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Sonor Artist Cottonwood Snare Test

Der Wecker klingelt, es ist 9:30 Uhr. Du bist ganz schön platt, gestern Abend lange im Studio getrommelt, noch vier Gläser Whiskey und dann ab ins Bett. Wie so häufig eben. Du schlurfst über den Flur, Augen reiben, Kaffee kochen, Brötchen schmieren. Kaum hast du die zweite Hälfte deines Brötchens geschluckt, klingelt das Telefon: „Servus, hier ist Sonor! Wir möchten gerne mit dir eine Snare entwerfen!“ Ehe du etwas sagen kannst, steht der Termin – heute um Drei! Na bitte, du hast‘s geschafft. Man ist halt gefragt als kreativer Trommler. Einige Stunden später schwingst du dich auf dem Firmenparkplatz aus deinem Wagen und machst dich auf den Weg ins Meeting. Doch im Konferenzraum traust du deinen Augen kaum – hier tummeln sich ne Menge Leute. Die meisten davon sind bekannte Gesichter, alles Drummer-Kollegen. Während du mit offenem Mund in der Tür stehst, winkt dich einer an den Tisch – offensichtlich der Chef hier. Denn kaum hast du Platz genommen, steht er auf und eröffnet die Runde. Bereits nach wenigen Augenblicken wird dir klar, dass hier etwas Größeres im Busch ist.

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Denn Sonor geht mit der Artist-Serie einen ganz eigenen Weg. Statt weitere Signatur-Modelle von bekannten und renommierten Schlagzeugern auf den Markt zu werfen, setzen sich einfach alle gemeinsam an einen Tisch und plaudern über Snaredrums. Alle, das heißt professionelle Schlagzeuger aus verschiedenen Stilrichtungen und die Trommelbauer von Sonor. Aus diesem bunten Potpourri an kreativen Menschen entsteht die Sonor Artist-Serie mit Fokus auf die Konstruktion kreativer Snaredrums Made in Germany mit hochwertiger Ausstattung und neuen Sounds! Eines der ersten Resultate dieser Kooperation ist die Sonor Artist Cottonwood Snare.

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Details

„Der Teufel steckt im Detail“ besagt das Sprichwort, und in diesem Sinne mache ich mich gleich mal auf die Suche. Aber die Snare macht es mir nicht leicht, denn sie sieht verteufelt gut aus. Das schöne helle Cottonwood-Finish gibt ihr einen einzigartigen Look, eine Mischung aus fein gewellten und tiefbraunen, punktuellen Maserungen auf hellem Holz.

Aber wer glaubt, dass „Cottonwood“ irgendetwas mit Baumwolle zu tun hat, liegt hier verkehrt. Denn Cottonwood ist im Englischen die Pappel! Da muss der eine oder andere Holzkenner sicherlich die Stirn runzeln, denn Pappel ist eine sehr weiche und leichte Holzart, die gerne im Modellbau verwendet wird. Und da Snaredrums selten direkt nach dem Kauf in der Vitrine landen, sondern jahrelange ‚Klopperei‘ aushalten sollen, gebe ich sofort Entwarnung. Denn der Kessel ist nicht aus Pappelholz, sondern aus 9-lagigem (6mm dicken) Ahorn gefertigt, und mit einem sogenannten Cottonwood-Finish bezogen, welches der Maserung einer Pappel nachempfunden ist.

Also keine Angst – dat Ding is hart! Die verchromten Böckchen und Gussspannreifen sorgen dann obendrein auch noch für das entsprechende Gewicht und man kann vollends beruhigt sein.Die (Vierkant-)Stimmschrauben sind mit kleinen schwarzen Unterlegscheiben aus Plastik unterlegt, und drehen sich geschmeidig in Sonors TuneSafe Böckchen. Der Artist-Serie treu, hat auch hier jede Schraube ihr eigenes Böckchen, also insgesamt 20 an der Zahl. Aus Platzgründen sind Schlag- und Resonanzfellböckchen leicht versetzt nebeneinander angebracht. Die Die-Cast-Hoops (10-Loch) spannen jeweils auf der Schlagseite ein coated Sonor white Medium und auf der Resoseite ein Sonor clear Medium – beide Felle ‚made by REMO‘. Auf dem Reso prangt ein (gedruckter?) Stempel mit „Geprüft:“ und dann von einem vermeintlichen ‚Zeisler‘ unterzeichnet. … Ich glaube das jetzt einfach mal …

Die Spannung des Strainers kann an der verchromten Throw-off Snareabhebung sowie zusätzlich am Butt-End exakt justiert werden. Die Oberseite der Abhebevorrichtung, bei der der Hebel an die Abhebung stößt, ist mit Gummi bezogen, sodass beim Spannen und Lösen des Strainers an dieser Stelle kein Geräusch entsteht. Der Strainer selbst rundet die Königsklasse ab, denn mit dem handgefertigten Sonor SW 1424 S, bestehend aus 24 Edelstahl Spiralen, bekommt die Snare einen absolut amtlichen ‚Schnarrer‘ untergeschnallt.

Schauen wir der Snare mal in den Bauch – ich nehme das Schlagfell ab. Die 45°-Gratung ist einwandfrei gearbeitet und wunderbar glatt, so wie es sein soll. Das Cottonwood-Finish ist perfekt an den Kessel gearbeitet und verschmilzt geradezu an der Gratung mit der äußeren Ahorn-Schicht. Gut zu erkennen ist hier, dass die Böckchen nicht blank auf den Kessel geschraubt, sondern von beiden Seiten mit Gummiringen unterlegt sind – sogenannte Finish Protectors. Dadurch liegen die Böckchen, trotz Kesselwölbung, optimal an. Im Kessel ist ein Stempel zu erkennen, der diese Snare mit ‚1010 H‘ identifiziert. Eine Kesselnaht kann ich weder erkennen noch fühlen. Einziger Schönheitsfehler: Die Naht des Cottonwood Finishes liegt (bei der mir vorliegenden Snare) direkt neben dem Artist-Logo und ist deutlich zu erkennen.

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Ich möchte die Schrauben noch einmal komplett losedrehen, um die Snare gleichmäßig stimmen zu können, und beginne auf der Reso-Seite. Hier offenbart sich nach einigen Handgriffen die erste (wenn auch einzige) Krux der TuneSafe Böckchen. Kurz zum Aufbau und der Funktion dieser Böckchen: Im Inneren sitzt hinter dem Gewinde eine kleine Kunststoffmuffe, in die sich die Stimmschraube automatisch hineindreht und dadurch schwergängig gemacht wird. Die Schraube sitzt nun fester im Böckchen und hält die Stimmung der Snare Drum – super Sache! Möchte ich nun aber zum Stimmen die Stimmschrauben ‚finger-fest‘ ziehen (Schrauben mit den Fingern so weit festziehen, bis der Schraubenkopf auf dem Hoop aufliegt), ist kurz vorher Schluss. Denn die Stimmschraube trifft auf die Kunststoffmuffe, wenn der Schraubenkopf noch ca. 10mm vom Hoop entfernt ist. Das heißt, ich spüre unmittelbar, dass das Eindrehen der Schraube schwerer wird. Das Festdrehen mit den Fingern ist jetzt äußerst mühsam und unangenehm, weshalb ich dann doch zum Stimmschlüssel greife. Jetzt muss ich genau beobachten, WANN der Schraubenkopf auf den Hoop trifft, und beginnt das Fell zu spannen. Etwas umständlich, und man ist immer auf gutes Licht sowie gegebenenfalls die Lesebrille angewiesen.

Nach der Arbeit folgt das Spiel oder so ähnlich. Jedenfalls steht das gute Stück nun frisch gestimmt vor mir und erwartet Hiebe. „Kannste kriegen!“ rufe ich, während mein Stick zum ersten Schlag herniederfährt … und ich traue meinen Ohren kaum. Denn anstatt zu kreischen oder bellen, erklingt sie in den schönsten Tönen. Ein satter, kräftiger Sound, der aber zugleich edel und differenziert klingt. Keine Snare für aufgepumpte Muskelspielchen oder ordinäre Kraftpakete, sondern klanglich tiefgründig und energetisch, agil und lebendig. Dank der Gussspannreifen sind die Obertöne angenehm kontrolliert und geben der Snare gleichzeitig einen deftigen, holzigen Punch. Der Rimshot klingt schon fast in Richtung Stahlkessel und legt mit ungedämpftem Schlagfell einen singenden Ping an den Tag.

Audio Samples
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Mittel 1 Mittel 2 Tief 1 Tief 2 Rim 1 Rim 2

Ich will die Richtung(en) der Snare ein wenig ausloten und verringere die Fellspannung. Das Stimmen der Trommel funktioniert fast geräuschlos und man spürt förmlich, dass hier alles perfekt ineinandergreift. Auch in der Tiefe zeigt die Trommel Profil und kann mich klanglich überzeugen. Der Sound ist differenziert und sauber. Eine kleine Portion ‚Dreck‘ könnte die Snare in dieser Lage noch vertragen. Sie klingt zwar rund und holzig, aber doch ein wenig zu brav. Der Rebound ist allerdings nach wie vor exzellent. Ganz in den Keller bekomme ich die Snare jedoch nicht. Mit zu geringer Fellspannung daddelt es relativ profillos aus dem Kessel.

Bei besonders hohem Tuning macht die Snare irgendwann dicht, klingt dünn und ‚körperlos‘. Auch das Spielgefühl ist äußerst hart und erinnert eher an eine Holzplatte als an ein Fell. Also noch mal ein bisschen entspannen und sie fängt sofort wieder an zu singen. Auf der praktischen Seite ist positiv zu erwähnen, dass die Snareabhebung absolut geräuschlos arbeitet und mit einem flüssigen Bewegungsablauf brilliert.

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Hoch 1 Hoch 2 Beat

Die mittlere bis hohe Stimmung ist das absolute Steckenpferd der Sonor Artist Snare und zeichnet sich durch einen exzellenten und kräftigen Sound aus. Das Klangbild ist ausgewogen und kontrolliert. Mir gefällt vor allem der holzige Charakter, der in diesen beiden Stimmlagen optimal zur Geltung kommt. Dynamisch kann sich der Trommler vollends austoben, denn die Snare macht alles mit – man kann es nicht anders sagen. Die Teppichansprache ist hervorragend und auch bei feinstem Pianissimo geht der Strainer perfekt mit. Selbst mit Rimshot hält sie die Pferde in Zaum, klingt sehr energetisch, aber bellt nicht ordinär nach vorne. Sie hält ihre tonale Klasse. In allen Kriterien – Sound, Optik und Handling – merkt man, dass hier wirklich nichts dem Zufall (oder der Kostenbremse) überlassen wurde.

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Die Snare ist sicherlich kein Feuerwerk der Extreme, hat aber in mittlerer bis hoher Stimmlage beachtliche Stärken und macht als Allrounder eine erstklassige Figur. Zugegeben, der Preis lässt einen erst mal schlucken, doch abgesehen von ihren klanglichen Vorzügen überzeugt auch die außergewöhnlich gute Verarbeitung absolut. Zudem ist das Konzept der Artist-Serie von Sonor für all die Schlagzeuger umso interessanter, die sich gerne etwas Hochwertiges ohne das ganze Signature-Klimm-Bimm ans Set stellen möchten. Denn hier wurde nicht einfach die Lieblingssnare von Drummer-Legende XY nachgebaut, sondern mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail ein innovatives, individuelles Instrument entwickelt. Darüber hinaus ist die Sonor Artist Cottonwood Snare darauf ausgelegt, ihrem Schlagzeuger in allen Belangen hervorragende Dienste zu leisten. ‚Ziel erreicht‘ würde ich sagen! Und ohne Weiteres ein Instrument, an dem man über Jahrzehnte seine Freude haben kann.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • top Sound
  • sehr hochwertige und präzise Verarbeitung
  • sehr vielfältig einsetzbar
Contra
Artikelbild
Sonor Artist Cottonwood Snare Test
Für 999,00€ bei
SONOR_ArtistSN_fullFIN
Daten
  • Hersteller: Sonor
  • Artikelbezeichnung: Artist Cottonwood Maple (AS 07 1406 CM)
  • Größe: 14″ x 6″
  • Gewicht: 4,7kg
  • Kessel: Ahorn (Medium Maple)
  • Kesselstärke: 9 Lagen = 6 mm
  • Böckchen: Sonor TuneSafe
  • Spannschrauben: 2 x 10 Schrauben (Vierkant)
  • Hoops: Gussspannreifen, verchromt
  • Schlagfell: White Medium
  • Resonanzfell: Clear Medium
  • Strainer: Sonor SW 1424 S, 24 Edelstahlspiralen
  • Abhebung: Throw-off
  • Preis: 799,00 Euro UVP
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