Oberheim OB-X & OB-Xa – Soft-Synths im Vergleich

PRAXIS – Oberheim OB-X(a) im Vergleich

Oszillatoren und FilterSind bereits beim Basisklang Unterschiede zu hören? Das finden wir heraus, indem wir jeweils mit dem jeweiligen Init-Sound beginnen sowie die Oszillatoren und Filter bearbeiten. Keine Sorge, wir wollen es nicht übertreiben, einige wenige Fallbeispiele genügen bereits, um einen Eindruck vom Grundsound der Synthesizer zu bekommen.

Bei Arturia und Synapse Audio ist ein solcher neutraler Ausgangspunkt schnell zu bekommen. Bei den anderen Synths ist die gesamte Sound-Srogrammierung etwas mühseliger, was nicht an zuvielen Parametern, sondern an der Oberfläche (GUI) liegt.

Wir spielen das „Sound Init“ der Reihe nach an. Dies ist der neutrale Startpunkt für routinierte Soundprogrammierer. Es ist ein Patch, das aus einem Sägezahn-Oszillator besteht und den rohen Klang ungefiltert passieren lässt. Die Oktavlage ist bei DiscoDSP anders und auch ansonsten fällt auf, dass schon bei einem Oszillator feine klangliche Unterschiede zwischen den Plug-ins zu beobachten sind.

Audio Samples
0:00
01 DiscoDSP OB-Xd „Init Saw“ 02 Synpase Audio Obsession „Init Saw“ 03 Sonicprojects OP-X PRO-II „Init Saw“ 04 Arturia OB-Xa V „Init Saw“

Noch deutlicher werden die Unterschiede, wenn wir jetzt mit dem für Oberheim typischen 12dB-Tiefpass-Filter (2Pol) ansetzen und auch etwas an der Filterresonanz drehen. Bis auf den OP-X PRO-II (hier kamen Midi-Controller zum Einsatz) sind alle Instrumente in Logic pro X automatisierbar. Höre dir die nächsten vier Klangbeispiele einmal in aller Ruhe an. Ohne den Freeware-Synth von DiscoDSP zu kritisieren, klingt der OB-Xd offensichtlich am wenigsten analog (das „d“ im Produktnamen steht sowieso für digital).

Audio Samples
0:00
05 DiscoDSP OB-Xd Filterfrequenz und Resonanz 06 Obsession Filterfrequenz und Resonanz 07 Sonicprojects OP-X PRO-II Filterfrequenz und Resonanz 08 Arturia OB-Xa V Filterfrequenz und Resonanz

Einzelne Patches

Wie klingen nun die Factory Patches der vier OB-X Emulationen in den beliebten Klangsparten? Ich habe spontan Klänge unter den mitgelieferten Presets ausgewählt, die mir gefallen und den Synth durchaus repräsentieren können, und jeden einzelnen Sound individuell und live angespielt. Insgesamt sind es 64 Presets (vier Synths in vier Kategorien mit jeweils vier Sounds), die demonstriert werden und einen Eindruck von den klanglichen Eigenschaften der vier Synthesizer geben. 

Die Suche nach passenden Presets gestaltet sich mit dem praktischen Browser des Arturia OB-Xa V einfach.

Kategorie Pad

Als polyfoner Analog-Synthesizer mit bis zu acht Stimmen ist der OB-Xa sehr gefragt für Flächen. Der OB-Xd kann sich sogar ohne Chorus, Reverb oder andere Effekte hören lassen. Bei Obsession habe ich bewusst auch Presets verwendet, die aus zwei Layer bestehen – das ist der einzige Kandidat in dieser Runde, der zwei Sounds schichten oder auch Keyboard Split anlegen kann wie das Original!

Nicht wundern, wenn es beim OP-X PRO-II nach Foreigner oder Nena klingt – die „Famous“-Bank von Sonicprojects muss natürlich demonstriert werden. Bei den Flächen kann man sich beim Arturia OB-Xa V in Richtung Ambient / Soundtrack treiben lassen – eine seiner Stärken.

Audio Samples
0:00
09 DiscoDSPOB-Xd Pad 10 Synapse Audio Obsession Pad 11 Sonicprojects OP-X PRO-II Pad 12 Arturia OB-Xa V Pad

Kategorie Bass

Nicht nur der Minimoog, auch Tom Oberheims Synthesizer sind für den Bass-Part willkommen. Ein frühes prominentes Beispiel ist das Bass-Thema des Fusion-Klassikers (Birdland) von Joe Zawinul, das aber offenbar aus dem Oberheim Four-Voice stammt. Alle vier Software-Synthesizer machen auf ihre Weise einen guten Job. Einen klaren Favoriten könnte ich nicht nennen, wobei ich für einen Retro-Synthbass den OP-X PRO-II und für moderne Elektronik den Arturia-Synth wählen würde.

Audio Samples
0:00
13 DiscoDSP OB-Xd Bass 14 Synapse Audio Obsession Bass 15 Sonicprojects OP-X PRO-II Bass 16 Arturia OB-Xa V Bass

Kategorie Brass

Neben den Pads sind es die warmen, satten und prägnanten Bläser, die viele Keyboarder bei den Oberheim-Synths schätzen. Auch wenn es kein klassischer Brass-Sound ist, darf als Referenz der „Jump-Sound“ nicht fehlen bei den Audio-Demos. Kraftstrotzend und lebendig klingt es bei Synapse Audio Obsession, ebenso stark ist OP-X PRO-II von Sonicprojects.

Audio Samples
0:00
17 DiscoDSP OB-Xd Brass 18 Synpase Audio Obsession Brass 19 Sonicprojects OP-X PRO-II Brass 20 Arturia OB-Xa V Brass

Kategorie Lead

Der Oszillator-Sync-Sound und andere Lead-Synthklänge beschäftigen uns beim nächsten Hörvergleich. Wie bisher klingen Arturia und Synapse Audio einen Tick moderner. Außerdem haben sie einen Vorsprung dank ihrer klanglich überzeugenden Effektsektion. Bei allen Synthesizern lassen sich in der Library viele und verschiedene Typen für einstimmige Soloparts finden. Es wäre schade, sich auf konstruierte A/B-Vergleiche mit Oszillator/Filter/LFO-Einstellungen auszuruhen.

Audio Samples
0:00
21 DiscoDSP OB-Xd Lead 22 Synapse Audio Obsession Lead 23 Sonicprojects OP-X PRO-II Lead 24 Arturia OB-Xa Lead

Song-Arrangment Wie schlagen sich die Oberheim-Emulationen beim Produzieren? Um dies herauszufinden, öffnen wir jeweils drei Instanzen mit den Sounds (Bass, Pad, Lead bzw. Arpeggiator-Sound) für ein Song-Arrangement. Die zusätzliche Spur mit Drums kommt selbstverständlich nicht von der Oberheim-Emulation, sondern aus dem Sampler. In der täglichen Praxis ist ein solches Szenario eher unwahrscheinlich, wir wollen aber ausschließlich Klänge eines virtuellen OB-X vergleichen. 

Für die Demo-Songs sind drei Midi-Spuren mit Bass, Pad und Lead/Arp plus Drums in Apple Logic Pro X arrangiert worden.

Anhand von zwei einfachen Song-Layouts in unterschiedlichen Tempi (90 und 120 bpm) mit jeweils viertaktigem Basisschema testen wir erneut die Qualitäten. Verwendet werden ausschließlich Presets, die teilweise minimal abgewandelt wurden: Filterfrequenz, Hüllkurve (Attack) und Oktavlage. Nur rund fünf Minuten haben die Anpassungen gedauert.

Das Arrangement mit 90 bpm

Allgemeiner Eindruck: Arturia spielt qualitativ nicht weit oben, was man angesichts des stolzen Preises erwarten könnte. Auch ohne On-Board-Effekte liefert DiscoDSP gute Sounds, die Substanz haben. Wärme und Vintage-Charakter vermittet Sonicprojects. Einen schönen Crossover zwischen Retro und Moderne gibt es bei Synapse Audio zu hören – Obsession punktet klanglich mit Synth- und Effektausstattung.

Audio Samples
0:00
25 Demo-Arrangement 90bpm DiscoDSP OB-Xd 26 Demo-Arrangement 90bpm Synapse Audio Obsession 27 Demo-Arrangement 90bpm SonicProjects OP-X PRO-II 28 Demo-Arrangement 90bpm Arturia OB-Xa V

Das Arrangement mit 120 bpm 

Gesamtbild: Gute und vor allem moderne Sounds sind bei Arturia schnell zu finden – auch dank des Browsers. Bei DiscoDSP musste auf die Schnelle ein MIDI-FX-Plugin von Logic helfen, denn ein Arpeggiator gibt es nicht beim OB-Xd. Das trifft ebenso auf Obsession von Synapse Audio, bei dem man aber für rhythmische Sounds auf den Step-LFO zurückgreifen kann. Der OP-X PRO-II von Sonicprojects ist zwar nicht trendy, aber bei den klassischen Oberheim-Sounds überzeugt er voll und ganz. 

Die umfangreichste Effektsektion findet sich sich bei Arturia mit drei Effektblöcken mit jeweils neun FX-Typen zur Auswahl.
Audio Samples
0:00
29 Demo-Arrangement 120bpm DiscoDSP OB-Xd 30 Demo-Arrangement 120bpm Synapse Audio Obsession 31 Demo-Arrangement 120bpm SonicProjects OP-X PRO-II 32 Demo-Arrangement 120bpm Arturia OB-Xa V

Extras, Extras, Extras

Alles Retro? Keineswegs, vor allem Arturia und Synapse Audio haben ihre Synthesizer mit einigen sinnvollen Extras ausgestattet, die man bei einem originalen Oberheim-Synthesizer nicht bekommt. Damit lassen sich selber innovativere Klänge entwickeln, die eigentlich kaum noch an einen OB-X erinnern. Beim ausgiebigen Sounddesign mit beiden Software-Synths konnte ich wirklich keine Langweile verspüren – im Gegenteil!

Die folgenden Beispiele deuten an, was man aus dem Arturia OB-Xa V und dem Obsession Synpase Audio noch heraus kitzeln kann, wenn es wirklich etwas aktueller klingen darf. Moderne Sounds mit dem Arturia OB-Xa V Der Arturia OB-Xa V beherrscht die rhythmische Modulation sehr gut. Bei ersten Audiobeispiel wirkt eine Modulationslinie auf das Arpeggiator-Tempo. Zudem wird der Reverb-Anteil per Modulationsrad gesteuert. Rhythmisch modulierbar ist aber auch die gute und umfangreiche Effektsektion des OB-Xa V.

Im zweiten Audiobeispiel bzw. dem Arpeggiator-Sound sorgt vor allem der BitCrusher für Schmutz. Spätestens beim dritten Beispiel wird klar, dass Arturia viele neue Möglichkeiten einräumt. Technoide Phrasen lassen sich sehr einfach konstruieren, hier mit Crossmodulation der Oszillatoren.

Der Arturia OB-Xa V animiert zum rhythmischen Modulieren sowie dem Kreieren von dynamischen Arpeggiator-Sounds.
Audio Samples
0:00
33 Arturia OB-Xa Special: Arpeggiator-Sound mit moduliertem Arp-Tempo 34 Arturia OB-Xa Special: Arpeggiator-Sound mit BitCrusher-Effekt 35 Arturia OB-Xa Special: Modulativer Arpeggiator-Sound mit Xmod-Feature

Moderne Sounds mit dem Synapse Audio Obsession 

Beide LFOs und die Effekte sind die Sweet Spots fürs kreative Design mit Obsession im ersten Beispiel. Das Dry/Wet-Verhältnis beim Chorus-Effekt wird rhythmisch mit dem Step-LFO (Zackenmuster) moduliert. Zudem besteht dieses Preset aus zwei Layer (Dual-Mode). Der Shimmer-Reverb von Obsession macht sich beispielsweise gut für Themen und andere einstimmige Parts (auch Unisono). Bei diesem cinematischen „Big Theme“ im zweiten Beispiel wirkt er wie ein tragendes Element. Rhythmische Compings per Step-LFO, der auf die Filterfrequenz einwirkt, sind bei Obsession leicht zu erstellen – zu hören im dritten Beispiel.

Zwei Step-LFO lassen sich bei Obsession sehr vielseitig verwenden, so auch zur rhythmischen Modulation von Effektparametern.
Audio Samples
0:00
36 SynapseAudio Obession Special: Step-LFO moduliert Chorus-Intensität 37 SynapseAudio Obession Special: Shimmer-Reverb 38 SynapseAudio Obession Special: Rhythmisches Comping per LFO
Kommentieren
Profilbild von Martin K.

Martin K. sagt:

#1 - 06.01.2022 um 05:29 Uhr

0

Hallo, schöner Test, aber die Sound-Beispiele 10 und 37 sind nur jeweils 1 Sekunde lang.

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #1.1 - 10.01.2022 um 02:51 Uhr

    0

    Oha – danke dir für den Hinweis Martin! Gleich mal schauen, was da wieder los war/ist :-) LG; Felix

    Antwort auf #1 von Martin K.

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von OBERHEIM-OPA

OBERHEIM-OPA sagt:

#2 - 01.08.2022 um 18:33 Uhr

0

HI OBXa OB8 FREUNDE -ICH HATTE DAS GLÜCK OBXa und OB8 VOR MIR ZUHABEN -ALLSO KEINE PHANTASIE TEST WAHRHEITEN BEIDE WAREN & SIND GLEICH FETT -GLEICHE CHIPS CEM 3310-20-40-60- ABER ICH VERMISSTE DANN BEIM OBXa GEGENÜBER OB8 DIE WICHTIGE SECOND-PAGE ZWEITE BEDIEN-OBERFLÄCHE--DANN DEN ARPEGGIATOR --DANN DIE 8 BALANCE-REGLER ZWISCHEN UPPER-LOWER OUTPUTS- DANN KANN OBXa NUR MAX EINE OSC WELLE ANWÄHLEN--JA DA SAG ICH DOCH NEEEEEE - UND BLEIB DEM OB8 WEITER TREU NUR- meine analog musik life bei www.musivox.de.to dankeschön... FÜR MEHR MODULATIONS-ROUTINGS -

Profilbild von Round Robin

Round Robin sagt:

#3 - 16.08.2023 um 23:04 Uhr

0

Vielen Dank für den "Vergleichstest" der eigentlich keiner ist. Ich erwarte von so einem Test, dass man für die unterschiedlichen Demos eigene Sounds macht und nicht einfach ungefähre Presets raussucht. Nur so kann das Klangverhalten unterschieden werden. Aber so ist er wertlos wie ein Vergleich mit Äpfel und Birnen.

    Profilbild von Matthias Sauer

    Matthias Sauer sagt:

    #3.1 - 18.08.2023 um 15:53 Uhr

    0

    Danke für Feedback! 👍 Selbst die Originale klingen mit ihrem analogen Innenleben nicht immer gleich, daher sollte dieses Feature kein 1:1 Vergleich des Basisklangs mit VCO und VCF werden. Vielmehr soll vermittelt werden, dass die Emulationen durch zusätzliche Features wie vor allem FX und Presets bestimmte User-Typen ansprechen. Wer den wahren Oberheim möchte, holt sich eh den entsprechenden Hardware-Synth. 😅

    Antwort auf #3 von Round Robin

    Antworten Melden Empfehlen
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.