Anzeige

Shure PGA DrumKit 6 Test

Um mit Drumrecording zu beginnen, kann man sich für die Zusammenstellung einzelner Mikrofone entscheiden oder direkt ein komplettes Paket erstehen, wie es Shure mit dem PGA DrumKit 6 anbietet.

Shure_PG_Alta_Drum_Kit_6_Mikro_Koffer_6

Der Mikrofonkoffer beinhaltet das, was man als Grundstock an Mikrofonen für die Aufnahme eines Schlagzeugs benötigt. Nicht mehr, nicht weniger und vor allem natürlich ohne ausgefallenere Lösungen.
So lachen den Käufer des Sets aus der PG-Alta-Serie – oder natürlich, wie im jetzigen Fall, den Tester und Autoren – ein PGA52-Bassdrum-Mikrofon, zwei Tom-Clips namens PGA56, ein Snare-Mikrofon, das auf PGA57 hört und mit den beiden PGA81 zwei Kleinmembran-Kondensatormikrofone an. Wer also den Achtzigerjahren Tribut zollt und sich freiwillig inmitten von Toms einpfercht, wer eine leisere Hi-Hat spielt oder sonstiges Geraffel benutzt, das es abzunehmen gilt, der muss das Shure-Köfferchen eben erweitern.

Details

Erste Aufgabe erfüllt

Der vielleicht erste Blick des typischen Interessenten wandert sicher zum Preisschild. Da steht jetzt nicht 899 oder 699 Euro, sondern 499 Euro – eine für viele User positive Aussage also, die erste Aufgabe eines derartigen Produktes wurde somit erfüllt. Allerdings geht es bei anderen Herstellern auch noch ein Stück preiswerter. Insofern muss die Herstellungs- und Klangqualität zum Preis passen, aber das wird sich zeigen.

Neini, das ist keine typische Mikrofonanordnung – aber alle Mikros des PGA-Sets.
Neini, das ist keine typische Mikrofonanordnung – aber alle Mikros des PGA-Sets.

Bassdrum: PGA52

Die Zahl im Namen verrät’s: Das PGA52 soll auf das bekannte Bassdrum-Mikro Beta 52 verweisen, für welches man allerdings alleine schon annähernd 200 Möhren aus der Tüte ziehen muss. Das PGA-Mikrofon weist wie andere Bassdrum-Spezialisten ebenfalls einen optimierten Frequenzgang auf: Der Bass unterhalb von 100 Hz ist deutlich supportet, der Kickbereich um die 5 kHz ebenfalls. Im Nahbereich wird der Bass übrigens weiter verstärkt – eine typische Eigenschaft fast aller Mikrofone. Die große Tauchspulenmembran ist in Nierenform für eintreffenden Schall empfindlich, was für Bassdrum-Mikros absolut üblich ist, genauso wie die Empfindlichkeit von 1,75 mV/Pa.

Fotostrecke: 8 Bilder Dickes Ding: PG Alta 52

Toms: PGA56

Wie PGA52-Versionen auf Magerkur muten die beiden Tom-Mikrofone an. Trotz geringerer Größe ist die Zahl in der Produktbezeichnung höher, denn sie lauschen auf den Namen PGA56. Ihr Frequenzgang klettert weiter hinauf als beim Bassdrum-Mikrofon, erst bei 15 kHz wird die obere Grenzfrequenz angegeben, wohingegen dies beim 52er schon bei 12 kHz der Fall ist. Etwas weniger ausgeprägt sind auch die Unebenheiten im Frequenzgang, aufgrund der kleineren Membranfläche und dem sonst wahrscheinlich nicht sonderlich abweichenden Innenleben ist auch der Übertragungsfaktor mit 1,45 mV/Pa geringfügig niedriger. Solange das Mic allerdings nicht an wirklich schwachen und rauschenden Preamps angeschlossen wird, ist aber auch dies kein Problem. 

Fotostrecke: 3 Bilder Ein PGA56 befindet sich nicht im Koffer…

Snare: PGA57

Wer die Zahl „57“ schon einmal im Zusammenhang mit Mikrofonen gehört oder gelesen hat, der ist bestimmt nicht alleine: Das Shure SM57 ist eines der verbreitetsten Instrumentenmikrofone, wenn nicht sogar das verbreitetste. In der Version der PG-Alta-Serie nennt es sich PGA57 und zeigt ähnliche Eigenschaften. Der Frequenzgang zeigt einen leichten Boost der Höhen, jedoch mit einer verhaltenen Übertragung des Bereichs um 7 kHz und einem rapiden Abfall oberhalb von 10 kHz – typisch für ein Tauchspulenmikrofon. Unterhalb von 200 Hz beginnt die Übertragung ebenfalls schwächer zu werden. Bedenkt man aber, dass im Nahbereich von Schallquellen sowieso eine Bassanhebung durch den Nahbesprechungseffekt stattfindet und eine Snare allzu bassig auch nicht sein sollte, ist das gerade richtig. 

Fotostrecke: 9 Bilder Das PGA57 ist für den Einsatz an der Snare gedacht.

Overheads: PGA81

Ok, auch hier kurz das Zahlenspiel: Die Shure SM81 gelten als robuste und alltagstaugliche Kleinmembran-Kondensatormikrofone, die gerne als Overheads und Hi-Hat-Mikros Anwendung finden. Die beiden PGA81 haben optisch nicht sehr viel mit ihnen gemein, denn sie sind schwarz statt silbrig und deutlich gedrungener als ihre grazil-schlanken Namensvetter. Ein Hochpassfilter und eine Vordämpfung bietet das PGA81 zwar nicht, auch sonst kann man die beiden nicht unbedingt auf eine Stufe stellen. Das für ein Kleinmembranmikro recht eingeschränkte Spektrum von 40 Hz bis 18 kHz (im Bass bestimmt nicht für -3 dB angegeben…) ist nur die eine Sache, die doch recht geringe Dynamik eine andere: Mit nur 3,8 mV/Pa gibt es für ein Elektret-Kondensatormikrofon recht wenig Pegel aus, was sich aber nicht durch hohe Schalldruckverträglichkeit rechtfertigen lässt. Der maximale SPL-Wert ist mit 129,5 dB angegeben, sogar mit schon 1% THD. Über das Eigenrauschen erfährt man in den Unterlagen nichts. Gut, Pegel über 130 dB(SPL) sind bei einer Overhead-Mikrofonierung nicht zu erwarten, aber die sich eigentlich anbietende Alternative der Verwendung eines PGA81 als Mono-Overhead und des anderen 81 an der Hi-Hat würde ich wahrscheinlich gar nicht erst probieren wollen, wenn nicht gerade „Schmidtchen Streichel“ zart und vorsichtig das Drumset bedient.

Kabel, Klett, Packtasche!

„Kabel, Klett, Packtasche“ wirkt zwar ein bisschen wie „Stock, Hut, Gesangsbuch“, ist aber de facto genau das, was ein solches Set komplett macht. Kabel kosten Geld, besonders in hoher Qualität oder großer Stückzahl. Bei Drum-Mikrofonkoffern wie dem Shure PGA Drum Kit 6 geht es in erster Linie um die Zahl von sechs Mikrofonen, die verkabelt werden wollen, insofern darf man sich über die Beigabe des Kupferzwirns freuen – gleichzeitig natürlich nicht allzu viel erwarten. Dankenswerterweise sind Klettbänder mitgeliefert, um die Kabelage hier oder dort zu fixieren und um dem um das Drumset herummschwirrende Gesinde (Bassisten, Keyboarder…) keine Stolperfallen zu liefern. Zumindest keine unbeabsichtigten.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Set besteht aus deutlich mehr als nur sechs Mikrofonen.

In gewisser Hinsicht als Aufforderung zum fröhlichen Weiterkaufen zu verstehen ist die Tatsache, dass im Softcase des Mikrofonsets noch Platz ist. Hat man mehr Toms als die heute üblichen zwei, benötigt für Hi-Hat, Side-Snare, den Blechkanister oder sonst irgendein Ziel für die Holzstäbe, können dort weitere Mikrofone schlafen, wenn sie nicht benötigt werden. Was nämlich unpraktisch ist, ist ein Koffer, der eben nicht alles beherbergt, was man benötigt, sondern nur einen Teil. Und da ich gerade die Anzahl Toms angesprochen habe: Manchmal tut es auch eine Mikrofonierung zwischen zwei Toms mit nur einem Mikrofon. Damit lassen sich nicht selten ordentliche Abnahmen erzielen. Und es gibt ja noch ein „Drum Kit 7“…

Anzeige

Praxis

Shure. Eindeutig.

Die haptisch-taktile Rückmeldung kommt sofort, wenn man eines der Mikrofone aus der Packtasche des Shure PG Alta Drum Kit 6 herausnimmt: Die Mikrofone sind schwer, widerstandsfähig und vernünftig gearbeitet – Shure eben. Die Linie des ersten Eindrucks setzt sich fort, wenn man Körbe abdreht und in die Innereien blickt: Hier hat man an keiner Stelle das Gefühl, dass es ein Teil gibt, das auch bei häufigem Einsatz in die Knie gehen könnte. Live-Tauglichkeit: 1A. Auch der bei manchen Mikrofonen gerne mal anfällige Neigemechanismus ist hier keine Ausnahme.

Begeistern nicht: Mikrofonhalter für den Spannreifen. Allerdings gilt das für die meisten verfügbaren Clips.
Begeistern nicht: Mikrofonhalter für den Spannreifen. Allerdings gilt das für die meisten verfügbaren Clips.

Für die Spannreifenhalter will ich das eben Gesagte aber nicht wiederholen. Zu unflexibel in der Anbringung, vor allem aber der Ausrichtung, werden die kleinen Schienen dem Shure-Anspruch nicht gerecht. Zwar lassen sich die Mikrofone verschieben und anwinkeln, doch sind insgesamt zu wenig Positionen möglich. Was im Livebetrieb zu verschmerzen ist, kann schon bei Proberaumaufnahmen dafür sorgen, dass man die Halter am liebsten nicht mehr zurück an den im Formschaumstoff vorgesehenen Ort in der Transporttasche wandern lässt, sondern auf den Proberaumboden (der ja in vielen Fällen gleichbedeutend mit dem berühmten „Eimer“ ist…). Nun, ich kann hier schimpfen, das Dilemma ist bekanntlich, dass gute Spannreifenhalter gar nicht so preiswert sind, das weiß man natürlich auch bei Shure. Und statt keiner Spannreifenhalter oder einem Preis von einhundert Euro mehr gibt es halt diese. Das machen andere Anbieter genauso. Als Alternative wäre sicher der 592A-X von Latin Percussion zu nennen, der allerdings mit etwa 50 Euro zu Buche schlägt.

PGA52 an der Bassdrum im Studio "Die Fette Eins" in Köln
PGA52 an der Bassdrum im Studio “Die Fette Eins” in Köln

Dickes Pfund aus der Bassdrum

Schließt man das PGA52 an und positioniert es in der Bassdrum, wird schon vor der Feinjustierung der Position klar, dass der Frequenzgang die Vorahnungen erfüllt: Das Bassfundament ist solide und ausreichend trocken, begleitet wird dies von einer nicht zu patschigen Unterstützung des Kick-Anteils. In vielen Disziplinen macht das M 88 aus dem Audiobeispiel eine etwas bessere Funktion, genauso ein RE 20 – zu bedenken gilt es allerdings, dass diese jeweils beinahe so viel Kosten wie der ganze PGA-Koffer. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch die PGA56, die es sich bei aller „Knalligkeit“ nicht nehmen lassen, ausreichend Tiefen zu transportieren. Für manche Sounds ist mir der hölzerne Charakteranteil etwas zu gering, üblicherweise wird man sich jedoch über den auch hier leicht vorgefertigten Sound freuen, besonders live, wenn es schnell gehen muss: Mit den PGA56 erhält man einen punchy Sound, der ein wenig nach 1980ern riecht. Einen kleinen qualitativen Abfall zum PGA52 kann ich bei den 56ern jedoch trotzdem feststellen, wenngleich ja viele bauliche Ähnlichkeiten bestehen. Das Alta 56 wirkt etwas weniger ausgewogen und ein Stückchen „langsamer“ als das dicke BD-Mikro. Den unfairen Vergleich mit Sennheiser MD 421 II und dem EV RE 20 konnten die beiden PGA56 nur verlieren – das tun sie auch, gehen insgesamt aber dennoch in Ordnung und liefern ein fehlerfreies, vernünftiges Signal.

Audio Samples
0:00
Shure PGA komplettes Kit Shure PGA81 – AB-Overheads Shure PGA52 – Bassdrum Shure PGA57 – Snare TT: RE20, MD 421: FT, M88: BD, SM58: SN, MK-012: OH Oktava MK-012 (N) – AB-Overheads

Tipp auch außerhalb des Drumkoffers: PGA57

Wirklich empfehlen kann ich das Shure PGA57 aus dem Koffer. Es ist nur ein paar Zehner preiswerter als das SM57 und eben nur einmal im Set anstatt direkt auch für die Toms. Aber hier hat Shure richtig gehandelt und dem Paket für die Hauptinstrumente wirklich solide klingende Mikros beigegeben: Das PGA57 überzeugt durch feine Auflösung, ist schnell, nicht zu färbend und ein wirklich guter Allrounder. Ich hatte es auch am Gitarrenamp und sogar als Vocal-Mikro in Betrieb, der Abstand zu Shures SM57 und 545D, ja sogar zum SM 7B ist so groß nicht. Wer sich also hier beim Lesen schon innerlich gegen den Koffer entschieden hat, dem sei auf jeden Fall das Alta 57 ans Herz gelegt! Klanglich ordentlich: PGA81 Die beiden Kleinmembran-Kondensatormikrofone PGA81 liefern ein mehr als ausreichend aufgelöstes Klangbild und wirken recht höhenlastig. Dass ein wenig Fundament verlorengeht – ganz im Gegensatz zu den Oktava MK-012 im Vergleichsfile – ist oftmals gar nicht so schlimm, wenn man den Anwendungszweck betrachtet. Ganz ehrlich: In den meisten Fällen werden Overheads per Filter von ihren tieffrequenten Anteilen befreit. Das finde ich zwar oft sehr schade, erleichtert aber die Arbeit ungemein, da man sich dann im Bassbereich weniger Gedanken um Phasenlagen und Delays machen muss. 

Fotostrecke: 7 Bilder Redakteur des Drumbereichs an der Hütte: Chris Behm beim Einspielen mit dem Shure-Koffer.

Wie befürchtet, sind die 81er nicht besonders pegelfest. Der Einsatz an Hi-Hat und Ride kann bei heftiger Spielweise genauso problematisch werden wie als Snare-Bottom und wenn auf eine Cowbell gezimmert wird. Auch die Zweitverwertung als Instrumentenmikro für die Akustikgitarre oder sogar im ORTF oder XY für Chor oder Kammerorchester kommen eher nicht in Frage, da das Grundrauschen nicht wirklich „minimal“ ist. Aus dem gleichen Grund sollten man bei sehr entfernter Mikrofonierung und verhaltenem Spiel vorsichtig sein, etwa mit Besen oder Mallets – besonders, wenn stark komprimiert werden soll.

Anzeige

Fazit

Shure bietet mit dem PG Alta Drum Kit 6 ein gut ausgestattetes Paket an Schlagzeugmikrofonen zum fairen Preis. Diese Aussage ist so absolut richtig – dass ich an dieser Stelle etwas nüchtern klinge, liegt daran, dass die beiden Kleinmembran-Kondensatormikrofone klanglich gegenüber den wirklich sehr gut performenden Tauchspulenmikros für Toms, besonders aber Snare und Bassdrum leider etwas zu sehr abfallen. Insgesamt erhält man für knapp 500 Euro ein vernünftiges, nicht überteuertes Set von einem der wichtigsten Markenhersteller im Mikrofonbau.

*Pro

Bassdrum- und Snaremikro klanglich sehr gut

robuste Bauweise

Lieferumfang

*Contra

Mikrofonklemmen/Spannreifenhalter

Pegelfestigkeit und Frequenzgang der Kondensatormikrofone

Shure_PG_Alta_Drum_Kit_6_Mikro_Koffer_8

Features und Spezifikationen

1 x PGA52

  • Typ: Bassdrum-Mikrofon, dynamisch/Tauchspule
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 50 Hz – 12 kHz

1 x PGA57

  • Typ: Instrumentenmikrofon, dynamisch/Tauchspule
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 70 Hz – 15 kHz

2 x PGA56

  • Typ: Instrumentenmikrofon, dynamisch/Tauchspule
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 50 Hz – 15 kHz

2 x PGA81

  • Typ: Kleinmembran-Kondensatormikrofon
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 40 Hz – 18 kHz

Lieferumfang: Softcase, Kabel, Klettbänder, Clips

Preis: € 499,– (UVP)

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Bassdrum- und Snaremikro klanglich sehr gut
  • robuste Bauweise
  • Lieferumfang
Contra
  • Mikrofonklemmen/Spannreifenhalter
  • Pegelfestigkeit und Frequenzgang der Kondensatormikrofone
Artikelbild
Shure PGA DrumKit 6 Test
Für 549,00€ bei
Hot or Not
?
Neini, das ist keine typische Mikrofonanordnung – aber alle Mikros des PGA-Sets.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1