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Radial Tonebone Switchbone JX2 Test

Bei genauer Betrachtung der Verpackung des Radial Switchbone JX2 wird schnell klar, dass man sich als User dieses Gerätes in guter Gesellschaft befindet. Auf der Kartonage sind unter anderem die Herren Hammett, Lukather, Tremonti und Eric Johnson abgebildet, und gerade Letztgenannter ist in Sachen Sound und Gitarrensignal ja bekanntermaßen ein ziemlich penibler Vertreter seines Fachs. Man sagt ihm nach, dass er die Wicklungsrichtung von Pickups und auch den Ladezustand von Batterien in einem Zerrerpedal hören kann. Wenn eine solche Koryphäe ihren Namen für einen Hersteller zur Verfügung stellt, ist die Erwartungshaltung selbstverständlich hoch.

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Wir haben im Testmarathon für Signalsplitter gleich zwei Geräte von Radial Engineering für euch unter die Lupe genommen. Den Einstieg machen wir mit dem Switchbone, der mit einer recht üppigen Ausstattung aufwarten kann. Was das im Einzelnen zu bedeuten hat und ob das Gebotene Legenden wie Lukather und Johnson tatsächlich gerecht wird, erfahrt ihr im folgenden Test.

Details

Gehäuse/Optik
Für seine Abmessungen bringt der Switchbone ein stattliches Gewicht auf die Waage – 1 kg ist ein ordentlicher Wert. Das liegt zum einen am sehr stabilen, schwarz und blau lackierten Stahlblechgehäuse und natürlich am Innenleben, denn hier ist ein Trafo am Start, mit dem die beiden Ausgänge voneinander isoliert werden.
Auf der Oberseite finden wir alle Bedienelemente der Schalt-Station. Los geht es mit drei Fußschaltern zum Umschalten der Ausgänge und drei LEDs, die den entsprechenden Status anzeigen. Des weiteren sind noch verschiedene Schiebeschalter am Start, deren Funktion ich später noch genauer erläutern werde. Der Input befindet sich auf der rechten Seite, alle weiteren Anschlüsse sind rückseitig angebracht. Hier warten zwei schaltbare Ausgänge (Out1 und Out2) sowie ein Tuner-Out, der permanent mit dem Input-Signal versorgt wird.
Da der Switchbone mit einer aktiven Elektronik arbeitet, benötigt er Strom. Dieser wir über ein mitgeliefertes Netzteil in die Standard DC-Buchse auf der Rückseite eingespeist. Unser Testkandidat benötigt 15V Spannung, daher könnte es mit herkömmlichen Multinetzteilen in Pedalboards etwas schwierig werden. Wenn ihr den Switchbone in ein Board integrieren wollt, vergewissert euch unbedingt, ob das Netzteil 15V (400mA) liefern kann, ansonsten müsst ihr das Originalnetzteil verwenden. Grob betrachtet haben wir es hier also mit einem AB-Y Switcher zu tun, der aber noch ein paar kleine Extras auf Lager hat.  

Bedienung
Eines der Extras ist eine clever ausgetüftelte Boost-Funktion, die sich mit dem rechten Fußschalter aktivieren lässt. Eingestellt wird das Ganze über zwei Schiebeschalter, die sich in einem schwarz unterlegten Feld über dem Fußschalter befinden. Ist die Boost-Funktion aktiviert, leuchtet die gelbe LED am Schalter, und man hat zuerst einmal die Auswahl zwischen drei Modi, die sich über den Switch-Select-Wahlschalter aktivieren lassen. Hier die drei Settings im Details:

1. Gain

In dieser Stellung des Wahlschalters wird das Signal komplett angehoben. Die Stärke des Gain-Boosts lässt sich auf der Rückseite per Schlitzschraubendreher über ein Poti justieren. Das ist sehr praktisch gedacht, denn auf diese Weise kann man den Pegel nicht versehentlich verstellen, da das Poti mit dem Gehäuse abschließt. Aber keine Sorge: wer keinen Schraubendreher dabei hat, der kann das Poti auch mit dem Pick oder dem Fingernagel betätigen. Zusätzlich dazu hat man noch die Option, die Mitten anzuheben, um dem Sound so mehr Durchsetzungskraft zu verleihen. Dies erfolgt über den rechten Schiebeschalter (Mid-Boost). Es stehen drei Möglichkeiten zur Auswahl: 10 dB, 5 dB oder Off.

2. Mid Only

In dieser Position des Switch-Select-Schalters werden nur die Mitten angehoben, die jeweilige Stärke lässt sich mit dem rechten Schalter justieren. Hier sind 10 dB oder 5 dB möglich.

3. Mute

Letzter Stopp des Switch-Select-Wahlschalters ist die Mute-Position. In dieser Stellung wird das Signal stummgeschaltet, um so ein Silent-Tuning zu ermöglichen.

Ansonsten funktioniert der Switchbone wie ein herkömmlicher AB-Y Splitter. Mit dem mittleren Schalter kann man zwischen den Ausgängen hin und her schalten. Die LEDs über dem Schalter zeigen an, welcher Ausgang gerade aktiv ist (rot=2, grün=1). Wenn beide gemeinsam genutzt werden sollen, drückt man den linken Schalter und beide LEDs leuchten auf.

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Praxis

Als erste Amtshandlung innerhalb des Praxis-Checks werde ich die Klangstabilität beider Ausgänge untersuchen und – quasi außer Konkurrenz – den Tuner-Out checken. Für manche Anwendungen wäre es nämlich noch eine weitere Option, auch diesen Output an einen Verstärker anzuschließen und somit ein einzelnes Gitarrensignal auf drei Amps zu verteilen. Als Referenz habe ich zuerst das direkte Signal aufgenommen, die Gitarre wurde also direkt mit dem Verstärker verbunden. Anschließend habe ich dann den Switchbone dazwischen geschaltet und den Amp über die beiden Ausgänge und den Tuner-Out nacheinander angesteuert und aufgenommen (bei gleicher Ampeinstellung).

Audio Samples
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Direkt (Referenz) Out 1 Out 2 Tuner Out

Klanglich sind die beiden Haupt-Ausgänge (Out 1 und 2) identisch, im Gegensatz zu anderen Splittern fällt aber auch das Signal im Tuner-Out nicht sonderlich ab. Das ist grundsätzlich schon mal sehr gut. Hört man aber genau hin, büßen alle drei Signale im Vergleich zum Direktsignal ein wenig an Klangqualität ein. Da die unteren Mitten bei dazwischengeschaltetem Switchbone leicht abgesenkt werden, wirkt  der Sound unterm Strich einen Hauch brillanter und verliert etwas an Wärme. Das Ganze ist aber wirklich minimal, und etwas Klangverlust muss man beim Dazwischenschalten von Geräten ja leider immer in Kauf nehmen. Dennoch sollte es hier nicht unerwähnt bleiben.
Die Brummproblematik beim Betreiben von zwei Verstärkern ist relativ locker in den Griff zu bekommen, denn der Switchbone ist mit einem Ground-Lift ausgestattet, der die Erdung von Output 2 kappt und so effektiv dabei hilft, Erdungsbrummen zu eliminieren. Wichtig für eine erfolgreiche „Jagd“ ist aber, dass der Hauptverstärker an Output 1 angeschlossen und mit einem dreiadrigen Stromkabel versorgt wird (und somit immer geerdet ist). Denn über diesen Anschluss wird gleichzeitig auch das Gehäuse des Switchbones geerdet.
Eventuelle auftretenden Polaritäts-Problemen beim Parallelbetrieb von zwei Verstärkern kann man mit dem Polarity-Schalter entgegenwirken, denn er dreht die Polarität von Output 2 um 180°. Klingt der Sound der gleichzeitig angesteuerten Amps dünn und drucklos ist davon auszugehen, dass die verwendeten Amps phasenverdreht arbeiten und es in der Folge zu Frequenz-Auslöschungen kommt. In solchen Fällen ist das Drehen der Polarität eines der beiden Outputs (hier Output 2) das Mittel der Wahl. 
Übrigens: Beim optionalen Anschließen eines dritten Amps über den Tuner-Out kann es unter Umständen zu Brummschleifen kommen. Da der Hersteller den Tuner-Ausgang nicht für den Anschluss eines dritten Amp vorgesehen hat, fällt das natürlich nicht in die Bewertung. Von der klanglichen Seite her wäre diese Erweiterung aber durchaus erwägenswert. 
Kommen wir jetzt zum Booster. Um euch einen Eindruck von der Wirkungsweise des Gain-Boosts zu verschaffen, habe ich mal drei verschiedene Settings aufgenommen: einmal den Standard Gain-Boost (ohne Mid-Boost) , dann die beiden Versionen des ´Mid Only´, 10 dB und 5 dB.

Audio Samples
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Gain Boost Mid Boost 10dB Mid Boost 5dB

Mit dieser Option kann man den Amp noch mal ganz ordentlich aus der Reserve locken und den Verzerrungsgrad weiter anfeuern. Beim Mid-Boost werden die oberen Mitten angehoben, und man kann zum Beispiel einen etwas durchsetzungsfähigeren Ton für’s Solieren realisieren. Die komplette Boost-Funktion ist ein sehr gut durchdachtes und einfach zu bedienendes Feature, das sich in der Praxis schnell bewähren kann.

Drag Control
Diese Funktion stammt aus dem Radial JD7, der Luxusklasse in Sachen Signalsplitter, der es möglich macht, bis zu sieben Amps gleichzeitig anzusteuern. Um die Arbeitsweise dieses Reglers zu erklären, muss ich ein wenig ausholen. Also: Die Interaktion zwischen Gitarrenpickups und Amp ist ein wichtiges soundbildendes Element und kann unter Umständen flöten gehen, wenn ein Gerät mit Vorverstärker und aktiver Elektronik (wie der Switchbone) zwischen beide Instanzen geschaltet wird. Schließt man eine Gitarre mit passiven Pickups direkt an einen Verstärker an, interagiert die Impedanz des Amp-Eingangs mit den Tonabnehmern der Gitarre und sorgt so für eine dynamische, lebendige  Performance.
Da der Switchbone allerdings den Klangverlust durch die Signalaufteilung auffangen (puffern) muss und deshalb mit einem hochwertigen Class-A Vorverstärker (Pufferamp) ausgestattet ist, wird die direkte Verbindung zwischen Gitarre und Amp unterbrochen und auch die eben angesprochene Interaktion kann nicht mehr in der gewünschten Form stattfinden. Und genau hier kommt das „Drag Control“-Feature ins Spiel, denn mit seiner Hilfe lässt sich diese Interaktion und das daraus resultierende Spielgefühl wieder herstellen.
Je nach verwendetem Tonabnehmertyp kann die Gitarre mit dem Drag-Control auf Switchbone und Amp abgestimmt werden – und hier ist ausprobieren angesagt. Der Drag-Faktor wird geringer, je weiter man den Regler aufdreht, klanglich macht sich das durch eine leichte Höhenanhebung bemerkbar. Der Hersteller empfiehlt die 12 Uhr Ausgangsbasis für eine Strat und einen Fender-Amp, ich erreichte mit der SG und einem Marshall bei ca. 15 Uhr das beste Ergebnis.

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Fazit

Der Switchbone von Radial kommt als AB-Y Splitter mit einer zusätzlichen Boost-Funktion und aktiver Schaltung. Die Arbeit als Signalverteiler erledigt er tadellos, man kann eine Gitarre auf zwei Amps schalten und wahlweise parallel oder einzeln betreiben. Durch den Ground-Lift und den Polarity-Schalter sind Brummprobleme oder etwaige Frequenzauslöschungen beim parallelen Einsatz von zwei Amps behebbar. Im Vergleich zum Direktsignal wird der Klang bei angeschlossenem Switchbone leicht verändert, aber das ist wirklich marginal und absolut im tolerierbaren Bereich. Ansonsten punktet der Switchbone mit einer ausgefeilten schaltbaren Boost-Funktion, mit deren tatkräftiger Unterstützung man den verwendeten Amps noch etwas mehr Feuer unterm Hintern machen kann. Der reine Mid-Boost sorgt für einen etwas durchsetzungsfähigeren Sound für Solo-Einsätze. Der Radial Switchbone ist zwar kein Preisknüller, aber für einen AB-Y Switcher mit Booster in der gebotene Quaität geht der Preis vollkommen in Ordnung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Beide Ausgänge klingen identisch
  • Verarbeitung
  • Ground-Lift und Polarity-Schalter
  • Drag-Funktion
  • Tuner-Out
Contra
  • Benötigt 15V / 400mA – dadurch schwer mit einem Multinetzteil im Pedalboard zu betreiben
Artikelbild
Radial Tonebone Switchbone JX2 Test
Für 199,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Radial
  • Modell: Switchbone JX2
  • Typ: Splitter (1 Gitarre auf 2 Verstärker plus Tuner)
  • Anschlüsse: Input, Out 1, Out 2, Tuner
  • Fußschalter: Both, Toggle, Boost
  • Schalter: Ground, Polarity, Boost Select, Mid Boost
  • Maße: 170 x 112 x 54 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 1 kg
  • Preis: 378,- Euro (UVP), 319,- Euro (Street)
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Profilbild von roseblood111

roseblood111 sagt:

#1 - 25.05.2014 um 17:11 Uhr

0

- wenig durchdacht ist es, dass der Boost immer für beide Ausgänge wirkt. Es wäre viel praktischer, wenn man ihn wahlweise nur einem der Ausgänge oder beiden zuweisen könnte.
- Die Spannungsversorgung ist wirklich blöd. Viele Netzteile haben 18V-Ausgänge, also sollte das Ding zumindest damit klarkommen. Tut es evtl, man müsste mal reinsehen. Noch besser wäre es, wenn es mit 9V zufrieden wäre und ein interner Spannungsdoppler integriert wäre - siehe zB Digitechs Hardwire-Serie. Dass das Ding 400mA braucht, glaube ich aber nicht, das ist vermutlich bloß der max. Strom, den das mitgelieferte Netzteil bereitstellen kann.

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