Markbass Riverbero Test

Da er tiefe Frequenzen schnell undifferenziert macht und der Sound an Durchsetzung verliert, gehört der Hall unter Bassisten nicht unbedingt zu den beliebtesten Effekten. Dennoch kann ein wenig Raum zur rechten Zeit natürlich auch dem Bass gut zu Gesicht gestehen – zum Beispiel beim Solieren oder wenn der Bass im Mix etwas mehr Platz haben darf.

Mit dem Riverbero hat die italienische Amp-Schmiede Markbass einen Hall-Generator im Angebot, der sechs Presets bietet, die sich einfach und schnell an die jeweiligen räumlichen und musikalischen Bedürfnisse anpassen lassen. Dank USB und einer speziellen Software kann die Luxus-Tretmine aber auch mit dem heimischen Rechenknecht kommunizieren. So lassen sich die Sounds ganz bequem am Monitor konfigurieren und anschließend wieder auf den Riverbero übertragen.

Ich weiß nicht, wie es euch geht: Mich erinnert der Name Riverbero an einen mexikanischen Revolverhelden. Und ich hätte Lust auf ein Duell!

Details

Der Riverbero ist in einem stabilen und sauber verarbeiteten Metallgehäuse untergebracht, das sämtlichen Belastungen über lange Jahre standhalten sollte. Die Unterseite ist allerdings komplett glatt, kein Gummi oder Füße, die das Gerät vorm Wegrutschen sichern. Nach einem Blick in die Verpackungen anderer Markbass Effekte kann ich in dieser Hinsicht aber Entwarnung geben. Hier fanden sich nämlich Gummistreifen zum Aufkleben auf die Unterseite, sodass die Treter ausreichend vor Wegrutschen auf glatten Bühnenböden gesichert sein sollten. Ich gehe mal davon aus, dass die Streifen zur normalen Ausstattung gehören und nur bei meinem Test-Riverbero fehlten.

In der oberen Gehäusehälfte sitzen 4 versenkte und somit gegen Fußtritte gesicherte Potis sowie 2 LEDs. Mit den Reglern hat man die wichtigsten Parameter für den Hall im Griff. Links wartet Gain für die Eingangslautstärke nebst Clip – LED um Übersteuerungen anzuzeigen, gefolgt vom Time – Regler zur Justierung der Länge des Halls. „Colour“ dient der stufenlosen Veränderung der Klangfarbe des Effekts, der obligatorische „Wet“ – Poti übernimmt die Bestimmung des Effektanteils im Gesamtsound. Zwischen den Reglern befindet sich schließlich noch eine LED die anzeigt ob der Hall aktiv ist oder nicht. Zentral auf der Gehäuseoberfläche können auf einem 6 – stelligen LED Display die Presetnummern oder die Einstellungen der Potis abgelesen werden, die Anzeige wechselt automatisch bei Betätigung der Regler oder Taster.

Unten auf dem Bedienpanel finden sich 3 Metallfußschalter für Preset Up/Down und der Bypassschalter. Riverbero arbeitet übrigens „True Bypass“, der Sound wird also nicht beeinflusst, wenn der Hall umgangen wird. Mit den Presetschaltern können 6 Presets der Reihe nach in beide Richtungen angewählt werden. Manch einer wird 6 Preset vielleicht etwas dürftig finden, ich denke aber dass man kaum mehr verschiedene Hall – Presets braucht, zumal die Plätze mit der Software beliebig belegt und verändert werden können, wie wir später noch sehen werden.

Die Rückseite beherbergt alle Anschlüsse des Treters. Hier parken 3 Klinken für Input und Output links/rechts, der Anschluss für ein 12 Volt Netzteil, welches lobenswerterweise mitgeliefert wird (ein Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen) und der USB-Anschluss, damit man Riverbero mit dem Computer verbinden und mit der oben schon erwähnten Software konfigurieren kann.

Die Potis des Riverbero erlauben zwar den Zugriff auf die wichtigsten Parameter des Effekts, um den Hall aber en Details an seine eigenen Bedürfnisse und Soundvorstellungen anpassen zu können, fehlen einige Einstellmöglichkeiten, wie man sie von Hardware – Hallgeräten oder Software – Plugins her kennt. Und genau hier kommt die Software ins Spiel. Die Markbass Pedal Controller Software kann von der Markbass – Site www.markbass.it runtergeladen werden, nachdem man sein Pedal mit den üblichen Daten registriert hat. Kein großes Ding und dauert nur 2 Minuten. Auch die Installation geht auf meinem Mac schnell und reibungslos. Nach einem Neustart verbinde ich das Pedal mittels USB – Kabel (welches nicht mitgeliefert wird) mit dem Computer und starte die Pedal Controller Software. In einem Tab in der Software kann man das Riverbero anwählen und sieht dann schon sämtliche Parameter die zur Verfügung stehen. Zum Verbinden muss man jetzt nur noch den Connect Button drücken.

Auf den nachfolgenden Screenshots könnt ihr die Oberfläche der Software sehen.

Neben den Einstellmöglichkeiten Time, Colour und Dry/Wet die auch auf dem Pedal zu finden sind, kann man sich hier einiger zusätzlicher Parameter bedienen, um den Hall anzupassen. Dabei bestimmt „Diffusion“ die Dichte des Halls, der „Shape“ – Regler beeinflusst den Sound des Nachhalls, „Predelay“ regelt die Zeitspanne, bis der Hall einsetzt. Mit „Regen“ kann das Predelay beliebig oft wiederholt werden, was abgefahrenere Flutter – Sounds möglich macht. Im Shape – Bereich gibt‘s dann noch vier weitere Parameter um den Hall zu formen. „High – Multiply“ und „Low – Multiply“ und ihre zugehörigen Frequenz – Regler bestimmen die Dauer des Halls über, beziehungsweise unter einer festzulegenden Frequenz. So kann ein Hall zum Beispiel mit einer dunklen Klangfarbe beginnen und im Ausklang höhenlastiger werden oder natürlich umgekehrt. Der „Time HiCut“ ist eine weitere Möglichkeit den Hall zu färben, der Sound wird bei höheren Werten dumpfer.

In einem zweiten Tab, den ihr in nachfolgenden Screenshot sehen könnt, steht ein Equalizer zur Verfügung mit dem jedes Preset zusätzlich bearbeitet werden kann.

Jede Einstellung kann direkt auf einen der 6 Preset Plätze des Riverbero gelegt oder als Preset-Datei auf dem Computer gepeichert werden. Die Software wertet das Riverbero durch die flexiblen Soundmöglichkeiten und die Presetverwaltung wirklich extrem auf.

Praxis

Das Display ist im Betrieb groß genug und sehr gut ablesbar, nicht zuletzt, weil auch immer nur eine Information gleichzeitig angezeigt wird. An die Bassanlage angeschlossen erweist sich das Riverbero als absolut nebengeräuschlos. Es ist wirklich nicht das geringste Rauschen zu hören – sehr erfreulich. Meine erste Reise geht erstmal durch die 6 Werkspresets. Als Bezeichnungen haben sie nur Nummern und keine Namen wie „Room“ oder „Hall“, wie man es von anderen Geräten kennt. Bei den Presets handelt es sich um eine Auswahl verschiedener Halltypen, die in der Praxis Sinn machen. Kleine und etwas größere Räume mit und ohne Predelay in verschiedenen Klangfärbungen und 2 lange Halls mit und ohne Predelay. Damit ihr einen Eindruck von der Klangqualität des Riverbero bekommt, habe ich 3 Presets aufgenommen und lediglich den Effekt mit dem Wet Regler etwas reduziert.

Audio Samples
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Preset 1 Preset 2 Preset 3

Ich finde die Klangqualität aller Presets absolut überzeugend. Gerade die kleineren Räume klingen sehr natürlich – was für mich erstmal das wichtigste Kriterium für ein Hallgerät ist. Riverbero produziert einen sehr sauberen Hall, der aber trotzdem Wärme besitzt und bei halbwegs normalen Einstellungen nie synthetisch klingt – und das alles in absoluter Studioqualität. Ich kann mir vorstellen, dass viele Bassisten schon mit den Presets und den Einstell – Möglichkeiten am Pedal ausreichend versorgt sind und keine weiteren Features mehr braucht. Für Soundtüftler bietet die Software allerdings noch jede Menge Möglichkeiten den Hall nach seinen Vorstellungen zu gestalten und die angebotenen Parameter sind für jeden verständlich und sinnvoll gewählt. Damit lassen sich dann auch extreme Hallvarianten und Soundeffekte umsetzen und mit der ebenfalls gut verständlichen Presetverwaltung auf dem Rechner oder dem Bodentreter speichern.

Markbass verlangt für den Riverbero einen stattlichen Preis – gerade wenn man bedenkt, dass es für unwesentlich mehr Geld auch Bodengeräte mit Hunderten von Modelling – Effekten gibt. Angesichts der hervorragenden Klangqualität und der wirklich ausgereiften und gut funktionierenden Software, welche die Möglichkeiten des Riverbero extrem erweiteren, ist das Preis – Leistungsverhältnis gerade noch akzeptabel. Wer ein hervorragend und natürlich klingendes Hallgerät sucht, das mehr als ein paar Standard-Presets bietet, sollte das Markbass Riverbero durchaus genauer unter die Lupe nehmen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Soundqualität
  • ausgereifte Software
  • True Bypass
Contra
  • Preis an der Schmerzgrenze
Artikelbild
Markbass Riverbero Test
Für 325,00€ bei
Facts
  • Hersteller: Markbass
  • Modell: Riverbero
  • Regler: Gain, Time, Colour, Wet
  • Taster: Presets, Auf/Ab, True Bypass
  • Rückseite: Input Klinke, Output 2x Klinke (mono L , stereo L+R), USB, Netzteil 12 V
  • Presets: 6 (modifizierbar)
  • Zubehör: Netzteil, Pedal Controller Software (Website download)
  • Größe: 170 x 145 x 60 mm
  • Gewicht: 730g
  • Preis: 389 EUR (UVP)
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