Anzeige

Electro-Harmonix Worm Test

Electro Harmonix ist cool … Die Pedale sehen gut aus und haben klangvolle Namen. Ich weiß nicht, welche bewusstseinserweiternde Mittelchen die EHX-Mitarbeiter zu sich nehmen, bevor sie sich an die Taufe ihrer Effektpedale machen. Tatsache ist: Wo die Japaner ihre Wunderwerke schlicht mit CE-1 oder TS-808 betiteln, geben sich die Damen und Herren aus New York City doch etwas kreativer und nennen ihre Teile Memory Man, Electric Mistress, Big Muff, Holy Grail oder auch The Worm.  

ElectroHarmonix_Worm_005FIN


Bei Letzterem handelt es sich um ein Modulationspedal, das vier verschiedene Effekte an Bord hat. Was das Ganze mit einem Wurm zu tun hat, werden wir hier und jetzt nicht weiter hinterfragen, aber wie sich das Teil musikalisch zu behaupten weiß, das werdet ihr im folgenden Test erfahren.

Anzeige

DETAILS

Gehäuse/Optik
EHX versteckt den Worm in einem gebürsteten Metallgehäuse, das mit einem Lebendgewicht von 300 Gramm eher in der Leichtgewichtsklasse einzustufen ist. Das bedeutet aber nicht, dass der kleine Kasten den heftigen Tritten des Gitarristen nicht standhalten könnte. Im Gegenteil: Der Worm macht einen äußerst stabilen Eindruck, der Fußschalter ist leichtgängig und verrichtet seine Arbeit zur vollen Zufriedenheit des Gitarristen, und das knack- und nebengeräuschfrei. Neben dem Ein-/Ausschalter tummeln sich auf der schwarzen Oberseite des Pedals alle weiteren Regler und Schalter (Effektwahlschalter, Range- und Rate-Regler, Auto-/Exp-Umschalter). Ihre jeweiligen Funktionen werden wir gleich noch genauer beleuchten.

ElectroHarmonix_Worm_009FIN

Die Anschlüsse sind an den seitlichen Flanken angebracht, links die Klinkenbuchse zum Anschluss des Amps (Output), rechts die Buchsen für die Gitarre (Input) und für ein externes Expressionpedal. Mit dessen Hilfe können die Effekte dann in Echtzeit mit „dem Fuß“ bearbeitet werden. Mit einem Schalter auf der Oberseite wird zwischen normalem (Auto) und Expression-Pedal-Betrieb gewechselt. Auf der Stirnseite befindet sich die Buchse für das mitgelieferte Netzteil, denn der Worm kann leider nicht mit Batterien betrieben werden. Lobenswert aber, dass der Hersteller das Netzteil sofort mitliefert. Nachteil: Da der Worm eine Spannung von 24 Volt benötigt, um sich in die Gehörgänge zu bohren, kann man die meisten Multi-Netzteile vergessen. Wer also bereits ein Pedalboard mit integriertem Multi-Netzteil besitzt, der muss in der Regel noch eine zusätzliche Steckdose für das Worm-Netzteil einplanen.

Bedienung
Der Worm wird mit drei Reglern bedient. Mit dem linken, einem 4-fach-Rasterpoti, lässt sich der gewünschte Effekt anwählen. Zur Verfügung stehen Wah, Phaser, Tremolo und Vibrato. Den Sound regelt man dann mit den Range- und Rate-Reglern. Range ist für die Effektintensität zuständig, mit Rate wird die Geschwindigkeit des angewählten Effekts justiert. Das Ganze funktioniert dann, wenn man mit dem Toggle Switch Auto angewählt hat. Schaltet man auf Manuel/Exp um und schließt ein Expression-Pedal an, sieht die Sache anders aus. In diesem Setting ist der Rate-Regler außer Kraft gesetzt und die Effektintensität (von 0 bis zum aktuell mit dem Range-Regler eingestellten Wert) lässt sich in Echtzeit per Pedes steuern. Ein Beispiel: Stellt man den Range-Regler auf 12 Uhr, kann man mit dem Pedal einen Bereich zwischen 7 und 12 Uhr kontrollieren. Dreht man Range voll auf, lässt sich die komplette Bandbreite mit dem Pedal regeln. Wie das Ganze klingt, erfahrt ihr gleich im Praxisteil. 

Anzeige

PRAXIS

Wah
Natürlich wollen wir wissen, wie sich alle vier Effekte des Worm in der Praxis schlagen. Ein Expression-Pedal ist zunächst noch nicht mit im Team, der Schalter steht auf Auto. Los geht es mit dem Wah-Effekt, bei dem es sich um ein Auto-Wah handelt. Die „Pedalbewegung“ verläuft also automatisch und gleichmäßig, das jeweilige Tempo wird durch die Position des  Rate-Reglers bestimmt. Die Wirkungsweise des Range-Reglers lässt sich am Besten mit der Bewegung eines „echten“ Wah-Pedals beschreiben. Bei niedrigen Werten ist der Aktionsradius gering, das Pedal eines Wahs würde nur leicht von der oberen Position nach unten bewegt. Dreht man voll auf, wird der Effekt intensiver. In der ersten Hälfte des Regelwegs ist die Klangveränderung noch relativ verhalten und im tiefen Frequenzbereich angesiedelt, ab 12 Uhr legt der Worm dann richtig los und es quakt und waht. Ab 14 Uhr werden die Höhen dominanter. Um beim Vergleich zum Wah-Pedal zu bleiben: Der Wah-Effekt bewegt sich nun im höheren Pedalbereich (als ob das Pedal weiter durchgetreten würde). Lange Rede, kurzer Sinn: Hören wir uns das Ganze doch einfach einmal an. Im folgenden Beispiel spiele ich ein Funk-Lick mit verschiedenen Stationen des Range-Reglers, und zwar 7, 10, 12, 14, 16 und 17 Uhr.

Audio Samples
0:00
Wah – Range
GitarreModeRangeRate
StratWah7-10-12-14-16-179

Im Wah-Effekt ist der Worm tempomäßig recht schnell unterwegs (was übrigens von der Status-LED blinkend angezeigt wird). Wenn man das mit einem Wah-Pedal liefern müsste, wären Wadenkrämpfe vorprogrammiert. Das Tempo nimmt relativ zügig Fahrt auf. Bei Rate auf 7 Uhr passiert fast gar nichts, um 9 Uhr haben wir dann schon ca. 100 BPM erreicht und die 200 liegen bereits bei ca. 10 Uhr an. Ab 15 Uhr ist es dann richtig schnell. Meines Erachtens hätte man kein so schnelles Effekttempo benötigt, besser gewesen wäre eine etwas feinere Einstellmöglichkeit. Hier muss man mit Fingerspitzengefühl arbeiten und sich die genaue Position für das entsprechende Songtempo gut merken.  
Hier fünf verschiedene Einstellungen des Rate-Reglers.

Audio Samples
0:00
Wah – Rate
GitarreModeRangeRate
StratWah157-9-12-15-17

Phaser
Als Nächster ist der Phaser an der Reihe. Auch hier wollen wir die Bandbreite des Effekts mit verschiedenen Einstellungen des Range-Reglers überprüfen.  
Genau wie beim Wah tut sich auch hier in den frühen Morgenstunden (7 -11 Uhr) noch nicht allzu viel (na ja, es heißt ja auch: Der frühe Vogel fängt den Wurm – da ist es besser, wenn man erst mal in Deckung bleibt). Wirkungsvoll setzt der Effekt erst bei Einstellungen ab 12 Uhr ein. Vorher ist der Sound etwas dumpf und hat dadurch auch keine sonderlich große Durchsetzungskraft. Mit höheren Werten bekommt man den angenehmen Vintage-Phasing-Sound, den man von Pedalen wie dem Small Stone oder dem MXR Phase 90 kennt. Aber so richtig reicht er nicht an die prägnante Klangqualität dieser Klassiker heran. Hier die gelieferte Phasing-Intensität in vier Stationen des Range-Reglers auf 7, 10, 14 und 16 Uhr.

Audio Samples
0:00
Phaser – Range
GitarreModeRangeRate
StratPhase7-10-14-169,5

Tremolo
Der nächste Effekt arbeitet mit Lautstärke-Modulation, es entsteht der Effekt, als würde man ständig den Volume-Regler an der Gitarre auf- und abdrehen. Range regelt in diesem Modus die Intensität des Effekts, der aber für mein Empfinden einen etwas merkwürdigen Charakter und Frequenzgang besitzt. Bis 12 Uhr wird der Effekt in kleinen Nuancen stärker. Im Vergleich zum Bypass-Klang ist der Tremolo-Sound aber wesentlich dünner, die tiefen Mitten fehlen. Dafür gibt es ab 12 Uhr satte Bässe im Überfluss, der Ton wird muffiger und undefiniert. Ehrlich gesagt, mein Fall ist das nicht. Dafür, dass man nur eine Lautstärkemodulation erwartet, ist mir der Klang hier zu weit verbogen. Natürlich kann man auch in Sachen Tremolo-Effekt einen etwas experimentelleren Ansatz verfolgen – die ZVex Tremolos sind das beste Beispiel dafür. Hier ist das Ergebnis aber eher bescheiden. Außerdem rauscht der Effekt wesentlich stärker als die anderen drei.  
Im folgenden Beispiel hört ihr fünf Einstellungen des Range-Reglers.

Audio Samples
0:00
Tremolo – Range
GitarreModeRangeRate
StratTrem7-9-12-15-1710

Vibrato
Auch beim Vibrato fallen die Möglichkeiten, den Effekt intensiver einzustellen, eher bescheiden aus. Normalerweise ist die Tonhöhenverschiebung regelbar – das ist beim Worm aber nur bedingt der Fall. Bei niedrigen Range-Werten ist der Übergang der Tonhöhenverschiebung weicher, bei höheren Werten etwas stärker, als würde man den höheren Ton noch einmal anschlagen.  
Auch hier gibt es wieder den Rundgang durch die Effektintensität in fünf Schritten.

Audio Samples
0:00
Vibrato – Range
GitarreModeRangeRate
StratVibrato7-9-12-15-1710
ElectroHarmonix_Worm_023FIN

SOUNDS
Das war fürs Erste die etwas nüchterne Bestandsaufnahme der Bandbreite der verschiedenen Einstellmöglichkeiten. Jetzt geht es richtig in die Praxis. Mal sehen, was sich aus dem Pedal so alles herausholen lässt.  
Das Auto Wah empfiehlt sich natürlich für Funk-Sounds aller Art. Für Repeating-Pattern wählt man eher eine langsame Geschwindigkeit, so wird die gleiche Linie immer in einem leicht veränderten Licht dargestellt.

Audio Samples
0:00
Slow Wah
GitarreModeRangeRate
TeleWah148

Mit etwas angehobener Geschwindigkeit kann man Lead-Passagen mit dem Wah Wah neuen Ausdruck verleihen, ohne ständig das Wah-Pedal treten zu müssen.

Audio Samples
0:00
Lead Wah
GitarreModeRangeRate
Les PaulWah1510

Wenn man beim Phaser im langsamen Tempo (Rate=9 Uhr) die Range auf ca. 14 Uhr stellt, kommt der typische „Seventies Vintage Vibe“ aus den Boxen. Gut geeignet für cleane und leicht angezerrte Pickings, die noch eine etwas andere Klangfarbe benötigen.

Audio Samples
0:00
Crunch Phase
GitarreModeRangeRate
Les PaulPhase149

Auch für Heavy Riffs kann der Phaser eingesetzt werden. Hierbei habe ich Rate und Range eine Stufe höher gestellt. Trotz der minimalen Veränderung im Setting ist der Unterschied vor allem im Tempo recht intensiv. Der Sound ist ok, ich vermisse aber den etwas quakigen, aggressiveren Ton des Phasers, den zum Beispiel der Small Stone aus der gleichen Manufaktur besitzt. Der Worm ist mir persönlich klanglich etwas zu flach. Natürlich wird auch das Rauschen bei hohem Gain am Amp noch ordentlich verstärkt. Aber ich habe mir zum Vergleich einige Vintage-Analog-Phaser angehört, die rauschen mitunter noch heftiger …

Audio Samples
0:00
Heavy Phase
GitarreModeRangeRate
Les PaulPhase1510

Eine leichte Annäherung an einen Rotary-Sound erhält man, wenn beim Vibrato-Effekt die Geschwindigkeit relativ schnell eingestellt wird (Rate auf 13 Uhr). Die Intensität sollte nicht zu hoch sein, sonst klingt der Effekt zu hart. Dreht man den Range-Regler zu weit zurück, verschwindet die Tonhöhenmodulation fast gänzlich. 14 Uhr ist dafür ein guter Wert. Man muss bei dem Pedal einfach die „Sweet Spots“ finden, dann erhält man pro Effekt ein paar brauchbare Sounds. Wer auf extrem schnelle Modulation steht, wird selbstverständlich bestens bedient.

Audio Samples
0:00
Fast Vibrato
GitarreModeRangeRate
Les PaulVibr1413

Expression Pedal
Die Möglichkeit, den Range-Parameter in Echtzeit mit einem Expression-Pedal zu steuern, ist natürlich ein willkommenes Feature, denn so hat man gleich ein „richtiges“ Wah-Pedal an Bord. Gesetzt den Fall, man ist im Besitz eines Expression-Pedals. Das Problem hierbei ist aber die Gleichmäßigkeit des Regelwegs. Im ersten Moment passiert fast nichts, dann gibt es einen schnellen Sprung und das wars dann auch … Für grobe Wah-Sounds ist die Pedalfunktion schon geeignet, aber wer großen Wert auf Feinfühligkeit legt, um den Effekt in seiner kompletten Bandbreite auskosten zu können, wird leider nicht bedient. Ihr hört jetzt das Resultat bei einer langsamen und gleichmäßigen Pedalbewegung.  

Audio Samples
0:00
Wah mit Exp.-Pedal
GitarreModeRangeRate
StratWah m. Exp.-Pedal14Off
Anzeige

FAZIT

Vielversprechend sieht er aus, der Worm von Electro Harmonix mit vier Effekten in einem Pedal und analoger Klangerzeugung. Das Pedal ist stabil gebaut seine drei Reglern sind auch ohne großen Führerschein leicht zu bedienen. Den Anschluss für ein Expression Pedal gibt es gratis dazu, mit dem zum Beispiel der Wah-Effekt in Echtzeit gesteuert werden kann. Die Klangqualität erweist sich leider nur als mittelmäßig. Das Auto Wah macht seine Sache gut, der Phaser klingt etwas verhalten, aber ok, aber Tremolo und Vibrato sind nicht unbedingt die Reißer. Beim Tremolo wird das Frequenzbild sehr stark verändert (meiner Meinung nach nicht positiv) und dem Vibrato-Effekt fehlt die Intensität. Auch die Expressionpedal-Steuerung ist nicht feinfühlig genug, um damit ein Wah Pedal eins zu eins zu ersetzen.  Aber das soll jetzt beileibe nicht wie großes Gemecker aussehen – immerhin liegt der Kaufpreis weit unter 100 Euro und dass man dafür nicht den Klang des Small Stone plus die Wah-Pedalfunktion eines Cry Baby erwarten kann, liegt auf der Hand. Aber selbstverständlich bietet der Wurm einige gute Sounds und jeder muss selbst entscheiden, was er benötigt. Wer diverse Soundmöglichkeiten und Modulationseffekte zum günstigen Preis sucht, die dafür auch in unterschiedlich guter Klangqualität sein dürfen, der sollte sich den Worm auf jeden Fall anschauen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • 4 Effekte
  • Expression-Pedal Anschluss
  • Preis
Contra
  • 24V-Spannung – Worm kann nicht mit einem Multi-Netzteil betrieben werden
  • Tempo (zu schnell, könnte feinfühliger eingestellt werden)
  • Rauschen (Tremolo)
Artikelbild
Electro-Harmonix Worm Test
Für 114,00€ bei
ElectroHarmonix_Worm_005FIN

TECHNISCHE DATEN

Hersteller: Electro Harmonix
  • Modell: The Worm
  • Typ: Pedaleffekt mit vier verschiedenen Effekten
  • Effekte: Wah, Phaser, Tremolo, Vibrato
  • Regler: Mode, Range, Rate
  • Anschlüsse: Input, Output, Exp. Pedal, 24V DC
  • Stromverbrauch: 100mA
  • Spannung: 24V (Netzteil im Lieferumfang)
  • Maße: 92 x 55 x 117 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 0,3 kg
  • Preis: 83,- Euro
Hot or Not
?
ElectroHarmonix_Worm_005FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Subtle Compressor Tones with the Wampler Mini Ego 76 Compressor!
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?