t.bone SC-300 Test

In der bonedo-Redaktion hat sich das Kondensatormikrofon t.bone SC-300 dem Test gestellt – lest hier, was dieser ergeben hat! Wirklich aussergewöhnlich ist keines seiner Features, denn das Mikro kommt ohne Hochpassfilter, Pad, Umschaltbarkeit oder sonstigen Besonderheiten daher. Eine Ausnahme davon ist jedoch der Preis, den ich entgegen der bonedo-Sitte einmal direkt im Introtext nennen will: 29 Euro.

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Es gilt im Review zu klären, ob ein derart günstiges Mikrofon eine klangliche Katastrophe mit Ansage ist, oder ob man damit tatsächlich Aufnahmen tätigen kann, die diesseits der Brauchbarkeitsgrenze liegen. Immerhin haben im letzten Jahrzehnt die Preise für Musikinstrumente und Tontechnik ihre Talfahrt fortgeführt, ohne jedoch die Qualität mit in die Tiefe zu reißen. Unter den Kleinmembranmikrofonen gibt es schließlich schon den Beweis, dass sich für Preise um die 30 Euro durchaus nutzbare Kondensatormikrofone herstellen lassen.

Details

Kategorisierung schwer gemacht

Das t.bone SC-300 sieht aus, wie Großmembranmikrofone nun einmal aussehen. Falsch gedacht: Es ist kein Groß-, sondern ein Kleinmembranmikrofon, denn im Inneren werkelt ein Elektret-Gradientenempfänger mit einem halben Zoll Durchmesser. Eine derart große Verpackung ist demnach nicht nötig, es schadet andersherum aber auch nicht, wenn der Grill eine gewisse Entfernung zur Kleinmembrankapsel hat. Zwar werden für Gesangsaufnahmen gerne große Membranflächen benutzt, doch es gibt auch viele Beispiele, dass es auch anders geht. Kleinmembraner sind meist etwas weniger charakterstark und tendenziell mit geringerem Output gesegnet als Großmembran-Kondenser, doch all das soll nicht viel ausmachen: Unser Autor Hannes Bieger etwa nimmt viele Vocals – darunter auch fast alle für die Audio-Beispiele seiner Tests – mit einem Neumann KM 184 auf – und dieses ist ebenfalls ein Kleinmembranmikrofon. Andersherum gibt es auch Großmembranmikrofone, die auf den ersten Blick nicht danach aussehen, etwa das DPA 4041-SP.

Fotostrecke: 5 Bilder Wo das Emblem ist, ist meist die “Hauptaufsprechrichtung”, wie es im Rundfunkdeutsch heißt.

Federgewicht

Leicht ist das Mikrofon! Mit nur 320 Gramm wiegt es deutlich weniger als eigentlich alle anderen Mikros dieser Bauform, die ich bereits in den Händen hielt. Bedenkt man, dass der Body nicht aus Metall ist wie bei fast allen anderen Mikros, sollte das auch nicht weiter verwundern. Die Oberfläche ist zwar aus der Art Gummi, die nicht gerade handschmeichelnd ist, doch wird das SC mit der mitgeliferten neigbaren Klemme auf ein Stativ gepfropft und nicht in der Hand gehalten. Wer es nicht weiß: Die “Hauptaufsprechrichtung” ist bei Mikrofonen üblicherweise dort, wo sich das Emblem befindet – in diesem Fall also von der Seite!

Super, die Niere

Die Kapsel, die im Inneren den Kondensator bildet, ist mit einer Elektretschicht auf der gegenüberliegenden Seite der Membran permanent polarisiert. Dennoch wird eine Spannungsquelle benötigt, um die Verstärkerelektronik zu betreiben. Die Phantomspeisung von 48 Volt darf dabei durchaus variieren, es ist eine Toleranz von 36 bis 52 Volt angegeben – keine schlechte Eigenschaft, wenn man bedenkt, dass preiswertere Amps und Soundkarten (mit denen das SC-300 wahrscheinlich hauptsächlich betrieben wird) es mit der Einhaltung der Spezifikationen oftmals nicht sonderlich genau nehmen. Der Bereich der größten Empfindlichkeit vor dem Mikrofon ist etwas kleiner als bei vielen anderen, die sogenannte Superniere nimmt damit im Vergleich Geräusche aus anderen Quellen mit prinzipiell geringerem Pegel auf, allerdings ist die Gefahr, dass sich etwa ein Sänger aus dem Hauptbereich entfernt, etwas größer – das Signal wird dann nicht nur leiser, sondern bekommt auch schnell ungewünschte Klangfärbungen.

Supernierencharakteristik: starke Richtwirkung
Supernierencharakteristik: starke Richtwirkung

Daten

Eine wichtige Angabe bei Mikrofonen ist die des Frequenzgangs, wenngleich diesem üblicherweise eine zu große Bedeutung zugeordnet wird. “Je weiter, desto besser” hat nur bedingt und für manche Anwendungen Richtigkeit, genauso wie “Je linearer, desto besser.” Gerade für Gesang außerhalb der E-Musik lassen sich viele Gegenbeispiele finden, etwa die eines mittlerweile nahezu unbezahlbaren original Neumann U 47 oder eines AKG C12. Über das t.bone SC-300 erfährt man, dass es einen Übertragungsbereich  zwischen 40 Hz und 18 kHz hat. Es gibt mit 22 mV/Pa ordentlich Pegel auf die Mikrofonleitung und zerrt bei 136 dB(SPL) (1% THD), was ebenfalls kein schlechter Wert ist.

Praxis

Nun, ein Vergleich eines Mikros, das so viel kostet wie zwei Kästen Bier, mit etwa einem Microtech Gefell UM 92.1S, für das man ziemlich genau das Hundertfache hinlegen muss, ist schon ziemlich ungerecht, so viel steht fest. Aber auch im Vergleich gegen mittelpreisige Mikrofone ist es nicht so, als würde man nach dem Hörtest von plötzlicher Übelkeit überfallen. Nein: Das t.bone produziert ein Signal, das definitiv brauchbar ist, ja sogar mehr als das:


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SC-300 Vocals

Ein kaputtes Signal klingt anders. Es ist sogar deutlich herauszuhören, welche oft vorteilhaften Klangeigenschaften ein Kondensatormikrofon gegenüber dynamischen Tauchspulenmikros hat. Besonders die Höhen sind deutlich differenzierter als bei den meisten anderen dynamischen Mikros unter 100 Euro. Ich halte ordentliche Tauchspulenmikrofone zwar im unteren Preissegment für vernünftige Alternativen, doch muss man für diese auch nicht wenig Geld auf den Tisch legen (z.B.: Shure SM 7B: 400 Euro, EV RE-20: 500 Euro). Darüber hinaus benötigen diese deutlich bessere Preamps als Kondensatormikros. Wenn die Aufnahmekette nicht “zu gut” ist, als dass nicht so gute Eigenschaften eines ihrer Glieder auffallen könnten, ist das t.bone SC 300 ein Mikrofon, mit dem sich durchaus arbeiten lässt.

Es ist gut, wenn man Möglichkeiten und Limitierungen eines Werkzeugs kennt. So lassen sich zweifelsohne Aufnahmen machen, die eben nicht nach Homerecording 1992 klingen, sondern modernen Ansprüchen gerecht werden. So ist das Signal nicht sofort als “billig” auszumachen. Hochwertige Mikrofone zeigen ihre Größe vor allem dann, wenn das mit ihnen aufgezeichnete Signal bearbeitet wird. Ein Equalizer beispielsweise verstärkt den doch etwas rauen Charakter des Mikrofons in den Höhen, der bei hohen Pegeln (wo hochwertigere Werkzeuge meist noch genügend Headroom haben) ins Kratzige umspringt. Ähnliches kann man bei intensiver Kompression beobachten.

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Mit den Bässen wird man ausser bei typisch basslastigen Instrumenten keine Probleme bekommen, für Vocals und Gitarre etwa sollte die Übertragung ausreichen. Wenn nicht, muss man eben einfach ein wenig näher dran, sofern es die Zerrgrenze des t.bone  zulässt. Die absoluten Höhen, das sogenannte Air-Band, sind bei diesem Mikrofon eher schwach ausgeprägt. Kein Witz: Für genau diesen Frequenzbereich zahlt man oft viel Geld. Neben dem Frequenzgang, der zuerst auffällt, gibt es viele weitere Eigenschaften eines Mikrofons, an welchen man die klangliche Qualität festmachen kann – eine davon ist das Dynamikverhalten. Und wer sich die Files aufmerksam anhört, wird feststellen, dass das SC-Signal im Vergleich “dicht”, ja geradezu eng klingt. Dass es weniger sauber und offen klingt, ist ebenfalls keine Verwunderung – aber mit Blick auf die Preisauszeichnung immer noch ok. Weitere Merkmale, an denen man die qualitative Klasse des SC-300 erkennt, ist die Art und Weise, wie Impulse übertragen werden und wie das Mikrofon Schall von abseits der Hauptaufsprechrichtung überträgt.

Natürlich klingen teurere Mikrofone im Regelfall besser, doch die pieksen auch stärker im Portemonnaie.
Natürlich klingen teurere Mikrofone im Regelfall besser, doch die pieksen auch stärker im Portemonnaie.

Es bleibt eine einfache Erkenntnis: Nicht umsonst sind eigentlich alle Kondensatormikrofone auf dem Markt teurer als das t.bone SC-300. Und dass manche für ihren Mikrofonpark mehrere zehntausend Euro ausgeben, hat ebenfalls seine Berechtigung und ist keine Verrücktheit. Allerdings ist das SC-300 das beste Beispiel dafür, wie weit herunter der Preis bei einem Kondensatormikrofon heutzutage geschraubt werden kann, ohne dass man auf die grundlegende Funktionalität und eine angemessene Klangqualität verzichten muss.

Fazit

Nein, das Musikhaus Thomann hat beim Preis des Kondensatormikrofons t.bone SC-300 keine Null vergessen. Das Mikro kostet 29 Euro. Ganz ehrlich und eindeutig ist das auch sein größter Vorteil: Würde es 290 Euro kosten, könnte man statt dieser Zeilen einen Verriss lesen – zwar einen, der gut begründet wäre, aber immerhin einen Verriss. Das SC-300 macht vielmehr deutlich, zu welch geringen Preisen man eine akzeptable Qualität bekommt. Ich bin natürlich nicht begeistert, ich bin aber auch bestimmt nicht erschüttert. Die wohl wichtigste Aussage für Interessenten ist: Wer wirklich nicht mehr Geld ausgeben kann, aber dennoch gute Aufnahmen zuhause machen möchte, der setzt sich mit dem t.bone zumindest nicht in die Nesseln. Das Mikrofon zeigt auf, was ein sehr billiges Mikrofon im Vergleich zu teureren nicht liefern kann, klanglich wie baulich, aber eben auch, was für knapp 30 Euro möglich ist. Und das ist mehr, als man gemeinhin denkt.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • außerordentlich preisgünstig
  • professioneller Look
  • für die Preisklasse ordentliche Klangergebnisse
Contra
  • kann klanglich nicht mit (teurerer) Markenware mithalten
Artikelbild
t.bone SC-300 Test
Für 39,00€ bei
Kein klanglicher Überflieger, aber für 30 Euro echt in Ordnung: the t.bone SC-300
Kein klanglicher Überflieger, aber für 30 Euro echt in Ordnung: the t.bone SC-300
Spezifikationen
  • Empfängerprinzip: Kleinmembran-Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Wandlerprinzip: Elektret-Kondensator
  • Betriebsspannung: 36 – 52 V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 40 Hz – 18 kHz (keine Toleranzangabe)
  • Übertragungsfaktor: 22 mV/Pa
  • THD+N: 17 dB (A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 136 dB SPL (1% THD)
  • Ausgang: XLR
  • Preis: EUR 29,- (UVP)
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Supernierencharakteristik: starke Richtwirkung

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