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TSC Tracktion 4 Test

Auch wenn sich im Bereich Freeware gerade bei Audio-Effekten und Instrumenten mittlerweile erfreulich viele professionellen Werkzeugen zu finden sind, so kann man dies im Falle von DAW-Software eher nicht behaupten. 

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Es tummeln sich zwar auch hier und da einige Produkte, jedoch sind diese entweder für Anfänger schwer zu durchblicken oder aber von einem stark eingeschränkten Funktionsumfang geprägt. Nachdem TSC nun vor ein paar Wochen die neueste Version ihres Sequencers Tracktion vorgestellt hat, staunte ich vor allem aber nicht schlecht über die Meldung, dass Version 4 der Software nun ganz offiziell „für lau“ zu haben ist. 
Noch mehr kostenlose PlugIns findet ihr in unserem großen Freeware Software Synths und PlugIns Special.

Details

Allgemeines

Auch wenn Tracktion 4 mittlerweile auch nicht mehr zu den jüngsten DAWs zählt, gehört sie sicherlich noch nicht zum alten Eisen. Das beweisen unter anderem der 64Bit-Support sowie die Kompatibilität zu allen modernen Betriebssystemen. Besonders hervorzuheben ist der Support für Linux in Form einer Ubuntu-Installation. 

So präsentiert sich Tracktion bei der Arbeit.
So präsentiert sich Tracktion bei der Arbeit.

Windows-User dürfen sich über WMA und WASAPI-Support (Windows Audio Session API) freuen, mit dem ein programmübergreifendes Management von Audiostreams möglich wird. Neben der VST-Schnittstelle unter Windows uns Mac werden zusätzlich auch Audio Units für Mac OSX unterstützt.

Fotostrecke: 2 Bilder Und so schaut der erste Start des Programms aus: Das Project Fenster.

Die GUI und ihre Tabs

Die Oberfläche der Software ist in drei grobe Bereiche eingeteilt, und kann ähnlich wie bei einem Browser mit Hilfe von Tabs/Reitern navigiert werden.
Zum einen wäre da der Settings-Tab, der alle Optionen und Einstellungen für die Software bereitstellt: Vom Audiotreiber bis zum externen Controller kann in diesem Fenster so ziemlich alles eingestellt werden, was man zum Umgang mit einer DAW eben so braucht.
Der zweite Tab mit dem eindeutigen Label “Projects” bietet eine Baumansicht, wie man sie bspw. vom Windows-Explorer her kennt. Hier können alle Tracktion-Projekte verwaltet werden.
Durch einen Doppelklick auf eine Projektdatei öffnet sich dann das dritte Fenster, was TSC mit “Edit” betitelt hat und im Großen und Ganzen die eigentliche Arbeitsfläche der DAW darstellt.

PlugIns heißen hier Filter

Eine Eigenheit von Tracktion – die Anfangs sehr verwirrend sein kann – ist die Bezeichnung für Plug-Ins, denn diese heißen hier “Filter”. Hinsichtlich der eigentlichen Bedeutung dieses Wortes erscheint das nicht ganz logisch, stört aber auch nicht weiter, nachdem man diesen Umstand aufgedeckt hat. Out-of-the-box bietet die Software ein überschaubares Angebot von acht Effekten (darunter EQ, Compressor/Limiter, Pitch Shifter, Filter, Chorus, Reverb, usw.) sowie einen simplen Sampler. Eine Library mit mitgelieferten Sounds gibt es allerdings nicht.

Hier gibt es die Effekte zu bestaunen
Hier gibt es die Effekte zu bestaunen

Auch der Hardwarehersteller Behringer hat das Potenzial der Software erkannt und liefert mit einigen ausgewählten Produkten eine voll funktionsfähige Version von Tracktion 4 aus. 

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Praxis

Die ersten Schritte

Das Installationspaket der Software ist mit seinen knapp 23 MB sehr überschaubar. Klar, dass die Installation nach ein paar Sekunden bereits Geschichte ist. Ebenso einfach und intuitiv gestaltet sich der Autorisierungsprozess, welcher durch eine Kombination aus E-Mail Adresse und zugehöriger Seriennummer schnell vollzogen werden kann. Weniger intuitiv gestaltet sich der erste Start der Software, weil sich dem Nutzer zunächst ein lieblos gestalteter Projektmanager offenbart. Mit einem Klick auf “New Project” und dem darauf folgenden Doppelklick auf die neu erstellte Projektdatei gelangt man jedoch zur eigentlichen Programmoberfläche, die schon ein etwas vertrauteres Bild präsentiert.

One-Window-Oberfläche

Tracktion besitzt durch seine One-Window-Oberfläche eine gewisse Übersichtlichkeit, welche vor allem bei großen Monitoren sehr sinnvoll ist. Die übergroßen Buttons, die etwas triste Farbgebung sowie der etwas lieblose Umgang mit allem, was Schrift anbelangt, ist nur leider etwas zu viel “90er Jahre Tracker-Charme”. Hier darf gerne nachgebessert werden. Wer allerdings selbst noch ein wenig tätig werden will oder kann, findet im Internet auch einige interessante Alternativ-GUIs, mit denen das Programm optisch noch um einiges aufgebauscht werden kann. Ein besonders gelungenes Beispiel ist das Theme von Captivating Sound, welches ihr hier kostenfrei herunterladen könnt.

Hier seht ihr ein alternatives Farbschema von Captivating Sound, was für meinen Geschmack deutlich Augen-freundlicher ist.
Hier seht ihr ein alternatives Farbschema von Captivating Sound, was für meinen Geschmack deutlich Augen-freundlicher ist.

Viel Drag and Drop

Ein gelungenes Feature von Tracktion ist der recht prominente Einsatz von Drag&Drop-Funktionen. So können beispielsweise Plug-Ins (bzw. in diesem Fall “Filter”) einfach über den Button “New Filter” auf die betreffende Spur gezogen werden, um sie zu verwenden. Die mitgelieferte Auswahl an Effekten besticht vor allem durch ihre sehr reduzierte Gestaltung. Das freut zwar das Auge, jedoch gilt der Grundsatz der Reduktion auch leider für den Funktionsumfang, sodass sich die kleinen Plug-In Helfer nur bedingt für den professionellen Einsatz eignen. So muss man beispielsweise bei dem Compressor auf Sidechain-Funktionalität verzichten, und auch der „4-Band-Equalizer“ ist mit seinen vier Bändern nicht gerade luxuriös ausgestattet.

Fotostrecke: 4 Bilder Übersichtlich und modernes Design beim EQ: Mit lediglich 4 Bändern sind komplexe Eingriffe in den Sound allerdings nur schwer möglich.
Audio Samples
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E-Drums BYPASS E-Drums DELAY Nature-Drums BYPASS Nature-Drums REVERB Vocals BYPASS Vocals REVERB Song BYPASS Song COMPRESSOR Western BYPASS Western EQ und REVERB Nylon BYPASS Nylon CHORUS

Die Filter genannten PlugIns

Die Plug-Ins externer Herkunft öffnen sich wie gewohnt in einem neuen Fenster, welches jedoch auch sofort wieder verschwindet, sobald man ein weiteres öffnen möchte. Um dieses Verhalten zu unterbinden, kann der Lock-Button betätigt werden, der sich oben rechts im Plug-In-Fenster befindet. Als bekennender Ableton Live-Nutzer freut es mich besonders, dass Tracktion ebenfalls das Zusammenfassen von einzelnen Plug-Ins zu so genannten “Filter-Racks” unterstützt. Dabei werden die einzelnen Effekte samt Ein- und Ausgängen grafisch dargestellt und können bei Bedarf auch kreativ miteinander „verkabelt“ werden. Für die Bearbeitung des Master-Channels müssen die Effekte auf eine kleine Schaltfläche im Transportfenster gezogen werden – nicht ganz elegant und intuitiv gelöst, aber auch kein großer Störfaktor.

Hier seht ihr die Routing-Möglichkeiten der "Filter" genannten Plug-Ins.
Hier seht ihr die Routing-Möglichkeiten der “Filter” genannten Plug-Ins.

Tracktion ist etwas anders

Anders als in den meisten anderen DAWs unterscheidet Tracktion nicht zwischen MIDI-, Instrumenten- oder. Audio-Spur. Die Art des Spurinhaltes wird demnach allein durch das Routing der Kanäle bzw. durch die Einbindung von Plug-Ins bestimmt. Alle notwendigen Möglichkeiten zur Bearbeitung der Spuren wie Loopen oder die Automation einzelner Parameter ist selbstverständlich auch möglich, wie es sich für eine ausgewachsene DAW eben gehört. Wer jedoch nach einem separaten Mischpult sucht, wird bei Tracktion nicht fündig. Alle Einstellungen für Volume, Panorama oder Routing müssen demnach direkt in der Spur getroffen werden. Das mag für den ein oder anderen sicherlich ein großes Manko sein, jedoch haben – nach etwa 20 Jahren Software-gestütztem Recording – auch alternative Ansätze für den Mix ihre Daseinsberechtigung. Am Ende ist alles eben auch nur eine Frage der Gewöhnung und des Geschmacks.

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Fazit

Bedenkt man die kostenfreie Verfügbarkeit von Tracktion, so erscheinen viele der kleinen aufgeführten Mängel in einem etwas anderen Licht. Nichtsdestotrotz gibt es einige Stellen, an denen kommerzielle Produkte nach wie vor viele Vorteile in Sachen Funktion und Bedienbarkeit bieten. Dennoch sollten sich alle, für die DAW-Boliden wie Cubase, Pro Tools und Co. aus Budgetgründen und Mangel an Einarbeitungszeit nicht in Fragen kommen, auf jeden Fall einmal selbst einen Eindruck von Tracktion 4 verschaffen. Kost` ja nix.
Hier geht es zum Download!

Pro:
  • Sehr einfach in der Handhabung
  • Intuitives Handling des Routings
  • One-Window-Oberfläche
  • Attraktiver Preis
  • Linux-Support
  • 64-Bit Support
Contra:
  • GUI sehr simpel
  • Keine fertigen Software-Instrumente
  • Wenig interne Effekte
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So präsentiert sich Tracktion bei der Arbeit.
Features:
  • DAW-Software für Mac OSX, Windows PC und Linux (Beta)
  • VST und AU Schnittstelle
  • 32 Bit und 64 Bit Support
  • WMA, WASAPI, ASIO
  • inklusive Compressor, 4-Band-EQ, Reverb, Delay, Chorus, Phaser, Pitch Shifter, LP/HP Filter
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sehr einfach in der Handhabung
  • Intuitives Handling des Routings
  • One-Window-Oberfläche
  • Attraktiver Preis
  • Linux-Support
  • 64-Bit Support
Contra
  • GUI sehr simpel
  • Keine fertigen Software-Instrumente
  • Wenig interne Effekte
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TSC Tracktion 4 Test
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