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Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR Test

Der Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR im bonedo-Test  –  Schön, wenn man in einem Jahr gleich zwei Gelegenheiten hat, auf ein Jubiläum anzustoßen. Nicht nur, dass das Musikhaus Thomann 2014 seinen sechzigsten Geburtstag feiert, auch die legendäre Fender Stratocaster kann auf sechzig Jahre Rock’n’Roll zurückblicken. Zu dieser Gelegenheit hat man in Franken die Initiative ergriffen und gemeinsam mit Fender drei exklusive, nur für Thomann produzierte original USA-Sondermodelle aufgelegt, die zum günstigen Jubiläumspreis erhältlich sind. Neben einer Strat und einer Tele gehört dazu auch die Spezialausgabe eines Fender Precision Basses.

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Hinter dem illustren Produktkürzel Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR verbirgt sich ein waschechter USA American Special Precision Bass mit P/J-Tonabnehmerbestückung. Dabei sitzt der Precision Pickup in Hals-und der Jazzbass Tonabnehmer in Stegposition. RW bedeutet lediglich, dass ein Palisander-, also Rosewood-Griffbrett verbaut ist, und VIB steht für die Farbgebung des Korpus, der ein schlichtes Violin Burst trägt. Das letzte Kürzel FSR heißt ausgeschrieben Fender Special Run und sagt aus, dass es sich bei unserem Testkandidaten um ein Sondermodell handelt. Was das in der Praxis bedeutet, schauen wir uns genauer an.

Details

Der Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR wird in einem Gigbag ausgeliefert, das allerdings nur schwach gepolstert ist. Ist der Bass raueren Roadbedingungen ausgesetzt, sollte man sich unter Umständen nach einer stabileren Behausung umsehen. Aber angesichts des günstigen Preises für ein Fender USA Modell ist selbst die Beilage eines preiswerten Gigbags als Bonus zu betrachten. Weiterhin befinden sich Unterlagen, Zertifikat und Stellschlüssel im Lieferumfang.
Der Bass wiegt ca. 3,7 Kilo, hat also einen Platz auf der Leichtgewicht-Skala, was ein sehr angenehmes Handling verspricht. Der einteilige, mattlackierte und daher griffige Ahornhals mit Palisandergriffbrett und 20-Bünden ist in einem schlanken C-Profil gearbeitet. Die Kopfplatte beherbergt vier offene Mechaniken mit großen, sich zur Mitte hin verjüngenden Achsen. Neben dem Fender-Logo steht der große und fette Schriftzug „Precision Bass“. Auf der Rückseite der Kopfplatte befinden sich Seriennummer, die Bezeichnung „American Special“ und die Herkunftsangabe „Made In USA“.Der Hals ist standardgemäß mit vier Schrauben am Korpus befestigt, die Einpassung ist tadellos. Der Zugang zur Einstellschraube des Halsstellstabes liegt korpusseitig am oberen Ende des Halses, allerdings so versenkt und ohne ausreichende Ausfräsung, dass kein Zugang mit dem Stellschlüssel möglich ist, ohne den Hals vorher abzuschrauben. Für mich ist es ein Phänomen, dass man auch nach 60 Jahren immer noch beharrlich eindeutige Fehler mitkopiert.

Fotostrecke: 7 Bilder USA American Special Precision Bass mit P/J-Tonabnehmerbestückung

Unser Testmodell verfügt über einen dreiteiligen Erle-Korpus mit klassischer Precisionbass-Form. Die Sonderfarbe Violin Burst, laut Herstellerinformation handgebeizt, verleiht ihm ein antikes Aussehen. Die Oberfläche wirkt naturbehandelt und sehr dünn mattlackiert, was darauf schließen lässt, dass sie sehr kratzempfindlich ist und deshalb erste Gebrauchsspuren wohl nicht lange auf sich warten lassen – Anhängern von Roadworn- und Aging-Designs könnte das durchaus gefallen. Bei der Brücke handelt es sich um die einfachste verfügbare Version ohne Saitenführungsoption durch den Korpus. Die Reiter sind vom Spacing her ca. 2 mm enger ausgelegt als bei Standard Precision-Bässen, was sich aber nicht merklich auf das Spielgefühl auswirkt.

Fotostrecke: 6 Bilder Einfache Ausführung der Brücke ohne Saitenführung durch den Korpus

Der Bass bietet eine Tonabnehmerkombination in sogenannter P/J-Bestückung, der Halstonabnehmer ist also ein klassischer Precision Splitcoil Pickup, der Stegtonabnehmer die Singlecoil Jazzbass Version, beides American Alnico Pickups. Das weiße Pickguard trägt drei Potis mit Chromknöpfen, das vordere regelt die Lautstärke des Halstonabnehmers, das mittlere die des Stegtonabnehmers und das hintere, das an der Stelle sitzt, wo beim einfachen Precision-Bass die Klinkenbuchse wartet, dient als passive Tonblende. Der Klangregler setzt sich auch optisch durch die Verwendung eines minimal kleineren Potiknopfes ab. Bei unserem Kandidaten befindet sich die Klinkenbuchse an der unteren Korpuskante.

Fotostrecke: 10 Bilder P/J-Tonabnehmerbestückung
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Praxis

Liebe Firma Fender. So sehr ich die Instrumente schätze, mit denen ihr uns Bassisten seit so vielen Jahren beglückt, so stelle ich doch eine ernst gemeinte Frage: Warum packe ich im Jahr 2014 einen nagelneuen Fender American Special Bass aus und sehe innerhalb von drei Sekunden, dass ich keine Chance habe, den Hals zu justieren ohne ihn vom Korpus zu entfernen? Wo ist das Problem, eine klitzekleine Mehrarbeit in Form einer Fräsung an der Korpusstelle vorzunehmen, um dem Käufer das Leben zu erleichtern, so, wie es nahezu alle anderen Hersteller vorbildlich tun, wenn sich der Zugang zur Halsstellschraube an der Korpusseite befindet? Muss man tatsächlich solche Modifikationen selber durchführen oder durchführen lassen? Wenn Design oder Nostalgie derart konsequent an der Praxis vorbeischrammen und ein Problem so einfach zu lösen ist, dann sollte man – Tradition hin oder her – das im Sinne der Praxis herstellerseitig auch tun.  Vielleicht sollten wir Bassisten eine dieser heutzutage so populären Petitionen starten? „Freier Zugang zum Einstellstab“. Dabei ist das keinesfalls ein Phänomen unseres Thomann-Sondermodells, sondern es begegnet uns bei vielen anderen Fender-Modellen, egal, aus welcher Fabrik der Welt sie stammen. So, „daily rant over“. Man vergebe mir den emotionalen Ausbruch gleich zu Beginn. Kommen wir jetzt zu den relevanteren und erfreulicheren Aspekten unseres Tests.
Der Bass ist sehr leicht und alles fühlt sich, bedingt durch das Mattfinish von Hals und Korpus, hervorragend an. Wie schon erwähnt, wirkt lediglich der gebeizte Korpus, was seine Oberflächenbehandlung anbelangt, sehr empfindlich und alles andere als kratzfest. Schon nach wenigen Minuten dezenten Spielens bemerke ich deutliche Spuren oberhalb des Jazzbass-Tonabnehmers, dort, wo man für gewöhnlich den Daumen der Anschlagshand aufsetzt. Dabei ist es unumgänglich, dass der Daumennagel den Korpus berührt. Und genau dort sieht man umgehend, dass die Oberfläche sehr empfindlich reagiert. Mich persönlich stört das nicht, denn die gebeizte Oberfläche vermittelt ohnehin einen Vintage-Charakter, der durch die eine oder andere Macke eher noch gefördert würde. An Sound und Handling wird diese Eigenschaft jedenfalls nichts verändern.
Das C-Profil des Halses greift sich sehr komfortabel. Auch wenn er weniger Masse aufweist als vergleichbare Precision-Hälse mit U-Profil, kann ich nicht wahrnehmen, dass der Sound dadurch in irgendeiner Weise „schlanker“ wäre. Wie schon erwähnt, ist das Stringspacing der Bridge minimal enger gewählt als bei anderen Precision-Bässen, in der Spielpraxis ist mir das allerdings nicht aufgefallen, da musste ich schon ein Lineal herbeizitieren.
Hören wir zunächst einmal den Splitcoil (Precision) Hals-Tonabnehmer an, und zwar einmal mit offener passiver Tonblende und dann mit fast geschlossener. Komplett geschlossen, also zugedreht, war mir der Sound allerdings zu muffig und gedämpft. Darüber hinaus büßt der Bass beim Reduzieren der Höhen auch minimal an Volumen ein. Der Soundcharakter präsentiert sich sehr voluminös und durchgehend ausgeglichen. Ich nehme weder Töne wahr, die besonders hervorstechen, noch solche, die Gefahr laufen, zu verschwinden.

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Splitcoil/Precision-Tonabnehmer, passive Tonblende offen Splitcoil/Precision-Tonabnehmer, passive Tonblende fast geschlossen

Das gleiche Spiel treiben wir nun mit dem Singlecoil-, also dem Jazzbass-Tonabnehmer. Wiederum hören wir zuerst das Beispiel mit offener, dann mit fast geschlossener Tonblende. Der Knurrfaktor, den man von einem Jazzbass auf dem Stegtonabnehmer erwartet, wird voll erfüllt, allerdings kommen mir die Höhen bissiger vor, als ich es von den meisten Bässen dieser Gattung gewohnt bin.

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Singlecoil/Jazzbass-Tonabnehmer, passive Tonblende offen Singlecoil/Jazzbass-Tonabnehmer, passive Tonblende fast geschlossen

Bei beiden Tonabnehmern voll aufgedreht sollte ein klassischer Slapsound das Ergebnis sein. Das ist auch weitgehend der Fall, wenngleich ich dies nicht zu den Stärken dieses Basses zählen würde.

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Singlecoil/Jazzbass- und Splitcoil/Precision-Tonabnehmer, passive Tonblende offen

Die aggressive Klangnote, bedingt durch die bereits erwähnten harschen Höhen, funktioniert hervorragend in Verbindung mit dem Plektrum. Die hier werkseitig aufgezogenen Roundwoundsaiten können ihr volles Potenzial entfalten. Wie hören im Wechsel offenes und gedämpftes Klangverhalten.

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Splitcoil/Precision-Tonabnehmer, passive Tonblende offen

Etwas abgemildert, die passive Tonblende nur eine Nuance zurückgedreht, entfaltet sich ein voller, runder, singender Balladenton, ausgestattet mit einem erfreulich lebendigen Obertonverhalten und gutem Sustain.

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Splitcoil/Precision-Tonabnehmer, passive Tonblende leicht zugedreht

Allgemein würde ich den Sound des Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR als kräftig und offen bezeichnen. Er zeigt sich tendenziell eher hart als weich. Mit Plektrum gespielt kann der Bass etwas „clanky“ klingen, „scheppernd“ wäre zu hart ausgedrückt. Dafür hat er aber beides zu bieten, ein sattes Fundament UND aggressive Höhen. Um das zu illustrieren, habe ich den Testbass mit einem USA American Standard Bass verglichen. Der Vergleichsbass klingt etwas ausgewogener, aber auch zahmer – Geschmacksache.

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Testbass (Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR) Vergleichsbass (American Standard Precision)
Ein echter US Preci-Bass zum Budget-Preis
Ein echter US Preci-Bass zum Budget-Preis
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Fazit

Ein Fender USA P/J Bass für weniger als 900 Euro (Street-Preis) ist definitiv ein tolles Thomann-Jubiläumsangebot. Das für diesen Anlass angefertigte Sondermodell „Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR“ steht den Fender-Katalogmodellen in nichts nach. Selbst fendertypische, unsinnige Feinheiten wie der nicht zugängliche Halsstellstab wurden übernommen. Aber auch alle positiven Eigenschaften, wie man sie von einem Fender USA erwarten darf. Abgesehen von einer relativ kratzempfindlichen Korpusoberfläche attestiere ich künftigen Besitzern dieses Basses einen Freund fürs Leben und einen robusten und sehr universellen Begleiter in allen Bassistenlagen. Antesten und bei Gefallen zuschlagen, solange es ihn noch gibt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • klassischer Fender Sound
  • zwei Alnico Tonabnehmer, Singlecoil-& Splitcoil-Humbucker
  • ansprechende Vintage-Optik durch Violin Burst Finish
Contra
  • Korpusoberfläche kratzempfindlich
  • Halsstellstab nur nach Entfernen des Halses vom Korpus erreichbar (Korpusaussparung fehlt)
Artikelbild
Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR Test
Für 888,00€ bei
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Facts
  • Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR
  • Thomann 60th Anniversary Sondermodell
  • Korpus: massiv Erle
  • Hals: Ahorn, geschraubt, einteilig
  • Griffbrett; Rosewood (Palisander) mit Punkteinlagen, 20 Bünde
  • Mensur: Standard 86,4cm / 34“
  • Halsbreite Sattel: 41 mm
  • Tonabnehmer: 1 x American Standard Precision Bass Alnico 5 Split Tonabnehmer, 1 x Standard Vintage Alnico Magnet Jazz Bass Tonabnehmer
  • Regler: 2 x Lautstärke, 1 x passiver Tonregler
  • Steg: RIC, chrom
  • Mechaniken: chrom, offen
  • Finish: HandstainedViolin Burst
  • Gewicht: ca. 3,7 kg
  • inkl. Gigbag
  • Made in USA
  • Preis: 1177,00 Euro UVP
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Massiver Erle-Korpus

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