Angleichen des Tempos deutlich erschweren. 

Tonarm

Am vermutlich aus Aluminium gefertigten S-förmigen Tonarm samt Basis darf auch der Lift zum gedämpften Absenken und Anheben nicht fehlen, auf den DJs jedoch aus Zeitgründen beim Auflegen in der Regel verzichten. Das Anti-Skating kompensiert mit dem einstellbaren Rädchen einen Umfang zwischen 0 und 4. Die Tonarmhöhe lässt sich nicht einstellen, was bei einem Plattenspieler dieser Preisklasse zu erwarten ist. Neben der Tonarmbasis wird ein Spare-Tonabnehmer und in der oberen linken Mulde der beigelegte Single-Adapter geparkt.

Anschlüsse

Am Backpanel wird die zum Lieferumfang gehörende Abdeckhaube in den beiden Scharnieren eingehakt. Als Anschlüsse finde ich zwei Cinch-Buchsen plus Erdungsschraube für den Anschluss des Plattenspielers wahlweise an den Phono- oder Line-Eingang eines Vollverstärkers, Receivers oder DJ-Mixers vor. Dank verbautem umschaltbaren Phono-Vorverstärker und -Entzerrer ist er mit beiden Eingängen kompatibel. 

Um Schallplatten zu digitalisieren, schließt man den Turntable über den USB-Port der im Chassis versteckten 16 Bit Soundkarte, deren Abtastrate 41 beziehungsweise 48 kHz beträgt, an einen Computer an. Die Stromversorgung erledigt ein externes Netzteil, das ebenfalls an der Rückseite angeschlossen wird. 

Fotostrecke: 5 Bilder Der Pitch-Control ist kurz geraten

Lieferumfang des Fun Generation TT 1201

Genauso so üppig wie die Ausstattung ist das Zubehör: Abdeckhaube, Ortofon Tonabnehmer OM 5S, USB-Kabel, ein Adapter für 7-Inch-Schallplatten, Filzmatte und die Bedienungsanleitung in zweifacher Ausführung.

Praxis

Um den Fun Generation TT 1201 zu testen, muss er zunächst „in den spieltauglichen Zustand versetzt werden“, das heißt, ich fädele den 800 g leichten Plattenteller in den Dorn des Chassis ein. Die Filzmatte kommt obendrauf. Anmerkung: Für DJ-Skills sollte man sich nebst einem entsprechenden DJ-Tonabnehmer, wie das Ortofon VNL eine richtige Slipmat mit besseren Rutsch-Eigenschaften zulegen. Aber da die Tonarmhöhe nicht eingestellt werden kann, sind beispielsweise Butter Rugs zu dünn, sodass mit diesen mitunter die Nadel die Rille nicht berührt. Wenn die Slipmat zu dünn, passiert sowas:

Anschließend schraube ich den am Headshell vormontierten sphärischen Ortofon OM 5S am Tonarm an. Beim Auflagegewicht halte ich mich an die Empfehlungen des Herstellers 1,75 g. Beim anzupassenden Anti-Skating gilt die Regel: für DJ-Zwecke 0 bis maximal die Hälfte des eingestellten Gewichts, für pures Vinyl-Abspielen Anti-Skating gleich Auflagegewichtswert.

Zu guter Letzt schließe ich das Laufwerk an den Phono-Eingang des Receivers oder in meinem Fall DJ-Mixers Rane Seventy-Two MKII an.

Fotostrecke: 3 Bilder Typisch DJ-Plattenspieler: Das Stroboskop und die Start-Stop-Taste

Verarbeitung und optischer Eindruck

Auf den ersten Blick würde man dem Turntable auch professionelle Einsätze zutrauen. Aber bereits beim Anheben spürt man den qualitativen Kompromiss an den niedrigen Preis. Dem Chassis traue ich nur eine ruhige Umgebung zu, bei der es auch Platten ohne einstreuende Störgeräusche oder Nadelspringen abspielt. 

DJ-spezifische Eigenschaften   

Für einen DJ zählt das Drehmoment des Direktantriebs, dessen Wert Fun Generation nicht preisgibt. Aufgrund der Leichtigkeit des Tellers braucht der Motor nicht viel Kraft, um ihn in Schwung zu bringen. Daher startet er auf Tastendruck recht flott, sein Auslauf beim Stopp klingt soft, als Brake-Effekt bestens geeignet. Das Stroboskop visualisiert anhand der Spiegel am Plattenteller einen recht gleichmäßigen Lauf ohne auffallende Schwankungen. 

Lege ich meine Hand auf die laufende Platte, spüre ich das recht niedrige Drehmoment. Der Teller stoppt schon bei leichterem Druck recht schnell, auch beim Pitch-Bending am Plattentellerrand. Zudem gibt der Plattenteller dabei auch deutlich nach, er neigt sich, was Nadelsprünge begünstigt. Das erschwert das Dropping der Platte wie auch Mixing und Scratching sehr. 

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Fun Generation TT 1201 Start-Stop

Wer sich das DJing mit diesem Turntable aneignen möchte, wird daher vermutlich länger brauchen als mit einem professionelleren Modell. Allerdings, wer damit auflegen kann, der wird sich beim Wechsel auf einen besseren Turntable schnell eingrooven.

Der sehr angenehm gedämpfte, in der Null-Position einrastende Pitch-Control fällt mit seinen 6 cm deutlich zu kurz aus. Schade, denn genügend Platz für einen deutlich längeren wäre gewesen. Damit Geschwindigkeiten genau zu matchen, ist ein schwieriges und nerviges Unterfangen. 

Klang und Digitalisieren

Zunächst den Fun Generation TT 1201 im Leerlauf, also ohne Nadelaufliegen auf der Platte und mit voll aufgedrehtem Gain, getestet, brummt das Phono-Signal etwas, das aber beim Playback komplett untergeht. Als Line-Signal rauscht es lediglich etwas.

Der Plattenspieler spielt von Haus mit dem vormontierten Ortofon OM 5S, einem sphärischen Tonabnehmer mit einem Frequenzgang von 20 bis 20.000 Hz. Klanglich bietet der TT 1201 einen sehr homogenen und natürlichen Sound, der sich nicht nur beim reinen Playback, sondern auch beim Digitalisieren des Vinyls auszahlt.

Hierfür schließe ich den Plattenspieler an einen Computer an, auf dem eine Aufnahme-Software wie Audacity installiert sein sollte. Die Soundkarte des Players, Core-Audio, wird sofort als Quelle erkannt, damit kann die Aufnahme beginnen. Abgespeichert wird die eingespielte Schallplatte beispielsweise im FLAC-Format, um sie auch noch weiter bearbeiten können.

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Phono Rauschen Line Rauschen Klang

Fun Generation TT 1201 – mögliche Alternativen

Man glaubt es kaum, aber in der gleichen günstigen Preisklasse tummeln sich noch weitere Turntables mit sehr ähnlicher Ausstattung:

 Fun GenerationTT 1201American Audio TTD 2400 USB MKIIDual DTJ 301-1 USB 
AntriebDirektantriebDirektantriebDirektantrieb
VormontierterTonabnehmerjaja ja
Phono-Pre-Ampjajaja
Soundkartejajaja
Weitere BesonderheitenAbdeckhaubeTarget-LightAbdeckhaubeTarget-Light
Preis198,- Euro209,- Euro269,- Euro

Fazit

Mit dem TT 1201 erweitert Fun Generation sein Sortiment um einen direktangetriebenen, preisgünstigen DJ-Plattenspieler mit etlichen Ausstattungsmerkmalen. Der Turntable besitzt u. a. eine Phono-Vorstufe zum alternativen Anschließen an den Line-Eingang eines Receivers und eine hochauflösende Soundkarte zum Digitalisieren. Für den natürlichen Klang sorgt ein vormontiertes Ortofon OM 5S. 

Aber der TT 1201 eignet sich nicht nur zum Plattenhören, sondern auch zum Auflegen, zumindest daheim. Das Drehmoment des Motors liefert einen recht flotten Start des Plattentellers, dazu auch gute Gleichlaufeigenschaften. Allerdings durch den Druck der aufliegenden Hand stoppt der Plattenteller zu schnell und kippelt leicht. Auch der 6 cm kurze, aber 10 % umfassende Pitch-Control erschwert das filigrane Beatmatching. Daher ist der Fun Generation TT 1201 besonders als Abspielgerät zu empfehlen, mit dem dennoch erste DJ-Skills durchaus erprobt werden können.    

Fun Generation TT 1201 Features

  • DJ Plattenspieler mit Direktantrieb
  • mit USB-Audioschnittstelle 
  • Headshell mit vormnotiertem Ortofon OM 5S-Tonabnehmersystem
  • Line- und Phono-Signal als Output
  • Geschwindigkeiten: 33 und 45 Umdrehungen/min
  • Pitch-Control mit +/-10 %
  • Abmessungen (L x T x H): 450 x 350 x 139 mm
  • Gewicht: 4,62 kg
  • Lieferumfang: Abdeckhaube, Ortofon-Tonabnehmer, USB-Kabel, 7“-Adapter für Singles, Slipmat, Netzteil, Bedienungsanleitung
  • Preis: 198,- Euro
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Lutz sagt:

#1 - 28.12.2023 um 14:30 Uhr

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Eine weitere Variante des günstigen Hanpin-Direkttrieblers, den es in D auch von Lenco, Dual (DTJ 301), Technisat, etc. etc. gibt. Das hervorzuhebende Gadget ist das Ortofon OM 5S. Sonst gibt es ja immer ein Audio Technica AT3600L. Warum gibt´s hier 4 von 5 Sternen, beim Dual aber nur 2 1/2?

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