Sonible smart:EQ2 Test

Schlaue Equalizer sind praktisch. Anstatt selber nach den störenden Resonanzen oder Einbrüchen zu suchen, lässt man es die KI tun. Natürliche Klangergebnisse mit nur ein paar Klicks und eine Bedienung, die auch Laien hinbekommen sollten, sind das Ziel. 

Sonible_SmartEQ2_01_Test_Aufmacher


Soundtheory Gullfoss und der Sonible smart:EQ live schlagen in diese Kerbe, genau wie unser Testkandidat, der smart:EQ2, der ein Update des smart:EQ+ ist und den wir vor rund zwei Jahren getestet haben. Was hat sich geändert, was ist besser? Wir finden es heraus.
 

Details

8-Band-EQ mit Grips

Der smart:EQ 2 ist ein linearphasiges 7-Band-EQ-Plugin mit einem zusätzlichen adaptiven achten Band. Das bedeutet, dass ein Algorithmus nach Ungleichgewichten im Spektrum sucht und daraufhin eine komplexe Filterkurve generiert, mit der das Signal „musikalisch“ angepasst werden kann. Und das funktioniert verdammt gut, deswegen gibt es bereits an dieser Stelle ein kleines Video.

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Mehr Informationen

Im Unterschied zu Gullfoss analysiert der smart:EQ2 das Audio nur eine bestimmte Zeit und wendet das Ergebnis danach statisch an. Die Integrationszeit ist frei festlegbar und das Ergebnis wird im Allgemeinen – einfach gesprochen – über die Zeit auch immer „glatter“. Anschließend kann die gewonnene Korrekturkurve „gewichtet“ angewendet werden. Das heißt, dass die Verstärkung, die Mittenfrequenz und der Wirkungsbereich festgelegt werden können. Detaillierte Anpassungen der Korrekturkurve sind nicht direkt möglich, aber auch meines Erachtens nacht nicht notwendig.

Fotostrecke: 3 Bilder Der “neue” Smart:EQ2 sieht deutlich besser und gefälliger aus …

Stinknormaler Deluxe EQ

Das adaptive Band ist das Alleinstellungsmerkmal des smart:EQ 2. Ansonsten arbeitet er wie ein „gewöhnlicher“ EQ mit allen Annehmlichkeiten, die es heutzutage eben so für ein Bezahlprodukt außerhalb des DAW-Bordbistros so braucht. Verschiedene Charakterarten kennt der EQ nicht, alles ist Linearphase, das heißt, die Korrekturen haben keinen Einfluss auf den Phasengang. Dadurch klingt das Ergebnis immer ziemlich sauber und neutral. Ideal für Korrekturen und Mastering, allerdings ist das auch mit etwas Latenz und CPU-Anspruch gekoppelt.
Es gibt sechs Bandarten, darunter High und Low Shelf, High und Low Pass, ein Notch und auch ein neues Tilt-Filter. Jedes Band kann stereo arbeiten oder nun sogar auf Mitte bzw. Seite genutzt werden. Darüberhinaus lässt sich das Verhältnis zwischen M/S global einstellen und das Seitenband „pannen“ und solo abhören. Auch die Bänder lassen sich solo schalten, ja, sogar eine „solo on touch“ Funktion ist aktivierbar. Der maximale Gain-Hub beträgt übrigens +/-24 dB und natürlich ist die Güte (Q-Faktor) eines jeden Bandes einstellbar.

Fotostrecke: 8 Bilder Neben Hilfe-Bubbles gibt es auch ein Tutorial, was alle neuen und wichtigen Features im Schnelldurchlauf erklärt.

Neues, Extras und Besonderes

Neben dem neuen Tilt-Filter und dem M/S-Mode bringt das neue „ 2er“ Plugin auch eine verbesserte GUI mit, die modisch, dunkler und gefälliger aussieht. Das GUI ist frei skalierbar und wirklich gut und schell zu bedienen. Der EQ bringt selbstverständlich nun auch einen integrierten grafischen Analyzer mit, der sowohl Pre und Post arbeitet, sowie auch beides anzeigen und einen Mittelwert bilden kann. Hinzu kommt der anpassbare Zoom der Range. A/B-Vergleichbarkeit, Undo, Redo sowie Presets, Profiles und States für das adaptive Band runden die Nutzbarkeit ab.

Fotostrecke: 2 Bilder Custom Profiles und M/S-Mode sind einige der Neuerungen.

Die Profile ermöglichen es, dem Algorithmus etwas besser einzugrenzen. Mit dem Vorwissen, was er zu erwarten hat, schafft er einfach bessere Ergebnisse. Ferner lassen sich auch Custom Profiles erstellen, in denen geschmackliche Vorlieben berücksichtigt werden. Konkret werden eure persönlich getroffenen Einstellungen dann Teil der neuen Ziel-Korrekturkurve. Falls ihr tendenziell also lieber immer mehr Höhen wollt, sei euch hiermit geholfen.
States wiederum speichern unterschiedliche Responses innerhalb eines Plugins, sodass sich diese blitzschnell umschalten lassen. Dadurch kann man beispielsweise in der Gesangsstrophe mit einer anderen Kurve als im Chorus arbeiten, da diese State-Wechsel natürlich auch automatisierbar sind.
Last but not least lassen sich die Bänder gruppieren, um mehrere Bänder auch gemeinsam in Frequenz und Gain anzupassen. Einfach ein Rechteck um die Bänderpunkten ziehen und los geht es!

Praxis

Schlauer Equalizer


Der smart:response Algorithmus des Sonible smart:EQ2 verstärkt nicht nur den Frequenzbereich, sondern senkt störende Bereiche auch ab. Dadurch werden diese – auch bei einem „positiven Gain“ – stärker abgesenkt. Die Range der Anpassung ist variabel, man kann aber auch sagen, dass der Algorithmus bei komplexem Material wie einem ganzen Song kaum über 6 dB boostet bzw. max. 4 dB absenkt – es sein denn, euer Mix ist totale Grütze. Bei Einzelsignalen sieht es jedoch drastischer aus, was aber irgendwie auch zu erwarten war. 

Ohne, Mit und Mit-noch-mehr

Zunächst gibt es den unbearbeiteten Song, aufgeteilt in sieben Stems und weitestgehend gut ausgelevelt. Anschließend pack ich den Smart:EQ2 im zweiten Beispiel auf die Summe – alles auf Automatik versteht sich. Das gleiche passiert dann auch beim dritten Beispiel, jedoch habe ich nun in jede der sieben Spuren einen smart:EQ 2 gepackt und rödeln lassen. Beispiel vier ist dann dasselbe nochmal, allerdings mit einem achten Smart:EQ 2 in der Summe. Klingt doch aber schon mal gut!

Audio Samples
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Song – ohne Alles smart:EQ2 – nur auf dem Master und auf Automatik smart:EQ2 – nur auf den Einzelspuren und auf Automatik ohne Profile smart:EQ2 – auf Einzelspuren und Master, alle wieder auf Automatik smart:EQ2 – auf Einzelspuren und Master, etwas nachgeholfen

Bei den Einzelsignalen hat der Algorithmus mit seinem „Spectral Balance“ Ansatz natürlich seine Problemchen: Es macht bei markanten Signalen eben relativ wenig Sinn, fehlende Informationen zu boosten und Charakter wiederum abzusenken. Beispiel Bass: Geht es nach dem smart:EQ Standard-Algorithmus, muss hier Bass raus und Höhen rein, um spektrale Balance zu erzielen. Aber ein Bass ohne Bass ist – ihr habt es erraten – eben kein richtiger Bass. Macht aber auch nix, man muss in dem Fall die Gewichtung nur nach unten ziehen und schon klingt alles wieder fett. Oder man benutzt eben die Profile. Beispielsweise habe ich bei den folgenden Einzelbeispielen die Profile für Bass Guitar und Distorted Guitar genutzt.

Fotostrecke: 4 Bilder Es gibt auch Profile für Einzelsignale, wie hier für den Bass, …
Audio Samples
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Distorted Guitar – Profile Distorted Guitar – ohne smart:EQ2 Bass Guitar – Profile Bass Guitar – ohne smart:EQ2 invertierter Master

Bei einem vollen Mix klingt das „invertierte“ Signal irgendwie immer falsch, logisch, denn es versucht die Imbalance noch größer zu machen, also den worst-case herzustellen. Sprich, den Mix mit dem Küchenradio in der Badewanne wiedergegeben und dann mit dem Telefon aufnehmen und anschließend dreimal falsch komprimieren. Zeit gespart hat der smart:EQ allerdings in beiden Fällen 🙂 Hierzu ein paar weitere Audiobeispiele, in denen ich per Hand invertiert und angepasst sowie ein paar mit Absicht „falsche Sounds“ erstellt habe.

Ganz schön gut

So ein smartes Band ist viel Wert, gerade wenn es schnell gehen soll. Wer hohen Durchsatz anstrebt, ist mit dem smart:EQ 2 bestens beraten. Sein adaptives Band ist das Alleinstellungsmerkmal. Zwar lässt es sich auch mit dem Soundtheory Gullfoss vergleichen, beide arbeiten jedoch anders. Im direkten Vergleich kann man sagen, dass der Gullfoss noch mehr automatisch macht, aber auch Kontrolle vermissen lässt, wenn es doch mal nicht passt. Der smart:EQ 2 ist nebenbei außerdem auch einfach noch ein sehr guter „normaler“ EQ. 
Jedoch möchte ich euch auch nicht verschweigen, dass es auch noch andere „gute“ EQs gibt, die weit über das Normale hinausgehen. Der Fabfilter Pro-Q 3 fällt mir da direkt ein. Dieser verbucht auf der Haben-Seite beispielsweise noch den Dynamic EQ Mode sowie den Natural Phase Mode. Ob der Fabfilter nun auch noch besser aussieht und sich flüssiger bedienen lässt, bleibt Geschmacksache – manch einem ist es bereits zu viel und zu verspielt. Gut also, dass man die Wahl hat!

Fazit

Der Sonible Smart:EQ2 ist die sinnvolle Fortführung eines bereits sehr guten Produktes und wurde in vielen kleinen Optik- und Bediendetails verbessert und nicht grundlegend verändert. Warum auch? Er macht seine Sache weiterhin sehr gut und bietet neben dem adaptiven Band auch alle anderen Funktionen, die man von einem hochwertigen Linearphase-EQ erwartet, ohne einen dabei mit Features zuzumüllen, die man am Ende eh niemals brauchen wird. Ein nüchterner und schlauer Zeitgenosse – und das für einen fairen Preis. 4,5 Sterne.

Pro
  • adaptives achtes Band mit States
  • schlanke, cleane und skalierbare GUI
  • 7-Band-Linearphase-EQ mit Tilt-Filter
  • neue M/S-Funktionalität und Pre/Post-Analyzer
Contra
  • kein Contra
Sonible_SmartEQ2_01_Test_Aufmacher
Features
  • lernfähiger Equalizer mit 8 Bändern
  • Linearphase
  • analysiert automatisch eingehendes Audiomaterial und stelle spektrale Balance her
  • Sieben „normale“ Bänder inklusive Tilt, H/L-Shelf, H/L-Pass und Notch
  • Für verschiedene Instrumentengruppen bzw. Signale für gezielte und schnelle Anpassungen, Erstellung eigener Profile
  • MS-Funktionalität mit Filter, Balance und Side-Panning
  • umfangreiche Visualisierung mit Pre-/Post-Analyzer
  • unterstützte Formate: VST2 / VST3 / AU / AAXnative
  • ab Win 7 und Mac OSX 10.7; Intel Core i5, 4 GB RAM und Internetverbindung notwendig
Preis
  • EUR 129,- ( Straßenpreis am 12.5.2019)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • adaptives achtes Band mit States
  • schlanke, cleane und skalierbare GUI
  • 7-Band-Linearphase-EQ mit Tilt-Filter
  • neue M/S-Funktionalität und Pre/Post-Analyzer
Contra
  • kein Contra
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Sonible smart:EQ2 Test
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