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Vom Vintage verweht – wie die Schlagzeugindustrie die Zeit zurückdreht

„Einmal Vintage, bitte!“

Ein Drumset mit Vintage Charme zu kaufen, war vor einiger Zeit noch mit stundenlangem Durchforsten sämtlicher Kleinanzeigenportale verbunden. Sofern man der Werbung Glauben schenken darf, reichen dazu heute wenige Klicks oder ein Besuch im gutsortierten Fachhandel völlig aus: man kaufe etwa ein Set aus der Sonor Vintage Serie, statte es mit Aquarians Modern Vintage Fellen aus, kaufe dazu noch einen Satz von Gibraltars Flat Base Stativen und bestücke diese mit Paistes Formula 602 Reissue Becken: fertig ist das Vintage Drum Set! Naja, nicht ganz, oder? Denn so dünn der Kessel, so rund die Gratung und so retro das Finish auch sein mag, so fehlt es den „neuen Alten“ für den ultimativen Vintage Vibe streng genommen an etwas ganz Entscheidendem: Zeit! Zeit, in der Holz und Leim vollends trocknen und zu einer Einheit werden konnten, Zeit, in der alle Bauteile bis zur letzten Schraube unzählige Male in Schwingung versetzt wurden, Zeit, in der sich die Instrumente durch Schweiß, Staub und Transport über die Jahre klanglich wie optisch entwickelt haben. Darüber hinaus ist der heutige Produktionsstandard im Grunde genommen viel zu präzise, als dass die zufälligen Ungenauigkeiten in der Bauweise alter Sets heute angemessen imitiert werden könnten, denn auch diese Ungenauigkeiten in der Konstruktion der alten Trommeln sind entscheidend für den geliebten muffigen Vintage Sound!

Die Zeitreise klingt vielversprechend

Bei aller Kritik an den Vintage Nachbauten von heute ist allerdings interessant, wie nah der Sound mancher Replik am Original liegen kann, wie im folgenden Video zu bestaunen ist. Hier vergleicht der frisch gebackene Gretsch Endorser Matt Chamberlain sein 1948er Gretsch Broadkaster mit der 2016er Neuauflage:

Bild: © Christoph Behm für bonedo.de
Bild: © Christoph Behm für bonedo.de

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Vorteile der neuen Vintage Drum Sets

Der klare Vorteil von neuen Sets – ob „pseudo-vintage“ oder hochmodern –  liegt auf der Hand, oder? Na klar, sie sind neu, also in bestem Zustand! Sogar eingefleischte Vintage-Liebhaber weichen daher für den Live-Betrieb auch mal auf Equipment von heute aus, das die Strapazen des Tour-Alltags einfach besser wegsteckt und notfalls einfach nachgekauft werden kann. Alte Trommeln haben dagegen immer etwas Einzigartiges, aber auch Unberechenbares an sich: da fängt das Tom am Ende des Soundchecks auch mal spontan an zu rascheln, oder das neue Fell will einfach nicht auf den Kessel passen – und wer hat für sowas  zwischen Soundcheck und Showtime schon die nötige Zeit!? Antwort: Der, der das Risiko bereitwillig in Kauf nimmt, um im Gegenzug auf einem Instrument zu spielen, das er liebt und das ihn inspiriert.

Inspiration = Sound

Letztendlich geht es bei all der Equipment-Diskussion doch immer um Sound und damit um Inspiration. Denn sobald man sich vom Klang und  Spielgefühl eines Instrumentes inspiriert fühlt, wird sich das zwar nicht zwangsläufig durch einen perfekten, in jedem Fall aber durch einen besseren Sound zeigen. Damit kommen wir auch schon zum oft gepredigten, aber gerne vergessenen Punkt: so wichtig der Klang und die Qualität und so interessant die Geschichte eines Instrumentes auch ist, so ist am Ende doch der Mensch selbst für den Sound verantwortlich. Daher fällt auch der immense Altersunterschied von 68 Jahren zwischen den beiden Gretsch Sets im obigen Video klanglich so gering aus. Es ist vor allem Matt Chamberlain, den wir da hören! Ein schönes Extrembeispiel dafür ist auch folgendes Video, das Benny Greb mit einem Spongebob Kinderschlagzeug zeigt. Trotz des „Spielzeug-Sounds“ ist der Greb’sche Style nicht zu überhören:

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Man sollte also beim Kauf eines Instrumentes immer darauf achten, dass es in erster Linie Spaß macht, darauf zu spielen und einen der Sound der Trommeln inspiriert. Wenn dazu noch Qualität, Optik und Preis stimmen, kann eigentlich nichts schief gehen!
Was sind eure Gedanken zum Retro-Trend? Welches Drum Set und welcher Sound inspiriert euch immer wieder aufs Neue?

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Bild: © Christoph Behm für bonedo.de

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