Presonus Studio 192 Test

Mit dem Studio 192 bietet Presonus ein USB3.0-Audio-Interface mit Abtastraten von bis zu 192 kHz, acht Mikrofon-Vorverstärkern, einigen Zusatzfunktionen eines Monitor-Controllers, einem DSP-Chip für latenzfreien Effekteinsatz und einer flexiblen Software.

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Ganz zeitgemäß konzentriert sich das gute Stück also nicht nur auf das bloße Bereitstellen hochwertiger Audio-Schnittstellen, sondern präsentiert sich als ausgewachsene Schaltzentrale für das Studio.
Im Vergleich zum kompakteren Studio 192 Mobile, sozusagen der kleinen Version für unterwegs, kommt die hier getestete große Ausbaustufe nicht nur im digitalen Bereich, sondern auch auf der analogen Seite mit recht umfangreichen Anschlussmöglichkeiten. Für beide Varianten verspricht Presonus eine nahtlose Integration in die hauseigene DAW-Software Studio One 3 – einschließlich der Möglichkeit, die Einstellungen der Preamps direkt aus der Anwendung heraus zu steuern und mit einzelnen Songs abzuspeichern. In Kombination mit dem noch moderat gehaltenen Preis klingt das doch recht vielversprechend.

Details

Aufgeräumtes Design und hochwertige Verarbeitung

In Sachen Verarbeitung macht das Studio 192 nicht nur auf den ersten Blick einen sehr gelungenen Eindruck. Das Gehäuse im 19“ Rack-Format mit einer Höheneinheit ist komplett aus Metall gefertigt, wiegt knapp 2,8 kg und erfreut das Auge mit seiner silbrig glänzenden und klar strukturierten Aluminium-Front. Anschlüsse und Bedienelemente wirken allesamt hochwertig und bieten keinerlei Grund zur Beanstandung.

Die Frontseite des Presonus Studio 192 wirkt klar strukturiert.
Die Frontseite des Presonus Studio 192 wirkt klar strukturiert.

Digital steuerbare Preamps

Die acht XMAX Vorverstärker im Inneren des Studio 192 beruhen auf Class-A-Schaltungen, bieten eine maximale Verstärkung von 60 dB und sind damit den üblichen Anforderungen des Recordingalltags gewachsen. Zwei der zugehörigen Eingänge befinden sich auf der Vorderseite und können als hochohmige Instrumentenkanäle verwendet werden. Sobald ein Klinkenstecker an eine dieser XLR/Klinke-Combobuchsen geschlossen wird, schaltet das Audio-Interface die Eingangsimpedanz des entsprechenden Kanals automatisch von 1,6 kΩ auf 1 mΩ und erhöht die maximale Verstärkung auf 85 dB. Einen entsprechenden Button zum Umschalten spart man sich dadurch, andererseits sollte man natürlich darauf achten, dass ein Mikrofon auch wirklich mit einem XLR-Stecker angeschlossen wird.

Fotostrecke: 2 Bilder Die beiden analogen Eingänge auf der Frontseite verwandeln sich bei Verwendung eines Klinkensteckers automatisch zu Instrumenteneingängen.

Die XMAX-Preamps werden von Presonus als „digitally controlled“ bezeichnet, was bedeutet, dass sich Gain, Phantomspeisung und Polarität aus der Universal Control Surface oder auch aus Studio One 3 komfortabel steuern lassen. Der Griff ans Interface selbst ist im Prinzip also gar nicht nötig. Wer trotzdem lieber echte Knöpfe unter den Fingern hat, kann aber zumindest Gain und Phantomspeisung über einen Endlos-Regler und einen entsprechenden 48V-Button steuern. Damit, dass man zuvor den betreffenden Kanal über die beiden Navigationstaster wählen muss und es nicht möglich ist, ganz direkt auf alle Parameter gleichzeitig zuzugreifen, kann man sich in diesem Fall wohl arrangieren. 
Hilfreich beim Aussteuern sind die für die jeweiligen Eingangskanäle vorhandenen Signalpegel-LEDs, die ab -50 dBFS aktiv werden und bei -0,5 dBFS vor Übersteuerungen warnen. Direkt nebenan befindet sich ein angenehm großer Lautstärkeregler für den Main-Out. Noch weiter rechts sitzen zwei Kopfhörerausgänge, die nicht nur über separate Lautstärkeregler, sondern auch über eigene Wandler verfügen und damit separat adressierbar sind. Sehr schön!

Fotostrecke: 3 Bilder Hilfreich beim Einstellen des Pegels: Input-Metering über Signalpegel-LEDs

Monitor-Controller inklusive Talkback-Mikrofon

Recht ungewöhnlich für ein handelsübliches Audio-Interface ist der Punkt, dass direkt in der Hardware ein Talkback-Mikrofon verbaut wurde. Den Kontakt zu den Musikern im Aufnahmeraum herzustellen, ist also kein Problem. Einfach auf den kleinen Talk-Button drücken und schon steht die Verbindung. Wenn das interne Elektret-Kondensatormikrofon (Richtcharakteristik: Kugel) nicht ganz direkt besprochen wird, muss man die Verstärkung allerdings so weit erhöhen, dass deutliches Rauschen entsteht. Zudem produziert ein Druck auf den Talk-Taster in diesem Fall recht viel Körperschall. Kein Wunder – das Mikrofon sitzt direkt daneben. Wenn man das Talkback über die Software aktiviert, gibt es dieses letztere Problem aber natürlich nicht, und wer auch bei der reinen Kommunikation Wert auf einen hochwertigeren Klang legt, der kann einen der Eingänge des Studio 192 zum Talkback-Kanal umfunktionieren. So kann man den Musikern also auch durch sein feinstes Studio-Mikrofon ins Ohr hauchen. 

Leicht zu übersehen: Das Talkback-Mikrofon befindet sich direkt neben dem kleinen Talk-Button.
Leicht zu übersehen: Das Talkback-Mikrofon befindet sich direkt neben dem kleinen Talk-Button.

Anschlüsse auf der Rückseite

Für die sechs weiteren analogen Eingänge auf der Rückseite gilt ein ähnliches Prinzip wie für die kombinierten Mikrofon/Instrumenten-Inputs auf der Frontseite. Wenn ein XLR-Stecker eingesteckt wird, durchläuft das Signal den zugehörigen Mikrofon-Vorverstärker. Schließt man dagegen einen Klinkenstecker an, verwandelt sich der entsprechende Eingang automatisch zu einem Line-In und der Vorverstärker wird aus dem Signalfluss genommen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Auf der Rückseite sitzen sechs Mic/Line-Ins, 10 Line-Outs, und die digitalen Schnittstellen.

Links neben den analogen Eingängen befinden sich acht Line-Outs und leicht abgesetzt davon der Main-Out – alle im 6,3 mm Klinkenformat. Es folgen ein Wordclock-Anschluss und darauf die digitalen Ein- und Ausgänge. Erfreulich ist der Punkt, dass es neben der einfachen S/PDIF-Schnittstelle gleich zwei optische ADAT-Schnittstellen gibt. Hier können beispielsweise externe Preamps mit integrierter AD-Wandlung angeschlossen werden, und wer Presonus treu bleiben will, kann das Studio 192 mit bis zu zwei Digimax DP88 erweitern. Bei der Arbeit mit einer Sample-Rate von bis zu 48 kHz erhält man somit bis zu 16 zusätzliche Eingänge, bei 96 kHz halbiert sich die Anzahl (Dual S/MUX). Bei den maximalen Sample-Rates von 176,4 kHz oder 192 kHz können dagegen keine optischen Verbindungen genutzt werden. Was abgesehen davon eindeutig fehlt, ist ein MIDI-Port!

Fotostrecke: 3 Bilder Hier noch einmal von links nach rechts: Neben dem Anschluss für das Netzteil sitzen der USB 3.0 Port und die digitalen Schnittstellen.
Kommentieren
Profilbild von Tommy Bassalot

Tommy Bassalot sagt:

#1 - 01.06.2016 um 15:49 Uhr

0

Presonus sind im generellen anscheinend Midi/Hardware User egal. Fehlender Midiport am Interface, keine Sysex unterstützun in Studio One.. etc...

Profilbild von Patrick

Patrick sagt:

#2 - 07.09.2016 um 09:20 Uhr

0

Aus irgendwelchen Gründen haben es die Tester von Amazona allerdings geschafft die Karte bis auf 2,5ms Latenz zu bekommen...
https://www.amazona.de/test...

    Profilbild von Alexander Aggi Berger (bonedo)

    Alexander Aggi Berger (bonedo) sagt:

    #2.1 - 08.09.2016 um 08:22 Uhr

    0

    Hallo Patrick, danke für deinen interessanten Beitrag! Die im Test genannten Latenzwerte gelten für eine Samplerate von 44,1 kHz. Bei 96 kHz wird dieser Wert natürlich geringer. Trotzdem reicht das nicht aus, um einen so markanten Unterschied zu rechtfertigen. Möglicherweise haben die Kollegen bei Amazona die internen Mixing-Funktionen deaktiviert und sind damit auf so gute Werte gekommen. Das ist aber nur reine Vermutung. Ich habe das Interface leider nicht mehr hier, um das zu überprüfen.

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