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Schagerl Antares 14×6,5 und Persephone 14×5 Snaredrum Test

Für 200 bis 300 Euro bekommt man heutzutage eine gut verarbeitete und ansprechend klingende Snaredrum. Die Zeiten, in denen man für dieses Geld ausschließlich zwischen einer Holzsorte und Stahl wählen konnte, sind definitiv vorbei. Trotzdem gibt es eine kleine Schar von Enthusiasten, die bereit sind, für ihre Traum-Snare deutlich tiefer in die Tasche zu greifen. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Instrument ein paar Merkmale aufweist, die es zu etwas Besonderem machen. Neben hervorragenden Klangeigenschaften könnten dies eine makellose Verarbeitung, eine einzigartige Kesselkonstruktion oder auch eine geschichtsträchtige Vergangenheit des Herstellers sein. Schagerl Music aus dem österreichischen Ruprechtshofen baut zwar erst seit relativ kurzer Zeit Trommeln, in Fachkreisen sind die edlen Metallkreationen allerdings bereits ein fester Begriff. 

Schagerl
Schagerl


Dies hat ganz sicherlich mit dem Umstand zu tun, dass Inhaber Markus Lechner und Robert Schagerl nicht erst seit gestern Musikinstrumente aus Metall fertigen. Die Firma Schagerl wurde nämlich bereits 1961 gegründet und baut seitdem als Familienbetrieb hochwertige Holz- und Blechblasinstrumente. Im Jahre 2010 beschloss man, die Produktpalette um Snaredrums aus Messing und Kupfer zu erweitern, und mittlerweile stehen die noblen Trommeln sogar in US-amerikanischen Shops. Wir hatten das 14×6,5 Zoll große Antares Modell sowie eine 14x5er namens Persephone zum ausgiebigen Check im Studio. Ob die beiden Kunstwerke ihren – hohen – Preis wert sind, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Details

Schon die Verpackungen wirken edel

Der erste Kontakt zu Testinstrumenten besteht aus dem Auspackvorgang. Bei den meisten Trommeln gestaltet sich dieser zweckmäßig, denn sie kommen in schlichten Pappkartons, eine Plastikfolie schützt vor Feuchtigkeit und Fingerabdrücken. Dass die beiden Schagerls hingegen von gehobenem Stand sind, erkennt man schon an der Tatsache, dass man ihnen bei der Verhüllung besondere Aufmerksamkeit hat zuteil werden lassen. So gehört zum Lieferumfang nicht nur eine mit Schagerl-Logo bedruckte Transporttasche (auf den Bildern seht ihr allerdings die aufpreispflichtigen Gigbags mit Fiberglas-Inlay), sondern zusätzlich ein samtener Stoffbeutel, welcher gleichzeitig reinigend wirken soll. Bevor ich die Trommeln persönlich begutachten kann, fallen mir noch diverse Aufkleber sowie edel aufgemachte Hochglanzbroschüren in die Hände. Bei Schagerl weiß man aus langer Erfahrung im Verkauf handgemachter Instrumente ganz offensichtlich, dass das Drumherum eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Allerdings sind alle schicken Zubehörteile vergebens, wenn das Produkt selbst nicht mithalten kann, also schnappe ich mir die Beutel und sehe mir die Snaredrums genauer an. 

Auffällig: die konvex gefertigten Kessel
Auffällig: die konvex gefertigten Kessel

Der Clou sind die konvex geformten, mehrteiligen Kessel

Als passionierter Trommelfreund meint man, irgendwann alle wichtigen Konstruktionsmerkmale  gesehen zu haben. Bei Metall-Snaredrums sind das Kessel aus verschiedenen Blechen, entweder verschweißt oder nahtlos gezogen. Dann gibt es noch dicke, gewalzte Metalltuben, sowie die sagenumwobenen Instrumente aus gegossenen Legierungen wie beispielsweise Glockenbronze. Unseren beiden Testexemplaren sieht man jedoch auf den ersten Blick an, dass hier offenbar keine der bekannten Konstruktionen zum Einsatz kam. Stattdessen setzt man bei Schagerl auf eine mehrteilige Bauweise, bestehend aus jeweils fünf unterschiedlich ausgelegten Blechstreifen, welche miteinander verlötet werden. Die Basis beider Kessel bildet ein mittig umlaufender, etwa zwei Zentimeter breiter und 2,5 Millimeter starker Ring aus Messing, an welchem auch alle Hardware-Teile sowie das Luftausgleichsloch montiert werden. Das besondere Merkmal der Kessel sind jedoch die Blechflanken, welche beidseitig an den Messingring gelötet werden. Blickt man von der Seite auf die Trommeln, fällt nämlich auf, dass sie konvex, also „bauchig“, geformt sind. Der Prozess, der zu dieser Wölbung des Metalls führt, heißt in der Fachsprache bombieren. Laut Schagerl hat man sich hier von Timpanis inspirieren lassen, deren klare Kesselnote man in die Snaredrums transferieren wollte. 

Fotostrecke: 5 Bilder Aus fünf Teilen besteht der Kessel.

Im Falle der 14x5er Persephone handelt es sich um roh belassenes, natürlich patinierendes Kupfer, die tiefere Antares hingegen besteht komplett aus Messing. Dark Vintage nennt sich das Finish, bei welchem alle Metallteile zunächst künstlich gealtert und anschließend klar lackiert werden. Damit ist es aber noch nicht getan, denn die dünnen Bleche (0,8 Millimeter bei der Persephone und 0,7 Millimeter bei der Antares) werden an den Kanten jeweils durch 2,5 Millimeter starke und einen Zentimeter breite Verstärkungsringe versteift, an welchen auch die 45 Grad Abschrägung angebracht ist. Nicht allzu breite, aber recht tiefe Snarebeds, welche die Gratung beibehalten, sollen für eine exakte Ansprache sorgen. Abgerundet wird das einzigartige Erscheinungsbild der Kessel durch das Schagerl Logo sowie die jeweiligen Modellbezeichnungen, welche per elektrolytischer Signiertechnik auf die Außenseite des mittig umlaufenden Rings aufgebracht werden. 

Fotostrecke: 5 Bilder Edel: Ein Samtbeutel umschmiegt die Schagerl Snares zusätzlich im Bag.

Sogar die Snare-Teppiche kommen aus der Schagerl Werkstatt

Dass die Firma Schagerl eine eigene Werkstatt und das nötige Know How beim Bau von Metallteilen besitzt, erkennt man auch an der verbauten Kessel-Hardware. So werden die Single Point Tubelugs ebenso aus massivem Messing hergestellt wie die Stimmschrauben und das Butt End der Abhebung. Sogar die Snare-Teppiche lötet Markus Lechner selbst. Beim Antares Modell kommt eine Variante mit 20 Spiralen zum Einsatz, der Teppich der Persephone hingegen besitzt nur 16. Als hinzu gekaufte Komponenten bleiben also nur die hochwertige Trick USA Multistep Abhebung mit drei wählbaren Teppichspannungs-Voreinstellungen, die Remo Ambassador Felle sowie die dreifach geflanschten, 2,3 Millimeter Spannreifen aus Taiwan-Produktion. Insgesamt darf die Verarbeitung der beiden Testinstrumente als perfekt bezeichnet werden. 

Auch die Teppiche werden bei Schagerl per Hand gelötet.
Auch die Teppiche werden bei Schagerl per Hand gelötet.
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Praxis

Das Tuning geht sehr leicht von der Hand

Zunächst stelle ich beide Trommeln hinter mein Set und beginne, sie in eine ungefähr gleiche Stimmlage zu bringen, um von dort zu beurteilen, was sie klanglich können. Dabei hilft der butterweiche Lauf der Messingstimmschrauben in den Gewinden ebenso wie die perfekt funktionierende Trick Abhebung. Die ersten Schläge offenbaren, dass sowohl die Kupfer-Persephone als auch die tiefere Messing-Antares zwar über singende Obertöne verfügen, gleichzeitig aber sehr leicht stimmbar sind. Wo andere Trommeln bereits bei kleinen Spannungsdifferenzen ein unangenehmes Modulieren beginnen, bleiben die zwei Testkandidaten tonal klar und entspannt. Das Timpani-inspirierte Konzept der gewölbten, dünnwandigen Kessel scheint also aufzugehen. Interessant ist auch, dass bereits das seitliche Anklopfen mit dem Fingerknöchel einen sehr klaren Ton erzeugt, der sehr ähnliche Resonanzen enthält, wie man sie von Blechblasinstrumenten (zum Beispiel einer Trompete) her kennt. Ich bin also gespannt, wie sich diese Eigenschaften im Praxiseinsatz auswirken. Ich habe euch beide Snares in jeweils drei Stimmungen aufgenommen, bei der tieferen Antares kommt noch eine ultratiefe hinzu. Jeweils fünf Stimmungen könnt ihr euch im Video ansehen. 

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In hoher Stimmung besitzt die Persephone mehr Biss als die Antares

Zunächst stimme ich beide Trommeln hoch, denn mich interessiert, ob und wann die dünnen Kessel zur Kompression neigen, der Druck also also so stark wird, dass sie nicht mehr richtig schwingen. Dabei zeigt sich, dass die tiefe Antares in hohen Registern trockener wird und insgesamt belegter klingt als die flachere Kupfertrommel. Damit erinnert sie mich ein wenig an eine Ludwig Black Beauty, besitzt allerdings komplexere Obertöne als diese. Die Persephone löst sehr fein auf, klingt aggressiver mit mehr Teppichanteil, was verwunderlich ist, da sie schließlich über weniger Spiralen verfügt als das tiefere Schwestermodell. Insgesamt gefällt sie mir mit ihrer Lebendigkeit etwas besser als die Antares.

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Persephone – hohe Stimmung, solo Persephone – hohe Stimmung, im Set Antares – hohe Stimmung, solo Antares – hohe Stimmung, im Set

Klare Tonalität in mittleren Stimmungen

Dreht man die Stimmschrauben etwas herunter, kommt die spezielle Kesselbauweise deutlich zum Tragen. Klare, glockige, sehr musikalisch klingende Obertöne kommen jetzt hinzu und addieren sich mit dem voluminösen Kesselton zu einem sehr schönen Gesamt-Sound. Hier klingt die Antares breiter und größer, die Persephone bleibt eine Spur geschlossener und kompakter. Auch bei etwas lockerer Teppichspannung bleibt der Raschelanteil in beiden Fällen kontrolliert, er wirkt fast wie ein wenig separiert. Dies ist jedoch eine gute Sache, denn so können sich die angenehmen Obertöne frei entfalten ohne den Teppich zu ewigem Mitsingen animieren. 

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Persephone – mittlere Stimmung, solo Persephone – mittlere Stimmung, im Set Antares – mittlere Stimmung, solo Antares – mittlere Stimmung, im Set

Tiefe Stimmungen lassen die dünnen Kessel am stärksten schwingen

Für die Hörproben in tiefen Registern habe ich mich nicht bemüht, beide Snares auf exakt den gleichen Ton zu stimmen, stattdessen hört ihr die Persephone in der tiefsten, für meinen Geschmack noch gut funktionierenden Stimmung, die Antares habe ich zunächst etwas darüber gestimmt, um mit ihr anschließend tonal „in den Keller“ zu gehen. Hier wird klar, dass die beiden Edel-Snares zum Resonieren gebaut wurden. Wo weniger gut verarbeitete Metalltrommeln mitunter zu unschönem Gejammer und blechigen Modulationen neigen, geht es bei den Schagerls solide, saftig und komplex zu. Besonders die Antares macht hier großen Spaß, selbst in Bassdrum-artigen Tunings liefert sie noch einen fetten „Düsch!“. Insgesamt ist die spezielle Charakteristik der ungewöhnlich sauberen und musikalischen Obertöne ganz sicher auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Kesselflanken einerseits gewölbt sind, andererseits aber auch keinen Kontakt zu den Anbauteilen haben. 

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Antares – tiefe Stimmung, solo Antares – tiefe Stimmung, im Set Antares – sehr tiefe Stimmung, solo Antares – sehr tiefe Stimmung, im Set Persephone – tiefe Stimmung, solo Persephone – tiefe Stimmung, im Set
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Fazit

Mit den beiden Testkandidaten hat die Firma Schagerl Drums zwei außergewöhnliche Snaredrums konstruiert, die mit hochwertiger Handarbeit, einem interessanten Kesselkonzept sowie sehr guten Sounds überzeugen können. Während die 14×5 Zoll große Persephone insgesamt lebendig und crisp klingt, kann die Antares besonders bei tiefen Stimmungen überzeugen. Sehr hohe Stimmungen lassen sie jedoch etwas belegt wirken. Die ungewöhnliche Bauweise mit den bombierten Kesselflanken sorgt für präsente, gleichzeitig saubere und musikalische Obertöne, die beim Stimmen jedoch trotzdem sehr gut kontrollierbar sind. Natürlich sind Snaredrums, die sich im Preisbereich von guten 1500 Euro und darüber bewegen, nicht für den Gelegenheitsspieler gemacht, der eine gute Trommel zum günstigen Preis sucht. Aber Sammler, Fans toller Handarbeit und Drummer, die besondere Sounds suchen, die es woanders weder für Geld noch gute Worte gibt, sollten sich die österreichischen Nobel-Snares auf jeden Fall genauer anhören! 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • saubere und musikalische Obertöne
  • sehr gute Teppichansprache
  • leicht zu stimmen
  • sehr hochwertige Fertigung
  • hochwertige Hardware-Ausstattung
Contra
  • die Antares klingt bei hohen Stimmungen etwas belegt
Artikelbild
Schagerl Antares 14×6,5 und Persephone 14×5 Snaredrum Test
Einzigartige Bauweise, Nuancen-reiche Sounds: Die Schagerl Snares sind was für Kenner.
Einzigartige Bauweise, Nuancen-reiche Sounds: Die Schagerl Snares sind was für Kenner.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Schagerl Drums
  • Bezeichnung: Persephone 14×5 und Antares 14×6,5
  • Herstellungsland: Österreich
  • Kesselmaterial: Persephone: Kupferblech 0,8 Millimeter; Antares: Messingblech 0,7 Millimeter
  • Hardware: 2,3 Millimeter Stahlspannreifen, zehn Single-Point Tubelugs (Messing), Trick GS007 Strainer
  • Zubehör: Transporttasche, Samtbeutel
  • Preise (Verkaufspreise November 2017):
  • Persephone: 1495,00 EUR
  • Antares: 1718,00 EUR

Seite des Herstellers: schagerl.com/drums

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