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Sabian HHX Legacy Thomann Exclusive Set Test

„Becken im Set kaufen? Das machen doch nur Einsteiger, oder?“ fragte mich neulich ein Schüler. Und vor ein paar Jahren hätte ich dem ohne größere Einschränkungen zugestimmt. Die Zeiten haben sich allerdings geändert, das Vorhören per Internet hat sich als Kaufhilfe etabliert, und warum soll man nicht ein paar Euros sparen, wenn einem der Charakter einer ganzen Serie gut gefällt? Im Falle unseres heutigen Testsets soll dieser Charakter im dunklen, schnell ansprechenden und akustisch sowie optisch unaufdringlichen Bereich liegen, ganz so, wie es sich Ideengeber und Fusion-Masterdrummer Dave Weckl gewünscht hat. Es dreht sich nämlich um Modelle aus der Sabian HHX Legacy Reihe, genauer: um das Thomann Exclusive Set, bestehend aus einer 14er Hi-Hat, einem 20er Ride, sowie Crashes in 17 und 19 Zoll Größe. 


Innerhalb des Sabian Produktprogramms nehmen die HHX Modelle eine Position im oberen Preissegment ein, ein einzelnes, 20 Zoll durchmessendes Ride-Becken schlägt immerhin mit knappen 380 Euro Straßenpreis zu Buche. Würde man die Instrumente unseres Testsatzes einzeln erwerben, wäre man um gut 1500 Euro ärmer, wobei das Exclusive Set noch die Besonderheit des 19 Zoll Crash-Beckens aufweist, welches im aktuellen Sabian Katalog nicht offiziell gelistet ist. Hinzu kommt, dass die Becken im Rahmen des Sabian „Sonically Matched“-Verfahrens zusammengestellt werden, was für eine besonders homogene Abstimmung der einzelnen Instrumente sorgen soll. Das sieht nach vielen Vorteilen aus, aber ob sich der Kauf des um 600 Euro drastisch reduzierten Beckensets tatsächlich lohnt, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Details

Das 19er Crash ist stärker bearbeitet als die 17 Zoll Variante

Die eingehende Untersuchung der Crash-Becken offenbart Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. So besitzen beide Modelle dieselbe Kuppenform und -größe, was zu unterschiedlichen Proportionen führt. Während sowohl das 17er als auch das 19er beidseitig komplett abgedreht sind, weichen die Hämmerungen voneinander ab. Zwei Hammergrößen werden verwendet, einmal der große, von Sabian „Jumbo Peen“ genannte, Hammer, welcher wenige, aber dafür deutlich sichtbare Einschläge im Material hinterlässt, sowie ein kleinerer, der offenbar für das Fein-Tuning der Crashes zum Einsatz kommt. Die kleinen Hammermale sind jedoch beim 19er tiefer gesetzt, beim 17er Crash muss man hingegen schon genauer hinsehen, um sie zu lokalisieren. Mit 970 und 1440 Gramm sind die Becken der leichten Gewichtsklasse zuzuordnen.

Fotostrecke: 4 Bilder Klassisch: Das ungefüllte Logo erinnert an Becken aus den 70ern.

Auf der Ride-Unterseite gibt es eine Besonderheit

Auf den ersten Blick ist das 20 Zoll Ride-Becken den Crashes sehr ähnlich. Es besitzt das gleiche Abdrehmuster, und auch die großen, eher spärlich gesetzten Hammereinschläge zeigen das gewohnte Bild. Auch hier wurde die Hälfte der Hammermale von der Unterseite her gesetzt. Genau dort fällt auch die Besonderheit des Rides ins Auge, nämlich ein etwa drei Zentimeter breiter Streifen, den der „Lather“ etwa mittig zwischen Rand und Kuppenansatz ausgespart hat. Dieser braun-schwarz gefärbte Ring zeigt das B20 Bronze-Material im Rohzustand und soll dafür sorgen, dass sich das Becken nicht zu sehr aufschaukelt und stets kontrolliert bleibt. Einen weiteren Unterschied zu den Crashes stellen die fehlenden kleineren Hammermale dar, dadurch wirkt das Ride – zumindest von oben betrachtet – optisch weniger komplex. Für Amboss-Fetischisten und Ping-Fans ist es nicht gemacht, 1840 Gramm auf 20 Zoll deuten eher auf den leichten Ride- beziehungsweise Crash-Einsatz hin. 

Fotostrecke: 4 Bilder Eine kräftige Kuppe ziert beide Crashes, hier das 19er.

Klassisches Hi-Hat-Rezept: leichtes Top, schweres Bottom

Die HHX Legacy Hi-Hats weisen keine speziellen Merkmale auf, lässt man die wesentlich kleineren Kuppen mal beiseite. Auf roh belassene Streifen müssen beide Becken ebenso verzichten wie auf die zusätzliche, feine Hämmerung der Crashes. Ganz klassisch fällt auch die Gewichtung aus. Leichtes Top auf schwerem Bottom heißt das bewährte Rezept für eine schnelle Ansprache beim Öffnen, gepaart mit klarer Definition bei geschlossenem sowie getretenem Betrieb. 860 Gramm beim Top und 1110 Gramm beim Bottom fallen insgesamt ebenfalls in die eher leichte Kategorie von Hi-Hat-Becken. 

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Praxis

Auf den Beckenstativen und der Hi-Hat-Maschine montiert, gefällt mir der zurückhaltende optische Eindruck der Legacys. Und die ersten Schläge bestätigen dann auch, was die Gewichte und die Art der Bearbeitung schon vermuten ließen: Dies sind keine Becken für Drummer, bei denen maximale Durchsetzungskraft und Lautstärke ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Stattdessen zeigen alle Modelle des Exclusive Sets eine sehr schnelle Ansprache sowie eine komplexe, leicht „trashige“ Auslegung. Damit unterscheiden sich die Legacys auch generell von Dave Weckl’s HHX Evolution Reihe, deren Charakter eher in die saubere, silbrige Richtung geht. Von der Abstimmung her kann unsere Testset überzeugen, einzig beim Ride hätte man vielleicht eine Nummer größer wählen sollen, denn im Verhältnis zum 19er Crash wirkt es ein kleines bisschen zu brav. Hören wir uns die einzelnen Becken mal genauer an. 

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Mehr Informationen

Mit schneller Ansprache und weichem Spielgefühl können die Crashes überzeugen

Mein erster Check bei vorkonfigurierten Beckensets gilt immer der Abstimmung zwischen den Crash-Becken. Im Falle der 17er und 19er Legacys ist diese wirklich gut gelungen. Trotz optischer Abweichungen passen die beiden Exemplare sowohl vom Spielgefühl als auch von der Tonhöhe her optimal zusammen. Aber auch die klangliche Qualität ist sehr inspirierend. Wer die HHX-treme Crashes oder auch die Jojo Mayer Fierce Crashes einmal gespielt hat, kann sich gut vorstellen, in welche Richtung unsere Testmodelle gehen. Trotz ihrer großen Kuppen klingen sie dunkel und weich, ihre Ansprache gestaltet sich trotzdem explosiv und lebendig. Ich habe euch die Becken einzeln, im Groove-Kontext sowie als Vergleichs-File mit beiden Modellen aufgenommen. 

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17″ Crash solo 19″ Crash solo 17″ Crash im Set 19″ Crash im Set Beide Crashes im Set

Das Ride funktioniert auch hervorragend als Crash-Becken

Was für die Crashes gilt, trifft auf’s Ride ebenfalls zu. Sein proportional höheres Gewicht sorgt zwar für eine etwas trägere Ansprache im Crash-Betrieb, tonal passt es jedoch sehr gut zu den anderen Becken. Auf der Schulter angespielt, erzeugt es einen silbrig-zurückhaltenden Anschlags-Sound, welcher in leiseren Bands sehr gut funktioniert. Auch einer Verwendung als sauber klingendes Jazz Ride steht nichts im Wege. Seine Kuppe könnte in Backbeat-Stilen allerdings durchsetzungskräftiger und klarer sein, das ist allerdings der Preis für das niedrige Gewicht und die tiefe Hämmerung. Als kleines Manko kann insgesamt gelten, dass das Becken im Set etwas mehr Präsenz vertragen könnte, insbesondere dann, wenn man die Crashes als kräftig gespielte Akzente verwendet.

Audio Samples
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20″ Ride solo 20″ Ride im Set
Gut abgestimmte Klänge: die Legacys im Probelauf

Zurückhaltend, aber präzise präsentieren sich die Hi-Hats

Klanglich passen die 14 Zoll Hi-Hats perfekt zu den restlichen Becken des Exclusive Sets, auch ihnen kann man kaum unterstellen, dass sie sich mit harschen oder lauten Sounds in den Vordergrund drängeln wollen. Der helle und explosive Attack beispielsweise einer HHX Evolution Hi-Hat fehlt hier, auch kräftige Schläge können die relativ leichte Hi-Hat nicht zu Aggressivität bewegen. Angenehm ist auch das Spielgefühl sowie die Tatsache, dass beide Becken „luftdicht“ schließen, was eine schnelle Reaktion und eine schöne, „tickige“ Definition ermöglicht. Wer also eine zwar modern klingende, aber nicht zu laute und gleichzeitig kontrolliert spielbare Hi-Hat sucht, wird hier fündig. 

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14″ Hi-Hat solo 14″ Hi-Hat im Set
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Fazit

Unabhängig vom Preis handelt es sich bei den Sabian HHX Legacy Becken um sehr musikalisch klingende Becken, die vom Charakter und von der optischen Aufmachung her irgendwo zwischen den regulären HHX Modellen und den Artisan Becken angesiedelt sind. Mit schneller, explosiver Ansprache und warmem, leicht „trashigem“ Sound kommen die Crashes sehr modern daher, und die Hi-Hat überzeugt mit einem holzig-bedeckten, dabei aber präzisen Sound. Auch das Ride gehört definitiv in die milde Kategorie, mit klarem Ping und lauter Kuppe kann es nicht aufwarten. Es bildet mit den Crashes eine perfekte tonale Reihe, als Ride könnte es aber im Kontext dieses Sets etwas mehr „Fleisch“ besitzen. In Anbetracht einer Ersparnis von guten 600 Euro im Vergleich zu den Einzelpreisen kann dieser Umstand das Gesamtergebnis nur minimal schmälern. Die Verarbeitung und tonale Abstimmung des gesamten Satzes ist top – hier sollte man zuschlagen, solange dieser limitierte Satz noch zu haben ist.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • musikalische, sehr schön integrierte Sounds
  • sehr gute Verarbeitung
  • gute Abstimmung
  • hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Ride-Becken wirkt tonal innerhalb des Sets etwas unterdimensioniert
Artikelbild
Sabian HHX Legacy Thomann Exclusive Set Test
Für 1.198,00€ bei
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Sabian
  • Serie: HHX Legacy
  • Material: B20 Bronze
  • Klangcharakteristik: dunkel
  • Gewicht: thin
  • Herstellungsland: Kanada
  • Preis (Verkaufspreis September 2017):
  • Sabian HHX Legacy Thomann „Exclusive“ Set: 899,00 EUR

Seite des Herstellers: sabian.com/en/home

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Gut abgestimmte Klänge: die Legacys im Probelauf

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