Anzeige

Tech 21 Fly Rig 5 Test

Erst auf der Oberfläche des Tech 21 Fly Rig 5 taucht der Begriff in großen Buchstaben auf, der schon 1989 viele Gitarristen elektrisierte: Mit dem SansAmp präsentierte der New Yorker Hersteller damals den Urvater der Amp-Modeling-Technologie, der auch heute noch in der Original- oder in neueren Versionen im Studio und auf der Bühne zum Einsatz kommt.

Tech_21_Fly_Rig_5_009FIN


Mit dem Fly Rig 5 in unserem bonedo-Test kombiniert die New Yorker Effektschmiede nun mehrere Geräte in einem handlichen Pedal und bietet damit ein interessantes Produkt, das im Grunde genau das beinhaltet, was ein Gitarrist für seine Arbeit braucht.

Details

Optik/Verarbeitung:

Vorab: Das Fly Rig 5 wirkt auf Fotos größer, als es tatsächlich ist. Vielleicht ist es sein stabiles Metallgehäuse, das diesen Eindruck erweckt, es aber auch nicht schwerer macht als gerade einmal musikerfreundliche 514 Gramm. In der Realität ist das Pedal mit 298 x 68 x 25 mm extrem handlich und passt locker in die meisten E-Gitarren Kofferfächer, in die Gitarrentasche oder den Rucksack. Aber trotz seiner Miniatur-Abmessungen befinden sich auf ihm eine ganze Reihe Schalter und beleuchteter Drehregler, die wir uns jetzt von rechts nach links anschauen wollen, also immer auf dem Weg des Signals, das ebenfalls in diese Richtung das Fly Rig 5 durchläuft. Grundsätzlich ist das Gerät in drei Sektionen unterteilt, beginnend mit der Plexi-Abteilung. Hier sind alle Regler rot beleuchtet. Es folgt die SansAmp-Abteilung, in der alle Potis orange glühen, und im dritten und letzten Sektor, DLA genannt, warten die Effekte und die Regler strahlen in Blau. Mit dem Begriff Plexi können sicherlich die meisten Gitarristen etwas anfangen, bezeichnet es doch den äußerst beliebten Marshall mit der markanten Plexiglas-Frontblende. Bei der Plexi-Sektion unseres Testkandidaten handelt es sich allerdings nicht um eine Simulation der Amp-Legende, sondern um eine reine Distortion-Einheit, die den Tech 21 Hot-Rod Plexi zur Grundlage hat. Als Regelmöglichkeit stehen Level, Tone und Drive zur Verfügung, aktiviert wird der Effekt mit dem zweiten Fußschalter von rechts. Der erste mit dem Namen Hot bringt einen Booster ins Spiel, der gesondert regelbar ist und bis zu +21dB liefert. Dieser arbeitet auch einzeln, also ohne aktivierte Plexi-Simulation, und bläst wahlweise den angeschlossenen Amp, den SansAmp oder die DLA-Schaltung an.

Fotostrecke: 4 Bilder Wirkt auf dem Foto größer, als es eigentlich ist

Im Gegensatz zum Plexi-Distortion eignet sich das Signal der integrierten SansAmp-Röhrenverstärker-Emulation mit ihrer Lautsprecher-Simulation für die direkte Einspeisung in Mischpulte und Recording-Einheiten. Auch der SansAmp wird mittels Fußschalter aktiviert und mithilfe von Level, High, Mid, Low und Drive personalisiert. Hinzu kommt ein Reverb samt eigenem Regler, das Bestandteil des SansAmps ist und nicht separat genutzt werden kann, was ich etwas schade finde.

Die Sans Amp Abteilung bietet die meisten Einstellparameter
Die Sans Amp Abteilung bietet die meisten Einstellparameter

Der abschließende DLA-Bereich beheimatet ein Delay, das man per Fuß einschaltet und dessen Tempo per TAP-Taster eingegeben werden kann. Leider lassen sich keine Notenwerte wie viertel, achtel oder punktiert voreinstellen, was zur Folge hat, dass man das gewünschte Intervall exakt treffen muss. Level, Repeats, Drift und Time passen den Effekt an die eigenen Wünsche an. Wie beim zugrundeliegenden Boost DLA-Pedal orientiert sich der Sound des Effektes an einem klassischen Bandecho. Wie man weiß, brachten diese alten Delays Modulationen hervor, die auf Gleichlaufschwankungen basierten und den charakteristischen Sound prägten. Der Drift-Regler addiert bei Bedarf diesen Effekt hinzu. Mit Time wird die Echozeit eingestellt, die von 28ms bis 1000ms reicht, in der Mittelstellung beträgt sie ca. 300ms.

"DLA" orintiert sich an einem klassischen Bandecho
“DLA” orintiert sich an einem klassischen Bandecho

Ein Blick auf die Unterseite zeigt außer einem Aufkleber und vier Füßen, auf denen der Fly Rig 5 übrigens sicher steht, keine weiteren Besonderheiten, auch kein Batteriefach. Seine Energie bezieht das Pedal vom beiliegenden 12-Volt Netzteil, der dazugehörige Anschluss befindet sich an der Rückseite. Das sogenannte “Auto Switching Power Supply” schaltet selbstständig zwischen 100- und 240-Volt um – interessant für die Weltenbummler unter uns Gitarristen. Die Verarbeitung des in den USA hergestellten Pedals gibt keinerlei Anlass zur Kritik, ganz im Gegenteil! Alles wirkt robust und sollte auch härteren Belastungen standhalten.
Ach ja, die Gitarre muss ja auch noch angeschlossen werden. Ins und Outs warten ebenfalls auf der Rückseite, wobei sich der Ausgang sowohl mit einem Amp als auch direkt mit einem Mischpult oder Recording-Equipment verbinden lässt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseite präsentiert sich ziemlich unspektakulär
Anzeige

Praxis

Sound/Bedienung:

Ich unterteile den Test in zwei Teile und wir nehmen zum Ersten einmal an, dass der Gitarrist nur mit seiner Gitarre und dem Fly Rig 5 in der Tasche anreist. Auf der Bühne darf die Backline genutzt werden, in der ein Marshall-Topteil samt Box wartet. Das Fly Rig wird mit dem Eingang des Gitarrenverstärkers verbunden.
Auch zum zweiten Gig reist unser Gitarrist nur mit Minimalgepäck an, einen Amp gibt es nicht und er verbindet seinen Fly Rig direkt mit dem Pult.
Los geht es mit dem Fly Rig in Verbindung mit einem clean eingestellten Amp, dann folgt der SansAmp:

Audio Samples
0:00
Marshall ohne Fly Rig – Einstellung Clean Marshall mit Fly Rig – Einstellung mit Sansamp Pur

Tja, also mir gefällt der Grundklang des Amps besser. Der SansAmp erzeugt einen hohen Mitten-Nöck, der den Klang verdreht. Leider muss dieser jedoch aktiviert werden, wenn man das Reverb verwenden möchte.
Weiter geht es mit der Plexi-Distortion. Es folgt dasselbe Riff, nur diesmal zusätzlich mit dem HotMode in Mittelstellung.

Audio Samples
0:00
Fly Rig vor Marshall Amp – Einstellung Plexi Pur Fly Rig vor Marshall Amp – Einstellung Plexi Hot

Auch hier kann mich der Sound nicht überzeugen. Wie immer habe ich die EQs auf Mittelstellung, denn das sollte normalerweise eine gute Ausgangsbasis für Veränderungen sein. Hier habe ich jedoch den Eindruck, als ob der Höhenregler auf Rechtsanschlag steht, was natürlich nicht der Fall ist. Der Boost erfüllt seinen Zweck und verdichtet den Sound, aber leider verändert sich damit nicht die leicht ätzende und nach Rasierapparat klingende Zerre.
Im nächsten Beispiel kommt der SansAmp mit Plexi zum Einsatz, Hot ist aktiviert. Beim SansAmp habe ich die Mitten auf circa 10 Uhr, den Bass auf 1 Uhr und die Höhen auf 11 Uhr gebracht.

Audio Samples
0:00
Fly Rig vor Marshall Amp – Einstellung Sansamp mit Plexi Hot

Nachdem ich also ein wenig an dem recht energisch zupackenden EQ gedreht habe, kommen einigermaßen passable Zerrsounds aus dem Fly Rig 5, allerdings sind diese immer noch ziemlich weit von einem vernünftig klingenden Amp entfernt.
Es folgt ein weiteres Riff, diesmal steht der Plexi-Gain auf 3 Uhr, beim SansAmp die Bässe auf 2 Uhr und die Mitten auf 11 Uhr.

Audio Samples
0:00
Fly Rig vor Marshall Amp – Chord Riff Sansamp mit Plexi Hot

Leider rauscht der Plexi-Distortion hörbar, auch wenn sich dank der Klangregelung ein halbwegs vernünftiger Zerrsound realisieren lässt.
In den nächsten Beispielen gehe ich auf die Effekte ein, also den Hall und das Delay, und beim Delay vor allem auf den Drift-Regler, den ich ganz aufgedreht habe.

Audio Samples
0:00
Fly Rig vor Marshall Amp – Delay mit voll aufgedrehtem Drift Regler Fly Rig vor Marshall Amp – Sansamp mit Reverb

Die DLA-Sektion gefällt mir tatsächlich ziemlich gut. Die Effekte klingen plastisch und geben dem Gitarrensound die gewünschte Tiefe. Man beachte das gelungene Driften des Delays und die daraus resultierende Modulation.
Abschließend ein kleines Solo.

Audio Samples
0:00
Fly Rig vor Marshall Amp – Leadsound Solo

Auch wer auf Shredding steht, dürfte mit unserem Testkandidaten nur begrenzt Freundschaft schließen. Zwar erweisen sich die High-Gain-Sounds meiner Meinung nach im Gesamtzusammenhang mit allen Abstrichen noch als die souveränsten, aber leider trübt ein deutliches Rauschen hier zusätzlich die Spielfreude.

Am Pult angeschlossen wusste der Sound zu gefallen, am Amp sah es leider anders aus
Am Pult angeschlossen wusste der Sound zu gefallen, am Amp sah es leider anders aus

Kommen wir zum zweiten Teil, der Verwendung mit einem Mischpult oder Recording-Equipment. Ich benutze eine Avalon U5 DI Box, an die ich das Fly Rig 5 direkt anschließe.
Los geht es mit einem rockigen Riff, wobei beim SansAmp die Mitten auf 11 Uhr und die Höhen auf 1 Uhr stehen.

Audio Samples
0:00
Fly Rig an Pult – Rockriff Sansamp

Zwar wird das Pedal explizit auch für die Verwendung vor dem Amp empfohlen, aber wirklich amtliche, plastische Sounds konnte ich ihm erst beim direkten Anschluss an ein Mischpult oder Recording-Equipment entlocken! Im Gegensatz zu den Beispielen oben haben wir es hier mit angenehm klingenden, durchsichtigen Klängen zu tun.
Ich bringe wieder alle Regler in die Mittelstellung und lege mein Hauptaugenmerk auf den Plexi. Bei der auch in allen anderen Audiofiles verwendeten Strat schalte ich auf den Hals-Pickup.

Audio Samples
0:00
Fly Rig an Pult – Rockriff Sansamp mit Plexi

Auch in dieser Einstellung kann das Fly Rig 5 überzeugen. Es wird ein moderner Rocksound generiert, der sich auf der Bühne, im Studio oder zu Hause gut einsetzen lässt und durchaus gut klingt.
Zu guter Letzt ein Beispiel ohne Plexi, aber mit Delay.

Audio Samples
0:00
Fly Rig an Pult – Sansamp mit Delay

Auch der SansAmp klingt um Längen besser als am Amp! Der Sound ist direkt und liefert ein ausgewogenes Klangbild.

Anzeige

Fazit

Das Fly Rig 5 wäre eine interessante Alternative zu herkömmlichen Pedalen, denn es ist sehr gut zu transportieren, super verarbeitet und logisch aufgebaut. Allerdings konnte mich der Klang vor dem (Röhren-) Amp nicht überzeugen, im Gegensatz zur Performance direkt am Mischpult. Delay und Reverb klingen sehr gut, als problematisch empfand ich jedoch außerdem das hohe Rauschen im Plexi-Modus. Da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, empfehle ich, das Pedal auf jeden Fall persönlich anzutesten. Trotz sehr guter Verarbeitung und der cleveren Idee, die dahinter steckt, ist der Preis meiner Ansicht nach zu hoch angesetzt.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Sound (Anschluss an ein Mischpult)
  • Praxistauglichkeit
  • Verarbeitung
Contra
  • Reverb nur in Verbindung mit SansAmp
  • Rauschen im Plexi-Mode
  • Zerrsound am Amp
Artikelbild
Tech 21 Fly Rig 5 Test
Für 229,00€ bei
Tech_21_Fly_Rig_5_015FIN
Am Pult angeschlossen wusste der Sound zu gefallen, am Amp sah es leider anders aus
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Tech 21
  • Gattung: Multieffektpedal
  • Herstellungsland: USA
  • Gewicht: 514 Gramm
  • Abmessungen: 298 x 68 x 25 mm
  • Effekte: Distortion, Preamp, Booster, Delay, Chorus, Reverb
  • Besonderheiten: analoger Audiopfad, Netzteil im Lieferumfang, automatisches Umschalten von 100 V bis 240 V
  • Preis: 356 Euro UVP
Hot or Not
?
Tech_21_Fly_Rig_5_005FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Telecaster | Classic Sounds with Modern Feel | Sound Demo
  • Country Rock Riffing with the American Professional Classic Telecaster!
  • Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC | NOT a Reissue! | Sound Demo