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Friedman JEL-20 Head Test

Das Friedman JEL-20 Head basiert auf der Zusammenarbeit des amerikanischen Amp-Spezialisten mit Jake E. Lee, der in den Achtzigerjahren als Gitarrist von Ozzy Osbourne die beiden Alben  “Bark at the Moon” (1983) und “The Ultimate Sin” (1986) einspielte. Wer nun glaubt, dass wir es beim JEL-20 – das Kürzel JEL steht natürlich für Jake E. Lee – einfach nur mit einem zweikanaligen 80er-Jahre Metal/Hard-Rock-Monster zu tun haben, hat sich geschnitten. Der JEL-20 kann weit mehr, wie unser Test zeigt.

Friedman JEL-20 Head – das Wichtigste in Kürze

  • Jake E. Lee Signature Topteil
  • JEL-100 Signature als Vorbild
  • zweikanaliger 20-Watt-Amp Vollröhren-Topteil mit EL84 Endstufenröhren
  • klassisches Design mit JEL- und Plexi-Kanal
  • integrierter Lastwiderstand mit analoger Lautsprechersimulation
  • Silent Recording ohne angeschlossene Lautsprecher
  • Made in USA

David Friedman – vom Amp-Tuner zur Amp-Ikone

Bevor David Friedman 2008 sein Unternehmen Friedman Amplification gründete, hatte er bereits über 25 Jahre lang Gitarrenrigs und Verstärker für Größen wie Eddie Van Halen, Jerry Cantrell und Steve Stevens gebaut, modifiziert und repariert. Um der wachsenden Nachfrage seiner eigenen Modelle gerecht zu werden, schloss Friedman 2014 schließlich einen Vertrag mit Boutique Amps Distribution ab, wobei er selbst weiterhin alle hergestellten Verstärker absegnete, bevor sie in den Verkauf kamen. Das Portfolio des Friedman-Imperiums umfasst mittlerweile nicht nur Gitarrenamps, Combos und Boxen, sondern auch Pedalboards, DI-Boxen, Kabel, Netzteile, Gitarren und Tonabnehmer.

Konzept und Aufbau des Friedman JEL-20 Head

Beim Friedman JEL-20 Head handelt es sich um die abgespeckte Version des JEL-100 Signature Heads mit einer reduzierten Leistung von 20 Watt. Die beiden Kanäle teilen sich eine gemeinsame Klangregelung, bestehend aus Treble, Middle und Bass, was dank der sehr guten Abstimmung der Schaltung bestens funktioniert. Jeder Kanal hat seinen eigenen Gain- und Masterregler. So lässt sich der erste Kanal nicht nur glasklar und leicht angezerrt betreiben, sondern bringt bei Bedarf auch einen ziemlich überzeugenden Crunch-Sound, der sich mit einem Klon-Style-Pedal oder einem Tubescreamer wunderbar aufblasen lässt. Das Obertonverhalten des ersten Kanals kann mit einem 3-Positionen-Schalter feingetunt werden.

Der zweite Kanal beginnt dort, wo der erste aufhört, wobei der Sound nie in Metallregionen abdriftet. Der Gainregler lässt sich herausziehen, wodurch sich der Verzerrungsgrad ohne hörbare Kompression erhöht. Noch mehr Verzerrung – allerdings mit höherer Kompression und einem leichten Lautstärkeabfall – erreicht man, indem man den SAT-Minischalter aktiviert.

Friedman JEL-20 Head Topteil
Fotostrecke: 8 Bilder Mit dem Friedman JEL-20 Head hat der amerikanische Gitarren-Amp Hersteller ein heißes Eisen im Gepäck.

Auch die Rückseite hat einiges zu bieten und verfügt unter anderem über zwei Lautsprecherbuchsen mit schaltbaren acht oder sechzehn Ohm. Aber es geht auch ganz ohne Gitarrenbox, denn Friedman hat zu diesem Zweck einen Lastwiderstand integriert, der die überschüssige Energie in Wärme umwandelt. Über eine DI-Buchse mit integrierter analoger Speakersimulation wird das Ampsignal bei Bedarf auch ohne Mikrofon abgegriffen. Es stehen die beiden Modi „Edge“ und „Axis Center“ zur Verfügung. Mit Groundlift- und Level-Schalter lässt sich das Signal sehr gut an ein Audiointerface und/oder Mischpult anpassen. Neben dem Einschleifweg und der Buchse für den Fußschalter bietet die Rückseite außerdem einen Presence-Regler, dessen Einstellungen Auswirkungen auf beide Kanäle hat.

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In der Praxis zeigt sich der Friedman JEL-20 extrem vielseitig

Ich habe selten so viele Soundbeispiele eingespielt wie für das JEL-20 Head. Der Grund ist die enorme klangliche Vielseitigkeit des kleinen Vollröhrentopteils, die ihn auch als guten Studio-Amp qualifiziert. Der Amp besitzt zwei Kanäle, die sich klanglich ergänzen. Die Spannbreite des cleaneren Plexi-Kanals reicht von superclean bis zur klassischen Verzerrung, die sich mit Booster/Overdrive-Pedalen wunderbar aufblasen lässt. Im Gegensatz zum High-Gain-Kanal besitzt der Plexi-Kanal einen Bright-Switch, ähnlich wie bei einigen Fenderamps. Dessen Wirkungsweise versandet sich jedoch, je weiter man den Gainregler aufdreht.

Die verwendete Gitarre ist eine 77er Fender Stratocaster mit Kloppmann Pickups, die Gitarrenbox eine 4 x 12 Marshallbox mit Greenbacks, die ich mit einem SM 57 mikrofoniert habe. Ich beginne mit einer sehr cleanen Einstellung mit dem Gainregler auf 9 Uhr. Im ersten Soundbeispiel befindet sich der Bright-Schalter in mittlerer Position, also der Einstellung mit der geringsten Höhenanhebung, gefolgt von der linken und schließlich der höhenreichsten rechten Einstellung.

Audio Samples
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Soundbeispiel 1 – Plexi-Kanal – Gain 9 Uhr – Treble 13 Uhr – Mid 11 Uhr – Bass 15 Uhr, Bright-Switch mittlere Position. Soundbeispiel 2 – Plexi-Kanal – Gain 9 Uhr – Treble 13 Uhr – Mid 11 Uhr – Bass 15 Uhr, Bright-Switch linke Position. Soundbeispiel 3 – Plexi-Kanal – Gain 9 Uhr – Treble 13 Uhr – Mid 11 Uhr – Bass 15 Uhr, Bright-Switch rechte Position.

Hier dasselbe noch einmal mit dem Gainregler in der 12-Uhr-Position. Wie man deutlich hören kann, sind die Unterschiede der verschiedenen Einstellungen des Bright-Switch nur noch tendenziell wahrnehmbar. Was die Verzerrung angeht, war ich von dem bluesigen Soundergebnis angenehm überrascht. Aber hört selbst:

Audio Samples
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Soundbeispiel 4 – Plexi-Kanal – Gain 12 Uhr – Treble 13 Uhr – Mid 11 Uhr – Bass 15 Uhr, Bright-Switch mittlere Position Soundbeispiel 5 – Plexi-Kanal – Gain 12 Uhr – Treble 13 Uhr – Mid 11 Uhr – Bass 15 Uhr, Bright-Switch linke Position. Soundbeispiel 6 – Plexi-Kanal – Gain 12 Uhr – Treble 13 Uhr – Mid 11 Uhr – Bass 15 Uhr, Bright-Switch rechte Position.

Wenn man den Gainregler voll aufreißt, kommt man mit der Stratocaster problemlos in Blackmore/Malmsteen-Gefilde, wobei der Amp im Gegensatz zu Marshallamps im Bereich der oberen Mitten etwas zu sanft daherkommt. Hier könnte es für meinen Geschmack ruhig etwas heftiger zur Sache gehen. Daran ändert übrigens auch der rückseitige Presence-Regler nichts, denn er setzt frequenzmäßig zu hoch an. In Gain-Einstellungen jenseits der 12-Uhr-Position ist der Bright-Switch übrigens wirkungslos.

Audio Samples
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Soundbeispiel 7 – Plexi-Kanal – Gain Max – Treble 13 Uhr – Mid 11 Uhr – Bass 15 Uhr

Hier noch einmal dieselbe Einstellung mit vorgeschaltetem Klon-Style-Pedal. Wie man gut hören kann, klingt es jetzt noch etwas „sahniger“ und „amerikanischer“.  

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Soundbeispiel 8 – Plexi-Kanal – Gain Max – Treble 13 Uhr – Mid 11 Uhr – Bass 15 Uhr, mit vorgeschaltetem Klon-Style-Pedal

Der „SAT-Switch” dient in erster Linie dazu, Verstärkung, Kompression und Sättigung hinzuzufügen. Aus diesem Grund sinken bei Aktivierung auch gleichzeitig die Dynamik und das Lautstärkeniveau, weshalb man hier mit dem Master-Regler den Lautstärkeabfall ausgleichen muss. Der SAT-Schalter beeinflusst übrigens beide Kanäle des Verstärkers. In der ersten Hälfte hört ihr den Amp ohne ihn und in der zweiten Hälfte mit dieser zusätzlichen „Zerrstufe“.

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Soundbeispiel 9 – Plexi-Kanal – Gain Max – zuerst ohne SAT-Schalter, dann mit
Der Amp bietet eine große Bandbreite an ausgewogenen und sehr gut klingenden Sounds, von sehr cleanen bis hin zu fetten 80er-Heavyrock-Brettern.

Wenn man den SAT-Switch gemeinsam mit dem Klon-Style-Pedal verwendet, klingt der Amp noch üppiger. Das Ganze tendiert in Richtung Steve Stevens. Es wird also richtig „fett“. So einen organischen Sound bekommt man mit Overdrive-Pedalen nur sehr schwer hin.  

Audio Samples
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Soundbeispiel 10 Clean-Kanal – Gain MAX – SAT On mit vorgeschaltetem Klon-Style-Pedal

Kommen wir zum Drive-Kanal, bei dem es gainmäßig weitaus heftiger zur Sache geht.

In der 9-Uhr-Stellung des Gain-Reglers ist der Zerrgrad in etwa mit der 12-Uhr-Einstellung des Plexikanals vergleichbar. Der Kanal bietet aber eine Besonderheit, denn der Gainregler lässt sich herausziehen, wodurch sich gleichzeitig auch der Zerrgrad erhöht. Wenn man dann noch den SAT-Switch aktiviert, erhält man hier schon ein beachtliches Brett.

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Soundbeispiel 11 Drive-Kanal – Gain 9 Uhr – Treble und Mid 12 Uhr – Bass 14 Uhr Soundbeispiel 12 Drive-Kanal – Gain 9 Uhr (herausgezogen) – Treble und Mid 12 Uhr – Bass 14 Uhr Soundbeispiel 13 Drive-Kanal – Gain 9 Uhr (herausgezogen) Treble und Mid 12 Uhr – Bass 14 Uhr – SAT aktiviert

Hier noch einmal dasselbe mit dem Gain-Regler auf 12 Uhr. Während es sowohl mit gedrückten als auch mit dem gezogenen Gain-Regler noch einigermaßen dynamisch klingt, wirkt der Gesamtsound mit aktiviertem SAT-Schalter für meinen Geschmack etwas zu komprimiert.

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Soundbeispiel 14 – Drive-Kanal – Gain 12 Uhr – Treble und Mid 12 Uhr – Bass 14 Uhr – Gainpoti nicht gezogen – SAT aus Soundbeispiel 15 – Drive-Kanal – Gain 12 Uhr – Treble und Mid 12 Uhr – Bass 14 Uhr – Gainpoti gezogen – SAT aus Soundbeispiel 16 – Drive-Kanal – Gain 12 Uhr – Treble und Mid 12 Uhr – Bass 14 Uhr – Gainpoti gezogen SAT aktiviert

Das JEL-20 Head ist mit einem internen Lastwiderstand und einer analogen Speakersimulation ausgestattet. Man kann den Amp also auch problemlos ohne angeschlossene Gitarrenbox betreiben, ohne ein Abrauchen der Endstufe zu riskieren. Den Sound der Speakersimulation würde ich jedoch nur als Notbehelf verwenden, denn sie wird dem guten Sound des Amps bei Weitem nicht gerecht. Wer keine Möglichkeit hat, den Amp mit einer richtigen Box zu betreiben, sollte hier besser eine amtliche Loadbox/Speakersimulation verwenden, wie zum Beispiel von Universal Audio, Suhr oder Two Notes. Auch hier gibt es wieder drei Soundbeispiele. Im ersten Audiofile hört ihr das Gitarrenriff mit der mikrofonierten Gitarrenbox. Die beiden verbleibenden Audiobeispiele habe ich dann ohne angeschlossene Gitarrenbox direkt vom DI-Ausgang abgegriffen. Hier kann man den Sound der integrierten Speakersimulation hören.

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Soundbeispiel 17 – Drive-Kanal – Gain 15 Uhr – Treble und Mid 12 Uhr – Bass 14 Uhr – mikrofonierte Marshall-Box Soundbeispiel 18 – Drive-Kanal – Gain 15 Uhr – Treble und Mid 12 Uhr – Bass 14 Uhr – DI-Box – Edge-Position Soundbeispiel 19 – Drive-Kanal – Gain 15 Uhr – Treble und Mid 12 Uhr – Bass 14 Uhr – DI-Box – Center-Position
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Das Friedman JEL-20 Head als reinen Rock-Amp zu bezeichnen, wäre eine ziemliche Untertreibung, denn dafür ist das Topteil einfach zu vielseitig. Der Amp bietet eine große Bandbreite an ausgewogenen und sehr gut klingenden Sounds, von sehr cleanen bis hin zu fetten 80er-Heavyrock-Brettern. Einzig im Metal-Bereich, also im Stil von Bands wie Rammstein, kann der Amp nicht überzeugen. Aber dazu wurde das Topteil ja auch weder konstruiert noch würde es klanglich zum typischen Friedman-Sound passen. Wenn ich überhaupt etwas zu bemängeln hätte, wäre es die für meinen Geschmack etwas zu geringe Endstufenleistung. Dabei geht es mir primär nicht nur um mehr Lautstärkereserven, sondern um die Dynamik, damit man gegen einen mittellauten Trommler nebst Bassmann auch im cleanen Bereich nicht auf verlorenem Posten steht. Alles in allem bietet der Amp einen großartigen Sound, der Booster oder Verzerrer aller Art überflüssig macht.

Das Friedman JEL-20 Head glänzt mit sehr vielseitigen Sounds, einer ausgewogenen Klangästhetik und einem integrierten Lastwiderstand für Silent Recordings.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr vielseitige Soundmöglichkeiten
  • ausgewogene Klangästhetik
  • gute Verarbeitung
  • integrierter Lastwiderstand samt frequenzkorrigiertem DI-Ausgang
Contra
  • hoher Preis
  • etwas zu wenig Endstufen-Dynamik
Artikelbild
Friedman JEL-20 Head Test
Für 1.849,00€ bei
  • Hersteller: Friedman
  • Bezeichnung: JEL-20 Head
  • Typ: Jake E. Lee Signature Vollröhren Gitarren-Topteil
  • Made in USA
  • Kanäle : 2
  • Leistung: 20 W
  • Vorstufenröhren: 3 x 12AX7
  • Endstufenröhren: 2 x EL84
  • Regler: Plexi Gain, Plexi Volume, JEL Gain (Push-Pull Lo/Hi), JEL Master, Bass, Middle, Treble, Presence
  • Schalter: Plexi Bright, Ground Lift, Cab Sim, Axis und Level, SAT, 8/16 Ohm
  • Lautsprecherausgänge: 2 x 6,3 mm Klinke
  • Effekt-Einschleifweg: seriell, Ultra-Transparent Buffered
  • FX-Loop Send/Return: 2 x 6,3 mm Klinke
  • Fußschalter für Kanalwahl: Inklusive
  • Fußschalter-Eingang: 6,3 mm Klinke
  • Besonderheiten: SAT-Schalter für zusätzlichen Gain, Kompression und Sättigung, interner Lastwiderstand und XLR-Ausgang mit Boxensimulation für den Live-Einsatz und Silent-Recording
  • Farbe: Rot
  • Abmessungen: 457 x 216 x 210 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 10 kg
  • Ladenpreis: 1.849,00 Euro (November 2023)
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