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Yamaha MX88 Test

Yamaha hat die preiswerte MX Serie um den MX88 Synthesizer erweitert. Das Instrument ist mit einer graduierten 88-Tasten-Hammermechanik ausgestattet und richtet sich damit an Keyboarder mit pianistischem Schwerpunkt. In Bezug auf Klang und Ausstattung ist der MX88 exakt gleich bestückt wie seine kleineren Brüder MX49 und MX61. 128-fache Polyphonie, über 1000 Sounds aus dem guten alten MOTIF XS und eine sehr gut durchdachte USB-Audio/Midi-Schnittstelle sind gute Argumente für die Bühne und für’s Home-Studio. Mit einem Straßenpreis von knapp über 900 Euro könnte der neue MX88 eine günstige Alternative zum beliebten Yamaha MOXF8 sein, der ca. 400€ teurer ist.

Den Yamaha MX gibt es jetzt auch mit 88 Tasten.
Den Yamaha MX gibt es jetzt auch mit 88 Tasten.


Bereits 2012 erschienen die Modelle MX49 und MX61 mit 49 bzw. 61 Tasten und dem qualitativ hochwertigem Soundvorrat des Motif XS. Vor einem Jahr wurde die MX-Serie mit neuer Farbgebung aufgewertet. Die jetzt auch in blau und weiß erhältlichen Synths sind in der Version 2 nun auch class compliant zu iOS-Geräten. Damit können Audio- und Midi-Daten jetzt auch von oder zu einem iPad oder iPhone übertragen werden. Man benötigt lediglich einen USB-Lightning-Adapter. So kann man beispielsweise Yamahas App FM Essential als zusätzliche Klangquelle für FM-Sounds direkt mit dem MX Synthesizer steuern und mit den internen Klängen des Gerätes kombinieren. Das alles geht natürlich auch beim neuen MX88, der mit einer gewichteten 88-Tasten-Hammermechanik bestückt und nur im mattschwarzem Gehäuse erhältlich ist. Hat der große, preiswerte Synth eine gute Tatstatur? Das ist die entscheidende Frage, denn das ist das einzige Merkmal, mit dem sich der Neue von seinen kleinen Brüdern unterscheidet.

Details

Aufbau

Beim Auspacken fällt das für ein 88-Tasten-Instrument recht geringe Gewicht auf: Mit rückenfreundlichen 14,9 kg ist der MX88 schnell auf den Ständer gehoben. Das Gehäuse ist zwar stabil, beim Anheben wird der Kunststoff an den Übergangsstellen von Ober- und Unterteil allerdings ein wenig gegeneinander verschoben. Yamaha baut dieses preiswertes Modell nicht in ein Metall-Gehäuse ein, wie es beispielsweise beim Montage 8 der Fall ist. Der MX88 ist eben auch nicht für den harten Bühnen-Alltag gedacht, sondern eher für den Einsteiger mit gelegentlichen Gigs, oder für’s Home-Studio.

Fotostrecke: 5 Bilder Mit knapp 15 kg ist der MX88 trotz 88 Tasten recht gut zu transportieren.

Das Bedienfeld des MX88 ist exakt gleich aufgebaut wie bei seinen kleinen Kollegen MX49 und MX61. Für eine genaue Beschreibung verweise ich hier also auf den Bonedo-Test des MX49. Die Pitch-Bend- und Modulationsräder liegen aus Platzgründen nicht mehr links neben der Klaviatur, sondern am oberen Rand des Gehäuses. Das ist eine etwas ungünstigere Position, an die man sich erst gewöhnen muss. Falls ein zweites Keyboard über dem MX88 genutzt wird, könnten die beiden Spielhilfen schwer zugänglich sein. Da die Technik von den kleineren Modellen übernommen wurde, ist auch beim MX88 das hintergrundbeleuchtete Display sehr klein und lädt mit seinen 2×20 Zeichen nicht gerade zum umfangreichen Editieren ein. 

Fotostrecke: 5 Bilder Vier Drehregler laden zum Schrauben ein.

Anschlüsse

Auch hier besteht völlige Gleichheit mit dem MX49 und MX61. Es gibt leider wieder nur ein externes Netzteil, obwohl vermutlich Platz für ein internes gewesen wäre. Neben dem Einschaltknopf, der eigentlich ein Standby/On-Schalter ist, liegen ein Midi-In- und ein Midi-Out-Anschluss und zwei USB-Buchsen, um einen Computer, ein iPad, ein iPhone (TO HOST) oder ein Speichermedium (TO DEVICE) anzuschließen. Während diese Anschlüsse gut erreichbar auf der rechten Rückseite des oberen Gehäuseteils zu finden sind, muss man sich für die Audio- und Pedal-Buchsen schon ziemlich verrenken, denn sie liegen auf der linken Seite unter einer überstehenden Kunststoffkante der Geräterückseite. Es sind ein Kopfhörer-Ausgang, zwei OUTPUT-Buchsen (L/MONO und R), ein AUX IN-Anschluss als Stereo-Miniklinke, ein Sustain- und ein Fußpedal-Anschluß vorhanden. 

Fotostrecke: 4 Bilder Der Yamaha MX88 besitzt die gleichen Anschlussmöglichkeiten wie die kleineren Geschwister.
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Praxis

Tastatur

Der MX88 verfügt über eine gewichtete „Graded Hammer Standard“-Tastatur (GHS). Bei diesem Tastatur-Typ sind die tieferen Tasten etwas schwerer gewichtet als die höheren. Dadurch soll sie das Spielgefühl eines akustischen Flügels nachahmen. Die leicht angerauten Oberflächen der schwarzen Tasten machen die Tastatur insgesamt griffiger. Tatsächlich ist die Tastatur des MX88 hervorragend zu spielen. Vor allem ist es Yamaha gelungen, das Spielgefühl der Tastatur mit einer extra angepassten Velocity-Kurve sehr gut auf den Werksound “Full Concert Grand Piano” anzupassen. Hier merkt man, wie wichtig es ist, dass diese Schnittstelle zwischen den Fingern des Pianisten und des Klavierklangs gut abgestimmt ist. Denselben Sound wird man über die Tastatur des MX61 nicht so gut zum Klingen bringen. Genau das ist der entscheidende Vorteil des MX88 gegenüber seinen kleinen Brüdern. Mit der gewichteten Tastatur lassen sich auch die Sounds der übrigen Klang-Kategorien gut spielen. Schnelle Läufe mit Orgel- oder Synth-Sounds spielt man ja meistens mit der rechten Hand im oberen Bereich. Das geht beim MX88 trotz der Gewichtung recht gut, weil ja die oberen Tasten etwas leichter gewichtet sind als die unteren.

Die Graded-Hammer-Standard-Tastatur lässt sich sehr gut spielen.
Die Graded-Hammer-Standard-Tastatur lässt sich sehr gut spielen.

Sound

Da auch die Sounds des MX88 identisch zum kleinen Bruder MX49 sind, verweise ich hier erneut auf den Test des MX49. Es sind über 1000 Voices des erfolgreichen Yamaha Motif XS vorhanden, die sich durch hohe Qualität auszeichnen und sich weltweit bei vielen Keyboardern bewährt haben. Es gibt nicht viel zu bemängeln; allerdings sind die Motif XS-Wellenformen auf dem Stand von 2007, und das hört man so langsam doch etwas. Ich habe mich hier auf die Piano-Sounds konzentriert, weil das insbesondere bei dieser 88-Tasten-Version die wichtigsten Klänge sind. Hier zunächst das akustische Klavier, an dem die gute Velocity-Umsetzung deutlich wird. Es macht wirklich Spaß, dieses Flügel-Sample auf dem MX88 zu spielen.

Audio Samples
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Concert Grand Concert Grand Velocity

Hier noch jeweils ein Mix aus den sonstigen Piano- und Keyboard-Voices. Die Bandbreite und Qualität der Sounds macht den MX88 auch als günstiges Stage-Piano interessant.

Audio Samples
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Piano Mix Keyboard Mix

Auf den 128 Perfomance-Speicherplätzen des MX88 lassen sich eigene Soundkombinationen ablegen. Es können nur zwei Voices als Split oder Layer kombiniert werden. Zusätzlich kann ein Drum-Part benutzt werden, der einen Beat generiert. Mit der Arpeggiator-Funktion lassen sich synchron zum Rhythmus akkordgesteuerte Klänge erzeugen. Die Factory-Presets, mit denen die Perfomances werksseitig belegt sind, bestehen leider fast nur aus solchen Begleitautomatik-mäßigen Einstellungen und dürften von den wenigsten in der Praxis genutzt werden. Hier eine willkürliche Auswahl:

Audio Samples
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CassetteD Jam Hood @ Night

Computer- und iPad/iPhone-Anbindung

Der MX88 ist gut ausgestattet, um im Home-Studio gleichzeitig als Klangquelle und Einspiel-Keyboard zu fungieren. Es genügt, den Synthesizer mit nur einem USB-Kabel mit dem Computer zu verbinden, und schon werden Midi- und Audio-Daten in beiden Richtungen verschickt. Durch diese problemlose Anbindung erspart man sich ein separates Audio/Midi-Interface. Alle Klänge des MX88 liegen beim Spielen in Echtzeit in digitaler Form in der benutzten Recording-Software vor. Gleichzeitig kann die komplette Produktion über die Audioausgänge des Synths, also über Kopfhörer oder angeschlossene Lautsprecher, abgehört werden.
Dem Gerät liegt eine Lizenz für Steinbergs Cubase AI 9 bei. Die Installation und Registrierung der DAW funktionierte problemlos. Alle Audio-Beispiele dieses Tests habe ich digital, also ohne analogen Umweg, direkt in Cubase AI aufnehmen können. Benutzt man Live-Anwendungen wie Mainstage, kann man die Sounds des Laptops direkt mit über die Ausgänge des MX88 ausgeben. Aber auch iPad/iPhone-Apps wie die neue Yamaha App “FM Essential” können als weitere Klangquellen mit der internen Sound-Engine kombiniert werden.

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Sonstiges

Der MX88 ist mit einer 128-stimmigen Tonerzeugung ausgestattet und ist 16-fach multitimbral. Trotzdem können – abgesehen vom Drum-Part – am Gerät selbst nur zwei Parts für den Live-Betrieb benutzt, also entweder übereinander oder nebeneinander gelegt werden. Die übrigen 13 Parts werden höchstens beim Abspielen von GM-Files oder beim Einsatz eines Sequencer-Programms über USB angesteuert und hörbar gemacht. Es gibt aber einen Trick, mit dem es gelingt, für das Live-Spiel alle 16 Parts nutzbar zu machen. Mit Hilfe eines Performance-Editors wie beispielsweise Vycro MX von Vyzor kann man am Computer tief in die Programmierung des MX88 eindringen und auch die Midi-Kanäle oder Tastaturzonen der einzelnen Parts einer Performance verändern. Legt man dann mehrere Parts auf denselben Midi-Kanal, so werden sie gleichzeitig hörbar. Mit den Tastaturzonen können maximal 16 verschiedene Sounds über die Tastatur verteilt werden. Diese Performances können dann direkt im MX88 gespeichert werden. Mit diesem Umweg über die kostenlose Computer-Software kann man sich auch komplexere Live-Setups mit bis zu 16 verschiedenen Sounds erstellen. 

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Fazit

Mit dem MX88 Synthesizer bietet Yamaha ein preiswertes Universalwerkzeug für Bühne und Studio an. Die bewährte Klangerzeugung des Motif XS wurde gepaart mit einer wirklich sehr gut angepassten 88-Tasten-Hammermechanik. Für den Preis von ca. 900 Euro erhält man als Einsteiger ein gut klingendes Allround-Keyboard, mit dem man in vielen Situationen seine Ziele erreicht. Im Gegensatz zu den kleinen MX49 und MX61 kann man mit dem MX88 durch seine gute Tastatur jetzt auch die für den Live-Einsatz wichtigen Piano-Sounds gefühlvoll umsetzen. Einfache Layer- und Split-Sounds mit zwei Klängen sind am MX88 gut zu bewerkstelligen, komplexere Schichtungen müssen über den Umweg einer Editor-Software am Rechner erstellt werden. Der MX88 sorgt mit seinem bisher einzigartigen Audio/Midi-Interface dafür, dass man nur noch einen Computer oder ein iPad und ein USB-Kabel braucht, um komplette einfache Musik-Produktionen zu erstellen oder Klänge vom Laptop oder iPad auf der Bühne ins Live-Setup einzubinden. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr guter Gesamtsound
  • ausgezeichnete Hammermechanik-Tastatur
  • USB-Audio/Midi-Interface
  • Plug&Play für iOS-Apps
  • DAW-Remote-Funktion
  • günstiger Preis
Contra
  • nur über den Umweg mit Editor-Software flexibel programmierbar
  • externes Netzteil
  • sehr kleines Display
  • wenig nützliche Factory-Performances
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Yamaha MX88 Test
Für 1.089,00€ bei
Der MX88 ist als Allrounder für Keyboarder mit pianistischem Schwerpunkt interessant.
Der MX88 ist als Allrounder für Keyboarder mit pianistischem Schwerpunkt interessant.
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