sE Electronics sE8 Omni Test

Mit dem sE8 Omni Stereoset hat sE Electronics seinem 2017 vorgestellten sE8 Nieren-Set ein weiteres, preislich interessantes Kleinmembranpärchen zur Seite gestellt.

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Das chinesische Unternehmen, welches von dem ehemaligen Fagott-Spieler Siwei Zou gegründet wurde, hat sich in den letzten Jahren mit vielen, oft erstaunlich hochwertigen Schallwandlern und einem wirkungsvollen Marketing als echter Gegenspieler zu deutlich teureren Konkurrenten etabliert. Aber wozu ist so ein Mikrofon mit Kugelcharakteristik eigentlich gut?
Die Frage ist durchaus berechtigt, kommen die meisten Anwender mit der bewährten Niere doch sehr gut zurecht. Eine Kugel hat jedoch einige Vorteile, wenn man weiß, wie man sie einsetzen möchte. Ihre Konstruktion sorgt nämlich nicht nur dafür, dass sie den ganzen Raum „hört“, ihr wird auch eine ebenerer Frequenzgang nachgesagt, sowie die Eigenschaft, nahezu frei von Nahbesprechnungseffekten zu sein. Optisch lassen sie sich von ansonsten baugleichen Nierenkollegen nur anhand ihrer geschlossenen Kapselgehäuse unterscheiden, denn sie arbeiten als sogenannte Druckempfänger. Nierenkapseln bezeichnet man hingegen als Druckgradientenempfänger, Schlitze hinter der Membran sowie ein Laufzeitglied sorgen für die gewünschte Richtwirkung. Was all dies für unsere Testobjekte bedeutet, lest ihr auf den folgenden Zeilen.

Details

Vom Koffer bis zur Stereoschiene ist alles dabei

Wie schon das sE8-Set mit Nierenkapseln überzeugt auch die Omni-Version mit einer kompletten Ausstattung. Es beginnt mit einem stabilen Aluminiumköfferchen, welches nicht nur die beiden Mikros beherbergt, sondern auch zwei Halterungen mit Gewindeadaptern, zwei Windschütze und eine hochwertige Stereoschiene aus Aluminium. Der einzige Unterschied zwischen beiden Sets liegt wie eingangs erwähnt in den Kapseln. Diese bietet sE Electronics übrigens auch einzeln an, wer also bereits über die Nieren-Versionen verfügt, kann entsprechend aufrüsten. In Sachen Bauform und optischer Erscheinung fallen unsere Testobjekte unspektakulär aus. Mit zwölf Zentimetern Länge weisen sie ein klassenübliches Standardmaß auf, die Metallgehäuse wurden sauber gefertigt. Nur das rote sE Logo sowie zwei rote Schiebeschalter stechen aus dem matten Schwarz heraus.

Das sE-Logo steht für bezahlbare und ordentliche Mikrofone, die in China gebaut werden.
Das sE-Logo steht für bezahlbare und ordentliche Mikrofone, die in China gebaut werden.

Es gibt jeweils zweistufige Filter

Bei den Reglern handelt es sich um zwei schaltbare Filter. Das obere der beiden betätigt ein Pad, welches den Eingangspegel bei Bedarf wahlweise um zehn oder 20 dB reduziert. Darunter sitzt ein Low-Cut-Schalter. Neben der Neutralstellung können damit tieffrequente Geräuschanteile entweder bei 80 oder 160 Hertz mit einer Flankensteilheit von sechs dB pro Oktave aus dem Signal gefiltert werden. Satte 20 mV/Pa Empfindlichkeit weist das Datenblatt aus, 20 bis 20000 Hertz nutzbarer Frequenzbereich dürften als Standard in dieser Mikrofonklasse gelten. Beim Frequenzgang fällt der lineare Bass- und Mittenbereich auf, ab 4500 Hertz macht sich die Kurve zu einem leichten Höhenflug auf. Auch dies ist eine typische Eigenschaft von Kugelkapseln.

Fotostrecke: 6 Bilder Da fehlt es an nichts: Der Lieferumfang fällt üppig aus.

Praxis

Sehr detalliert, offen und klar

Dass auch die Omni-Versionen des sE Electronics sE8 überzeugen können, zeigt sich schon an der ersten Teststation, der Dreadnought Gitarre, gespielt von meinem bonedo-Kollegen Michael Krummheuer. Während Mikro Nummer Eins auf einen Punkt unterhalb des Schalllochs der recht basslastigen Baton Rouge zeigt, zielt das zweite Exemplar grob auf den zwölfen Bund. Sowohl beim Strumming als auch beim Picking überzeugt ein straffer, detaillierter Klang mit einem angenehmen räumlichen Schimmer. Speziell in den Mitten geht es plastisch und fokussiert zu, was auch daran liegt, dass Bässe und Höhen weder über- noch unterrepräsentiert werden. Das Vergleichspaar, zwei Oktava MK012 mit Kugelkapseln, geht hier erwartungsgemäß etwas gröber und auch leicht nöhliger zu Werke, was im passenden Kontext natürlich auch Vorteile hat. Den edleren, natürlicheren Gesamtklang erzeuegen jedoch die sE-Mikros.

Audio Samples
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Fotostrecke: 6 Bilder An der Akustischen klingen die sE8 Omnis klar und ausgewogen.

Klare Ergebnisse auch an Hi-Hats und am Ride-Becken

Mit den Erkenntnsisse aus der Gitarrenaufnehme wende ich mich nun meinem Schlagzeug zu und positioniere das sE8 über meiner 15er Avedis Hi-Hat. Sowohl alleine als auch im Mix gefällt die klare, obenrum angenehme Abbildung, Nahbesprechungseffekte glänzen durch Abwesenheit. Gut gefällt mir auch der Umstand, dass Übersprechungen zwar natürlich vorhanden sind, jedoch sehr realistisch klingen und nicht das gefürchtete Dosenscheppern aufweisen. So gelingt eine saubere Integration in den Gesamt-Sound. Mehr Aggressivität und eine gröbere Auflösung zeigen wiederum die Oktavas. Das zeigt sich gerade beim Ridebecken verstärkt, hier würde meine Wahl ganz klar auf die sE 8er fallen. Noch eher würde hier jedoch zu den Nierenversionen tendieren, das ist jedoch sicherlich eine Geschmacks- und Anwendungsfrage.

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Sehr satt auch als Overheads

Das klare klangliche Profil der sEs macht sich auch über dem Drumset, meinem großen alten Yamaha 9000, bezahlt. Hier klingen sie deutlich deutlich sauberer und trennschärfer als die MK012s, besitzen aber in den oberen Mitten gleichzeitig mehr Körper und „zerfasern“ nicht so. In einem Raum mit eher niedrigen decken – wie meinem – ist das ein klarer Vorteil, denn die Reflexionen klingen einfach besser.

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Fazit

Mit dem sE8 Omni Stereoset erweitert sE Electronics sein Angebot im Bereich der preisgünstigen Kleinmembranstäbchen. Wie auch die Nierenversionen überzeugen die Kugeln auf ganzer Linie an allen getesteten Quellen. Die Resultate klingen offen, straff und ausgewogen und liefern genau die Art kontrollierte Räumlichkeit, die auch in suboptimalen Aufnahmesituationen für einen schönen Klang sorgen. Dass im kompletten Lieferumfang auch ein Koffer sowie eine Stereoschiene enthalten sind, ist ein weiterer Pluspunkt. Mit diesem Gesamtpaket heimst das Omni Set eine sehr gute Bewertung ein.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • ausgewogener, offener Klangcharakter
  • kontrollierte räumliche Darstellung
  • saubere Verarbeitung
  • sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • keins
Artikelbild
sE Electronics sE8 Omni Test
Für 396,00€ bei
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Features & Spezifikationen
  • Hersteller: sE Electronics
  • Bezeichnung: sE8 Omni Stereoset
  • Wandlerprinzip: Echtkondensator
  • Richtcharakteristik: Kugel
  • Impedanz: 110 Ohm
  • Frequenzgang: 20-20000 Hertz
  • Finish: schwarz, matt lackiert
  • Ausgang: XLR
  • Abmessungen: L: 12,0 x B: 2,3 Zentimeter
  • Gewicht: 141 Gramm
  • Zubehör: 2xHalter mit EU-Gewindeverkleinerung, Aluminiumcase, Stereoschiene, 2 x Windschutz, Anleitung
  • Herkunftsland: China
  • Preis : € 389,– (Straßenpreis am 7.12.2020)
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