Mit der Decades SDX bietet Toontrack eine Erweiterung für den Superior Drummer 3, die sich durch die klangliche Handschrift von Engineer-Legende Al Schmitt auszeichnet. Von einer Legende zu sprechen, rechtfertigt sich in diesem Fall schon alleine durch den Stern auf dem Hollywood Walk of Fame und die über 20 Grammy-Awards, die Mr. Albert Harry Schmitt seit dem Beginn seiner Karriere in den 1950er Jahren verliehen wurden. Sein Lebenswerk umfasst mittlerweile weit über 700 Alben, von denen 160 den Gold- und Platin-Status erreichten.
Bei einer solchen jahrzehntelangen Berufserfahrung, die sozusagen in die Steinzeit der Popmusik zurückreicht, erscheint der Titel Decades SDX durchaus passend gewählt. Im Review sehen wir, was die Library mit ihren fünf variationsreich aufgenommenen Drumsets zwischen Jazz und Rock/Pop und ihrem stolzen Umfang von knapp 100 GB zu bieten hat.
Details
Aufgenommen in den Capitol Studios
Die Capitol Studios in Los Angeles sind das bevorzugte Tonstudio von Al Schmitt, und es ist davon auszugehen, dass er die Räumlichkeiten, die Akustik und das Equipment so gut kennt wie seine Westentasche. Zur Aufnahme der Decades SDX wurde Studio B genutzt – ein 100 Quadratmeter großer Aufnahmeraum, den man ruhigen Mutes zu den weltweit am besten klingenden Räumen für Drum-Recordings zählen darf.
1/5 Al Schmitt an der Neve 8068 Konsole im Regieraum von Studio B in den Capitol Studios (Foto: Toontrack).u2028
2/5 An den Wänden zu sehen: Studio B der Capitol Studios verfügt über variable Akustikelemente für einen eher trockeneren oder eher lebendigeren Raumklang (Foto: Toontrack).u2028
3/5 Die Drums wurden in einer Ecke des Aufnahmeraums positioniert (Foto: Toontrack).u2028
4/5 Als Overheads kamen zwei verhältnismäßig nah am Kit positionierte Audio Technica AT5045 Großmembran-Kondensatormikrofone zum Einsatz (Foto: Toontrack).
5/5 u2028Im Fall eines Kits wurden zusätzliche Akustikelemente aufgestellt, um für einen trockeneren Klang in den Close-Mics zu sorgen (Foto: Toontrack).
Mit ihrem Datenvolumen von knapp 100 GB ist die Decades SDX zum Testzeitpunk die mit Abstand umfangreichste Erweiterung für den Superior Drummer 3. Sie wird gefolgt von der Rock Foundry SDX und der Orchestral Percussion SDX, die jeweils etwa 65 GB an Festplattenspeicher in Beschlag nehmen. An die enorm umfangreiche Core-Library des Superior Drummer 3 mit ihren 230 GB reicht sie allerdings nicht heran.
Die Toontrack Decades SDX lässt sich in mehreren, zum Teil äußerst platzsparenden Ausbaustufen installieren.
Grooves und Patterns mit Schwerpunkt Jazz
Die MIDI-Library fällt in Hinblick auf klassische Grooves recht schlank aus und bietet im Bereich Pop/Rock eine wie gewohnt in „Songs“ organisierte Auswahl einiger durchaus unkonventioneller Patterns mit Variationen und Fills. Es ist nachvollziehbar, dass hier nicht noch ein weiteres Mal die einfachen Grundbedürfnisse für Drum-Arrangements aus dem Rock/Pop-Bereich abgedeckt werden und es ist dagegen sehr zu begrüßen, dass die Library stattdessen einen Schwerpunkt auf Patterns aus dem Jazz legt, von denen es nicht nur für Sticks, sondern auch für Besen und Mallets eine stattliche Auswahl gibt.
Al Schmitt ist ein echter Oldschool-Engineer und versucht bei der Aufnahme laut eigener Aussage grundsätzlich auf den Einsatz von Equalizern zu verzichten. Den Klang formt er stattdessen hauptsächlich durch die Auswahl und Positionierung von Mikrofonen. Ob dies auch bei der Decades SDX tatsächlich so betrieben wurde, ist schwer zu beurteilen. Feststeht jedoch, dass die Library einen enorm warmen und organischen, gleichzeitig aber auch dichten Grundklang bietet, der seines Gleichen sucht.
Al Schmitts Philosophie ist, dass es keine Equalizer braucht, wenn man die richtigen Mikrofone wählt und an den richtigen Stellen aufstellt (Foto: Toontrack).
In den folgenden Audiobeispielen sind die Default-Presets aller zum Testzeitpunkt erhältlichen Libraries für den Superior Drummer 3 zu hören (Ausnahme: Orchestral Percussion SDX). Die Decades SDX gehört darunter zur Gruppe der sehr natürlich klingenden Libraries, wie etwa auch die Roots SDX und die Core-Library des Superior Drummer 3.
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Decades SDXu2028Superior Drummer 3 Core-Libraryu2028Rock Foundry SDXu2028Progressive Foundry SDXu2028Indiependent SDXu2028Metal Machinery SDXu2028Rock Warehouse SDXu2028New York Studios Vol. 3 SDXu2028Roots SDXu2028Music City SDXu2028Custom & Vintage SDXu2028Metal Foundry SDXu2028New York Studios Vol. 2 SDXu2028New York Studios Vol. 1 SDX
Fünf Drumsets: variationsreich durch die Dekaden
Die Decades SDX bietet fünf Drumsets, die passend zum Titel der Library aus unterschiedlichen Jahrzehnten zwischen den 1930ern und 1990ern kommen und dabei Bereiche zwischen wuchtigem Bigband-Jazz und warmen Rock/Pop- bzw. Fusion-Sounds abdecken. Snares und Toms zeigen dabei eine Tendenz zu trockenem und gedämpftem Charakter. Die allgemein verhältnismäßig hoch gestimmten Bassdrums wirken erfreulich lebendig und bewegen sich weit weg vom anonymen Punch-Lieferanten einer modernen Rockproduktion.
1/7 Beim Default-Kit der Decades SDX handelt es sich um ein Slingerland Radio King aus den 1930er bis 1940er Jahren, das in der Library als Ballroom Swing Kit bezeichnet wird.
2/7 u2028Das 1930s Broadway Kit kombiniert eine Kick von Leedy mit Toms und Snare von Ludwig.u2028
3/7 Das 1930s Broadway Kit während der Aufnahmen in den Capitol Studios (Foto: Toontrack).
4/7 u2028Das 1980s Rock & Fusion Kit ist ein Pearl MX Prototyp und war Eigentum von Drummer Steve Ferrone.u2028
5/7 Als Modern Jazz Kit wird ein Yamaha Maple Custom aus den 1990ern bezeichnet, das mit verhältnismäßig kleinen Trommelgrößen kommt.u2028
6/7 Ein trockenes Ludwig Hollywood ist in der Library als 1970s Soul Kit verfügbar.u2028
7/7 Als ultratrockene Variation des 1970s Soul Kit kommt das 1970s Tight Pop Kit. Es handelt sich dabei um das gleiche Drumset, das allerdings mit Handtüchern bedämpft wurde.u2028
Besonders erfreulich ist, dass die fünf Drumsets in mehreren Variationen aufgenommen wurden. Zwei der Kits gibt es in Varianten mit gelöstem Snare-Teppich, zwei weitere wurden zusätzlich mit Besen und eines mit Mallets bearbeitet. Zudem wurde eines der Drumsets mit Handtüchern bedämpft, um einen ultratrockenen Klang zu erzeugen. Insgesamt bietet die Library im Grunde also nicht fünf, sondern elf vollständige Kits und natürlich eine reiche Zusatzauswahl an Snares und Becken. Die verschiedenen Artikulationen entsprechen weitgehend der Core-Library des Superior Drummer 3 und sind damit bereits extrem umfangreich, bieten an einigen Stellen aber noch zusätzliche Extras wie z. B. Effektschläge auf dem Ride-Becken oder erweiterte Spielweisen für Besen auf der Snare.
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Ballroom Swing Kitu20281930s Broadway Kitu20281980s Rock & Fusion Kitu2028Modern Jazz Kitu20281970s Soul Kitu20281970s Tight Pop Kitu2028Besen: 1930s Broadway Kitu2028Besen: Modern Jazz Kitu2028Mallets: 1930s Broadway Kit
Vielfältige Presets
Der Mixer der Decades SDX umfasst je nach Größe des geladenen Kits bis zu fünfzehn separate Kanäle (insgesamt 21 Mono-Kanäle) und bietet neben den Close-Mics einzelner Instrumente fünf Raumkanäle sowie ein künstliches Reverb, das zusätzlich aufgenommen wurde.
Der Mixer der Decades SDX bietet bis zu 15 Kanäle.
Die Anzahl der Presets ist dabei erfreulich hoch. Von Al Schmitt persönlich kommen 22 minimalistische Settings, die sich vor allem auf die Lautstärke einzelner Kanäle, ein wenig Kompression und zusätzliches Reverb konzentrieren. Von Toontrack kommen zudem 20 weitere Presets, die den Klang deutlicher verfremden und ein enormes Potenzial zur Vielfältigkeit andeuten.
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Preset: Ballroom Swing Plate (Al Schmitt)u2028Preset: Rock and Fusion Spring (Al Schmitt)u2028Preset: Tight Pop Room (Al Schmitt)u2028Preset: Deep_Blend_Kit (Toontrack)u2028Preset: Parallel Processing (Toontrack)u2028Preset: Funky Valve (Toontrack)
Mit der Decades SDX bietet Toontrack die bislang umfangreichste Erweiterung für den Superior Drummer 3 und überzeugt damit auf ganzer Linie. Der warme, natürliche und gleichzeitig hochgradig detaillierte Klang der von Al Schmitt aufgenommenen Library ist konkurrenzlos. Dank vieler Variationen bei der Aufnahme der bereits grundsätzlich vielfältig wirkenden fünf Drumsets ist die Decades SDX zudem durchaus vielseitig in den Bereichen zwischen Jazz und Pop/Rock einsetzbar. In Hinblick auf die Anzahl von Artikulationen pro Instrument und auch auf die Anzahl der Presets bekommt man zudem die Vollausstattung. Wer auf natürliche Drum-Samples steht, der kann bedenkenlos zuschlagen!
Pro:
Drum-Samples mit der Handschrift von Al Schmitt
hervorragender natürlicher Grundklang
fünf Drumsets in elf Variationen (auch Besen und Mallets)
viele Artikulationen pro Instrument
viele Presets
Contra
kein Contra
FEATURES
Erweiterung für Superior Drummer 3
ca. 100 GB große Sample-Library
fünf Drumsets plus sechs Variationen
15 Mixer-Kanäle (21 Mono-Kanäle)
42 Presets
minimale Systemanforderungen:
PC: Windows 7 oder neuer (64 Bit)
Mac: macOS 10.6 oder neuer (64 Bit)
4 GB RAM (8 GB empfohlen)
100 GB freier Festplattenspeicher für Vollinstallation
Preis
€ 159,– (UVP vor VÖ 09/2019)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
Drum-Samples mit der Handschrift von Al Schmitt
hervorragender natürlicher Grundklang
fünf Drumsets in elf Variationen (auch Besen und Mallets)
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