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Simmons SD200 E-Drum Set + Simmons Drums App Test

Simmons SD200? Das klingt doch verdammt nach 80er-Jahren und ruft bei allen, die alt genug sind, Erinnerungen an die unvergesslichen Pitchbend-Tomsounds dieser Ära hervor. Hauptverantwortlich dafür war ein junger Mann namens Dave Simmons, der im Jahr 1981 nach mehrjähriger Entwicklungszeit ein elektronisches Drumkit mit dem Namen SDS V, bzw. SDS 5 auf den Markt brachte, das mit seinen sechseckigen Drumpads für damalige Verhältnisse regelrecht futuristisch anmutete. Schon nach kurzer Zeit gab es kaum noch eine Musiksendung im Fernsehen, bei der kein Simmons Kit auf der Bühne zu sehen war. Akustische Schlagzeuge waren offenbar plötzlich out, und die Zukunft des Drumming und der Popmusik überhaupt schien elektronisch zu sein.

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40 Jahre später freuen wir uns darüber, dass das akustische Drumkit sexy wie eh und je ist und haben längst begriffen, dass elektronische Drumkits keine Konkurrenz darstellen, sondern ebenso ihre Daseinsberechtigung haben, vor allem, wenn es um das möglichst geräuschlose Üben geht, das mit einem akustischen Schlagzeug naturgemäß nicht so einfach zu bewerkstelligen ist… wenngleich es natürlich auch hierfür gute Lösungen gibt. Das Simmons SD200 ist ein modernes, kompaktes und preisgünstiges E-Drumset, das mit den Kits aus den Achtzigern nicht mehr allzu viel zu tun hat, aber dennoch in einigen Aspekten die DNA der Urahnen erkennen lässt. Wir haben es uns ins bonedo Testlabor schicken lassen und auch die Simmons Drums App getestet, die den Funktionsumfang des Kits nochmal erweitert.

Details

Das Fliegengewicht unter den E-Drumsets

Das schwarze Aluminiumrack trägt mit seinem geringen Gewicht einen großen Teil dazu bei, dass das komplette SD200 Kit keine zehn Kilogramm auf die Waage bringt. Alle Verbindungsteile bestehen aus Kunststoff und werden mit Vierkantschrauben fixiert. Für die Klemmen, an welchen die Pads, das Modul und die Beckenarme befestigt werden, kommen Kunststoffschrauben zum Einsatz. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass alle waagerechten Rohre nicht rund, sondern – Simmons-typisch – sechseckig geformt sind.  

Fotostrecke: 3 Bilder Das schwarze Rack ist sehr leicht und dennoch ausreichend stabil.

Rund statt sechseckig: die Single Zone Pads

Die Drumpads unterscheiden sich kaum von den Pads anderer E-Drumsets dieser Preisklasse. Für die Snare wird ein Mesh Head Pad verwendet, die Tompads haben Spielflächen aus Gummi und – wie auch die Snare – Kunststoffgehäuse. Wie auch die Trommelpads sind Hi-Hat- und Cymbalpads mit lediglich einer Triggerzone ausgestattet. Crashakzente oder Kuppensounds auf dem Ride oder auch Rimshots auf der Snare entfallen somit. Für eine ungewöhnliche Lösung hat Simmons sich beim Bassdrum-Pad entschieden. Während viele Kits der untersten Preisklasse nur über einen Taster verfügen, der beim Niedertreten des Pedals den Sound auslöst, hat man in diesem Fall ein Minipad in das Gehäuse integriert, welches mittels eines Schlägels getriggert wird. Sowohl Bassdrum-Pad als auch Hi-Hat-Controller bestehen aus Kunststoff und fallen somit sehr leichtgewichtig aus. 

Fotostrecke: 5 Bilder Das 8″-Snarepad ist mit einem Mesh Head bestückt…

Die Steuerzentrale ist recht übersichtlich

Passend zum Rest des Kits fällt auch das S200M Modul sehr kompakt aus. Unter dem dreistelligen Display liegen die Tasten zur Werteeingabe, links die Funktionstasten für die Bereiche Kit, Song und Utility, rechts drei weitere Tasten zum Auswählen und Zuordnen der Sounds (Voice), zum Einstellen der Pad-Lautstärke (Mix) sowie zum Stummschalten der Drumspur in den Songs (Mute). Mit den drei Tasten im unteren Bereich werden Aufnahme und Wiedergabe, das Clicksignal und das Tempo gesteuert. An der linken Seite des Kunststoffgehäuses befindet sich ein Lautstärkeregler sowie weiter vorne der Kopfhörerausgang im Miniklinkenformat. Abgesehen von der an der Unterseite angebrachten 25-Pin-Buchse zum Verbinden der Pads mit dem Modul befinden sich alle anderen Anschlüsse auf der Rückseite. Im Einzelnen sind dies die beiden Hauptausgänge als 6,35mm-Klinkenbuchsen, ein Aux Input als Miniklinke, ein USB Port sowie die Buchse für das 9V-Netzteil.

Fotostrecke: 3 Bilder Mein Modul, das hat sechs Ecken….

Die Modulfunktionen beschränken sich auf das Wesentliche

Auch ohne ein Studium der Bedienungsanleitung lassen sich die wichtigsten Funktionen des Moduls schnell erfassen. Im Kit-Modus stehen zehn Preset Kits sowie ein frei belegbares User Kit zur Verfügung, und auch die Anzahl der Play-Along Songs beträgt zehn. Für den Click lassen sich acht verschiedene Taktarten einstellen, es steht allerdings nur ein Clicksound zur Verfügung. Tempoveränderungen können über die Plus/Minus-Tasten sowie über eine Tap-Tempo-Funktion erfolgen. Für die Aufnahme des eigenen Spiels muss die Record-Taste zwei Sekunden lang gedrückt werden, anschließend beginnt nach einem Metronomeinzähler die Aufnahme. Gestoppt und abgehört wird mit derselben Taste. Eine Speicherung der Aufnahme ist nicht möglich, was bedeutet, dass sie nach dem Ausschalten nicht wieder abrufbar ist. Im Voice-Modus kann man die Zuordnung der Sounds zu den verschiedenen Pads nach Belieben einstellen, um das Ergebnis dann als User Kit zu speichern. Weitere Bearbeitungsmöglichkeiten bietet die Simmons Drums App, auf die ich im Praxisteil noch eingehen werde. Im Utility-Bereich schließlich können Einstellungen bezüglich des Ansprechverhaltens der Pads sowie ein Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen vorgenommen werden.

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Praxis

Im folgenden Videos könnt ihr alle zehn Preset Kits sowie einen kurzen Dynamikcheck des Snarepads hören bzw. sehen:

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Mehr Informationen

Nix für große Leute

Man ist ja als E-Drum-Tester gewöhnt, in kleineren Dimensionen – zumindest im Vergleich zu einem akustischen Drumset – zu denken, aber das SD200 ist tatsächlich noch etwas kleiner als vergleichbare Kits. Selbst bei maximaler Aufbauhöhe reichen mir die Beckenpads etwa bis zur Hüfte, und mit knapp 180 cm Körpergröße bin ich wahrlich kein Riese. Folglich muss ich eine relativ niedrige Sitzposition einnehmen, was mich nicht stört, da ich sowieso normalerweise eher tief sitze, aber für den einen oder anderen Drummer könnte das womöglich problematisch werden. Andererseits eignet sich das SD200 aufgrund dieser Tatsache natürlich hervorragend für Kinder.

Simmons anno 2020: Das Sechseck findet sich nur noch in den Details.
Simmons anno 2020: Das Sechseck findet sich nur noch in den Details.

Begrenzte Flexibilität beim Aufbau, eigenwilliges Kickpad

Die Drumpads sind bezüglich des Neigungswinkels variabel, was allerdings nicht für die Beckenpads gilt, die auch in der Höheneinstellung kaum flexibel sind. Die Gummipads bieten einen guten Rebound, erzeugen aber naturgemäß ein lauteres Anschlaggeräusch als das Mesh Head Snarepad, dessen Spannung per Stimmschlüssel an die persönlichen Präferenzen angepasst werden kann. Besonders gespannt war ich im Vorfeld auf das Spielgefühl des Kickpads. In der Praxis lässt es sich aufgrund des Prinzips “Schlägel trifft auf Pad” angenehmer und genauer spielen als ein Bassdrum-Controller konventioneller Bauart, allerdings lassen sich schnelle Doppelschläge mit einem herkömmlichen Bassdrum-Pedal deutlich leichter realisieren. Um ein Verrutschen des sehr leichten Pedals zu verhindern, sollte man die integrierten Metallspitzen ausfahren und auch das mitgelieferte Klettband nutzen. Letzteres gilt natürlich auch für den Hi-Hat-Controller. 

Sounds o.k. – Dynamik eingeschränkt

Im Praxistest zeigt sich, dass die Dynamik und Variabilität der Sounds an höherpreisige Kits erwartungsgemäß nicht heranreicht. Zudem produziert der Hi-Hat-Controller zeitweise etwas ruppige Übergänge zwischen offenem und geschlossenem Sound. Andererseits sind die Sounds an sich für ein Kit dieser Preisklasse gar nicht schlecht. Aber hört doch selbst… Hier folgen einige Klangbeispiele ausgewählter Kits:

Audio Samples
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Kit 01: Modern Maple Kit 04: Classic Rock Kit 05: HipHop Kit 06: SDSV Kit 07: Latin Kit 09: Gated Drums Kit 10: Nails

Die Sounds einzelner Instrumente gibt es im Folgenden zu hören. Hier wird deutlich, dass die Anzahl der Dynamikstufen begrenzt ist, sodass keine organischen Verläufe von leise nach laut möglich sind. Einen kurzen Überblick über die zehn Play-Along Songs habe ich euch ebenfalls aufgenommen.  

Audio Samples
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Play-Along Songs (Ausschnitte) Becken solo Snare solo Toms solo Hi-Hat solo

Um die Dynamik sichtbar zu machen, folgt hier noch eine Grafik, in der oben die reale Anschlagstärke des Snarepads zu sehen ist und unten das, was das Modul draus macht. Auffallend ist hier auch, dass es Ausreißer in Form von Schlägen, die das Modul bezüglich der Dynamik “falsch” interpretiert, gibt. In der zweiten Grafik seht ihr unseren obligatorischen Latenzcheck, der Auskunft darüber gibt, wie lange es dauert, bis das Modul das Triggersignal in einen Sound umsetzt. Leider beträgt die Zeitspanne hier zwölf Millisekunden (die besten Module brauchen etwa 3ms), was sich beim Spielen auch deutlich bemerkbar macht, vor allem beim Begleiten der Play-Alongs, wo man das Gefühl hat, dass man immer etwas hinter dem Beat spielt.

Fotostrecke: 2 Bilder Dynamikverlauf Snarepad.

Die App legt nochmal eine Schippe drauf

Obwohl das SD200 selbstverständlich auch autark funktioniert, ergeben sich durch die Kopplung mit der leider nur für iOS-Geräte erhältlichen App weitere interessante Möglichkeiten. Um die App nutzen zu können, muss ich das Modul mit meinem iPad verbinden, wozu neben einem USB-Kabel auch ein Lightning-to-USB Kameraadapter nötig ist. Die App bietet im Kit Edit Modus die Möglichkeit, bei den Preset Kits neben der Pad-Zuordnung und der Lautstärke auch Parameter wie Pad Panorama, Pad Tuning, Pad Decay, Kit Reverb Level und Kit Chorus Level zu verändern. Allerdings wirken – da die Preset Kits fest gespeichert sind – die Änderungen nur temporär. So werden zum Beispiel Änderungen der Parameter Tuning, Panorama und Decay nicht gespeichert, wenn man zu einem anderen Kit wechselt. Immerhin bleiben die übrigen Werte, wie beispielsweise die Pad-Zuordnung, erhalten, aber auch nur solange das SD200 eingeschaltet ist. Schaltet man es aus und wieder ein, springen alle Preset Kits wieder auf die Werkseinstellung zurück. Will man auf Dauer ein eigenes Kit erstellen, ist dies nur unter Kit 11, dem einzigen User Kit, möglich.

Fotostrecke: 4 Bilder Die App beinhaltet vier Funktionsbereiche.

Weiterhin gibt es in der App ein Teaching Tool, das analysiert, wie genau man zu den internen Übungssongs trommelt. Das Songtempo kann beliebig verändert werden. Wirklich interessant ist die Play-Along-Funktion. Hier kann man direkt auf Songs aus der eigenen Musikbibliothek des iOS-Gerätes zugreifen, sie im Tempo anpassen und bei Bedarf auch mit Effekten wie Reverb und Chorus versehen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Grooves der Übungssongs sind im rechten Fenster grafisch dargestellt.

SD200 und Rechner verstehen sich prima

Über die USB/MIDI-Schnittstelle verbinde ich zu guter Letzt das SD200 mit meinem Macbook, um zu sehen, ob das Ansteuern von VST-Sounds aus dem Rechner reibungslos funktioniert. Schließlich gibt es hier sogar in einfachen Programmen wie Garage Band hervorragend klingende Drumkits, die die internen Sounds der preisgünstigen E-Drumsets im Allgemeinen deutlich übertreffen. Der Versuch lohnt sich, denn die Zuordnung der Kanäle stimmt auf Anhieb (die MIDI-Notennummern sind beim SD200 den Pads fest zugeordnet) und auch die Dynamik ist gegenüber den Modulsounds besser. Somit könnte das SD200 mit seinem günstigen Preis auch interessant für diejenigen sein, die von vorneherein externe Sounds nutzen möchten oder mit dem Kit lediglich MIDI-Noten aufzeichnen wollen. 

Audio Samples
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Garage Band Drumkit über das SD200 gespielt
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Fazit

Ein komplettes E-Drumkit für 250 Euro… das ist schon eine Ansage. Klar ist allerdings auch, dass man bei einem solchen Preis Kompromisse in Kauf nehmen muss. Diese bestehen beim Simmons SD200 in der eingeschränkten Dynamik, die ein ausdrucksvolles Spiel erschwert. Dabei klingen die 93 Sounds durchaus passabel, und auch mit den Play-Along Songs lässt sich arbeiten. Ein klarer Vorteil des Sets ist seine kompakte Bauform sowie das geringe Gewicht, welches – entgegen der Angabe in der Anleitung – tatsächlich sogar unter zehn Kilogramm liegt. Damit ist es hervorragend beispielsweise für das Kinderzimmer geeignet, wo es bei Bedarf auch mal schnell beiseite geräumt werden kann. Zum Erlernen von Koordination und Bewegungsabläufen eignet sich das Kit auf jeden Fall, und auch das Mitspielen zu den persönlichen Lieblingsssongs gestaltet sich durch die optionale iOS-App sehr komfortabel. Allerdings macht sich hier auch die leider recht hohe Latenz des Moduls bemerkbar. Dank der USB-Schnittstelle kann das SD200 mit einem Rechner verbunden werden und somit auch amtliche Sounddatenbanken ansteuern. Damit eignet es sich auch sehr gut als Einspielgerät für das Homestudio.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • leicht zu transportieren
  • einfache Bedienung
  • Zusatzfeatures über iOS-App nutzbar
Contra
  • begrenzte Dynamik
  • hohe Latenz
Artikelbild
Simmons SD200 E-Drum Set + Simmons Drums App Test
Für 249,00€ bei

 

E-Drum Lite: Das Simmons SD200 bietet sich als Übungsset für Kinder an.
E-Drum Lite: Das Simmons SD200 bietet sich als Übungsset für Kinder an.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Simmons
  • Bezeichnung: SD200 E-Drum Set
  • Modul:
  • Bezeichnung: S200M
  • Anzahl der Drumkits: 10 Presets + 1 User Drumkit
  • Anzahl der Sounds: 93
  • Anzahl der Songs: 10 Presets + 1 User Song
  • Metronom: Tempo 20 bis 240 bpm
  • Effekte: Reverb, Chorus
  • Besonderheiten: Tap Tempo Funktion, Auto Off Funktion, Record Funktion, konfigurierbar über Simmons Drum App (nur für iOS)
  • Anschlüsse:
  • 1 x 25-pin Multi Trigger Input für Pads + Controller
  • 2 x Output (Klinke)
  • 1 x Kopfhörerausgang (Miniklinke)
  • 1 x Aux In (Miniklinke)
  • 1 x USB Port
  • Netzteilanschluss (9V)
  • Pads/Controller:
  • Bass Drum: Controller-Pedal mit integriertem Minipad
  • Snare Drum: 8“ Mesh Head Snare Pad
  • Toms: 3 x 8“ Tom Pad
  • Becken: 2 x 10“ Cymbal Pad
  • Hi-Hat: 8“ Hi-Hat Pad mit Controller-Pedal
  • Hardware:
  • Aluminiumrack
  • Becken- und Hi-Hat-Halter
  • Zubehör: Bedienungsanleitung, Klettbänder, Stimmschlüssel, Drumsticks
  • Preis (Verkaufspreis 07/2020): 252,- Euro
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Das schwarze Rack ist sehr leicht und dennoch ausreichend stabil.

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microbug sagt:

#1 - 03.08.2020 um 11:02 Uhr

0

Simmons ist nicht „back“. Da hat nur jemand die Markenrechte gekauft und läßt bei Medeli entsprechend designte Versionen von deren Drumkits bauen, die ganzen aufgezählten Nachteile etc. entsprechen genau diesen Kits. Medeli ist ein großer OEM Hersteller, der zB die Drumkits aber auch andere Sachen für die Hausmarken der großen Händler wie Fame, XDrum und Millennium fertigt.

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