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Peter Maffay Interview “Wenn das so ist”

Peter Maffay zählt zweifelsohne zu den herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Rockmusik, und das schon seit Jahrzehnten. Vor Kurzem ist sein neues Album “Wenn das so ist” erschienen, dass von 0 auf 1 in die Charts einstieg und damit sofort die Spitzenposition innehatte. Was motiviert eigentlich einen Mann, der wahrlich nichts mehr beweisen muss, neue Musik zu produzieren? 
Wie bereitet er neue Projekte vor?
 Wir sprachen mit ihm über das Songwriting und die Arbeit am neuen Album.

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bonedo: Du bist seit über 40 Jahren im Geschäft und hast über 30 Alben veröffentlicht. Außerdem hältst du den Rekord, was die Zahl der Nr.-1-Alben in Deutschland betrifft. Was ist deine Motivation, auch nach so vielen Jahren immer wieder neue Platten zu machen?
Peter Maffay: Die Leidenschaft, das Publikum, die Tatsache, dass die Kombination von Tönen unendlich ist und wir noch nicht alles ausprobiert haben (lacht). Meine Band, die motiviert ist und mich mitnimmt, so wie ich gelegentlich umgekehrt die Band mitnehme, und die Tatsache, dass die Musik sich in all den Jahren zu einer Kommunikationsplattform entwickelt hat, auch in anderer Hinsicht – zum Beispiel in Sachen unserer Stiftung. Wir generieren über Musik Synergien, die wir beispielsweise für traumatisierte Kinder einsetzen können. Aber letztlich ist Musik ein großer Sandkasten, in den ältere Teenager – die wir nun mal sind – immer noch gerne steigen, um darin zu hantieren. Musik ist ein Abenteuer. Der ganze Treck, der vor 43 Jahren begann, ist nicht weniger spannend geworden. Viele Dinge, die wir zum tausendsten Mal schon machen, machen wir irgendwie doch immer wieder neu. Das sind einige der Hintergründe, die uns antreiben.
Es bleibt spannend für Peter: Musik als Abenteuer (Foto: © bonedo/Ralf)
Es bleibt spannend für Peter: Musik als Abenteuer (Foto: © bonedo/Ralf)
bonedo: „Wenn das so ist“ ist dein erstes Rock-Album mit neuen Songs seit 2008. Was ist für dich der rote Faden dieses Albums? Gab es eine spezielle Inspiration oder etwas, das dich beim Songwriting geleitet hat?
Peter Maffay: Zum einen sind es ja die Inhalte, und dann geht es um die Stilistik – wie setzt man die Inhalte um? Bei den Inhalten gehe ich mal davon aus und hoffe, dass ich mich da nicht maßgeblich täusche, dass man – genauso, wie ich das von mir selber auch tue – von mir erwartet, dass ich ein bisschen Bezug nehme auf die Dinge, die um mich oder um uns herum passieren. Dass ich die Augen nicht verschließe vor Zukunftsfragen, die auch mich betreffen, vor Konflikten, die überall auf der Welt existieren, neben den schönen Dingen der Schöpfung, die wir nach wie vor – Gott sei Dank – genießen können. Betrachtungen zur Freundschaft, zu Beziehungen…
Einiges auf dem Album ist in direkter Form autobiografisch. Anderes ist wiederum adaptiert. Manchmal werden Songs an mich herangetragen, die mir nicht eingefallen sind, deren Inhalt und deren Form mir aber so gut gefallen, dass ich das zu meinem Ding machen kann. Das ist die eine Geschichte.
Die andere Geschichte ist die Stilistik. Wir haben eine Band, die sich zusammensetzt aus Jungs unterschiedlichen Alters. Der jüngste bei uns ist immerhin gut 20 Jahre jünger als ich. Wenn wir uns fragen, was unsere musikalische DNA ist, dann kommt jeder mit einer anderen Geschichte daher. Meine Heroes von 1963, 64 waren für Peter Keller noch keine, weil er da noch nicht einmal geplant war. Jeder hat einen anderen musikalischen Hintergrund. Nichtsdestotrotz kann man aus unterschiedlichen musikalischen Herkünften einen roten Faden spinnen. Das haben wir versucht und haben daraus den Sound auf diesem Album kreiert. Carl Carlton zum Beispiel ist ein klassischer Rock’n’Roll-Gitarrist, Peter Keller ein moderner Rocker. Ich bin mit meiner Spielweise irgendwo dazwischen. Ken Taylor als Bassist hat auch eine bestimmte musikalische Herkunft, gerade weil er auch in England gelebt hat. Dann Bertram Engel als Schlagzeuger… Und so weiter. Aus all diesen Komponenten ist das Album entstanden. Wir wollten so entstaubt und entkernt daherkommen, wie irgendwie möglich, und das Album so unbeschwert wie möglich spielen. Und ich denke, streckenweise ist das richtig gut gelungen. 
bonedo:  Die erste Single heißt „Halleluja“. Was bedeutet dir dieser Song im Speziellen?
Peter Maffay: Sehr viel, deswegen ist er ja auch ausgewählt worden. Zum einen ist es eine schöne Komposition, die Peter Keller geschrieben hat. Peter kam zu mir und fragte: „Singst du das Wort ‘Halleluja’, nimmst du das in den Mund?“ Es kann ein bisschen polarisieren und ist vielleicht sogar belastet. Ich habe tatsächlich einen Augenblick lang gezögert zu antworten und habe dann gesagt: “Klar, mache ich.” Weil mich auch das reizt – etwas zu tun, was vielleicht nachher Grund zu Erörterungen hergibt. Das ist ja auch der Fall. In Zusammenhang mit dem Text, der da stattfindet, ist ‘Halleluja’ weniger christlich zu werten, weniger im Sinne der Übersetzung “Lobet den Herrn” zu verstehen, sondern eher als ein Ausdruck der Befreiung für folgende Situation: Wenn zwei Dialogpartner sich gegenüberstehen, nicht mehr weiterkommen, sich nicht mehr aufeinander zu bewegen und sich nicht mehr austauschen, dann erstirbt dieser Dialog und die Positionen erstarren. Wenn den beiden Parteien daran liegt, eine Perspektive zu bauen, muss einer den ersten Schritt machen. Wer den ersten Schritt tut ist der souveränere, der weniger ängstliche, der keine Bedenken hat, in eine solche Perspektive zu investieren, auch auf die Gefahr hin, dass diese Investition ins Leere läuft. Der erste Schritt ist eine Leistung und etwas sehr schönes und wichtiges. Darum geht es in diesem Lied: Der erste Schritt wird uns befreien – Halleluja!
Peter zur Single "Halleluja". (Foto: © bonedo/Ralf)
Peter zur Single “Halleluja”. (Foto: © bonedo/Ralf)

bonedo: Was steckt hinter dem Albumtitel und dem Titelsong “Wenn das so ist”?

Peter Maffay: „Wenn das so ist“ ist eigentlich der Vorläufer zu „Halleluja“. Wenn wir um uns gucken und die Dinge sehen, die uns bedrücken, dann gibt es zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren: Lethargie – wenn das so ist, muss ich nichts mehr machen, kann ich eh nichts machen – ist die eine Geschichte. Das heißt aufgeben. Die andere Möglichkeit ist zu sagen, wenn das SO ist, dann… Und so ist es gemeint. Wenn das so ist, dann müssen wir etwas tun. Wenn wir etwas tun, haben wir die Chance, eine Kollision zu vermeiden. 
bonedo: Wie entsteht ein Song von Peter Maffay, und wie kann man sich die Zusammenarbeit mit deinen Texterinnen und Textern vorstellen? Suchst du dir erst einen Text, der dir gefällt, oder ist es eine unmittelbare Zusammenarbeit beim Songwriting?
Peter Maffay: Auf dem Album ist ein junger Hamburger Texter, Nisse Ingwersen. Nisse und ich haben noch nie zusammen gearbeitet. Pascal Kravetz und Peter Keller haben mir das nahegelegt und ich habe gesagt, geil, ich bin immer gespannt auf neue Leute und neue Impulse. Und daher kam ein sympathischer junger Mann Anfang 20, der sich mir gegenübersetzte und sagte: „Und, wo geht die Reise hin?“ Dann habe ich Musik herausgekramt und gesagt: „Das hätte ich Lust zu spielen.“ Und er sagte: „Prima, was heißt das?“ Dann habe ich versucht – und das ging ganz gut – ihm diese Musik zu erklären. Das kann man nämlich. In der Musik, das behaupte ich mal ganz frech, steckt sowieso in vielen Fällen ein Inhalt. Eine Harmoniefolge zu erzeugen, geschieht nicht willkürlich. Die Intuition und das Unterbewusstsein leiten uns. Irgendetwas, was wir irgendwann einmal gefiltert haben, was sich abgelagert hat, kommt wieder zum Vorschein in Form einer Melodie oder einer Rhythmik. Wenn man das analysiert, ist man durchaus in der Lage, dem Gegenüber zu erklären, was die Beweggründe und die Emotionen waren. Manchmal verbirgt sich in diesen Skizzen ein Wort, ein Satz. Das klaube ich heraus und wir legen es auf den Tisch und gehen mit dem Skalpell heran und fragen: „Was hat das zu bedeuten?“ Dann kommt man eigentlich schon ziemlich nahe an den Ursprung, woraus man dann die Form entwickeln kann. Die Substanz ist da, jetzt müssen wir sie formen, metrisch, lyrisch, und so weiter. Das macht einen Texter aus. Dazu habe ich keinen Bock, weil ich es nicht kann. Ich habe diese Begabung nicht, das auszumessen – kann man das singen, ist das „O“ oder „U“ auf dem höchsten oder tiefsten Ton und so weiter – und ich habe auch nicht die Geduld. Für mich ist in dem Augenblick, wo die Musik passiert ist, eigentlich das meiste schon geschehen. 
bonedo: Was tust du, wenn ein Text nicht deinen Vorstellungen entspricht?
Peter Maffay: Wenn zum Beispiel die Sprache nicht meine Sprache ist – das ist schon oft passiert – dann mache ich das nicht. Die Auseinandersetzung ist manchmal ziemlich heftig. Das kann sie auch ruhig sein, diese Reibung muss man abkönnen, auch als Texter. Ich sage dann ohne Rücksicht auf Verluste: „Das ist nicht mein Wort, das ist nicht meine Diktion. Und wenn ich das benutze, klingt das einfach scheiße, also lassen wir es lieber.“ Und natürlich ist ein Texter, wenn er sich in seine Arbeit vertieft hat, genausowenig bereit, schnell seine Position aufzugeben, wie ich als Musiker. Dann streitet man ein bisschen im positiven Sinne, und das kann der Sache eigentlich nur dienlich sein. Bei der Auswahl der Songs ist die Band ja in hohem Maße beteiligt. Jeder schreibt Songs und jeder ist dazu eingeladen. Dann sitzen wir zusammen und legen alles auf den Tisch. Jeder hat ja nur Hits geschrieben, das ist ja sowieso klar, und dann müssen wir dem Gegenüber klarmachen, dass das vielleicht doch nicht so ist… (lacht) Dann wird ausgedünnt. Wir hatten ungefähr 50 Songs auf diesem Album, und 15 haben es bis in die Endrunde geschafft. Der Rest ist rausgeflogen. 
Was macht einen guten Song aus? (Foto: © bonedo/Ralf)
Was macht einen guten Song aus? (Foto: © bonedo/Ralf)
bonedo: Was macht für dich einen guten Song aus?
Peter Maffay: Dass ich Leute damit berühren kann. Wenn diese Berührung nicht stattfindet, ist ein Song kein Song sondern nur ein Geräusch, kling-klang-kling-klang und fertig. Wenn es jemand berührt, wenn jemand etwas damit anfangen kann, in welcher Emotion auch immer, dann ist es für mich ein Lied. Ein erfolgreiches Lied ist es, wenn das bei vielen Leuten passiert. 
bonedo: Wie findest du Inspiration für neue Songs? Hast du bestimmte Rituale oder Orte, an die du gehst?
Peter Maffay: Ich muss mich in diese Situation manchmal ein bisschen hineinmanövrieren. Autosuggestion. Am Anfang ist da oft gar nichts. Und dann schön langsam entsteht so eine Sensibilität für das Schreiben und für das Horchen. Im Grunde machst du bei einem Lied nichts anderes als in dich hinein zu horchen und fragst: “Was kann ich aus mir herausholen?”
bonedo: Mit deiner Band arbeitest du ja schon sehr lange zusammen. Wie wichtig ist dir diese Konstanz, dieses vertraute Umfeld?
Peter Maffay: Bertram Engel, um ihn noch einmal zu erwähnen und zu zitieren, hat mir einmal im Studio gesagt, als wir dachten, wir würden wirklich heiß spielen: “Mit alten Männern spiele ich nicht.” Da war ich bestimmt 20 Jahre jünger. (lacht) Ich werde ihm diesen Satz nie vergessen. Er hat mich wachgerüttelt. Seitdem versuche ich, nicht zu schnell alt zu werden im Sinne von Fitness, wach sein, auf den Punkt spielen, Disziplin, und so weiter – genauso, wie er spielt. Wir haben sozusagen eine Achse aufgebaut, er und ich, und sind jetzt im permanenten Wettstreit: Wer von uns wird schneller alt? (lacht) Ich schätze Bertram extrem. Ich kenne kaum jemanden, der so fehlerfrei spielt wie er – ganz abgesehen davon, wie er spielt. Das ist unstrittig. Er ist einer der besten Schlagzeuger, die wir haben, wahrscheinlich einer der besten, die es überhaupt gibt, das traue ich mich einfach mal zu sagen.
Fehlerfrei bedeutet, dass die Birne funktioniert. Das ist die Basis, und der Rest ist Training. Das macht er permanent. Und das hat mich so motiviert, dass ich zumindest versuche, so ähnlich zu spielen wie er. Ken Taylor ist der zweite Mann in der Band, der so tickt und auch so funktioniert – ticken tun wir wahrscheinlich alle ein bisschen so, aber funktionieren ist noch eine ganz andere Dimension. Wenn dieses Verständnis untereinander da ist, dann zeugt das auch von Verantwortung füreinander. Niemand würde dieses Level maßgeblich verletzen können ohne Konsequenzen. Wenn einer auf gut deutsch eine Lusche ist, dann kommt das auf den Tisch und wenn er nichts ändert, dann muss er gehen, weil er sonst alle anderen nach unten zieht.
Diese Diskussion haben wir gehabt und müssen sie nicht mehr führen, und gerade auf dem neuen Album wird das glaube ich ein bisschen hörbar – auf der Bühne allemal. Das ist unglaublich beruhigend und erübrigt 95 Prozent der Diskussionen. Man geht raus und macht sein Ding, und das war’s. Ich muss mich nicht prügeln um mein Tempo und meine Interpretation, das ist alles schon diskutiert. Wir prügeln uns nur noch um Effizienz – wie kongruent ist das, was wir machen. Und das ist ein Genuss. Wenn dann die Dinge gespielt werden und wir haben sie geübt, dann ist das wie Darts werfen oder Schach spielen oder Mikado – eine Frage der Geschicklichkeit, der geistigen und der körperlichen. 
Peter über die Produktion des Albums. (Foto: © bonedo/Ralf)
Peter über die Produktion des Albums. (Foto: © bonedo/Ralf)
bonedo:  Wie läuft eine Studiosession oder eine Albumproduktion bei dir ab? Ist immer die ganze Band anwesend und arbeitet ihr alles gemeinsam aus?
Peter Maffay: Ja. Wir spielen auch die Grund-Tracks zusammen. Die Trenner und die Mikrofonie werden so aufgebaut, dass wir zusammen spielen können, so wie auf der Bühne auch. Deshalb hat das Album auch fast nur Schlüsse, da wird nichts ausgefadet. Ich finde, dass ein Lied einen Anfang und einen Schluss haben muss. Das sind genau solche Schlüsse, wie man sie auf der Bühne spielt. Daran kann man sehen, wie es eingespielt wurde. Die Band ist an der Instrumentierung beteiligt und eigentlich an allen Entscheidungen. Ich gehe nicht hinein und sage: “Jungs, eins, zwo, drei…” und dann wird gespielt, sondern es wird geprobt, geröntgt, seziert, wieder zusammen gefügt, und dann fangen wir erst an zu spielen. 
bonedo:  Ihr habt das Album zum Teil in Tutzing aufgenommen und dann in Hilversum in Holland fertiggestellt. Warum gerade dort?
Peter Maffay: Die ersten Demos passierten hier in Hamburg bei Peter Keller in seinem Studio. Das war gut, denn Hamburg ist für mich immer noch „Rock’n’Roll-City“, da kann keine Stadt wirklich mithalten. Dann sind wir zu mir nach Tutzing ins Studio gegangen. Eines der Studios ist komplett nach unseren Bedürfnissen eingerichtet. Dort stehen unsere Verstärker und Bertrams Schlagzeug ist aufgebaut. Wenn wir etwas zum Aufnehmen haben, dann gehen wir rein, stöpseln die Gitarren ein und spielen. Das ist ein unglaublicher Luxus. Zum Abmischen sind wir dann aus einem ganz einfachen Grund nach Holland gegangen: Ronald Prent, der Toningenieur, ist Holländer. Er ist eine herausragende Persönlichkeit im Studio-Sektor und hat vielen Leuten auf die Beine geholfen mit seiner Kompetenz und seiner Arbeit. Vor zwei Jahren hat er das alte Studio in Hilversum, das ein bisschen den Bach runter gegangen war, komplett auseinander gepflückt, komplett wieder zusammengebaut und mit einer faszinierenden Technik ausgestattet. Ein toller Platz zum Arbeiten. Und Ronald, der dort zu Hause ist, hat seine Ohren am richtigen Platz. Deswegen klingt dieses Album auch ein bisschen anders als das letzte Rockalbum. Gleichzeitig läuft man, wenn man woanders hingeht, nicht Gefahr, dort in Hausschuhen herumzulaufen. Es ist ein Unterschied, die ganze Zeit in Tutzing zu verbringen oder in einer entscheidenden Phase noch mal rauszugehen. In Wisseloord gehen Leute ein und aus, die ganz unterschiedliche Musik machen. Man quatscht miteinander, es riecht anders, die Geräusche sind anders, man wird ganz anders angetriggert. Und Holland ist ein sehr kosmopolitischer Platz, mehr als Deutschland. Viel näher an England, viel näher an den USA. Man merkt, dass die Holländer jahrhundertelang in der Welt herumgekommen sind. Es ist eine Offenheit da, die ich als sehr wohltuend empfinde. Die Holländer gehen mit Musik extrem locker um, ob das volkstümliche Musik ist, klassische Rockmusik, Jazz, Klassik – man hat keine Berührungsängste und geht miteinander in einer respektvollen, lockeren Art um. Die Holländer haben keine Gardinen am Fenster, und im Studio ist es dann genauso.
bonedo:  Obwohl du über 40 Jahre im Geschäft bist und über 30 Alben veröffentlicht hast, verbinden viele Menschen den Namen Peter Maffay hauptsächlich mit zwei Songs: “Du” und “Über sieben Brücken mußt du gehn”. Wie ist es heute für dich, immer wieder damit verbunden und daran gemessen zu werden – was sagst du Leuten, die immer wieder nur diese Songs hören wollen?
Peter Maffay: An “Du” werden wir jetzt Gott sei Dank nicht mehr gemessen. Wer das noch tut, der hat etwas an den Ohren. Wobei – wir spielen “Du”. Aber es klingt ein bisschen kantiger als 1970. “Sieben Brücken” ist für mich ein absolut schönes, gültiges Lied, eine tolle Komposition mit einem gewissen Tiefgang, der aber nicht übertrieben ist. Ein sehr hoffnungsvolles Lied mit einer positiven Aussage. Damit in Verbindung gebracht zu werden, ist für mich in keinster Weise schmerzhaft, ganz im Gegenteil. Ich habe die Zeit erlebt. Diesem Lied habe ich zu verdanken, dass ich die Möglichkeit hatte, in einem anderen Teil Deutschlands aufzutreten, dessen Geschichte und Kultur die gleiche ist. Die Trennung durch die Mauer ist überwunden, vielleicht auch ein bisschen, weil es so etwas gab wie „Sieben Brücken“. Es ist eine kleine Hymne, und ich habe erlebt, wie die Menschen darauf reagieren, was sie in dieses Lied hinein interpretieren. Ich kann mich glücklich schätzen, dass mir dieses Lied irgendwo einmal über den Weg gelaufen ist. 
Sein Tipp für junge Musiker? Nicht auf Maffay hören! (Foto: © bonedo/Ralf)
Sein Tipp für junge Musiker? Nicht auf Maffay hören! (Foto: © bonedo/Ralf)
bonedo:  Das Musikgeschäft hat sich stark verändert, seit du angefangen hast, speziell in den letzten 10-15 Jahren. Wie empfindest du die Veränderungen, die sich durch das Internet ergeben haben?
Peter Maffay: Als eine Bereicherung. Man muss es nur ein bisschen wie das halb volle Glas sehen. Klar, der Musikmarkt hat eine Erosion erfahren – man verkauft heute viel weniger Tonträger als früher – aber es gibt andere Plattformen der Multiplikation, die es vorher nicht gegeben hat. Also muss man kompensativ denken und sich selbst in Bewegung halten. Man muss auf Entdeckungsreise gehen und sich fragen: „Was kann ich für meine Ziele am besten verwenden und einsetzen?“ Im Grunde genommen ist diese Suche ein sehr kreativer Prozess. Man fängt an, aus vielen kleinen Mosaiksteinen ein Bild neu zusammenzusetzen. Das finde ich spannend. 
bonedo:  Was würdest du jungen Musikern, die am Anfang ihrer Karriere stehen, mit auf den Weg geben?
Peter Maffay: Ich würde eher sagen, wenn jemand daher kommt, der sich Peter Maffay nennt, und euch einen klugen Ratschlag gibt, dann hört nicht hin. (lacht) Es gibt in diesem Beruf oder dieser Berufung keine so fixen Parameter, dass ich durch meinen kleinen Vorsprung von einigen Jahren jemandem große Weisheiten mit auf den Weg geben könnte. Wenn es eine gäbe, dann würde ich sagen: Finger weg von allen Dingen, die die Konzentration auf die Ziele in Sachen Musik diffundieren. Drogen, Alkohol, diese Geschichten. Es gibt ja dieses längst überholte Klischee von Sex, Drugs and Rock’n’Roll. Rock’n’Roll is fine, Sex is fine, Drogen nein. Das ist eigentlich das Einzige. Und den Rest muss jeder für sich selbst herausfinden. Es gibt Leute, denen fällt das in den Schoß und sie müssen nicht viel ackern. Es gibt andere, Langstreckenläufer, die gehen auf eine lange Distanz und machen kleine Schritte. 
bonedo:  Wird es zum neuen Album wieder eine Tour geben?
Peter Maffay: Ja, 2015. Sie wird einmal mehr hier in Hamburg beginnen, das ist gut so!

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