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Novation Bass Station II Workshop Soundprogrammierung

Die Novation Bass Station II war definitiv eines der Synthesizer-Highlights 2013. In diesem Workshop widmen wir uns der Soundprogrammierung mit diesem monophonen, analogen Prachtstück, wobei der Fokus dieses Mal auf synthetischen Drum- und Percussionsounds liegen soll.

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Aufgrund des fetten und direkten Grundsounds inklusive Rauschgenerator, analogem Overdrive und Distortion eignet sich die Bass Station II nämlich ausgezeichnet für derartige Sounds.
Die Synthese-spezifischen Eckdaten der Bass Station II lauten wie folgt:

  • Zwei Oszillatoren (Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck mit variabler Pulsbreite) 
  • Suboszillator (Sinus, Rechteck, Rechteck mit schmaler Pulsbreite)
  • Ringmodulator (Osc 1/2)
  • Rauschgenerator (White Noise)
  • Ein variables Filtermodul: Classic (12dB/24dB, LP, BP, HP) oder Acid (12dB, LP) 
  • Amp Envelope
  • Mod Envelope (Filter, Osc)
  • LFO 1 (Osc)
  • LFO 2 (Filter, Pulsbreite)
  • Overdrive (Pre Filter)
  • Distortion
  • Osc Filter Mod (Filtermodulation durch Osc 2)

Bevor wir uns nun auf einzelne Sounds konzentrieren, hören wir uns ein kleines Beat-Arrangement an, in dem ausschliesslich die für diesen Workshop erstellten Soundprogramme verwendet werden, wenn auch teilweise in leicht modifizierter Form. Da die Bass Station II kein multitimbraler Klangerzeuger ist, habe ich die Sounds in meiner DAW gelayert, wobei auf einigen Spuren ein UAD Neve Channelstrip zum Einsatz kommt, sowie eine Prise Hall, hauptsächlich auf dem Leadsound. Alle übrigen Soundbeispiele in diesem Workshop sind hingegen Bass Station II pur, das heißt, keine weiteren klangverändernden Effekte kommen zum Einsatz.

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Bass Station II Beat

Die für diesen Workshop erstellten Soundprogramme können anhand der Daten in unseren Soundsheet-PDFs manuell nachprogrammiert werden (Download unten). Alternativ stellen wir die Soundprogramme als SysEx-Dateien zum Download bereit, die sich mit einem der vielen kostenlosen SysEx-Utility-Programme (z.B. SysEx Librarian für Mac, MIDIOX für Windows) auf den Synth übertragen lassen. Für diejenigen, die keine Bass Station II besitzen, stellen wir eine Auswahl der Soundprogramme als Audiofiles zur Verwendung in Samplern zur Verfügung (Download am Ende des Workshops).
Da bisher kein „offizieller“ Editor für die Bass Station II existiert, dienen in erster Linie die Soundsheet-PDFs als ausführliches Anschauungsmaterial, wobei ich je Soundprogramm auf Besonderheiten und erwähnenswerte Parameter zusätzlich eingehen werde. Hier noch ein paar allgemeine Anmerkungen zum Soundsheet, bevor wir uns den einzelnen Soundprogrammen zuwenden:
Als Basis aller hier aufgeführten Sounds dient der sogenannte „Init Sound“, welcher werksseitig die Speicherplätze 64 bis 127 belegt. Die Init Sound-Parameter findet Ihr in der linken Spalte der Soundsheets. Parameter, welche offensichtlich keine Relevanz für das Soundprogramm besitzen, habe ich mit „xxx“ gekennzeichnet, wie beispielsweise LFO-Einstellungen, wenn im Programm überhaupt keine Modulation per LFO vorliegt. Dieses dient der Übersicht sowie dem Verständnis der Soundprogrammierungen. 
Bevor wir loslegen, druckt Ihr Euch also am besten die Soundsheets aus, damit Ihr selbst mitschrauben könnt. Hier könnt Ihr sie herunterladen:

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BASSDRUM

Ein charakteristisches Merkmal von Drum- und Percussion-Sounds ist eine „perkussive“ Amp-Hüllkurve mit tendenziell minimalem Attack und Sustain sowie knackiger Decay- und Releasezeit, zu sehen auf dem nächsten Bild. Crash- bzw. Ride-ähnliche Sounds sowie lang ausklingende Sub-Bassdrums können hier eine Ausnahme bilden. Gleich drei Soundprogramme der Kategorie Bassdrum haben wir im Angebot! Beginnen wir mit einem simplen und gleichzeitig interessanten Beispiel, einer tonalen Sub-Bassdrum.

Typische Amp Env-Einstellung für perkussive Sounds
Typische Amp Env-Einstellung für perkussive Sounds

BD Sub
In diesem Soundprogramm können sich alle Oszillatoren, Rauschgeneratoren und Konsorten entspannt zurücklehnen, da sie nicht benötigt werden. Wie das? Die Selbstoszillation bei maximaler Resonanz des Classic-Filters (24dB, LP) sorgt ganz alleine für den guten Ton. Bei einem Cutoff-Wert von etwa 45 ist die Sub-Bass in einem korrekten Tuning und musikalisch gut einsetzbar, wobei Amp Envelope und Distortion je nach Geschmack anpassbar sind. Entscheidend für den Attack ist die schnelle Filtermodulation per Mod Env, die aufgrund der maximalen Resonanz die Funktion eine typischen Pitch-Hüllkurve einnimmt.

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BD Sub

BD Attack / BD Dist
Diese beiden Bassdrum-Programme sind sich nicht unähnlich und unterscheiden sich in erster Linie in ihren (Acid-)Filter- und Distortion-Einstellungen. Erwähnenswert ist der jeweilige Einsatz des Suboszillators (Sinus) anstatt der Sinuswelle von Osc1, was klanglich (bei angepasster Oktavlage) allerdings überhaupt keinen Unterschied macht. Der Hintergrund war, dass ich mir Osc1 und Osc2 für Spielereien mit dem Ringmodulator freihalten wollte, was letztendlich aber nicht zum Einsatz kam. Der fest an Osc1 gekoppelte Suboszillator folgt der Modulation des (nicht hörbaren) Osc1 per Mod Env, was wiederum für den typischen Attack sorgt. Im Soundprogramm „BD Dist“ wird dies durch eine zusätzliche Filtermodulation der Mod Env sowie den Einsatz des Rauschgenerators unterstützt. Im Gegensatz zum Programm „BD Sub“ habe ich in beiden Soundprogrammen innerhalb der Klaviatur-Funktionen („Function“) das Modulationsrad an die Filterfrequenz gekoppelt und sinnvollerweise die voreingestellte Modulation der Tonhöhe durch LFO 1 deaktiviert.

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BD Attack / BD Dist
Für analoge Drums gut zu gebrauchen: Novation Bass Station II
Für analoge Drums gut zu gebrauchen: Novation Bass Station II

SNARE / CLAP

Snare
Im Soundprogramm „Snare“ kommt neben dem Rauschgenerator, welcher den Snare-Teppich simuliert, wiederum der Suboszillator (Sinus) zum Einsatz, um für den nötigen „Bauch“ zu sorgen. Wie bei den Bassdrums wird auch hier der Oszillator, also die Tonhöhe, von der Mod Env moduliert, um für das charakteristische Herunterfallen des Tons zu sorgen. In diesem Fall klingt es schon fast nach synthetischen Toms und könnte bei Bedarf entschärft werden. Zusätzlich zur Möglichkeit der Filtermodulation per Modulationsrad, habe ich in den Klaviatur-Funktionen die Velocity-Empfindlichkeit der Amp- und Mod-Hüllkurve erhöht, um ein lebendigeres Spielen des Snaresounds zu ermöglichen.

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Snare

Snare short
Basierend auf dem Soundprogramm „Snare“ klingt dieser Snare-Sound durch noch kürzere Hüllkurveneinstellungen und ein zusätzliche Filtermodulation per Mod Env noch etwas knackiger.

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Snare short

Clap
Bei diesem Clap-ähnlichen Sound kommt ausschliesslich der von einem Bandpass (Classic, 12dB) gefilterte Rauschgenerator zum Einsatz. Durch eine negative Filtermodulation per Mod Env wird eine gewisse Clap-Charakteristik erzielt.

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Clap

TOMS

Toms A
Dieses an die Titelmusik von Miami Vice erinnernde Soundprogramm steht in enger Verwandtschaft zu den bereits vorgestellten Snare-Programmen. Der Hauptunterschied ist eine plakativere Tonhöhenmodulation durch die Mod Envelope sowie deren stärkeren Einfluss auf das Filter, dessen Filterfrequenz im Vergleich zu den Snare-Programmen merklich verringert wurde.

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Toms A

Toms B
Gegenüber dem vorherigen Soundprogramm wurde hier die Zeit noch einmal um gut zehn Jahre zurückgedreht, dennoch sind derartige synthetische Disco Toms einfach nicht tot zu kriegen. Oszillator-seitig kommen Osc1 und Suboszillator zum Einsatz. Wieder werden die Tonhöhe sowie das auffällig resonierende 24dB-Hochpassfilter von der Modulations-Hüllkurve beeinflusst.

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Toms B
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CYMBALS / HIHAT

Zu dieser Soundkategorie zählen Crash und Ride sowie Hihats in offener und geschlossener Variante. Diese Sounds lassen sich leicht mit Hochpass-gefiltertem Weißen Rauschen und einer dem Instrument entsprechenden Lautstärken-Hüllkurve programmieren. 
Crash / Ride
Ob es sich nun um ein synthetisches Crash- oder Ridebecken handelt, unterscheidet man am besten daran, wie filigran oder plakativ sich der Sound in das restliche Klangbild einfügt. Dies wird in diesem Fall maßgeblich von der Eckfrequenz des Hochpassfilters beeinflusst, welche ich aus diesem Grund innerhalb der Klaviaturfunktionen dem Modulationsrad zugewiesen habe. So kann man den Sound im Einzelfall für die Verwendung als Crash oder Ride anpassen. Eine dezente Modulation der Filterfrequenz per Mod Env sorgt für eine Akzentuierung des Attack.

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Crash / Ride

BPM Crash
Diese Abwandlung des synthetischen Crash-Sounds bewegt sich schon im Grenzbereich zu Effektsounds, übernimmt in modernen Musikstilen aber immer wieder die musikalische Funktion des Crashbeckens oder sogar einer Hihat. Im Grunde handelt es sich um Weißes Rauschen, dessen Hochpassfilter von dem BPM-synchronisierten LFO 2 moduliert wird. Entscheidend sind die „LFO 2 depth“-Zuweisung im Filter sowie die per Klaviaturfunktion aktivierte BPM-Synchronisierung von LFO 2, die über den Temporegler des (inaktiven) Arpeggiators eine komfortable Anpassung des Effekts an das Songtempo ermöglicht.

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BPM Crash

Hihats / Shaker
Hier entscheidet die Lautstärkenhüllkurve nach den folgenden Faustformeln, welche Klänge erzeugt werden:

  • Minimale Werte für Attack, Sustain und Release sowie kurze Decay-Zeit = Closed Hihat
  • Erhöhung von Decay und ggf. Sustain und Release = Open Hihat
  • Erhöhung der Attack-Zeit = Shaker/Maracas

Die Frequenz des Hochpassfilters entscheidet wieder einmal darüber, wie filigran oder druckvoll der Sound ist, dementsprechend habe ich die Filterfrequenz dem Modulationsrad zugewiesen, um den Sound flexibel anpassen zu können.

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Hihats / Shaker
Die Bass Station II ist nicht nur wegen der flexiblen Filter gut für Drums geeignet
Die Bass Station II ist nicht nur wegen der flexiblen Filter gut für Drums geeignet

PERCUSSION

Cowbell
Mit dem folgenden Soundprogramm habe ich versucht, einen entfernt an die berühmt-berüchtigte TR 808-Cowbell erinnernden Sound nachzubilden. Als Basis des Sounds dienen zwei Dreieckwellen der beiden Oszillatoren, wobei Osc 2 um eine Septime höher gestimmt ist. Außerdem sorgt ein dezentes, gegeneinander verstimmtes Finetuning beider Oszillatoren für eine artgerechte tonale Schwebung. Neben der auf perkussiv getrimmten Lautstärkenhüllkurve sorgen eine Hüllkurvenmodulation des Filters sowie der marginal vernehmbare Rauschgenerator für den entsprechenden Attack des perkussiven Sounds.

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Cowbell

Noise Lead
Diesen perkussiven Leadsound, der quasi als Zufallsprodukt während der Erstellung der Drumsounds zu diesem Workshop entstanden ist, möchte ich Euch nicht vorenthalten. Wieder einmal können die Oszillatoren pausieren, da wir uns des selbstoszillierenden Filters samt (fixem) Keyboardtracking bedienen. Über die Filterfrequenz muss der Sound zunächst gestimmt werden, wobei ich mir vorstellen könnte, dass es ggf. Bauteil-bedingte Schwankungen zwischen verschiedenen Bass Station II-Exemplaren gebe könnte. Bei einer Filterfrequenz (24dB/HP) von 121 jedenfalls ist meine BS II exakt gestimmt und musikalisch über die Tastatur spielbar. Der Einsatz des Rauschgenerators prägt den Sound maßgeblich, Overdrive und Distortion sorgen für zusätzlichen Punch und Schmutz. Da wir es hier nicht mit den eigentlichen Oszillatoren zu tun haben, hat das Pitchwheel kein Auswirkung auf die Tonhöhe, mit einem kleinen Trick kann man sich aber behelfen: Innerhalb der Klaviatur-Funktionen habe ich Filtermodulationen dem Modulationsrad (-2) und Aftertouch (+2) zugewiesen, worüber sich ein Pitchbending-Effekt steuern lässt. 

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Noise Lead

FAZIT

Wie man sieht, hat die Novation Bass Station II auch abseits toller Bass- und Leadsounds einiges zu bieten und ich hoffe, dass Ihr die hier angebotenen Sounds als Basis für Eure eigene Soundprogrammierungen verwenden könnt. Außerdem würde ich mich in den Kommentaren über Anregungen und Tips von Eurer Seite freuen, schliesslich bin auch ich ein „BS2“-User, der mit Sicherheit noch nicht alle Facetten dieses tollen Synthesizers entdeckt hat.
Zum Abschluss gibt es hier noch einmal die Soundsheets als PDF-Dateien zum Download:

Die SYX-Files zum Laden in die Bass Station II könnt Ihr Euch unter dem folgenden Link herunterladen:

Und für alle, die (noch) keine Bass Station II besitzen, gibt es hier eine Auswahl der Sounds als 24bit-Samples zum Download.

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Profilbild von fLOLA

fLOLA sagt:

#1 - 06.11.2022 um 23:13 Uhr

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kÖNNT iHR DIE SOUNDSHEETS WIEDER HOCHLADEN?

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