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Epiphone Thunderbird IV Test

Der Epiphone Thunderbird ist einer der außergewöhnlichsten Vögel unter den Bassgitarren, und seine markante Optik mit Designanleihen aus der Automobilindustrie trifft nicht unbedingt jeden Geschmack. Allerdings wissen viele Bassisten aus dem Rockbereich nicht nur diese Extravaganz, sondern auch den ausgesprochen fetten Sound eines Thunderbirds zu schätzen. Keine Frage, dass Gibson mit ihm vor über 50 Jahren einen Klassiker auf den Weg brachte, der auch heute noch die großen und kleinen Bühnen rund um den Globus rockt.

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Epiphone bietet bekanntermaßen die legendären Gibson-Modelle zu erschwinglichen Preisen an und hat demzufolge auch einige Thunderbird-Varianten im Programm. Den derzeit günstigsten Einstieg bekommt man mit dem Epiphone Thunderbird IV, dem wir in diesem bonedo-Test etwas genauer unter die Flügel schauen werden.

Details

Natürlich ging es bei der Thunderbird-Kopie von Epiphone nicht in erster Linie um die detailgetreue Nachbildung des Originals, sondern viel eher darum, Bassisten mit knappem Budget ein Instrument mit der auffallenden Optik und einem ähnlich markanten Sound anzubieten. Aus diesem Grund unterscheidet sich der Einstiegs-Thunderbird auch in einigen Aspekten vom Original und von den kostspieligeren Thunderbird Pro-Modellen. So ist der Hals bei unserem Testkandidaten beispielsweise nicht durchgehend, sondern geschraubt, und als Material kommt Ahorn zum Einsatz – Thunderbird-typisch wäre Mahagoni und Walnuss laminiert. Das muss natürlich kein Nachteil für den Epi-Vogel sein, es hat aber sicherlich Einfluss auf den Klang und die Ansprache des Instruments. Ein geschraubter Hals sorgt in der Regel für mehr Attack als eine Neck-Through Konstruktion und Ahorn akzentuiert durch seinen hohen Härtegrad gerne den oberen Frequenzbereich.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Body wurde aus Mahagoni gefertigt…

Beim Korpus macht Epiphone allerdings keine Kompromisse, für den ausladenden Reversed-Body kommt, wie beim Original, altbewährtes Mahagoni zum Einsatz. Sicher eine gute Wahl, denn Mahagoni klingt schön rund und hat genügend Tiefmittenanteile für einen fetten Thunderbird-Sound. Auch die Formgebung des Budget-Vogels gleicht dem Vintage-Original, die Korpusflügel sind insgesamt einen knappen Zentimeter schlanker als der mittlere Block, was den Bass angenehmer in der Handhabung macht und zudem einiges an Gewicht spart. Der Korpus ist hochglänzend in einer eleganten Vintage-Sunburst-Optik lackiert, bei der die schöne Holzmaserung durchscheint. Kopfplatte und Hals sind deckend lackiert, sodass der Epi-Thunderbird mit dem Ahornhals zumindest optisch näher an das dunkle Mahagoni-Original heranrückt. Aber nicht nur die Optik ist gelungen, auch die Ausführung der Lackierung ist absolut tadellos, ich konnte keine Schlampereien oder Ungenauigkeiten feststellen. Gleiches gilt übrigens für die gesamte Verarbeitung des preisgünstigen Instruments. Die 20 Medium Jumbo Bünde sitzen fest im Palisandergriffbrett und sind vorbildlich abgerichtet, sogar die Enden sind abgerundet und bieten ein angenehm geschmeidiges Spielgefühl. Der Hals sitzt passgenau und mit vier Schrauben stabil befestigt in der Halstasche, auch hier gibt es wirklich nichts zu beanstanden. Wenn Epiphone dieses Niveau in der Serienherstellung halten kann, gehen meine Daumen steil nach oben und ich hoffe, dass mein Testvogel nicht nur ein besonders gelungenes Exemplar war.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Hals des Epiphone Thunderbirds besteht aus Ahorn, das Griffbrett aus Palisander

Die Hardware des Thunderbird IV ist komplett in Schwarz gehalten und macht ebenfalls einen ordentlichen Eindruck. Auf der Kopfplatte sitzen vier gekapselte Stimmmechaniken, die relativ leicht laufen und die Stimmung auch zuverlässig halten. Der typische Thunderbird-Steg ist keine moderne Brückenkonstruktion mit vielen Einstellmöglichkeit, die Höhe des gesamten Stegs kann aber immerhin an drei Punkten justiert werden und die korrekte Intonation wird mit je einer Schraube pro Saitenreiter bewerkstelligt. Ein Thunderbird muss fett und knurrig klingen, deshalb kommen seit jeher Humbucker-Tonabnehmer bei den schrägen Vögeln zum Einsatz. Im Budget-Bird sitzen zwei Epiphone TB Plus Humbucker, die über das klassische Thunderbird-Cockpit mit je einem Volume-Regler für jeden Tonabnehmer und einer passiven Tonblende bedient werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Zwei Epiphone TB Plus Humbucker…
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Praxis

Der Thunderbird ist nun wirklich kein kleiner Bass, gewichtsmäßig schlägt mein Testkandidat aber trotzdem nicht über die Stränge. Mit 3,8 kg liegt er sogar noch etwas unter dem von Epiphone angegebenen Thunderbird IV Durchschnittsgewicht von knappen 3,95 kg – also absolut im grünen Bereich für einen Viersaiter. Nicht ganz so optimal fällt das Urteil zur Ergonomie aus. Das ist aber für Thunderbird Fans sicher nichts Neues, denn bei diesem Model muss man eben aufgrund der Formgebung mit Einschränkungen im Tragekomfort leben. Der Reversed-Body hat kein oberes Korpushorn, an dem der Gurtpin befestigt werden könnte. Der sitzt deshalb eher suboptimal rückseitig an der Metallplatte für die Halsverschraubung. Durch den geringen Gegenzug hat der Hals mit seiner großen Kopfplatte einen mächtigen Drang nach unten und es ist schon etwas Arbeit erforderlich, den Bass in einer guten Spielposition zu halten. Im Sitzen spielt sich der große Vogel eigentlich viel angenehmer als umgehängt, weil das ausladende untere Korpushorn großflächig auf dem Oberschenkel aufliegt und gegen die Kopflastigkeit arbeitet. Aber mal ehrlich, wer will schon seinen Rock’n’Roll Thunderbird im Sitzen spielen!

Der Thunderbird IV entpuppt sich als Allrounder
Der Thunderbird IV entpuppt sich als Allrounder

Richtig begeistert bin ich von dem Setup, mit dem der Bass bei mir gelandet ist. Der Thunderbird war aus dem Karton optimal eingestellt, ich musste tatsächlich kein Schräubchen verstellen und konnte sofort loslegen. Das will schon was heißen, denn ich bin wirklich pedantisch, wenn es um die Einstellung geht. Beim Thunderbird war aber alles perfekt, der Hals nahezu gerade, der Sattel so tief wie möglich gefeilt, damit auch die unteren Lagen auf dem schlanken Hals bequem zu greifen sind, und sogar die Saitenlage war für ein komfortables Spiel ohne Scheppergeräusche eingestellt. Hoffentlich kommt wirklich jeder Epi-Bird derart gut eingestellt in seinem neuen Zuhause an. Jetzt befassen wir uns aber mit dem Sound des günstigen Rockbasses, dem ich dazu erstmal trocken, ohne Amp, auf den Zahn fühle. Dabei fällt sofort auf, dass die Holzkonstruktion absolut gesund ist und sich die gute Verarbeitung der Komponenten offensichtlich positiv auf das Schwingungsverhalten auswirkt. Mein Testbass hat keinerlei Deadspots oder Töne, die schneller in Obertöne umkippen, und das Sustain ist sehr lang und gleichmäßig, auch in den hohen Lagen. Das Gesamtbild ergibt sich aber erst beim Test am Verstärker, und dort war ich etwas überrascht, als bei meinem ersten verstärkten Durchlauf ein eher braver und gediegener Sound aus meiner Testanlage kam.

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Beide Pickups

Keine Frage, der Epiphone-Thunderbird liefert einen absolut brauchbaren Allround-Sound mit einem guten Fundament und ausreichend Höhen für die nötige Transparenz und Ortbarkeit. Allerdings fehlt ihm etwas die Wucht und Agressivität, die den Thunderbird zur ersten Wahl für Rock-Bassisten macht. Grund dafür ist die zurückhaltende Mittenwiedergabe meines Testkandidaten, für die durchaus der Ahornhals mitverantwortlich sein könnte. Walnuss und Mahagoni, die klassischen Hölzer für Thunderbird-Hälse, produzieren eben deutlich mehr Mitten und sind eine gute Wahl für rotzige Rocksounds.
Das ändert aber nichts daran, dass der Thunderbird IV von Epiphone eine Reihe sehr brauchbarer Basssounds für verschiedene Musikstile auf Lager hat. Der Halstonabnehmer liefert einen sonoren, Precision-ähnlichen Sound mit satten Bässen. Man sollte allerdings die Tonblende nicht allzu weit zurückdrehen, weil der etwas mittenschwache Thunderbird ansonsten die Konturen verliert und leicht schwammig wird.

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Halstonabnehmer – Precision-ähnlicher Sound mit satten Bässen

Mehr Mitten kommen naturgemäß ins Spiel, wenn man nur den Stegtonabnehmer verwendet. Rock-Bassisten haben vermutlich eher wenig Verwendung für diesen leicht nasal klingenden Pickup im Solo-Betrieb, aber wer sagt denn, dass man auf einem Thunderbird nur Rockmusik spielen sollte. Für Basser, die vielseitiger unterwegs sind, liefert der Epi-Thunderbird einen schön knurrigen Bridge-Pickup-Sound, der mit einer dezenten Bassanhebung vom Verstärker durchaus für virtuosere Ausflüge in der Jazz- oder Fusion-Band gut ist.

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Der knurrige Bridge-Pickup-Sound
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Fazit

Der Epiphone Thunderbird ist, wie eingangs bereits erwähnt, keine detailgetreue Nachbildung eines Original Thunderbirds und verfügt erwartungsgemäß auch nicht über die gleichen Klangeigenschaften. Nichtsdestotrotz bekommen Fans der schrägen Vögel mit ihm einen günstigen Bass mit der markanten Thunderbird-Optik geliefert, der darüber hinaus tadellos verarbeitet ist und praxistaugliche Sounds für viele Musikrichtungen liefert. Negativ schlagen bei ihm lediglich durch die Bauform bedingte Nachteile in der Handhabung zu Buche, über die sich der geneigte Thunderbird-Fan aber bereits im Vorfeld klar sein wird.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • guter Allround-Sound
  • tadellose Verarbeitung
  • schöne Vintage Optik
  • moderater Preis
Contra
  • Ergonomie eher schlecht
  • hohe Lagen nur bis zum Db leicht erreichbar
Artikelbild
Epiphone Thunderbird IV Test
Für 444,00€ bei
Der Bass kommt tadellos verarbeitet und eingestellt aus dem Karton
Der Bass kommt tadellos verarbeitet und eingestellt aus dem Karton
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Epiphone
  • Modell: Thunderbird IV
  • Land: Indonesien
  • Mensur: 34’’ Long Scale
  • Korpus: Reversed Style, Mahagoni, Vintage SB Finish
  • Hals: geschraubt, Slim Taper Ahorn, Palisandergriffbrett, 20 Medium Jumbo Bünde
  • Hardware: Premium die-cast Mechaniken, Thunderbird Bridge an 3 Punkten justierbar
  • Tonabnehmer: 2 x Epiphone TB Plus Humbucker
  • Regler: Volume, Volume, Tone
  • Gewicht: 3,8 kg
  • Preis: 269,00 Euro
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Der Body wurde aus Mahagoni gefertigt...

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