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Roland HD-1 V-Drums Lite Test

Was hat sich Roland nicht alles einfallen lassen, um seine V-Drums möglicht vielfältig und möglichst nah am „echten“ Schlagzeug präsentieren zu können. Mesh Heads für das realistische Spielgefühl, Beckenpads in Silber mit Choke-Funktion, Bassdrum-Pads, die sich mit Doppelbassdrum-Pedalen spielen lassen, stabilste Hardware und Steuergeräte, die in puncto Sounds und Bedienerfreundlichkeit fast keine Wünsche offen lassen. Fast – denn ein Wunsch bleibt am Ende immer: das Ganze bitte bezahlbar! Leider ist eine Luxusausstattung zum Einsteigerpreis nicht machbar. 2007 hat Roland seine Produktpalette nach unten erweitert und das kleine HD-1 für zu Hause vorgestellt.

HD-1_1-big_01

Bereits beim ersten Hingucken wird deutlich, dass hier nicht in erster Linie auf realistisches Spielgefühl, sondern auf Design und Kompaktheit geachtet wurde. In der Tat, das HD-1 möchte man sehr gern im Wohnzimmer stehen haben, denn es ist so ansehnlich wie kompakt. Es handelt sich um einen absoluten Einteiler, will sagen: Alle Teile inklusive Pedale und Steuergerät sind an einem äußerst kompakten, aber sehr leichten Rack in matter Alu-Optik montiert. Gut aussehen tut das Nesthäkchen aus dem Hause Roland also, und praktisch ist es auch, aber was kann man mit dem HD-1 alles anstellen?

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Details

Wie nicht anders zu erwarten, kommt das HD-1 in einem einzigen Karton. Ich kann nicht oft genug sagen, wie begeistert ich von der Durchdachtheit der Versand-Gepflogenheiten im Hause Roland bin. Jedes Teil hat seinen Platz und ist optimal geschützt. Klar ist das Auspacken immer etwas aufwändiger, aber dafür kann ich Transportschäden bei Paketen von Roland quasi ausschließen. Im Karton befindet sich also alles, was ich brauche inklusive der übersichtlichen Bedienungsanleitung und einer DVD, auf der der Roland Endorser Johnny Rabb die Bedienungsanleitung noch einmal in Bild und Ton illustriert und imposante Demos präsentiert. Der Lieferumfang besteht aus drei Tompads aus Gummi, einem Snaredrum Mesh Head Pad, drei CY-5 Cymbal Pads für Becken und HiHat, zwei massigen, aber stylisch designten Pedalteilen, die mit Stangen fest mit dem Rack verbunden sind, dem HD-1 Steuergerät, dem kompakten und gut durchdachten Rack, in dessen Stangen die Kabel bereits vorverlegt sind, der Bedienungsanleitung in sieben Sprachen, einer DVD, einem Stimmschlüssel und einem Kreuzschraubenzieher für die Rackmontage.

Aufgebaut ist das kleine Schmuckstück schnell. Alles ist ideal vorbereitet und es müssen nur wenige Schritte vorgenommen werden, bis das HD-1 in voller Pracht vor mir steht. Zwar ist der Aufbau gut in der Anleitung dargestellt, für einen fortgeschrittenen Drummer erklärt sich jedoch eigentlich alles von selbst. Abgesehen vielleicht von der Montage der Pedale, die, wie bereits erwähnt, ebenfalls fest mit dem Rack verschraubt werden und so auch zu dessen Stabilität beitragen. Die Kabel der einzelnen Pads laufen innerhalb der Rackstangen, ihre Enden sind so beschriftet, dass man sofort erkennt, für welches Pad sie bestimmt sind. Alle enden in einem Multistecker, dessen Buchse im Steuergerät wartet. Dieses Steuergerät ist mit vier Kreuzschrauben ebenfalls schnell am dafür vorgesehenen Platz montiert. Es verfügt über einen Kopfhörerausgang und einen zusätzlichen Output zum Anschluss der PM-01 Monitorlautsprecher oder eines anderen Wiedergabegerätes. Beide Ausgänge sind im Stereo-Miniklinkenformat. Gleiches gilt für den Mix-In Eingang. An diesem lassen sich Audio-Wiedergabegeräte wie Mp3- oder CD-Player anschließen und über Kopfhörer oder den zweiten Output abhören. So wird einem das Mitspielen zu Songs oder zu Playalongs sehr vereinfacht. Außerdem gibt es da noch eine MIDI-Out-Schnittstelle, die es ermöglicht, das HD-1 als Eingabegerät zu nutzen. Das ist dann sinnvoll, wenn man beispielsweise bei einer Aufnahme im heimischen Projektstudio das Schlagzeug nicht per Keyboard eintippen will, sondern lieber auf die halb ehrliche Weise mit Sticks einspielen möchte. Die vollkommen ehrliche Möglichkeit kommt für Mietwohnungen ja schließlich nur in den seltensten Fällen infrage.

Im HD-1 Steuergerät stecken zehn verschiedene Userkits mit dazugehörigen zehn Preview Pattern. Auch sonst präsentieren sich die Funktionen des kleinsten der V-Drums Steuergeräte äußerst übersichtlich. Es gibt ein Metronom, das über einen eigenen kleinen Knopf ein- und ausgeschaltet werden kann und dessen Geschwindigkeit mit einem einfachen Drehknopf nach Gefühl geregelt wird – keine digitale Anzeige informiert über das genaue Tempo. Als einzige Anpassungsmöglichkeit überhaupt bietet das HD-1 die Wahl zwischen fünf Sensibilitätsstufen der Pads. Beim Betrachten der eingeschränkten Features im Vergleich zu anderen V-Drums Steuergeräten wird klar, dass es hier nicht um ein ernst zu nehmendes Bühneninstrument handeln kann, sondern wohl eher um ein überdurchschnittliches Übe-Vehikel.

Schade, dass der Personal Monitor (PM-01) nur als optionales Zubehör angeboten wird und sich deshalb auch nicht noch in einer Nische im Paket versteckt hält. Dabei handelt es sich um einen Säulen-Lautsprecher, der auf das Design des HD-1 abgestimmt ist und sich perfekt in die Erscheinung integriert. Außer dem PM-01 ist als optionales Zubehör noch das DAP-1 Zubehörpaket buchbar, bestehen aus einem Drumhocker, einem Paar Sticks, Ohrhörern und einem Stereo-Miniklinkenkabel. Außerdem sindder  TDM-1 V-Drums-Teppich sowie eine Lernsoftware mit dem Namen „HD-1 Drum Tutor“ erhältlich, die Notationsbeispiele und diverse Lernfunktionen bereithält.

Mit Extras habe ich mich für meinen Test nicht eingedeckt, daher steht nun das nackte, aber zugegebenermaßen wirklich hübsche Roland HD-1 V-Drums lite (so die korrekte Bezeichnung) vor mir und ich bin gespannt, wie es sich anfühlt und -hört. Halt – wo ist mein Hocker?

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Praxis

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ich mich an ein E-Drumset setze, will ich immer zu allererst wissen, wie das Ding klingt. Ich sitze also das erste Mal an Rolands HD-1 und will drauflosspielen und werde direkt von einem Detail gebremst, das meine absolute Aufmerksamkeit verlangt: die Pedale. Hier handelt es sich nämlich nicht um authentische Schlagzeugpedale, die einen Trigger oder einen Schlag auf ein Fell auslösen, sondern um ein speziell entwickeltes Prinzip, das mit der echten Schlagzeugmechanik nichts gemeinsam hat. Ein natürliches Spielgefühl kommt auch nicht auf – die Pedale spielen sich wirklich komplett anders als ein echten Drumsets. Zudem ist naturgemäß nicht so gut wie bei echten Pedalen zu erfühlen, wann sich die Hi-Hat-Becken bzw. Klöppel und Fell berühren – mit diesem Problem haben aber zugegebenermaßen alle E-Drums mit diesem Konstruktionsprinzip zu kämpfen. Eine am E-Drumkit erlernte Fußtechnik lässt sich also nur mit etwas Umgewöhnung auf ein akustisches Schlagzeug übertragen.

Roland_HD1_HH_Pedal

Nun aber mal ran an die Sounds. Von erstklassigen Drumsounds wird da auf der Roland Homepage gesprochen. Na ja … Die Akustik-Set-Sounds auf den Plätzen 1 und 2 klingen zwar als solche tatsächlich wirklich gut, jedoch gibt einem die Technik des HD-1 nicht die nötigen Ausdrucksmöglichkeiten, um sie wirklich realistisch klingen zu lassen. Als wären die Sounds das Rohmaterial, das es jetzt erst einmal zu bearbeiten gilt. Da allerdings keine Möglichkeiten existieren, die Sounds zu bearbeiten oder durch verschiedene Spieltechniken zu interpretieren, bleiben sie recht flach und klinisch. Es fällt auch auf, dass beim HD-1 im Gegensatz zu seinen größeren Geschwistern mit deutlich weniger Dynamikstufen gearbeitet wird. So klingt beispielsweise die Snaredrum bis zu einer bestimmten Dynamik immer gleich, außer, dass sie lauter wird. Dann gibt es plötzlich einen Sprung zum nächsten Sound und später dann noch einem zum vollen Snaredrum-Klang. Dies sind allerdings Einbußen, die beim bloßen motorischen Üben nicht stören und die bei dem Marktpreis des Instruments auch irgendwie einleuchten. Das HD-1 spielt halt nicht in Rolands Profiliga und irgendwo müssen ja Abstriche beim Steuergerät und bei den Sounds gemacht werden – schließlich ist es zum deutlich niedrigeren Preis erhältlich. Die Schlagzeug-Sounds machen also nicht so viel Spaß und es fällt etwas schwer, sich in die akustische Welt von echten Drumsets zu versetzen.

Kommt man aber zu den Elektro- und Spezialsounds, bei denen es nicht mehr so sehr auf „echte“ Spieltechnik ankommt, steigt auch der Spaßfaktor wieder deutlich. Ob Old School 808 Sounds oder das Drum ‘n’ Bass anmutende Preset, amüsante a capella oder Industrial Sounds – mit diesen Spezial-Sets kann man tatsächlich viel Zeit verbringen und kommt auf jeden Fall auf interessante Ideen. Die Mix-In Funktion erlaubt es dann zum Beispiel, ein Playalong aus der eigenen Musikbibliothek mit lustigen a capella Sounds zu begleiten oder Ähnliches. Auch kann man sich gerade wegen der neuen Sounds interessante Grooves ausdenken, auf die man vielleicht im Proberaum am eigenen Akustik Set nicht kommt. Die Tatsache, dass auf einem Pad manchmal mehrere Sounds liegen, je nachdem wie fest man es anschlägt, macht die Sache dabei noch interessanter und die Übung sinnvoller. Das Trainieren von Dynamik bleibt gerade bei Anfängern oft beim Üben auf der Strecke, denn eine Snaredrum klingt für das ungeübte Ohr halt wie eine Snaredrum, egal wie feste man draufhaut. Wenn man aber einen speziellen Sound nur hervorrufen kann, indem man das Pad mittelstark anspielt, weil sonst ein anderer Sound erklingt, schult man enorm sein dynamisches Spiel. Sehr sinnvoll. Man übt, obwohl man sich eigentlich bloß ein lustiges Pattern ausdenken will. Ein Metronom steht einem dabei auch noch zur Verfügung.

Einfach zu starten und zu bedienen also, aber ich frage mich, ob es kosten- und platzmäßig wirklich ins Gewicht gefallen wäre, wenn man eine Tempoanzeige in das Steuergerät integriert hätte. So bleibt einem nur der einfache Drehregler, mit dem man das Tempo steigern oder drosseln kann, ohne aber genau zu wissen, wo man sich gerade befindet. Immerhin hat man die Wahl zwischen drei verschiedenen Klick-Sounds: einem elektronischen Klick, einem Cowbell- und einem Shaker-Sound. Somit habe ich fast alle Bestandteile des Steuergerätes untersucht, außer dem MIDI-Out. Um zu prüfen, wie sich das HD-1 als Eingabegerät bei Aufnahmen macht, schließe ich es an meinen Rechner an und nutze die Drumsounds meines Sequenzerprogrammes für eine Aufnahme. Es funktioniert einwandfrei. Es ist natürlich nicht dasselbe, wie einen Track am Akustikset einzuspielen, aber auf jeden Fall um ein Vielfaches besser, als die Schlagzeugspur über die Tastatur eines Masterkeyboards zu programmieren. Was bleibt, ist das Problem mit dem HiHat-Pedal, was auch hier zu Verwirrung beim Spielen und vor allem beim Abhören führt.

So, zum Abschluss gibt´s natürlich noch was auf die Ohren:

Audio Samples
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Set 1 Set 2 Set 3 Set 4 Set 5 Set 6 Set 7 Set 8 Set 9 Set 10
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Das kleinste aller Roland V-Drums hat zwei Gesichter: Weil es im Verhältnis zu seinen größeren Geschwistern durchaus erschwinglich ist, nimmt man gern in Kauf, dass man in Sachen Sounds und technischen Spielereien Abstriche machen muss. Auch dass die Tompads aus Gummi und nicht mit den beliebten Mesh Heads ausgestattet sind, leuchtet ein, da diese erheblich teurer sind. Löblich allerdings, dass Roland diesen Kompromiss bei der Snaredrum nicht eingeht. Dort kommt es beim Üben schließlich darauf an, sich kein falsches Spielgefühl anzutrainieren, weswegen hier ein Mesh Head wirklich Sinn macht. Wie vielen anderen E-Drums der Einsteigerklasse können die Pedale des HD-1 nur als Kompromiss gesehen werden. Konzeptionell ist das HD-1 als Einsteiger-Instrument ausgelegt und es macht naturgemäß mehr Spaß und auch Sinn, zu Hause mit Drumsounds zu üben und nicht bloß das Klackern eines Gummipads zu hören. Und so gilt weiterhin: Ein bezahlbares E-Drumkit ist kein vollwertiger Ersatz für ein akustisches Schlagzeug. Das scheint allerdings einleuchtend und bekannt zu sein.

Die andere Seite betrifft den ambitionierten und erfahrenen Spieler: Der kann die Mankos besser abschätzen und das HD-1 vielleicht per MIDI zusätzlich mit anderen (besseren) Sounds versorgen. Für ihn ist es nicht nur ein tolles Spielzeug für zu Hause, das in jedem Wohnzimmer oder Studio zum Blickfang wird, sondern auch Übeset und ein ideales Eingabegerät für Projektstudios, soll die Schlagzeugspur nicht per Miditastatur eingegeben werden.

Wer also in einer Mietwohnung wohnt oder außer am Pad nicht üben kann, wessen Homestudio nicht über eine Schlagzeug-Aufnahmekabine verfügt und wessen Portemonnaie zu klein für die V-Drums Profiliga ist, der liegt mit dem HD-1 richtig.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • leicht
  • modernes Design
  • kompakt und erschwinglich
  • bedienerfreundlich
  • Mesh-Head Pad als Snaredrum
Contra
  • nur zehn feststehende Sets zur Auswahl
  • keine authentische Fußmechanik
  • Keine Tempoanzeige für Metronom
Artikelbild
Roland HD-1 V-Drums Lite Test
Für 495,00€ bei
Roland_HD1_Gesamt
Facts
  • Kit-Konfiguration
  • Kick Pedal, Snare, Hi-Hat, Hi-Hat Pedal, Tom x 3, Crash, Ride
  • Drum Kits
  • 10
  • Preview Patterns
  • 10
  • Regler
  • Drum Kits-Taster x 5, Variation-Taster, Volume-Regler, Tempo-Regler
  • Metronom
  • Tempo (40 bis 220), Sounds (3 Typen), Volume (3 Stufen)
  • Anschlüsse
  • Out (Stereo-Miniklinke)
1, Kopfhörer (Stereo-Miniklinke), Mix In (Stereo-Miniklinke), MIDI Out (5-pin DIN), Trigger-Kabelanschluss (25-pin D-Sub)
  • Ausgangsimpedanz
  • 100Ω
  • Stromversorgung
  • Netzteil (DC 9 V)
  • Stromverbrauch
  • 300 mA
  • Zubehör
  • Aufbauanleitung, Bedienungsanleitungs-DVD, Netzteil (PSB-1U), Trigger-Kabel (im Ständer verlegt), Stimmschlüssel, Treiber, Roland-Sticker
  • Optionales Zubehör
  • PM-01 Personal Drum Monitor, DAP-1 V-Drums Accessory Package, TDM-1 V-Drums Mat
  • Größe und Gewicht – Gewicht ohne Netzteil:
  • Breite: 850 mm
  • Tiefe: 560 mm
  • Höhe: 1170 mm
  • Gewicht: 15,0 Kg
  • Preis: 659,- Euro UVP
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