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Fender American Special Strat HSS RW Test

Fotostrecke: 3 Bilder

Ohne Frage ist es eine Kunst, als Hersteller seit mehr als sechs Jahrzehnten den Markt zu beherrschen und mit seinen Instrumenten die Blaupause für die gesamte Branche zu liefern und mit ihnen Geschichte zu schreiben. Zumal sich die Gitarren und Bässe von Fender, die in regelmäßigen Abständen vorgestellt werden, eng an den traditionellen Vorgaben orientieren und sich oftmals Unterschiede zu vorhergehenden Serien erst bei näherer Betrachtung offenbaren. Aber wem jetzt der Titel einer Filmkomödie aus den frühen Neunzigern in den Sinn kommt, in der jeden Tag das Murmeltier aufs Neue grüßt, der irrt. Der Traditionshersteller aus den USA hat es geschafft, mit jedem neu vorgestellten Instrument das Interesse der Gemeinde zu wecken und mit jedem neuen oder geänderten Detail eine bestimmte Klientel anzusprechen, die offenbar genau darauf gewartet hat.

Dazu gehört auch die erfolgreiche American Special Serie von Fender, der wir uns bereits in zwei Tests gewidmet haben. Nach der Telecaster und der Strat mit traditioneller Dreifach-Single-Coil-Bestückung geht es weiter mit dem HSS Strat-Modell, also einer Stratocaster mit Humbucker in Stegposition.
Was sie mit den beiden Testvorgängerinnen gemeinsam hat und was nicht, das wollen wir im folgenden bonedo-Test ergründen.

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Details

Korpus
Der Korpus ist bis auf die Lackierung mit der Strat-Schwester aus der American Special Serie identisch. Sie kommt im Standard Strat-Shaping, der Korpus ist aus Erle, schwarz lackiert und mit einem schwarzen, dreischichtigen Schlagbrett versehen. Diese Gitarre gibt es alternativ auch in einer 3-Tone Sunburst-Optik. An Verarbeitung und Lackierung gibt es nichts auszusetzen. Saubere Arbeit! Wie bei der Strat üblich, sind die Pickups, Regler und Schalter auf dem Schlagbrett befestigt und bei unserer Testkandidatin handelt es sich mit Fünffach-Schalter, einem Volumen-, zwei Tonreglern und drei Pickups um eine Standardbestückung, wobei allerdings am Steg ein Humbucker für das Quäntchen mehr an Verzerrung und Druck im Mittenbereich sorgen soll. Die Strat ist mit einem verchromten Vintage-Style-Synchronized-Tremolo ausgestattet, das mit drei Federn auf der Rückseite frei schwebend installiert ist. Die Betätigung nach unten und oben ist möglich. Hier ist eine gute Reichweite mit der werkseitigen Voreinstellung erzielbar: Die leere G-Saite lässt sich vier Halbtöne nach oben und fünf nach unten bewegen. Das System ist auch wesentlich besser als bei der Schwester-Strat eingestellt und dadurch selbstverständlich stimmstabiler. Buchse und Gurtpins finden wir an den für die Strat üblichen Positionen und in gewohnter Qualität.

Pickups
Die American Special Serie ist am Hals und in der Mitte mit den beliebten Texas Special Singlecoils bestückt, bei denen die Pole-Pieces der G- und D-Saite vintagemäßig etwas überstehen. In Stegposition ist ein Atomic-Humbucker eingebaut. Mit zwei Kreuzschlitzschrauben lassen sich alle drei Pickups in der Höhe verstellen, und mit dem Fünfweg-Schalter sind die üblichen Kombinationen Hals, Hals & Mitte, Mitte, Mitte & Steg und Steg wählbar. Die Möglichkeit, den Humbucker zu splitten, gibt es nicht. Wie schon bei der Strat mit den drei Single-Coils aus der American Special Serie hat man auch diesem Instrument eine neue Zuordnung der Klangregler gegeben. Der obere ist wie üblich für den Halstonabnehmer zuständig, der untere regelt den Klang des Steg-Pickups.  

Hals
Den zweiten großen Unterschied zur bereits getesteten Strat aus der American Special Serie finden wir am Ahornhals, denn dieses Modell hat ein aufgeleimtes Palisandergriffbrett. Darauf befinden sich 22 Medium Jumbo-Frets und weiße Dot-Marker zur besseren Orientierung. Auf der Halskante sind ebenfalls kleine Dots angebracht. Die Bünde könnten besser poliert sein, Bendings werden etwas kratzig und auch an der Halskante steht der eine oder andere Bunddraht ein wenig ab. Allerdings sind das schnell zu behebende Kleinigkeiten, die das gute Spielgefühl nur unwesentlich beeinträchtigen, denn die matte Lackierung macht den Hals angenehm glatt und auch das Modern-C-Shape liegt extrem gut in der Hand. Positiv kommt noch hinzu, dass die Halskrümmung und Saitenlage ab Werk gut voreingestellt sind. Am Halsende sorgt ein tadellos eingesetzter und gefeilter Kunststoffsattel für die Führung der Saiten, die über ihn geradlinig auf die Stimm-Mechaniken zulaufen. Die D, G, B und E-Saite durchlaufen dabei paarweise noch zwei Saiten-Niederhalter. Die geschlossenen Fender Mechaniken verrichten ihre Arbeit hervorragend, die Übertragung funktioniert bestens und es gibt keine toten Punkte beim Stimmvorgang. Die Strats aus der American Special Serie sind mit der großen Kopfplatte aus der End-Sechziger/Anfang-Siebziger Ära von Fender ausgestattet. Kennzeichnend ist dabei auch die fett geschriebene Typenbezeichnung. Die Öffnung zum Halsstellstab hat keine Abdeckplatte und befindet sich leicht schräg unter dem Sattel.

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Praxis

Aber jetzt ans Eingemachte. Die Strat wird an einen Amp angeschlossen und wir hören uns zunächst einmal die verschiedenen Tonabnehmer-Kombinationen mit einem Cleansound an, wobei man recht schnell einen groben Überblick über ihren klanglichen Grundcharakter erhält. Der Hals-Pickup erzeugt einen soliden, ausgewogenen Klang ohne scharfe Ecken und Kanten.

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Neck

In der Position 2 (Hals und Mitte) bekommen wir den beliebten weichen Zwischenpositions-Sound – etwas mehr Höhen, aber immer noch warm.

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Neck & Middle

Der Texas Special Single-Coil klingt in der Mitte schon recht höhenlastig. Ein crisper Ton mit einem knackigem Bassbereich, der auch bei angezerrten Sounds eine gute Figur abgibt.

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Middle
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In der nächsten Position haben wir die Kombination des mittleren Tonabnehmers mit dem Steg-Humbucker. Der Sound hat zwar den typischen Twang-Charakter, aber durch den etwas bassigen Humbucker wird er nicht so scharf wie bei der Strat mit drei Single-Coils.

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Middle & Bridge

Der Humbucker hat eine etwas höhere Ausgangsleistung, ist aber sehr dominant im tiefen Mittenbereich und komprimiert bei hartem Anschlag recht schnell. Dadurch sind der dynamischen Spielweise mit diesem Tonabnehmer natürlich Grenzen gesetzt.

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Bridge

Dreht man am Amp die Höhen etwas auf, bekommt man in der Position 2 (Hals & Mitte) einen präsenten Cleansound, der aber immer noch genügend Wärme hat und nicht gleich schrill im Ohr sägt. Bestens geeignet für Strummings aller Art.

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Clean Strumming
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Mit dem Hals-Pickup kommen Crunchsounds mit einem leicht angezerrten Marshall sehr gut zur Geltung.  Hier macht sich bei hartem Anschlag das frei schwebende Tremolosystem bemerkbar. So richtig reinlangen kann man nicht, der Ton geht dann in die Knie, was man beim letzten Akkord hören kann. Aber das ist eine normale Begleiterscheinung bei dieser Art von Tremolosystemen. Bei dem einen fällt es stärker auf, andere sind hingegen etwas stabiler. Man kann dadurch den Amp leider nicht so richtig kitzeln und zum Zerren überreden. Trotz dieses kleinen Mankos, das man mit entsprechend mehr oder festeren Federn lösen kann, kommt der Ton kommt gut und knackig rüber.

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Neck Crunch

Zum Vergleich jetzt der Steg-Humbucker mit derselben Amp-Einstellung. Dieser macht recht gut Dampf und entlockt dem Verstärker das entsprechende Plus an Verzerrung, klingt aber nicht so offen und dynamisch wie die Texas Specials. Der Klangcharakter ist leicht muffig, es fehlen die bissigen Höhen und der Pickup komprimiert sehr früh.

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Bridge Crunch

Dieser leicht schwammige Ton macht sich dann leider auch in der Zwischenposition Mitte & Steg bemerkbar. Hier ein Vergleich zwischen Hals-Pickup und Mitte & Steg. Der Hals-Sound ist wesentlich offener und auch die Akkorde werden selbst bei vielen Anschlägen klarer übertragen. Mit der Kombination klingt das Ganze irgendwie gebremst und wesentlich indirekter, und genau das Spielgefühl stellt sich auch ein.

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Crunch Chords
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Beim nächsten Beispiel habe ich den Humbucker auf die Übertragung der Spieldynamik getestet. Das sieht nicht ganz so gut aus. Wenn man leicht anschlägt, geht die Verzerrung recht weit zurück und es wird auch leiser, aber bei härterem Anschlag kommt man an die Grenzen. Beim letzten Akkord habe ich eigentlich immer kräftiger angeschlagen, aber man hört es bei der Übertragung durch den Tonabnehmer nicht mehr.

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Dyna Pick

Wer allerdings auf Brettsound ohne Dynamik steht, den werden diese Haarspaltereien mit Sicherheit nicht stören. Hier ist das Ganze mit einem etwas heißeren Amp, leichter Mid-Scoop-Einstellung und dem Steg Pickup. Für solche Anwendungen ist man natürlich im Vergleich zu einer Single-Coil-Strat wesentlich besser gerüstet, denn mit einem Single-Coil am Steg ist nicht gut Metal spielen. Auch Leadsounds bekommen mit dem Humbucker wesentlich mehr Fülle und einen fetteren Klang beim Solospiel.

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Hi Gain

Die Single-Coils liefern dagegen eine ausgezeichnete Dynamik und Ansprache. Beim Anschlag sind große Lautstärkeunterschiede erreichbar und auch über das Volumen-Poti lässt sich z.B. mit dem Hals-Tonabnehmer wunderbar der Verzerrungsgrad regeln. Der Gainregler am Amp ist weit aufgedreht und bei zurückgenommenem Poti ist der Ton nur noch leicht angezerrt. Der Volumenregler steht zuerst auf 4, dann auf 10.

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Dyna Poti

Hier ist wirklich eine Menge Zerrspielraum, und es lassen sich dadurch natürlich sehr facettenreiche Klangnuancen einstellen. Eine weitere Klangdimension liefert das Tone-Poti. Hier werden die Höhen ab 2 kHz leicht abgesenkt. Dadurch sind zwar keine extremen Muff-Sounds oder Fuzz-Imitationen möglich, aber es ist auf jeden Fall gut einsetzbar. Hier sind die äußersten Einstellungen mit dem Steg-Tonabnehmer, zuerst komplett ab-, dann voll aufgedreht.

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Tone
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Meine Meinung zur Fender American Special Strat mit Humbucker und zwei Single-Coils ist zweigeteilt. Die Gitarre hat eine ausgezeichnete Grundsubstanz, ist gut verarbeitet und kommt mit einem sehr guten Hals, der angenehm in der Hand liegt und ein ausgezeichnetes Spielgefühl bietet. Zwar sind der Endkontrolle ein paar kleine Mängel wie nicht perfekt polierte Bünde und scharfe Kanten durch herausstehende Bünde am Hals entgangen, aber das sind Kleinigkeiten, die schnell behoben werden können. Leider konnte mich der Atomic-Humbucker am Steg nicht überzeugen, ihm fehlt es meines Erachtens an Dynamik und einem offenen, durchsetzungsfähigen Sound. Die Texas Specials klingen da schon um einiges besser. Das Preis-Leistungsverhältnis ist in Ordnung.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Sound, Ansprache und Übertragung der Texas Special Sigle Coils
  • Hals, Spielgefühl
  • Hardware
  • Tonregler für Hals- und Steg-Pickup
Contra
  • Atomic Humbucker etwas schwach (wenig Dynamik, wenig Präsenz)
Artikelbild
Fender American Special Strat HSS RW Test
Für 888,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Fender
  • Model: American Special Stratocaster HSS
  • Finish: Black
  • Korpus: Erle
  • Hals: Ahorn
  • Profil: Modern C-Shape
  • Griffbrett: Palisander
  • Mensur: 648 mm
  • Bünde: 22 Medium Jumbo Frets
  • Mechaniken: Fender
  • Pickups: 2x Texas Special Single Coil, 1x Atomic Humbucker
  • Regler: 1x Volume, 2x Tone
  • Brücke: Fender Synchronized Tremolo Vintage Style
  • Preis: 1.010 Euro (UVP)
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Profilbild von der Schotte

der Schotte sagt:

#1 - 07.09.2012 um 21:41 Uhr

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Hallo Thomas!
Ich frage mich bei vielen Reviews, die ich lese immer wieder, ob ich eigentlich der einzige Gitarrist bin, der mit dem Atomic Humbucker zufrieden ist??
Bei meiner Fender FSR TBX Boost Strat klingt der Pickup richtig bissig (im positiven Sinne) und durchsetzungsfähig. Er rockt einfach und rotzt sogar mehr als der Duncan SH-4 in meiner Nighthawk, obwohl dieser zugegebenermaßen wesentlich dynamischer ist!
In meiner Strat bleibt der Atomic drin!
Grüße

Profilbild von Michael Breuert

Michael Breuert sagt:

#2 - 07.03.2013 um 02:06 Uhr

0

Ich habe auch eine FSR Boost Player Strat mit einem Atomic Humbucker und der ist richtig gut für Rock! Bin total zufrieden. Man spart Pedale. Beim Umschalten auf dem Humbucker springt die Gitarre richtig nach Vorn. Wer auf Vintage steht kauft sowieso etwas anderes.

Profilbild von Nick Tzybulski

Nick Tzybulski sagt:

#3 - 03.05.2013 um 16:40 Uhr

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Spiele genau die hier getestete Gitarre, sogar die Farbe stimmt! Ich bin mit dem Atomic Humbucker sehr zufrieden! Eigentlich wollte ich mir die American Standard kaufen. Habe im Laden sowohl die Standard (SSS), die Deluxe (SSS) und die Special (HSS) getestet und mich doch für die Special entschieden. Und das war keine Frage des Preises... OK, beschwert habe ich mich dann auch nicht! ;-) Aber mir persönlich hat die Special in allen Tonabnehmerstellungen einfach am besten gefallen. Und der Humbucker lässt es ordentlich brutzeln und wird auch nicht getauscht! Ich kann nur jedem empfehlen, dieses vielseitige Gerät einmal anzuspielen - es lohnt sich!

Profilbild von Oliver Werner

Oliver Werner sagt:

#4 - 06.05.2014 um 00:53 Uhr

0

Ich besitze auch ein American Special mit einem Atomic in der Stegposition. Auch ich kann nichts negatives über den Humbucker sagen. Ganz im gegenteil, ich kann die schlechte Kritik nicht verstehen.

Profilbild von Wintermute

Wintermute sagt:

#5 - 02.02.2015 um 00:03 Uhr

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Auch ich schließe mich hier den Meinungen der User an, die mit dem Humbucker vollauf zufrieden sind. Er belässt nämlich den "Grundtone" des Instruments bei einer Strat und harmoniert einfach perfekt mit den beiden Texas SCs, er fügt sich perfekt ein.
Der Atomic verzeiht einiges und man muss es mit dem Gain wirklich übertreiben bis er nur noch Matschepampe produziert; zubeißen kann er dennoch, und zwar äußerst giftig.

Profilbild von Uwe Di Carli

Uwe Di Carli sagt:

#6 - 15.03.2015 um 15:00 Uhr

0

Hey Mucker!
Nachdem ich schon einige Strats gespielt habe,hier mein Fazit.Wenn Du eine richtig geile Strat suchst zu einem absolut fairen Preis,bist Du auf der sicheren Seite.Sound Handling, Verarbeitung,alles stimmt.Bin jetzt 62 Jahre und war schon immer ein Strat Freak.Das wird wohl meine letzte sein.Lets go to the RocknRoll.

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