Tech 21 Sansamp Geddy Lee YYZ Test

Geddy Lee, seines Zeichens Rockbass-Legende und über fünf Jahrzehnte lang Mitglied der Band Rush, verzichtet bereits seit Mitte der Neunzigerjahre bei seinen Touren auf fette Bass-Stacks und ist damit dem in den letzten Jahren deutlich zu verzeichnenden Trend zur Live-Equipment-Abrüstung bei Tieftönern um Jahrzehnte voraus. Schon seit 2001 verwendet der kanadische Kultbassist für seine oftmals komplexen Basssounds bevorzugt Preamps von Tech21, wie etwa den Sansamp RBI oder den Sansamp RPM. Somit war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die New Yorker Amp- und Effektschmiede zusammen mit Geddy Lee die Arbeit an einer Rackmount-Lösung aufnahm, die genau auf die Bedürfnisse des Meisters zugeschnitten ist. Das Resultat der Kollaboration ist der Tech21 GED 2112 Bass-Preamp, der nun schon seit einiger Zeit erhältlich ist und in der Bassistengemeinde auf ausgesprochen positive Resonanz stößt. Grund genug für Tech21, dem Geddy Lee Preamp eine kompaktere Alternative im Bodentreter-Format zur Seite zu stellen. Dieser hört auf den Namen “Sansamp Geddy Lee YYZ” und ich bin wirklich gespannt, ob auch die abgesteckte Variante den Signature-Sound des Meisters liefern kann.

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Details

Geliefert wird Geddys neuer Preamp in einer Tech21-typischen Blechbüchse, in der neben dem Pedal ein großer Sticker und eine knappe Bedienungsanleitung mit den wichtigsten Funktionsbeschreibungen und einigen Sample-Settings zu finden sind. Der YYZ-Preamp selbst ist überraschend leicht und kompakt, sodass auch eine Installation auf einem kleinen Nano-Pedalboard problemlos möglich ist. Die exakten Abmessungen betragen 12 x 9,7 x 5,2 cm; auf der Waage macht sich der Preamp gerade mal mit 330g bemerkbar.
Sämtliche Anschlüsse wurden auf den beiden Seitenflächen des Pedals untergebracht: Rechts parkt die In-Klinke zum Anschluss des Basses und mithilfe der gegenüberliegenden Out-Klinke wird das Signal zum Amp oder zum Pult weitergeleitet. Direkt davor sitzt schließlich die Buchse für die Stromversorgung – Tech21 liefert leider kein Netzteil mit, das Pedal begnügt sich aber mit der gängigen Spannung von 9 Volt und kann zudem auch mit einer Batterie betrieben werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Geddy-Lee-Pedal verfügt …

Die insgesamt sechs Regler des YYZ wurden sehr übersichtlich auf zwei farblich voneinander abgesetzten Bereichen auf der Gehäusefront verteilt. Der graue Bereich steht dabei für den Drive-Kanal, der einen Drive-Regler für die Stärke der Verzerrung und einen Dreiband-Equalizer mit den entsprechenden Reglern für Bässe, Mitten und Höhen bietet.

Neu hinzugekommen ist bei der Pedal-Variante außerdem ein Tight-Schalter, mit dem der verzerrte Sound im unteren Bereich etwas “verschlankt” werden kann – im Grunde handelt es sich hierbei um einen Highpass-Filter, der vor die Gain-Stufe geschaltet wurde.

Die Regler des Pedals wurden in zwei unterschiedlich farbigen Bereichen auf der Front angeordnet.
Die Regler des Pedals wurden in zwei unterschiedlich farbigen Bereichen auf der Front angeordnet.

Im schwarzen Bereich finden wir ein Regler mit der Bezeichnung Deep/Drive und einen Master-Regler für die Endlautstärke des Pedals. Hinter dem Deep/Drive-Feature verbirgt nichts anderes als ein Mix-Regler, mit dem der verzerrte Sound stufenlos zum cleanen Signal gemischt werden. Diese Feature kennen wir bereits von vielen anderen Verzerrern oder Preamps, beim YYZ wird das cleane Signal allerdings durch einen voreingestellten EQ geschickt, der natürlich auf Geddys Geschmack in Sachen Clean-Sound abgestimmt ist: Die Höhen werden leicht zurückgenommen und der Bassbereich klingt richtig schön fett und warm, wenn man den Deep-Regler komplett nach links zur cleanen Seite dreht.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Cockpit des Geddy-Lee-Pedals in Nahaufnahme.

So viel zu den Features des Sansamp Geddy Lee YYZ Preamps – konzeptionell ist der analoge Preamp ohne Frage sehr gut durchdacht und die klare Gliederung der Regler sorgt für eine unkomplizierte und einfache Handhabung. Wenn das Pedal jetzt auch noch, wie von Tech21 versprochen, die Essenz von Geddys Sound liefern kann, wird der Praxisteil ohe Frage zum puren Vergnügen!

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Praxis

Ich begrüße es sehr, wenn Hersteller mit ihren Produkten einige Beispiele für Einstellungen mitliefern, sodass auch weniger erfahrene Musiker einen schnellen und unkomplizierten Einstieg finden. In der Bedienungsanleitung des Geddy Lee Preamps sind erfreulicherweise neun Beispiele für tolle Sounds abgebildet. Ein paar davon habe ich für die anschließenden Audiobeispiele verwendet und wir beginnen direkt mit “Geddy’s Personal Setting”:

Audio Samples
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Geddys Personal Setting: Drive: 1, Low: 3, High: 2, Mid: 2, Mix: 12, Tight: In

Wow, ein paar Handgriffe genügen bereits, um mit dem Sansamp YYZ in die Nähe von Geddy Lees Sound zu gelangen! Hier werden schnell die Qualitäten des analogen Preamps offensichtlich: Der satte Sound besitzt viel Wärme und die Verzerrung klingt absolut harmonisch. Durch das Tight-Feature wird der verzerrte Sound im unteren Bereich etwas schlanker, sodass die cleanen Tiefbässe ein volles und klares Fundament abbilden können. Sehr positiv finde ich zudem, dass der Preamp den grundsätzlichen Klangcharakter des verwendeten Basses nicht verbiegt – mein Jazz Bass klingt trotz Verzerrung und EQ-Veränderungen nach wie vor sehr natürlich!

In den nächsten beiden Beispielen hört ihr den Sansamp YYZ mit etwas weniger Verzerrung und leichten EQ-Veränderungen. Mit dem Dreiband-Equalizer lässt sich der verzerrte Sound erstaunlich einfach und effektiv anpassen. Die Abstimmung des Mittenreglers finde ich dabei besonders gelungen: Boostet man die Mitten, so wird der Sound deutlich aggressiver, ohne jemals zu nerven, und mit einer Absenkung lassen sich schöne Scoop-Sounds aus dem Pedal locken. Die Flexibilität erreicht Tech21 durch verschiedene Einsatzfrequenzen für Cut (1 kHz) und Boost (2 kHz) – ein sehr effektives Feature mit hohem Praxiswert!

Audio Samples
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YYZ Jazz Bass Setting: Drive: 1, High: 1, Low 12, Mid 3, Mix: 11 Roundabout Setting: Drive: 1, Low: 4, High: 10, Mid: 3, Mix: 10, Tight: In
Geddy Lee (hier seht ihr sein Antlitz auf der Gehäuseoberseite) zählt auch heute noch zu den einflussreichsten Bassisten - nicht nur im Progressive-Genre!
Geddy Lee (hier seht ihr sein Antlitz auf der Gehäuseoberseite) zählt auch heute noch zu den einflussreichsten Bassisten – nicht nur im Progressive-Genre!

Jetzt schalten wir ein paar Gänge hoch und wollen hören, wir der Signature-Sansamp mit voll aufgedrehtem Drive-Regler klingt. Es ist durchaus bemerkenswert, dass sich selbst bei dieser verhältnismäßig extremen Einstellung keine harschen Frequenzen oder nervig-dünne Höhenanteile in den Klang mischen. Bei Aufnahmen oder für die Abnahme bei Livegigs kann man mit dem Sansamp YYZ deshalb durchaus auf eine Boxensimulation verzichten – das Pedal liefert bei aller Flexibilität stets organische und harmonische Sounds.

Audio Samples
0:00
Drive: Full, Mix: 12, Low: 9, High: 2, Mid: 2, Tight: In

Auch fuzzartige Gesckmacksrichtungen sind mit dem Geddy Lee Preamp umsetzbar. Für die Aufnahme habe ich die Verzerrung wieder etwas reduziert und die Höhen leicht abgesenkt.

Audio Samples
0:00
Drive: 4, Mix: 1, High: 12, Mid: 2, Low: 1

Und wer jetzt denkt, dass der Sansamp von Geddy Lee nur verzerrte Sounds kann, täuscht sich gewaltig. Die Flexibilität des Pedals ist wirklich erstaunlich – mit etwas Fingerspitzengefühl gelingen auch tolle cleane bzw. nur leicht gesättigte Sounds. Im ersten Clip hört ihr, wie es klingt, wenn man den Mix-Regler einfach komplett nach links dreht. Der untere Bereich wird in den Tiefmitten deutlich aufgeblasen und die Höhen sind etwas abgesenkt – ein cooler, weicher Fingerstyle-Sound, den man durchaus ohne weitere Anpassungen einsetzen kann.

Per Fußtritt zum Traumsound: mit diesem Fußschalter wird das Gerät ein- und ausgeschaltet.
Per Fußtritt zum Traumsound: mit diesem Fußschalter wird das Gerät ein- und ausgeschaltet.

Beim letzten Audiobeispiel stehen alle Regler in der Mitten auf 12 Uhr. Mit meinem passiven Jazz Bass bleibt der Sound bei dieser Einstellung fast clean, der Sättigungsgrad hängt aber logischerweise sehr stark vom Pegel des verwendeten Basses ab.

Audio Samples
0:00
Deep: full Alle Regler auf 12h

Fazit

Tech21 hat es mit dem Sansamp Gedyy Lee YYZ tatsächlich geschafft, die Essenz von Geddy Lees Sound in einen kompakten Bodentreter zu packen. Das sollte allerdings nicht der einzige Grund sein, sich für den Sansamp YYZ zu interessieren, denn er entpuppt sich im Test als überaus flexibler Bass-Preamp, mit dem sich der Basssound im Studio und auf der Bühne im Handumdrehen aufwerten lässt. Wünschenswert wäre vielleicht noch eine integrierte DI-Box, dann wäre der YYZ allerdings logischerweise nicht mehr so günstig zu haben – gerade der moderate Preis von 249,- Euro ist eben auch ein sehr gutes Argument, das für den auf ganzer Linie überzeugenden Tech21 Geddy Lee YYZ spricht. Prädikat: Unbedingt anchecken!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • harmonische Zerrsounds in vielen Varianten
  • große Klangflexibilität
  • hervorragend abgestimmte EQ-Features
  • kaum Nebengräusche
  • solide Konstruktion
  • attraktiver Preis
Contra
  • kein DI-Ausgang
  • Batteriedeckel nicht befestigt
Artikelbild
Tech 21 Sansamp Geddy Lee YYZ Test
Für 279,00€ bei
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Die Regler des Pedals wurden in zwei unterschiedlich farbigen Bereichen auf der Front angeordnet.
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Tech21
  • Modell: Sansamp Geddy Lee YYZ Preamp
  • Herstellungsland: USA
  • Regler/ Schalter: Drive, Boost/Drive, Low, High, Mid, Tight, Master
  • EQ: Low +/-12dB@80Hz, High +/-12dB@3,2kHz, Mid +20dB@2kHz, -10dB@1kHz
  • Anschlüsse: Klinke In, Klinke Out, Netzanschluss
  • Stromversorgung: 9V-Batterie oder optionales Netzteil
  • Maße: ca. 12 x 9,7 x 5,2 cm
  • Gewicht: 330 g
  • Preis: 249,- Euro (Ladenpreis im Januar 2020)
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