Nach dem sehr erfolgreichen Fireball 60 Head, das ja bereits im Dezember 2008 ausführlich hier bei bonedo getestet wurde, setzt die oberbayerische Ampschmiede jetzt noch einen drauf und bringt eine 100 Watt Variante auf die Schiene.
Neben der puren Leistungssteigerung und dem metal-tauglichen schwarzen Outfit hat der Neue aber auch noch ein paar kleine Modifikationen an Bord. Wie diese aussehen (und noch vieles mehr), erfahrt ihr im folgenden Testbericht.
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Details
Gehäuse/Optik Wenn Darth Vader Gitarre spielen würde, dann mit Sicherheit über dieses Teil. Denn genau wie „Luke sein Vater sein Outfit“ kommt auch der neue Fireball komplett in schwarz – das passt. Das Holz-Gehäuse (Multiplex) wurde mit schwarzem Vinyl überzogen, das Frontpanel ist schwarz-metallic lackiert und auch das Gitterblech auf der Frontseite schützt die Innereien im schwarzen Kampfanzug. Einzig der Schriftzug auf der Front und die metallenen Eckenschoner setzen einen Kontrast in spiegelndem Silber. In Sachen Fertigung und Design ist der neue Bolide also schon mal ausgesprochen gelungen.
Mit den Maßen 710 x 270 x 270 mm und einem Gewicht von 21 kg bewegt sich der Fireball 100 noch im Standard Topteil-Bereich. Der Griff auf der Oberseite sorgt für einen angenehmen Tragekomfort und dank seiner vier breiten Gummifüße steht das Aggregat sehr stabil und rutschfest auf der Box oder einer ebenen Grundfläche. Im Inneren arbeiten acht Röhren, vier ECC83 in der Vor- und vier selektierte 6L6GC in der Endstufe.
Bedienfeld Der Amp hat zwei Kanäle, die sich beide eine 3-Band Klangregelung teilen. Mit ein paar Switches lässt sich die Klangcharakteristik erheblich beeinflussen. Aber alles der Reihe nach.
Auf dem Bedienfeld finden wir links direkt neben der Input-Buchse die beiden Regler für die Eingangslautstärke und somit den Verzerrungsgrad: Clean-Gain ist für den Clean-Channel zuständig, Lead- Gain für den Lead-Channel. Dann kommen zwei Mini-Switches, Bright (arbeitet ausschließlich im Clean-Kanal) und Bottom (wirkt auf beide Kanäle), mit denen die Höhen (Bright) und Bässe (Bottom) in der Vorstufe zusätzlich angehoben werden können. Schade nur, dass es für diese Schalter keine LED-Anzeige gibt.
Weiter geht es mit der Klangregelung, die aus den Controllern für Bässe, Mitten und Höhen besteht. Um die Pegel zwischen Clean und Lead optimal anpassen zu können, gibt es im Lead-Channel noch einen zusätzlichen Lautstärke-Regler. Rechts neben diesem Regler parken zwei weitere Mini-Switches mit den dazugehörigen LED-Anzeigen. Los geht´s mit dem Mid Boost-Schalter, der auf beide Kanäle der Vorstufe wirkt, gefolgt vom Schalter für die Kanalwahl. Auf der rechten Seite des Panels wartet die Master-Sektion mit den beiden Master-Volume-Reglern A und B sowie dem Presence-Regler, der für das Hi-End im Endstufenbereich zuständig ist und dem Sound die entsprechende Portion Brillanz verleiht.
Zur optimalen Kontrolle der Endstufenröhren hat Engl dem Fireball ein Überwachungssystem spendiert. Dieses misst permanent den Strom, der durch die vier Endstufenröhren fließt. Sobald einer der Ströme aus dem Ruder läuft, wird die entsprechende Röhre komplett aus dem Rennen genommen. Dies kann zum Beispiel bei einem Defekt der Röhre, extremen Leistungsspitzen oder einer falschen Bedienung der Fall sein (falsche Lautsprecherimpedanz etc.). Dem User wird dies durch vier LEDs angezeigt, die stellvertretend für die jeweils betroffene Endstufenröhre, aufleuchten. Handelt es sich nicht um einen frappierenderen Schaden, lässt sich die Schaltung durch Betätigen des Standby-Schalters zurücksetzen. Eine sehr gute Funktion, die zur Schonung der restlichen Röhren und des Amps beiträgt.
Fehlen uns noch die beiden Schalter für Power und Standby auf der rechten Außenseite. Fertig!
Rückseite Mit insgesamt fünf Lautsprecher-Anschlüssen (2x 4Ω, 2x 8Ω und 1x 16Ω) lässt der Fireball 100 keine Kombination aus. Weiterhin finden wir auf der Rückseite noch zwei Anschlüsse für einen doppelten Fußschalter – über den ersten können Mid Boost und FX Loop ein/ausgeschaltet werden, der zweite Anschluss dient dem Umschalten von Clean/Lead-Channel und Master A/B. Der Effektloop mit der Send- und Return-Buchse lässt sich wahlweise seriell oder parallel nutzen. Zum Einstellen des Effektanteils findet man einen Regler neben den beiden Klinkenbuchsen. Bei voll aufgedrehtem Poti ist der FX Loop seriell geschaltet. Eine weitere, sehr sinnvolle Besonderheit des Amps ist das eingebaute Noise-Gate, das nur im Lead-Channel wirkt und dessen Threshold-Pegel auf der Rückseite mit einem Regler eingestellt werden kann.
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Praxis
Außer dem Handbuch und einem Netzkabel kommt der Amp ohne jedes weitere Zubehör. Einen Fußschalter habe ich vergeblich gesucht, der muss extra gekauft werden. Schade eigentlich, denn bei einem Bühnenamp wie dem Fireball ist ein Fußschalter natürlich zwingend notwendig. Also gut, dann wird eben alles per Hand erledigt, im Studio ist das ja auch kein Problem.
Jetzt lassen wir es mal richtig glühen!
Der Amp glüht bereits vor. Zeit, uns dem Clean-Kanal zu widmen. Alle Regler der Klangregelung stehen in der 12 Uhr Position, der Gain-Regler auf 8 Uhr. In diesem Setting liefert der Fireball einen sehr ausgewogenen Clean-Sound. Keine Frequenz ist überbetont, eine sehr gute Ausgangsbasis.
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Clean
Mit diesem Grundsound werden wir jetzt einmal die Funktionsweise der zusätzlichen Boost-Schalter erforschen. An der Klangregelung und am Gain wird dabei nichts verändert. Auch die Gitarre (Strat) und das Lick bleiben identisch – ein idealer Versuchsaufbau also. Los geht es mit dem Bright-Schalter. Dieser hebt den Frequenzbereich um 4 kHz an. In der Folge wird der Klang zunehmend crisper. Kalifornische Clean-Sounds lassen grüßen.
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Bright
Der Bright-Schalter wird wieder aus dem Rennen genommen und stattdessen Bottom aktiviert. Dieser Switch stärkt das Bass-Fundament, indem er den Frequenzbereich zwischen 100 und 200 Hz anhebt. Um es mal in Gitarristendeutsch auszudrücken: Es schiebt unten herum, klingt aber nicht mulmig, sondern trocken und kraftvoll!
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Bottom
Der Mid-Boost bewirkt eine sehr breitbandige Anhebung des tiefen Mittenbereichs. Dadurch wird der gefühlte Pegel erhöht und die Vorstufe etwas schneller zum Zerren gebracht.
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Mid Boost
Selbstverständlich kann man die drei Schalter auch nach Lust und Laune miteinander kombinieren. Einen extrem crispen Clean-Sound mit fetten Bässen erhält man, wenn Bottom und Bright zeitgleich gedrückt werden. Mit diesem Setting lassen sich die typischen „Enhanced Clean Sounds“ aus den Produktionen der 80er realisieren.
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Bright Bottom
Wer gerne alles boostet, der kann auch das natürlich machen. Das letzte Beispiel zeigt alle drei Boost-Funktionen in Aktion.
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Bright Bottom Mid Boost
Das Trio bringt den Amp leicht zum Zerren, vom Charakter her erinnert das Ganze an einen aufgerissenen Fender Bassman, sehr brillant, knackige Bässe und eine leichte Verzerrung. Mit den Boost-Funktionen lässt sich, parallel zur normalen Klangregelung, einiges an zusätzlicher Soundvielfalt herausholen. Die Frequenzbereiche hierfür sind gut ausgewählt und der Amp kann im Handumdrehen einen anderen Klangcharakter liefern.
Im Folgenden wird der Gain-Regler um eine Stufe erhöht – er steht jetzt auf 10 Uhr. In diesem Setting lässt sich mit einer Strat ein guter Crunch-Sound erzeugen. Auffällig ist, dass der Mitten-Regler bei einer hohen Mittenfrequenz arbeitet. Sogar mit weit heruntergedrehtem Treble-Regler lassen sich noch knackige Funk-Crunch-Sounds erzeugen. Jimi hätte seinen Spaß gehabt…
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Crunch Funk
Auch dynamische Blues-Sounds mit der ES-335 sind in dieser Gain-Einstellung (10 Uhr) noch machbar. Der Amp überzeugt mit einer guten Ansprache und Übertragung der Klangnuancen von Pick und Fingerspiel.
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ES Blues
Jetzt ist die Tele dran und der Gain-Regler wird auf 12 Uhr eingestellt. Die Mid Boost Funktion bringt noch mal Druck im unteren Mittenbereich, und das kommt dem eher dünnen Sound der Tele sehr zu Gute.
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Tele Crunch
Mit maximalem Gain im Clean-Kanal, voll aufgedrehten Mitten und Bässen, Treble auf 12 Uhr und Presence komplett zurückgenommen treiben wir den Clean-Kanal in britische Gefilde. Auch hier reagiert der Amp sehr dynamisch, die Verzerrung lässt sich über den Anschlag an der Gitarre perfekt kontrollieren.
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British
Wir wechseln zum Lead-Channel. Schon bei Gain auf 8 Uhr liefert der Kanal ein fettes Brett. Im Vergleich zum Clean-Kanal fällt hier besonders die starke Kompression auf. Mit aktiviertem Mid-Boost erhalten wir einen Hi Gain Rock Rhythm Sound.
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Lead
Also mir persönlich komprimiert dieser Kanal bei wenig Gain zu stark. Es klingt zwar sehr fett, aber dafür ist das Spielgefühl hier nicht so überragend. Die Nuancen des Anschlags werden nicht mehr klar übertragen, dadurch wird der Attack etwas undefiniert und ist nicht so deutlich hörbar.
Nachdem im Clean-Kanal die Boost-Funktionen en Details gecheckt wurden, ist beim Lead-Channel die Klangregelung dran. Gain steht auf 12 Uhr, Bass, Middle, Treble und Presence ebenso. Mit dieser „neutralen“ Einstellung klingt ein Metal-Riff auf den tiefen Saiten wie folgt:
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Metal 1
Jetzt wird lediglich der Treble Regler auf 3 Uhr gestellt – und da tut sich einiges. Der Sound wird bissiger und aggressiver.
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Metal 2
Als nächstes drehe ich den Presence-Regler voll auf, die Mitten nehme ich komplett heraus. Der Rest steht wieder auf 12 Uhr. Das Ergebnis ist ein eher weicher Mid Scoop Sound.
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Metal 3
Richtig böse wird es, wenn man die Höhen (Treble) stark aufgedreht und zusätzlich noch die tiefen Bässe mit dem Bottom Schalter anhebt. Folgende Einstellung habe ich am Amp gewählt: Gain: 12, Bass:14, Middle: 10, Treble: 17, Presence: 12, Bottom On
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Metal 4
Wie ihr an diesen Beispielen gehört habt, ist der Verstärker in der Lage, eine große Klangvielfalt zu liefern. Die Klangregelung arbeitet einwandfrei und man kann Zerr-Sounds für verschiedene Bereiche, von Classic Rock bis Metal, realisieren. Für Freunde von Hi Gain Sounds ist das integrierte Noise-Gate, das über den Threshold-Regler auf der Rückseite eingestellt wird, ein sehr gutes Werkzeug. Es ist perfekt voreingestellt, beim Ausklingen von Tönen setzt es sehr langsam ein und schneidet das Sustain nicht ab. Die Nebengeräusche, vor allem das Dämpfen bei hohem Gain, das sehr viel Noise erzeugt, wird extrem reduziert. Für fette Metal-Riffs unabdingbar.
Mit dem Effektloop gibt es keinerlei Pegelanpassungs-Probleme, allerdings hatte ich beim Einschleifen des Delays mit angewähltem Lead-Channel ein paar Probleme, weil die leiseren Echo-Wiederholungen vom Noise-Gate etwas geschluckt wurden und in der Folge ein leises Rauschen erzeugt haben. Wer ein Delay einsetzen möchte, muss also einen Kompromiss mit dem Noise-Gate finden. In Verbindung mit einem Reverb gab es da keine Probleme. Hier der Lead-Sound mit dem eingeschliffenen Reverb.
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Lead Reverb
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Der „große“ Fireball überzeugt mit zwei Kanälen, die eine sehr unterschiedliche Klangcharakteristik haben. Der Clean-Channel kommt sehr dynamisch rüber und liefert ein Sound-Spektrum, das von „California Clean“ bis „British Crunch“ reicht. Auch die Ansprache und das Dynamikverhalten in diesem Kanal sind vorbildlich. Beim Lead-Channel gibt es das volle Zerrbrett, allerdings komprimiert er schon bei geringen Gain-Einstellungen sehr stark und der Attack wird in der Folge etwas schwammig. Das eingebaute Noise-Gate für den Lead-Channel macht einen ausgezeichneten Job und reduziert die Nebengeräusche bei hohem Gain sehr feinfühlig. Die Klangregelung arbeitet ebenfalls hervorragend, und im Team mit den drei zusätzlichen Boost-Funktionen lassen sich dem Fireball Sound-Varianten entlocken, die in jeder Stilistik glänzen können und sich im Bandgefüge sehr gut durchsetzen. Wer einen vielseitigen, lauten Amp mit einer großen klanglichen Bandbreite, vor allem bei Hi Gain Zerrsounds sucht, der sollte den Fireball 100 antesten. Das Preis/Leistungsverhältnis ist gut.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
Optik, Verarbeitung
Wirkungsbereich der Klangregelung
Noise Gate für Lead Channel
Druck, durchsetzungsfähiger Sound
Contra
Fußschalter nicht im Lieferumfang
Kompression im Lead Channel bei geringen Gain Einstellungen
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