Epiphone – Die Geschichte einer Gitarren-Dynastie

Viele jüngere Zeitgenossen verbinden mit dem Namen Epiphone zwar eine Marke, die Gitarren für auserlesene Künstler wie die Beatles, Noel Gallagher oder Jared James Nichols gefertigt hat, aber dennoch im Schatten des Gitarrengiganten Gibson steht und nur die Funktion der günstigeren Unterfirma erfüllt. Dies ist jedoch keineswegs der Fall, denn Epiphone kann auf eine traditionsreiche Geschichte zurückblicken. Streng genommen nahm die ihren Anfang sogar noch vor Gibson und ohne sie wäre die Entwicklung der Gitarre im 20. Jahrhunderts möglicherweise anders verlaufen.

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Inhalte
  1. Geschichte
  2. Epiphone und Gibson
  3. Renaissance von Epiphone und aktuelle Modelle
  4. Bekannte User


Nur wenige wissen von dem knallharten Kopf-an-Kopf-Rennen, das sich beide Gitarrenhersteller ab den 1930er-Jahren lieferten und wie stark sich Gibson gerade in jüngerer Zeit dafür einsetzt, dem Traditionshersteller eine Renaissance zu bescheren, die der Marke würdig ist. Im folgenden Beitrag wollen wir die Geschichte von Epiphone und deren Verbindung zu Gibson etwas näher beleuchten und euch dabei auch die aktuellen Entwicklungen im Firmenlager nicht vorenthalten.

1. Geschichte

Die Anfänge
Die Geschichte von Epiphone beginnt in den 1870er-Jahren in der damals osmanischen Stadt Smyrna, dem heutigen Izmir in der Türkei. Der gebürtige Grieche Anastasios Stathopoulo machte sich dort einen Namen als Instrumentenbauer und spezialisierte sich auf griechische Lauten und Violinen.
1893 bekam die Familie Stathopoulo einen Sohn, Epaminondas oder kurz „Epi“ genannt, dem später eine große Bedeutung sowohl in der Entwicklung der Firma als auch in deren Namensgebung zukommen sollte.
Als das Osmanische Reich den griechischen Einwanderern sehr hohe Steuern auferlegte und sich die wirtschaftliche Situation der Familie Stathopoulo verschlechterte, nahm sie dies zum Anlass, 1903 in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Zunächst verschlug es sie in den New Yorker Stadtteil Queens und schließlich nach Manhattan, wo Anastasios seine Werkstatt fortführte und sein Portfolio noch um die Herstellung von Mandolinen ergänzte.

Fotostrecke: 2 Bilder Epi Stathopulo (Quelle: Epiphone)

Als der Firmengründer schließlich 1915 verstarb, fiel dem Sohn “Epi” die Aufgabe zu, den Betrieb weiterzuführen, der die Firma zunächst “House of Stathopoulo” nannte. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs stieg die Nachfrage nach Banjos und er erweiterte sein Produktprogramm um die “Recording”-Line, die zu den gefragtesten Modellen ihrer Zeit avancierten. Der Firmenname wurde dementsprechend 1928 zu “Epiphone Banjo Company” geändert. Die Geschäfte liefen gut und er fertigte Banjos für diverse Instrumentenvertriebe, darunter Selmer/Conn und die Continental Music-Geschäftslinie, einen großen Instrumentenvertrieb.
Noch im selben Jahr stellte Epiphone auch seine erste Akustikgitarrenlinie vor und begab sich damit in direkte Konkurrenz zu Gibson, einer damals schon sehr bekannten Firma – eine Rivalität, die noch sehr interessante Früchte tragen sollte.
Produktion von Gitarren
Das Jahr 1928 markierte den Beginn der Gitarrenherstellung im Hause Epiphone und wurde ab den 30er-Jahren das primäre Steckenpferd der Company. Auch wenn die Banjoverkäufe trotz des Börsencrashs 1929 kaum Einbrüche zu verzeichnen hatten, war Epi klar, dass die Archtop-Gitarre der neue Trend war und sein größter Konkurrent in Bezug auf Qualität und Design die Firma Gibson.
Frühe Fertigungslinien lauteten wie bei den Banjos “Recording-Serie” und wurden jeweils durch die Buchstaben A bis E markiert. Diese Modelle kombinierten Fichte und laminiertes Ahorn, waren als Archtop oder Flattop erhältlich und zeichneten sich durch ihre ungewöhnliche Korpusform aus. Zunächst waren die Gitarren mit einem runden Schallloch und später mit F-Löchern ausstaffiert, wobei vor allem die 1931 releaste Masterbilt-Gitarrenlinie mit sieben Archtops, die damals zwischen 35 und 275 US-Dollar kosteten, zu erwähnen ist.

Masterbilt (Quelle: Epiphone)
Masterbilt (Quelle: Epiphone)

Anfänglich schien die Idee, ebenfalls auf den Gitarrensektor aufzuspringen, als ein wenig schlauer Schachzug, denn der Erfolg blieb zunächst weitestgehend aus. Gründe dafür waren zum einen das Fehlen von prominenten Spielern, aber auch die geringe Korpusgröße der Modelle aus der Recording-Serie, denn Gibson legte mit der L-5 1922 die Messlatte für Vollresonanzmodelle sehr hoch. Man darf nicht vergessen, dass im Zeitalter der unverstärkten Gitarren Korpusvolumen mit Lautstärke gleichzusetzen war und Gitarristen sich in den verstärkt aufkommenden Bigbands gegen komplette Bläsersätze durchsetzen mussten.
1935 wurde der Firmenname schließlich endgültig in “Epiphone, Inc.” geändert und durch die Modelle Coronet, Zephyr und Century mauserte sich Epis Werkstatt bald zu einer sehr ernst zu nehmenden Konkurrenz zu Gibson. Beide Hersteller versuchten sich dabei in Bezug auf die Korpusgrößen ihrer Gitarren zu übertrumpfen, was in Modellen wie der 18,5″ großen Zephyr Emperor Regent mündete, der Gibson die 18″große Super 400, benannt nach dem 400-Dollar-Preisschild, entgegensetzte. Die Emperor, die mit einem für die damalige Zeit äußerst provokativen Foto einer nackten Frau beworben wurde, sowie 1936 die De Luxe-, Broadway- und Triumph-Modelle, die sogar 3/8″ breiter als Gibsons Archtops waren, erfreuten sich bald großer Beliebtheit unter Gitarristen der aufstrebenden Bigband-Szene. Epiphone-Instrumente zählten zu dieser Zeit zu den besten Gitarren, die auf dem Markt erhältlich waren, und im Showroom der Firma gaben sich angesagte Gitarristen wie Les Paul oder Al Caiola die Klinke in die Hand.

Emperor Werbung (Quelle: Epiphone)
Emperor Werbung (Quelle: Epiphone)

Epi verfolgte dabei auch die Absicht, Gitarren elektrisch verstärken zu können, was Rickenbacker z. B. mit der Frying Pan umgesetzt hatte. 1935 schließlich führte Epiphone die Electar-Serie mit der Modellbezeichnung “Electraphone” ein. Das Kopf-an-Kopf-Rennen mit Gibson ging munter weiter und beide Firmen etablierten sich als Marktführer im Gitarrensektor. Erst der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, der mit Materialknappheit und der damit verbundenen Reduktion der Gitarrenproduktion weltweit einherging, änderte alles. Erschwerend kam der Tod von Epi im Jahre 1943 hinzu, der tragischerweise an Leukämie verstarb. Seine Brüder Orphie und Frixo übernahmen zwar das Unternehmen, das bis Anfang der 50er-Jahre auch noch erfolgreich Gitarren produzierte, aber erste Konflikte in der Chefetage machten sich bereits breit, sodass Frixo seine Anteile 1948 an Orphie verkaufte. Hinzu kam ab den 50ern ein geschmacklicher Paradigmenwechsel seitens der Käuferschaft, für die Epiphone den Nimbus einer eher traditionellen und leicht altmodischen Firma hatte. 1953 zog die Firma schließlich, um einen Gewerkschaftskonflikt zu umgehen, nach Philadelphia, obwohl sich viele der Handwerker des Unternehmens weigerten, ihre Heimat New York zu verlassen.

2. Epiphone und Gibson

Als es um Epiphone immer schlechter stand und 1957 auch Frixo Stathopoulo verstarb, kamen erste Überlegungen auf, Epiphone an Gibson zu verkaufen. Es ranken sich Legenden darüber, ob die Initiative von Gibson-Geschäftsführer Ted McCarty oder von Orphie Stathopoulo ausging, oder ob sogar Les Paul die beiden Firmenchefs zusammenbrachte. Wie auch immer: 1957 kaufte der Konzern Chicago Musical Instruments, zu dem auch Gibson gehörte, Epiphone zu einem Preis von schlappen 20.000 USD auf.
Ted McCartys ursprüngliches Interesse beschränkte sich auf die Epiphone-Bassmodelle, allerdings änderte er 1957 seine Meinung und beabsichtigte, Epiphone mit einer gänzlich neuen Produktlinie wiederzubeleben. Der Marketingplan von McCarty bestand darin, von Gibson hergestellte Epiphones potenziellen Neu-Händlern als “Bewährungsware” anzubieten, denn die mussten sich zuerst als profitabel genug erweisen, bevor sie einen Gibson-Vertrag erhielten. Dazu wurde der gesamte Epiphone-Betrieb nach Kalamazoo, Michigan, verlegt. Epiphone war gerettet, auch wenn die Familie Stathopoulo nun aus dem Rennen war. Kurz danach galt Epiphone als Tochterfirma von Gibson, die bereits 1958 mit neuen Modellen wie der Sheraton, einer leicht abgewandelten Emperor, der Deluxe, der Triumph oder der Frontier aufwartete. Epiphone genoss ein tolles Renommee innerhalb der Gibson-Produktlinie und stellte 1965 20% aller aus Kalamazoo ausgelieferten Instrumente.
Interessanterweise lagen dabei manche Epiphone-Modelle wie die Epiphone Emperor preislich deutlich über der Spitzenklasse Gibson Byrdland, und auch die Deluxe Flat Top Excellente schlug mit 100 Dollar mehr zu Buche als die Gibson J-200. Durch die aufkommende Popularität der Folk-Musik in den 60er-Jahren wurden auch Epiphone-Akustikgitarren immer gefragter, nicht zuletzt, weil Musiker wie Roy Orbison die 12-saitige “Bard” spielten und die Beatles mit der Texan oder den Semiakustikmodellen Casino zu sehen waren.

Paul McCartney mit Texan (Quelle: Epiphone)
Paul McCartney mit Texan (Quelle: Epiphone)

Auch wenn Epiphone in den frühen Sechzigerjahren eine Blütezeit erfuhr, wuchs doch die Anzahl der im Ausland hergestellten Kopien. Gibsons Muttergesellschaft CMI wurde 1969 von der ecuadorianischen ECL/Norlin Corporation gekauft und Epiphone als zweitrangig gegenüber Gibson wahrgenommen. Epiphone produzierte zwar qualitativ hochwertige Instrumente, die auch preislich meist unter den vergleichbaren Gibson-Modellen lagen, galt aber immer noch als zu teuer, um mit den ausländischen Klonen konkurrieren zu können. 1970 wurde die Epiphone-Produktion in den Vereinigten Staaten eingestellt und nach Matsumoto, Japan, verlegt. Dort übernahm die Matsumoku Company die Produktion, die auch für die frühen Ibanez-Modelle verantwortlich war. Als auch die Japaner die Produktionspreise anzogen, erfolgte 1983 schließlich der Wechsel zur Samick Company in Korea.
1986 wurden Gibson und Epiphone von Henry Juszkiewicz, David Berryman und Gary Zebrowski zurückgekauft. Auch wenn die qualitative Aufwertung von Gibson oberste Priorität hatte und Epiphone zunächst beiseitegelegt wurde, nahm man sich kurz danach dem Traditionsnamen an und konnte die Marke Epiphone erneut wiederbeleben. Hierzu wurde in Seoul ein Büro gegründet, um das Unternehmen neu aufzustellen. Aber auch im Gibson-Werk in Nashville entstand eine limitierte Auflage von Epiphone Rivieras und Sheratons, und das Werk in Montana baute 250 Excellente, Texan und Frontier Flat Tops. Diese Modelle waren ursprünglich nur als besonderer, einmaliger Release gedacht, aber die öffentliche Reaktion veranlasste Gibson dazu, klassische Designs neu aufzulegen. Mittlerweile ist Epiphone wieder weitaus mehr als das “Billig-Gibson” sondern bietet eine breite Palette an Produktlinien für jeden Geldbeutel an.

3. Renaissance von Epiphone und aktuelle Modelle

Seit geraumer Zeit scheint Gibson einerseits das Potenzial, aber auch die historische Bedeutung der Firma Epiphone neu schätzen zu lernen. Schließlich hatte man sich einige Jahrzehnte auf Augenhöhe bewegt. Die Neuausrichtung der Epiphone-Produktlinien zeigt, dass man einerseits gute Instrumente zu erschwinglichen Preisen herstellen will, aber der Marke auch die Tradition hochpreisiger Modelle zugesteht, die ihrer ursprünglichen Reputation gerecht werden. Betrachtet man den Produktstammbaum der Mutterfirma Gibson, so spaltet sich dieser in drei Zweige auf, nämlich die Standard “Made in USA” Gibson-Linie, die Custom Shop-Modelle und eben Epiphone.

Epiphone wiederum kann in zwei Unterzweige aufgegliedert werden:
1.) Inspired by Gibson
Hier finden sich Gibson-eigene Modelle wie Les Pauls, SGs, ES335, Flying Vs, Firebirds, etc., die allerdings mit dem Epiphone-Logo versehen sind und in Asien hergestellt werden. Zur Abgrenzung von den Made in USA Gibson-Modellen tragen sie die traditionelle Kalamazoo-Kopfplatte, wie sie auch auf frühen Epiphones zu sehen war. Übrigens fand bei den Komponenten und der Elektrik eine klare Aufwertung gegenüber den früheren Instrumenten aus Fernost statt, denn neuerdings kommen CTS-Potis und Grover-Tuner zum Einsatz sowie Epiphone-Pickups, die nach USA-Spezifikationen gewickelt werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Les Paul & SG (Quelle: Epiphone)

2.) Original
Bei der Original-Reihe dreht es sich nun nicht mehr um typische Gibson Bauformen, sondern vielmehr um originale, eigenständige Epiphone Modelle, die entweder in den USA oder aber zu etwas günstigerem Kurs in Fernost gefertigt werden. Die “Originals” teilen sich in vier Unterkategorien auf, nämlich “Made in USA”, “Designer- Series”, “Archtop-Series” und natürlich auch Bässe (auf die wir hier nicht jedoch näher eingehen):
a) Made in USA
Die in USA gefertigte Serie ist etwas hochpreisiger und bietet mit der Epiphone Casino eine Semiakustik, mit der Texan eine Westerngitarre in Jumbogröße und mit der Frontier eine Westerngitarre im Dreadnought-Format. Die Texan Jumbo dürfte Beatles-Fans bereits ein Begriff sein, denn Paul McCartney spielte seinerzeit den Welthit “Yesterday” auf dieser Gitarre ein.

Fotostrecke: 6 Bilder Epiphone Casino (Quelle: Epiphone)

b) Designer Series
Die Designer-Serie beinhaltet Reissues der alten Epiphone-eigenen Double-Cut-Designs, die bereits in den 50er-Jahren erhältlich waren und nun zu einem relativ günstigen Preis angeboten werden. Dazu zählen die Wilshire mit ihren zwei P90 -Pickups, die bauähnliche Coronet mit nur einem P90 und die Crestwood Custom mit Tremolo und Mini-Humbuckern.
c) Archtop Series
Die Archtop Reihe umfasst nun bekannte Epiphone Semiakustik-Designs, wie die Sheraton, Casino, Rivierea und Empereor Swigster, die dank der Produktion in Fernost ebenfalls zu einem sehr kundenfreundlichen Preis abgegeben werden.

Wilshire, Crestwood & Coronet (Quelle: Epiphone)
Wilshire, Crestwood & Coronet (Quelle: Epiphone)

4. Bekannte User

Die bekanntesten Musiker, die Epiphone Gitarren verwendet haben, waren sicherlich die Beatles. Lennon, Harrison und McCartney setzen ab Mitte der 60er auf die Epiphone Casino und Letzterer spielte, wie bereits erwähnt, “Yesterday” mit einem Texan-Modell ein. Auch Bluesgitarrist John Lee Hooker schwor auf Epiphone und spielte das Sheraton- und Zephyr-Modell. Die Sheraton kam auch bei Oasis-Sänger Noel Gallagher zum Einsatz, der sogar eine eigene Custom-Ausgabe mit Union-Jack-Flagge sein eigen nennen darf.
Ansonsten erstreckt sich die Liste der Epiphone-User über alte Jazzgiganten wie George Van Eps, Country-Größen wie Hank Garland, bis hin zu Kurt Cobain, Zakk Wylde und unlängst Jared James Nichols, dem man mit der “Old Glory” ein eigenes Signature-Modell mit P90-Pickups widmete.

Website: www.epiphone.com

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