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Fender Jimi Hendrix Stratocaster Test

Die Fender Jimi Hendrix Stratocaster ist ein Tribut an einen legendären und außergewöhnlichen Gitarristen, der im Alter von nur 27 Jahren am 18.09.1970 an den Folgen einer Schlafmittelvergiftung im St. Mary Abbot’s Hospital in London starb. Mit Jimi Hendrix verlor die Rockmusik damals einen ihrer kreativsten Köpfe – in nur knapp vier Jahren hatte er sich seine musikalische Unsterblichkeit erspielt und dabei die E-Gitarre auf eine völlig neue Ebene gehoben – und ganz speziell die Fender Stratocaster.


Über diverse Billiginstrumente in seinen Anfangsjahren und Umwegen über die Fender Duo Sonic, Telecaster und Jazzmaster setzte er ab Mitte 1966 seine weiße Stratocaster regelmäßig ein. Die Nachfolgerin dieser Ikone hat sich heute zum Test eingefunden und möchte zeigen, dass sie zu Recht den Namen des Meisters tragen darf.

Details

Konzept und Besonderheiten

Weil Linkshändergitarren damals nur sehr schwer zu bekommen waren und in der Regel auch mehr kosteten als die üblichen Gitarren für Rechtshänder, drehte Jimi Hendrix seine Instrumente kurzerhand um und besaitete sie entsprechend entgegengesetzt. Deshalb befanden sich bei seinen Gitarren Tonabnehmerwahlschalter, Potis und Tremolohebel oberhalb der Saiten. Das spiegelverkehrte Aufziehen der Saiten hat aber auch klangliche Folgen. Wegen des nun umgedrehten Winkels des Stegpickups werden die tiefen Saiten näher am Steg abgenommen und klingen einen Tacken brillanter, während die hohen Saiten weiter vorne einen etwas fetteren Ton abgeben. Deshalb klingt auch die Zwischenposition von Bridge und Mittelpickup etwas anders, aber dazu später mehr. Um den perfekten Hendrix-Look hinzubekommen, müsste man sich als Rechtshänder eigentlich eine Linkshänder-Stratocaster umhängen und, ebenso wie der Meister, die Saiten verkehrt herum aufspannen. Aber wer möchte das schon? Deshalb hat man bei dem Signaturemodell einen Kompromiss gefunden und sich nicht hundertprozentig an historische Vorgaben gehalten. Neben dem veränderten Winkel des Stegpickups hat man auf einen ganz normalen Rechtshänder-Korpus einen Linkshänder-Hals montiert, bei dem sich die Mechaniken dann naturgemäß unten befinden. So entsteht eine abgewandelte Optik, die mir persönlich sehr gut gefällt. Im Gegensatz zu einem regulären Linkshänder-Hals sitzen hier die seitlichen Orientierungspunkte auf der anderen Seite, damit man sie von oben sehen kann und auch der Fender Schriftzug auf der Kopfplatte wurde auf die Füße gestellt. Obwohl Hendrix in den 60ern vornehmlich unmodifizierte Gitarren von der Stange spielte, ist hier ein Fünfwege-Schalter eingebaut, den es zu seinen Lebzeiten noch nicht gab. Einer der Gründe dafür ist die Tatsache, das Hendrix die silbrigen Zwischenpositionen durch geschicktes Balancieren zwischen Mitte und Halstonabnehmer häufig verwendete, wie beispielsweise bei Little Wing. Ein anderer Liebhaber der Zwischenpositionen war übrigens George Harrison. Nachdem dieser Sound allmählich immer beliebter wurde, begann Fender ab 1977 damit, Stratocastermodelle serienmäßig mit den neu entwickelten Fünfwegschaltern auszustatten.

Fotostrecke: 6 Bilder Der verwendete Rechtshänder-Korpus besteht aus Erle

Der Korpus

Die Jimi Hendrix Gitarre ist in Olympic White oder Schwarz erhältlich, wobei die Zutatenliste beider Varianten bis auf die Korpuslackierung identisch ist. Der Body ist aus Erle gefertigt, einem sehr beliebten Werkstoff für die Konstruktion von Stratocaster-Bodys. Bis auf den anders gewinkelten Stegpickup weist der Korpus keine Besonderheiten auf, wobei man bei Bedarf auf ihm auch ein Schlagbrett mit normal gewinkeltem Stegpickup anbringen könnte, weil die entsprechende Ausfräsung im Korpus Humbuckergröße aufweist. Die Testgitarre ist mit dem klassischen perfekten Bodyshaping und dem typischen Vintage-Style-Tremolo mit Blechreitern ausgestattet – Merkmale, die jedem Gitarristen bekannt sind. Auf der Rückseite fällt neben der mit einer Plastikabdeckung verschlossenen Federkammer die Vierpunktverschraubung für den Hals ins Auge, bei der die Metallplatte mit einer coolen Hendrix-Gravur verziert ist. Das weiße Pickguard auf der Decke beherbergt drei American Vintage ’65 Gray-Bottom Singlecoils, die mit einem Fünfwegschalter angewählt werden. Das Volumepoti bestimmt die Gesamtlautstärke, während die beiden Tone-Regler jeweils für den Hals- und den mittleren Tonabnehmer zuständig sind.

Fotostrecke: 6 Bilder Auf den ersten Blick eine traditionelle Strat-Bestückung

Das Tremolo

Bei ihm handelt es sich um ein klassisches Stratocaster-Vibratosystem mit Sechspunktverschraubung und Blechreitern, allerdings leider nicht mit Stahlblock wie bei den Gitarren der 60er Jahre und den meisten US Stratocaster Modellen üblich. Klanglich erinnert mich das Teil an das alte Gusstremolo meiner 77er Strat, die mit dem Umrüsten auf ein Callaham-Tremolo einen gewaltigen Schub machte. Mein Tipp an dieser Stelle: Im gut sortierten Musikladen kann man einzelne Stahlblöcke kaufen, mit denen sich das Schwingungsverhalten maßgeblich verbessern lässt. In der rückseitigen Federkammer wirken drei Federn dem Saitenzug entgegen. Diese einfache, aber effektive Konstruktion trug zur Entwicklung abgefahrener Spieltechniken und neuerer Systeme wie dem Floyd Rose bei. Warum Fender das System 1954 jedoch nicht unter dem korrekten Namen “Vibrato” angemeldet hat, bleibt ein Rätsel. Das System ist gut eingestellt und ermöglicht ein Tremolieren in beide Richtungen.

Fotostrecke: 6 Bilder Sechsfach verschraubtes, klassisches Strat-Tremolo

Der Hals

Der Ahornhals hat ein aufgeleimtes Ahorngriffbrett und ist mit Medium-Jumbo-Bünden sowie einem 9,5′ Griffbrettradius ausgestattet. Auf der Rückseite der großen 70er-Jahre CBS-Style Kopfplatte ist eine Signatur des Gitarrengottes zu sehen. Obwohl Medium Jumbo Bünde und ein 9,5′ Radius für meinen Geschmack optimal sind, bezweifele ich, dass die Strats von Hendrix damals mit entsprechende Features ausgestattet waren. Historisch korrekt dürften hingegen die hier verbauten Vintage-Mechaniken sein, bei denen die Saiten noch von oben eingefädelt werden. Ein waghalsiges Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die Mechanik der tiefen E-Saite nun am weitesten vom Sattel entfernt ist und sich beim wilden Tremolieren schnell verstimmen kann. Das Instrument ist werksseitig gut eingestellt, lediglich die Bundreinheit musste ich ein wenig nachjustieren, was man aber bei jeder Gitarre tun muss. Das Instrument lässt sich einwandfrei bespielen, nichts scheppert oder rappelt.

Fotostrecke: 5 Bilder Medium Jumbo Bünde und 9,5u0022 Halsradius sind Zugeständnisse an modernere Zeiten
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