Ernie Ball Music Man Stingray Neck Through Test

Ernie Ball Music Man-Bässe gelten seit ihrer Geburt in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre als Schraubhals-Klassiker. Das konnte man bislang als solides Statement betrachten, als unbeirrbare Philosophie, als Credo für den Schraubhals und dessen liebgewonnene Eigenschaften. Allerdings wird es nun an der Zeit, die Geschichtsbücher zu korrigieren, denn Ernie Ball Music Man rückt erstmals vom einst selbst auserkorenen Kurs ab und präsentiert den Stingray als neue Option für die breite Fangemeinde mit einem durchgehenden Hals. Wie sich die Zeiten doch ändern!

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Die Philosophien über die jeweiligen Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Halsbefestigungsvarianten “geschraubt”, “geleimt” oder “durchgehend” wurden über Jahrzehnte hinweg in der Bass Community mitunter heiß diskutiert. Mittlerweile haben sich die Seelen beruhigt und es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass jede Form der Halsbefestigung ihre Daseinsberechtigung hat und man generell nicht von “besser” oder “schlechter” sprechen kann. Viel entscheidender als die Art der Befestigung sind die Qualität der Verarbeitung sowie die verwendeten Komponenten.
Durchgehenden Hälsen schreibt man ja insbesondere die Eigenschaften eines hervorragenden Sustainverhaltens und guter klanglicher Ausgewogenheit zu. Des Weiteren gestatten sie konstruktionstechnisch einen galanteren, “fließenden” Übergang im Bereich zwischen Hals und Korpus – und daraus resultierend eine bequemere Bespielbarkeit in den oberen Lagen. Da wollen wir doch mal sehen, inwiefern diese Attribute auch auf den neuen Ernie Ball Music Man Stingray zutreffen.

Details

Standardgemäß wird der Ernie Ball Music Man Stingray 4 Neck Through im Hartschalenkoffer ausgeliefert. Das Case ist ausgeschlagen mit einer passgenauern mit schwarzem Plüsch überzogenen Einlage, in der das Schätzchen sicheren Halt findet. Vier Schnappverschlüsse, von denen einer abschließbar ist, halten den Kofferdeckel während der Lagerung und des Transportes verschlossen.
Der Testbass besitzt eine sehr aparte Lackierung, die sich “Pacific Blue Burst” nennt. Das ist eine transparente dunkelblaue Färbung, die zu den Rändern von Korpus, Halsrückseite und Kopfplatte in ein sattes Schwarz übergeht. Wie die Beschreibung der Lackierung bereits vermuten lässt, ist sowohl die Halsrückseite als auch die Kopfplatte mit der gleichen Farbvariante durchlackiert. Das wirkt auf Anhieb schon mal absolut hochwertig!

Fotostrecke: 3 Bilder Wie jedes Instrument aus dem Hause Ernie Ball Music Man …

Nimmt man den Bass aus dem Koffer – der klassische Griff führt hierbei direkt zum Hals-/Korpusansatz – kann man sofort das sehr angenehme Shaping fühlen, das sich in diesem Bereich angesichts des durchgehenden Halses ergibt. Der Korpus ist mit schmeichelnden Abrundungen und Verjüngungen versehen, die den Bass komfortabel am Körper des Spielers hängen lassen.
Rückseitig betrachtet erkennt man durch die transparente Lackierung die schöne Maserung des dreiteiligen durchgehenden Ahornhalses und der seitlichen Korpusteile aus Erle. Die Basis des Ahornhalses im Korpusbereich ist sehr breit und großzügig gehalten. Speziell die beiden Flankenteile, welche den Kernteil des laminierten Halses einrahmen, sind zusammen genommen doppelt so breit wie der eigentliche Hals. An Material wurde hier also keinesfalls gespart!

Fotostrecke: 5 Bilder Alles so, wie man es kennt? Auf den ersten Blick wirkt der Bass klassisch und altbekannt.

Das Palisandergriffbrett mit seinen 21 Bünden besitzt frontseitig große und seitlich kleine weiße Dots zur Orientierung.
Die Stellschraube für die Halsschiene ist, wie bei allen modernen Ernie Ball Music Man-Bässen, korpusseitig zu erreichen und ganz einfach mit einem dünnen Metallstift oder Schraubenzieher zu justieren – ein wirklich unkompliziertes System, das ohne jegliches Spezialwerkzeug auskommt. Das versteht man unter echter Servicefreundlichkeit!
Ansonsten unterscheidet sich der Ernie Ball Music Man Stingray 4 Neck Through mit Ausnahme des durchgehenden Halses nicht wesentlich von den bisher bekannten Modellen: Die Kopfplatte präsentiert sich in ihrer bekannten Form und der üblichen 3:1-Mechanikanordnung und Schaller BM-Mechaniken mit konisch verlaufenden Wickelachsen. Der Sattel ist ein Ernie Ball Music Man Compensated Nut, eine firmeneigene Erfindung, die dafür sorgen soll, dass die Intonation des Instrumentes bei der Kombination von gegriffenen Tönen mit simultan klingenden Leersaiten und Flageolets korrigiert wird.

Fotostrecke: 6 Bilder Ein schickes Palisandergriffbrett mit Dots und 21 Bünden.

Die Bridge ist ebenfalls ein Ernie Ball Music Man-Klassiker: eine einfache 2D-Winkelblechbrücke mit Fädelführung und runden einfach gekerbten, zylinderförmigen Stegreiterchen, deren Bauweise seit Jahrzehnten gute Dienste leistet. Nicht spektakulär, aber millionenfach bewährt, unkompliziert und “quasi unkaputtbar”.
Ein schwarzes ovales Pickguard umrahmt zwei Tonabnehmer. Die vorliegende Ausführung des Stachelrochens verwendet einen typischen EBMM-Humbucker in Stegposition und einen Singlecoil-Tonabnehmer in Halsposition, kombiniert mit einem aktiven Dreiband-EQ. Weitere verfügbare Optionen für diese Bässe sind die einfache Humbuckerversion (H) und eine Doppel-Humbuckerversion (HH). Optional sind die Bässe auch mit einem Zweiband-EQ erhältlich.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein Traum in Chrom: die klassische EBMM-Brücke, allerdings ohne Vintage-Gummidämpfer.

Der einzige wirklich minimale optische Makel, den ich erkenne, ist die Tatsache, dass die E- und G-Saite nicht ganz mittig über die Polepiece-Magneten des Halstonabnehmers laufen. Vom Sound her kann man allerdings keinerlei Beeinträchtigungen wahrnehmen, da das Magnetfeld der Polepieces weit genug gestreut zu sein scheint. Das Phänomen ist übrigens bereits bekannt bei Ernie Ball Music Man-Bässen mit mehreren Tonabnehmern und rührt daher, dass alle Tonabnehmer quasi immer die gleiche “Spurweite” verwenden, während das Spacing der Saiten jedoch in Richtung Brücke breiter wird. Die Polepieces der MM-Tonabnehmer orientieren sich offensichtlich am maximalen Saitenspacing nahe der Bridge. Weiter vorne in Halsnähe ergeben die geringeren Saitenabstände vor allem bei den außen liegenden Magneten der Tonabnehmer das besagte leicht versetzte Maß. Wollte man das Phänomen beseitigen, müsste man entsprechend der zu verbauenden Positionen neu bemessene Tonabnehmergehäuse herstellen, was aber natürlich ein erhöhter Aufwand wäre und die Herstellung wahrscheinlich deutlich verteuern würde. Den optischen Makel durch verblendende Kappen zu verbergen würde wiederum den klassischen Look verändern, genau wie sogenannte eingegossene Soapbar-Tonabnehmer. Ich denke, daher man wird man mit diesem Umstand als Ernie Ball Music Man-User weiterhin leben müssen. Aber noch einmal: Tonal ergibt sich dadurch absolut kein Nachteil!

Fotostrecke: 3 Bilder Auch die Pickups werden im EBMM-Werk im kalifornischen San Luis Obispo hergestellt.

Neben den beiden sichtbaren Tonabnehmern verfügt der Bass übrigens zusätzlich noch über einen verborgenen Phantom-Tonabnehmer unterhalb des Pickguards, der für Freiheit von Nebengeräuschen bei Einstreuungen sorgt. Das ist relevant im Fall von Schaltungsvarianten, bei denen Einzelspulen verwendet werden – also entweder bei der Verwendung des halsseitigen Singlecoils oder einer einzelnen Spule des bridgeseitigen Humbuckers. Ein Fünffach-Wahlschalter stellt folgende Schaltungsvarianten der Pickups zur Auswahl:

  • Bridge-Humbucker: Schaltung als Humbucker mit Spulen 1 und 2, also die klassische Stingray-Variante.
  • Bridge-Humbucker als Singlecoil: Schaltung als Singlecoil, Spule 1 (bridgeseitig) und Phantom-Spule.
  • Bridge-Humbucker und Hals-Singlecoil: Spulen 1, 2 und 3 mitsamt der Phantom-Spule.
  • Bridge-Humbucker und Hals-Singlecoil: Humbucker-Spule 2 (halsseitig) und (Singlecoil-) Spule 3, zusammen als Humbucker geschaltet, daher ist hier keine Phantom-Spule notwendig.
  • Hals-Singlecoil: Schaltung nur mit Hals-Singlecoil (Spule 3) und der Phantom-Spule.

Die hieraus entstehenden Soundmöglichkeiten werden ergänzt von einer aktiven 9V-Dreiband- Elektronik mit Lautstärkeregler und den drei Reglern für Bässe, Mitten und Höhen. Die Batterie befindet sich in einem eigenen, ausklappbaren Schnellwechselfach auf der Korpusrückseite – vorbildlich räumlich getrennt vom mit einer schwarz eloxierten Metallplatte verdeckten E-Fach. Die drei EQ-Regler sind mit einer Mittelpositionsraste versehen. Alle Potis sitzen auf einer an die untere Korpuskurve angepassten und dort verschraubten Chromplatte. Die Klinkenbuchse hat man an der unteren Korpuszarge positioniert.
Ausgeliefert wird der ERNIE BALL Music Man Neck Through mit hauseigenen Ernie Ball Super Slinky-Saiten in den Stärken 45/65/80/100.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Schaltzentrale des Ernie Ball Music Man Stingray: der Dreiband-EQ mit dem Fünfweg-Schalter.

Praxis

Der Ernie Ball Music Man Stingray in der viersaitigen Ausführung zählt natürlich zu den absoluten Ikonen des Serien-Bassbaus. Unzählige Alben wurden mit diesen Bässen veredelt, und ebenso zahlreich sind die Tonstudios dieser Welt, in denen ein Stingray als fest installierter Studiobass steht – zur freien Verwendung derjenigen Bands, die sich dort eingemietet haben und die während ihrer kreativen Schaffensperiode nicht selten auf den klassischen Stingray-Sound zugreifen wollen.
Neben dem unvergleichbaren und ebenso unverwechselbaren Sound hat mich persönlich schon immer auch die Bespielbarkeit des viersaitigen Stingrays begeistert. Der schlanke und schmale Hals spielt dabei eine große Rolle, aber auch der ergonomisch gut konstruierte Korpus. Ich bin also positiv vorbelastet – ich gebe es unumwunden zu! Ebenso ist es aber auch kein Geheimnis, dass gerade solch langlebige Erscheinungen wie der Stingray hier und da polarisierende Gefühle wecken. Der eine Bassist mag ihn, der andere mag ihn nicht. C’est la vie! Dennoch versuche ich bei meinem Test, wie immer so neutral wie möglich zur Sache zu gehen.

Den Bass ausgepackt und direkt befingert, fühle ich mich umgehend wie Zuhause. Was ich bislang nicht von diesen Bässen kannte – woher auch? – ist der durchgehende Hals und das damit verbundene Spielgefühl. Und das ist wirklich noch einmal etwas ganz Anderes! Dort, wo man gewohnter Weise im oberen Register des Halses mit der Greifhand irgendwann an die typisch kantige Korpuszunge stößt, in dessen Lasche der Hals für gewöhnlich eingepasst und verschraubt wird, bietet der Testbass mit durchgehendem Hals einen sehr viel weicheren, sanft geschwungenen Übergang. Das gestaltet das Spiel im Bereich der oberen Bünde äußerst angenehm. Bis hin zum letzten 21. Bund greift es sich überaus bequem, und zwar nicht nur auf der G-Saite, sondern letztendlich tatsächlich auf allen Saiten. Davon abgesehen greift sich der Bass dort, wo man ihn normalerweise immer trägt oder hochhebt, nämlich unter dem Hals in der Aussparung des unteren Cutaways, geradezu “sexy”. Das Shaping im Übergangsbereich zum Korpus wirkt fließend und weich – ganz so, wie man es in der Automobilindustrie wohl mit dem Begriff “aerodynamisch” umschreiben würde!

Optisch und klanglich ein Knaller: der Ernie Ball Music Man Stingray Neck Through!
Optisch und klanglich ein Knaller: der Ernie Ball Music Man Stingray Neck Through!

Optisch und haptisch ist der Bass also für mich durchaus schon mal ein echter Gewinner. Eine Kleinigkeit fällt mir indessen bei der Halsbeschaffenheit auf. Während der Hals bzw. das Griffbrett zwischen dem ersten und zwölften Bund nahezu gerade ist, erkennt man eine deutliche konkave Höhlung oberhalb dieses Sektors. Im Idealfall sollte sich diese Halskrümmung jedoch über die volle Distanz fortsetzen und nicht nur in einem Teilbereich. Der Bass wurde werkseitig gut eingestellt und agiert schnarrfrei, allerdings hätte ich gerne noch eine minimal niedrigere Saitenlage ausprobiert, die dem tollen Sustainverhalten des Halses sicher abermals entgegengekommen wäre. Dies gelang mir nicht, denn sobald man die Halsstellschraube noch ein wenig mehr anzog, begann im Bereich zwischen dem ersten und dem vierten Bund verstärkt zu rasseln. Ein Anheben der Saitenlage mittels Stegreiter hätte das Ergebnis jedoch wieder hinfällig gemacht, also habe ich den Urzustand wieder hergestellt. Die voreingestellte Saitenlage und Halskrümmung des Testinstrumentes erweist sich also als machbares Optimum. Allerdings muss ich dem Stingray diesbezüglich wirklich ein sehr gutes Resonanzverhalten und ein bemerkenswert tolles Sustain attestieren – beides typische Eigenschaften eines durchgehenden Halses!

Gehen wir also ans Eingemachte: den Sound! Insgesamt offeriert unser Testbass ja die bereits beschriebenen fünf Schaltungsvarianten, die man in den folgenden Beispielen hören und vergleichen kann. In der ersten Einstellung präsentiert der Stingray seinen berühmten Signature-Sound. Hier hört man den Bridge-Humbucker und den EQ, bei dem alle drei Bänder minimal angehoben wurden. Im Vergleich zu allen anderen Schaltungen ist diese Einstellung die durchschlagkräftigste und lauteste. Alle anderen Schaltungen fallen vom Pegel etwas ab, allerdings nicht stark, so dass sich die Lautstärkeunterschiede zwischen den Schaltungen nicht problemlos beherrschen ließen. Die Singlecoil-Schaltung des Humbuckers, bei der die stegseitige Spule in Verbindung zur Dummy-Spule verwendet wird, entlockt dem Stingray einen leichten Touch eines Jazz-Bass-Charakters. Die beiden Schaltungen, bei denen beide Tonabnehmer kombiniert werden, also entweder Humbucker plus Singlecoil oder die Frontspule des Humbuckers zusammen mit dem Singlecoil, kreieren ein typisches Mittenloch, das sich als geradezu ideal für funkige Sounds herausstellt! Der Halstonabnehmer alleine ist dann die fünfte und letzte Schaltungsvariante, bei der der Sound deutlich basslastiger, aber keinesfalls mulmig wird. Hier sehe ich hervorragende Einsatzgebiete speziell mit dem Plektrum, aber natürlich auch mit anderen Spieltechniken.

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Fingerstyle; Schaltung 1, Humbucker Fingerstyle; Schaltung 2, stegseitige Spule des Humbuckers als Singlecoil Fingerstyle; Schaltung 3, beide Tonabnehmer zusammen Fingerstyle; Schaltung 4, Humbucker als Singlecoil mit Halsspule und Singlecoil-Halstonabnehmer (also zweimal Singlecoil kombiniert!) Fingerstyle; Schaltung 5, Halstonabnehmer (Singlecoil)

Noch deutlicher bilden sich die Soundunterschiede der Spulenkombinationen beim Slapstyle ab. Interessant klingen tatsächlich alle Varianten – sogar die, von denen man weniger einen adäquaten Slapsound erwarten würde, wie beispielsweise nur Spule 1 (die stegseitige Spule des Humbuckers) oder der isoliert geschaltete Halstonabnehmer. Insgesamt habe ich hier am internen Dreiband-EQ die Bässe und Höhen etwas angehoben und die Mitten leicht abgesenkt.

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Slapstyle; Schaltung 1, Humbucker Slapstyle; Schaltung 2, stegseitige Spule des Humbuckers als Singlecoil Slapstyle; Schaltung 3, beide Tonabnehmer zusammen Slapstyle; Schaltung 4, Humbucker als Singlecoil mit Halsspule und Singlecoil-Halstonabnehmer – (also zweimal Singlecoil kombiniert!) Slapstyle; Schaltung 5 (Hals-Singlecoil)

Wie gesagt empfinde ich den Sound des Singlecoils in der Halsposition sehr reizvoll für Plektrumsounds. Die Dreiband-Klangregelung liefert genau das, was man von einem Stingray-Sound erwartet. Dabei ist speziell der Mittenregler bei diesem Bass eine echte Bereicherung gegenüber den Möglichkeiten der klassischen Zweiband-Klangregelung, die natürlich nach wie vor ihre Berechtigung hat. Jedoch: gerade im Bezug auf die PU-Kombination in dem vorliegenden Modell bekommt man noch wesentlich mehr Facetten aus dem Instrument durch eine gezielte Dosierung der Mitten:

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Pickstyle; Schaltung 5, Halstonabnehmer (Singlecoil)
Der Ernie Ball Music Man Stingray wurde in seiner ursprünglichen Form von keinem Geringeren als Leo Fender ersonnen und 1976 am Markt eingeführt.
Der Ernie Ball Music Man Stingray wurde in seiner ursprünglichen Form von keinem Geringeren als Leo Fender ersonnen und 1976 am Markt eingeführt.

Man kann den Sound des Ernie Ball Music Man Stingray 4 Neck Through allerdings auch viel milder gestalten, wenn man die Höhen zurücknimmt. Wie man im nachfolgenden Beispiel im Bossa-Nova-Stil hören kann, entfaltet sich der Bass hier in einem sehr fülligen Soundgewand, mit viel Unterstützung im Grundtonbereich. Im Beispiel sind übrigens zwei Bässe zu hören: Während der Begleitbass den Humbucker verwendet, steht die Stegspule des Humbuckers der Melodie gut zu Gesicht.

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Fingerstyle, Bossa, Bass 1 > Humbucker, Bass 2 > Singlecoil hintere Humbuckerspule

Der letzte Test gilt dem Verhalten im komplexeren Playback. Auch hier lässt mich der Stingray nicht im Stich: Während der Begleitbass mittels Humbucker und voll hereingedrehten Bässen am internen EQ kräftig pumpt und schiebt, setzt eine Melodie ein, gespielt mit einer Art Flamencotechnik, die durch den Halstonabnehmer und weit aufgedrehten Höhen voll durchschlägt, ohne notwendigerweise laut sein zu müssen. Irre, dieser Bass ist wirklich äußerst vielseitig und klingt über den kompletten Spielbereich sehr ausgewogen!

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Fingerstyle; Bass 1 > Intro Stegspule Humbucker, danach Humbucker; Bass 2 Hals-Singlecoil plus Höhen

Fazit

Mit einem Stingray-Modell mit durchgehendem Hals bricht Ernie Ball Music Man erstmals mit seiner langen Schraubhals-Tradition – und das mit einem großen Erfolg! Ich empfinde den durchgehenden Hals neben den positiven Aspekten (wie verbesserter Bespielbarkeit und längeres Sustain) als wirklich spürbare Erweiterung der ohnehin schon reichhaltigen Soundmöglichkeiten. Dies wird insbesondere erzielt durch die Wahl der Tonabnehmerkombination mit dem Humbucker in der klassischen Stegposition und einem zusätzlichem Singlecoil in der Halsposition. Der im Testbass installierte aktive Dreiband-EQ wurde gut gewählt, denn gerade die hierdurch mögliche variable Steuerung des Mittenanteils entlockt dem MM-Neuling deutlich mehr klangliche Nuancen, als es der ansonsten sehr beliebte Zweiband-EQ jemals leisten könnte. Für mich wirklich ein toller Familienzuwachs aus dem Hause Ernie Ball Music Man!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • erstklassige Verarbeitung, tolle Optik
  • aktiver Dreiband-EQ mit Fünfweg-Schalter
  • zwei Tonabnehmer, Bridge-Humbucker, Hals-Singlecoil
  • typischer Stingray-Sound
  • sehr viele Soundmöglichkeiten durch gelungene Schaltungsvarianten/Spulenkombinationen
  • sehr hoher Spielkomfort aufgrund des durchgehenden Halses, speziell auch in den oberen Lagen und bis zum letzten Bund!
  • inklusive Hardshell-Koffer
  • Ernie Ball Music Man Compensated Nut (Sattel)
Contra
  • Hals des Testmodells verläuft in seiner Krümmung nicht absolut gleichmäßig über die gesamte Länge
Artikelbild
Ernie Ball Music Man Stingray Neck Through Test
Weiterentwicklung geglückt: der Stingray mit durchgehendem Hals ist eine Option, die sich sehen und hören lassen kann!
Weiterentwicklung geglückt: der Stingray mit durchgehendem Hals ist eine Option, die sich sehen und hören lassen kann!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Ernie Ball Music Man
  • Modell: Stingray 4 Neck Through
  • Korpus: Esche
  • Hals: Ahorn dreiteilig, ovales Profil, durchgehend, rückseitig lackiert in Bodyfarbe, Halsstellschienen-Zugang mittels korpusseitiger Lochscheibe
  • Halsbreite: 44,4 mm (Sattel) / 64 mm (letzter Bund)
  • Saiten: 4
  • Griffbrett: Palisander mit weißen Punkteinlagen
  • Bünde: 21
  • Sattel: Kunststoff, Music Man Compensated Nut
  • Mensur: Longscale 34“/86,4 cm
  • Hardware: verchromt
  • Mechaniken: 4 x Schaller BM, offen, konisch zulaufene Wickelachsen
  • Bridge: Music Man 2D, verchromter Stahl
  • Elektronik: Aktiv (9V), Dreiband (Höhen, Mitten, Bässe)
  • Regler: Lautstärke, Höhen, Mitten, Bässe
  • Tonabnehmer: 1 x Music Man Alnico-Humbucker in Bridgeposition, 1 x Music Man Alnico-Singlecoil in Halsposition, 1 x Phantomspule zur Nebengeräusch-Unterdrückung. Fünfweg-Tonabnehmerwahlschalter
  • Lackierung: Pacific Blue Burst, Hochglanz, matching headstock (sowie passende Halslackierung!)
  • Pickguard: schwarz mit weißer Umrandung
  • Gewicht: 4,1 kg
  • Preis: 3.818,- Euro (UVP)
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Auch die Pickups werden im EBMM-Werk im kalifornischen San Luis Obispo hergestellt.

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