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Fender 65 Princeton Reverb LAC Tweed Test

Der Fender 65 Princeton Reverb LAC Tweed ist, wie der Name vermuten lässt, eine Nachbildung des Klassikers aus dem Jahr 1965. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern wurde der Princeton Reverb damals mit einer Zweibandklangregelung und einem aufwendigen Federhall ergänzt. Die Vibrato-Einheit dagegen war auch schon im Vorgängermodell integriert. Obwohl der Amp ursprünglich als Übungsverstärker gedacht war, wurde sein Sound im Laufe der Zeit legendär. Neben dem gemäßigten Bühneneinsatz ist der kleine Combo auf etlichen Studioaufnahmen zu hören.

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Zu den Usern des 15 Watt Gitarrencombos zählen und zählten neben zahlreichen Sessionmusikern auch herausragende Stars wie z.B. Mike Campbell, Billy Gibbons, Ry Cooder, Steve Lukather und Jeff Beck. Ob die Reinkarnation des Klassikers aus den 60er Jahren ebenso gut klingt, wie sie aussieht, sagt euch unser Test.

Details

Konzept

Mein Testobjekt ist ein einkanaliger Gitarrencombo, der entsprechend seiner historischen Vorlage mit Röhrentechnologie arbeitet. In seiner Endstufensektion verhelfen zwei Groove Tubes 6V6 Röhren dem Amp zu einer maximalen Endstufenleistung von 15 Watt. Das mag vielen jetzt als “nicht genug zum Leben, aber zu viel zum Sterben” erscheinen, aber viele Profimusiker schwören auch auf der Bühne auf den Klassiker. Dank seiner geringen Leistung lässt sich die Endstufensättigung auch bei kleinen Gigs problemlos nutzen. Je nach Musikgenre kann man den Amp weit aufreißen, ohne ohrenbetäubenden Lärm zu verursachen. Dabei klingt der kleine Combo alles andere als “klein”. Einen entscheidenden Anteil am Sound hat der 1x 10″ P-10 Q Jensen Lautsprecher, der einen erstaunlich warmer Ton mit griffigen Mitten und einem ausgewogenen Overdrive-Verhalten erzeugt. Mit einer Belastbarkeit von 40 Watt an 8 Ohm bietet er zudem genügend Reserven, um auch bei Vollgaseinstellungen niemals in die Bredouille zu geraten.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Tweed-Anzug steht dem kleinen Prinzen sehr gut

Die Bedienelemente

Fendertypisch befinden sich alle Bedienelemente auf der Vorderseite oberhalb des Lautsprechers und die Reise des Gitarrensignals beginnt oben links. Hier liegen die beiden Eingangsbuchsen des Verstärkers, die sich in ihrer Empfindlichkeit unterschieden. Nur wenn beide Kanäle gleichzeitig belegt sind, sind sie gleich empfindlich, ansonsten eignet sich der zweite Eingang mit -6 dB für Gitarren mit aktiven Pickups oder sehr kräftigen Humbuckern. Die Eingriffsmöglichkeiten in die Soundgestaltung lauten wie folgt: Volume, Treble, Bass, Reverb, Speed und Intensity. Die beiden letzten Regler sind übrigens für den Vibrato-Effekt zuständig.

Fotostrecke: 5 Bilder Das klassisch schwarze Panel ist übersichtlich bestückt

Die Rückseite

Im Gegensatz zum Ursprungsmodell hat man bei diesem Reissue auf ein fest montiertes Netzkabel zugunsten einer Kaltgerätebuchse verzichtet, daher gibt es hier auch kein Kabel, das während des Transports lose im Gehäuse herumfliegt. Eine Sicherung schützt die elektronischen Schaltkreise vor Schäden. Neben dem On/Off-Schalter befinden sich die beiden Lautsprecherbuchsen und der Anschluss für den mitgelieferten Fußschalter. Schalten lassen sich sowohl der Hall als auch der Vibrato-Effekt. Abschließend bleiben noch die beiden In- und Out-Cinchbuchsen für den Anschluss der im Combogehäuse liegenden Hallspirale zu erwähnen.

Fotostrecke: 7 Bilder Das Gehäuse des Combos ist hinten geöffnet
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Praxis

Ich habe lange Zeit einen alten Fender Princeton Reverb aus den 70ern besessen und mich deshalb auf diesen Test besonders gefreut. Eine direkte Gegenüberstellung der beiden Amps wäre sicher interessant gewesen, aber ein A/B-Vergleich mit einem 45 Jahre alten Original würde sich alleine schon wegen der gealterten Bauteile als schwierig erweisen. Schließlich lässt es sich nur teilweise erahnen, wie das alte Schätzchen fabrikneu geklungen hat. Nichtsdestotrotz war ich schon beim ersten Anspielen sofort mit dem Sound vertraut. Der Amp wurde nach historischen Vorgaben gebaut und man hat Gottseidank nicht versucht, die Konstruktion mit neuartigen Features zu verschlimmbessern. Der Combo klingt dementsprechend ausgewogen und archetypisch nach Fender. Der Ton ist warm und glockig, ohne diese knallharten Höhen, die man vom Twin Reverb kennt. Kein Wunder, dass der Princeton Reverb unter Studiomusikern und Toningenieuren schon immer sehr beliebt war. Für mich bringt er einen der besten Cleansounds überhaupt, die man je nach Lautstärke sehr geschmackvoll sättigen und anzerren kann. Auch wenn sich der Princeton Reverb bestens als Übungsamp eignet, wird man schnell merken, wie laut 15 Watt Röhre sein können. Zu glauben, man könne in der Etagenwohnung seine Endstufensättigung genießen, ist absolut illusorisch. Für wohnzimmertaugliche Zerrsounds würde ich deshalb in jedem Fall ein Overdrivepedal empfehlen.

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Kommen wir zu den cleanen Sounds des Princeton Reverb. Im ersten Soundbeispiel habe ich den Volume-Regler auf 2 gedreht. Treble steht auf 6 und Bass auf 5. Hier klingt der Amp zwar glasklar, aber nicht chemisch gereinigt, wie das bei diversen Transistorverstärkern der Fall ist, die sich dem cleanen Ton verschrieben haben. Der Hall, der hier zu hören ist, ist der interne Federhall, der einen sehr tiefen räumlichen Effekt bringt. Aber man sollte aufpassen und ihn vorsichtig dosieren, weil man sich sonst schnell in einer großen Waschküche wiederfindet.

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Clean – Volume 2 – Strat mit Reverb

Im zweiten Soundbeispiel habe ich den Volume-Regler auf 3 gedreht, wobei der Ton zwar immer noch unverzerrt ist, aber schon etwas verdichteter daherkommt, was jedoch auch an den klassisch gewickelten Kloppmann-Pickups der Stratocaster liegt. Mit EMG-Pickups oder Humbuckern wäre der Ton jetzt schon deutlich stärker gesättigt. Auch hier hört man im Hintergrund wieder den weichen Federhall und einen zusätzlichen Schuss Vibrato. Für Shadows-Liebhaber und/oder Surfgitarristen ein absoluter Traum.

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Clean – Volume 3 – Strat Hals-PU mit Reverb und Vibrato
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Wenn man etwas mehr Kante möchte, muss man den Amp weiter aufdrehen. Mit klassischen Singlecoils erhält man ab Halbgas einen angenehm rauen Ton. Hier liegt meiner Meinung nach auch der Sweetspot des Princeton Reverb, denn in diesem Bereich ist der Sound am lebendigsten. Je weiter man den Amp nun aufdreht, um so weiter muss man allerdings auch den Bass zurücknehmen, weil sich der Amp sonst klanglich verschluckt. Dadurch treten gleichzeitig die Mitten etwas stärker in den Vordergrund, wodurch sich der Klang auch besser im Mix durchsetzt.

Audio Samples
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Volume 5 – Strat, mittlerer PU

Spätestens ab Halbgaslautstärke wird der Combo nicht mehr lauter, sondern immer verzerrter. Dabei kommt man leider auch schnell in fuzzige Regionen, wenn man den Bassregler nicht sehr weit zurücknimmt. Für einen Overdrive-Sound würde ich deshalb in jedem Fall einen Tubescreamer vorziehen, weil er neben einer klareren Verzerrung auch den Bassbereich unter 100 Hertz beschneidet. So bietet der Amp besonders bei hohen Lautstärken mehr Dynamik. Im folgenden Beispiel habe ich ihn auf Dreiviertel-Gain gedreht, ohne den Bassregler zurückzunehmen. Zwar klingt es beim Solospiel jetzt fett, beim Wechsel in tiefere Lagen allerdings beginnt der Amp stark zu mulmen. Das Ganze hat zwar auch seinen Reiz, aber der Ton ist einfach viel zu stark komprimiert und undifferenziert.

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Volume 8

In meinem letzten Audiobeispiel hört ihr den Amp mit deutlich weniger Bass und noch einem kleinen Schuss mehr Volume. Wie man feststellen kann, arbeitet er jetzt weitaus freier und der Ton versumpft nicht mehr in den tiefen Lagen. Der Klang hat noch mehr Mitten und setzt sich noch besser durch. Wichtig ist beim Aufnehmen übrigens die richtige Position des Mikrofons. Hier bitte tunlichst die Mitte der Kalotte vermeiden, denn sonst klingt der Amp zu klein. Neben dem SM 57 habe ich zusätzlich noch ein Neumann U 87 verwendet, um den Sound runder und fetter zu bekommen. Als Preamp kommt ein UAD 6176 für das U 87 zum Einsatz, während das SM 57 direkt in das Apogee Ensemble Audio Interface geht.

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Volume 9 – Bässe etwas zurückgedreht
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Fazit

Der Fender Princeton Reverb LAC Tweed ist eine gelungene Reinkarnation des Klassikers aus dem Jahre 1965. Der kleine Combo sieht nicht nur gut aus, er klingt auch richtig gut. Sein Ton ist niemals aufdringlich oder harsch, sondern ausgewogen und rund. Wer also einen knackigen und archetypischen Fendersound sucht, ist hier goldrichtig. Fette Verzerrungen sind naturgemäß nicht sein Metier, aber alleine mit dem Lautstärkeregler lassen sich viele klassische Rock-, Pop- und Surf-Sounds auch ohne den Einsatz zusätzlicher Pedale realisieren. Seine Stärken liegen in cleanen und leicht angezerrten Sounds, die er sehr authentisch und direkt präsentiert.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Optik
  • authentische klassische Sounds
  • eignet sich zum Üben und für gemäßigte Proben
  • studiotauglich
Contra
  • keins
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Fender 65 Princeton Reverb LAC Tweed Test
Für 1.279,00€ bei
Der kleine Prince hält, was er verspricht!
Der kleine Prince hält, was er verspricht!
Technische Spezifikationen
  • Fender 65 Princeton Reverb LAC Tweed
  • Typ: E-Gitarren Combo
  • Arbeitsweise: Vollröhre
  • Endstufenröhren: 2 x Groove Tubes 6V6
  • Vorstufenröhre: 3 X12AX7, 1 x 12AT7 Röhren,
  • Gleichrichterröhre: 5AR4
  • Hall: röhrenbetriebener Accutronics Federhall
  • Tremolo: Original Fender Röhrentremolo
  • Leistung: 15 Watt an 8 Ohm
  • Kanäle: 1
  • Anschlüsse: 2 x Guitar Input, 2 x Speaker Output, Footswitch, (Reverb/Vibrato), Kaltgerätebuchse
  • Lautsprecher: : 1x 10″ Jensen P-10Q
  • Regler: Volume, Treble, Bass, Reverb, Speed, Intensity
  • Abmessungen (H x B x T): 40,6 x 50,5 x 24,2 cm
  • Gewicht: ca. 14,5 kg
  • Farbe: Lacquered Tweed mit Bassman-Frontbespannung und braunem Frontpaneel
  • Inkl. Cover und Doppelfußschalter
  • Preis: 1299,00 Euro UVP
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Profilbild von maris54

maris54 sagt:

#1 - 09.12.2015 um 15:43 Uhr

0

Laut Hersteller hat der Fender 65 Princeton Tweed im Gegensatz zur normalen schwarzen Version keinen Jensen C-10R, sondern einen P-10Q eingebaut.

    Profilbild von htietgen

    htietgen sagt:

    #1.1 - 10.12.2015 um 10:34 Uhr

    0

    Hallo maris54
    Du hast natürlich absolut recht. Es stand ja bereits korrekt in den Technischen Daten des Tests - im Fließtext hatten wir allerdings vergessen es zu ändern. Ist jetzt passiert. Danke für deine Hilfe und Beste Grüße Hansi Tietgen

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