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Marantz PMD620 mkII Test

Den PMD620 mkII hatten wir als einen der beiden Vertreter der Marke Marantz zum umfangreichen Test der mobilen Aufnahmegeräte bei bonedo gebeten – und haben mit den beiden Handheld-Digitalrecordern auch gleich sämtliche Marantz-Geräte dieser Gattung im Test.


Während der PMD661 mkII ein großer Klotz ist, der entfernt an Diktiergeräte der Achtzigerjahre erinnert, ist der PMD620 nun wirklich das, was man ruhigen Gewissens „kompakt“ nennen kann. Mit Maßen von 62x102x25mm (BxHxT) und einem Elfengewicht von nur 110 g kann der kleine Klangmerker wirklich überall hin mitgenommen werden, ohne dass es irgendetwas abzuwägen gäbe.

Details

Größe: Wie ein Kartenspiel

Ok, klein ist der Marantz PMD620 mkII. Aber derart schnöde Eigenschaften werden in niemandem direkt einen Kaufimpuls auslösen. Der Recorder ist an seiner Kopfseite, wie fast alle anderen Geräte auch, mit zwei Mikrofonen ausgestattet. Diese können nicht ausgerichtet werden, sind aber in das Gehäuse integriert und durch Gitter geschützt. Frontseitig findet man zwei Miniklinken-Eingänge für Line- oder Mikrofon-Stereosignale. Audiomäßig hinaus geht es sowohl per Line-Out als auch per Kopfhörerausgang, ein 150mW-Speaker auf der Rückseite lässt zumindest eine einfache Überprüfung aufgenommenen Materials zu. Zum Beurteilen der Qualität ist das nicht ausreichend, aber allemal zum Inspizieren, ob etwas aufgenommen wurde, was gesagt wurde oder wie man diese Bridge noch gleich gespielt hatte. Gemeinsam mit dem Remote-Input sind es drei 3,5mm-Klinkenbuchsen an der linken Geräteflanke. Hinter einer Blende versteckt sich zudem der Ladegerät-Eingang für die rückseitig unterzubringenden 1,5V AA-Akkus. Auch der Fuß des Marantz wartet mit Klappen auf. Hinter der einen wartet eine USB-Buchse auf Anschluss, das SD-Fach ist bereits mit einer 8GB-SDHC-Karte versorgt. 

Idealer “Immer dabei”-Recorder aufgrund der kleinen Bauform

Drücken, Schieben, Sehen

Links gibt es zwei Schiebeschalter, einer für „Power“, der andere fungiert als Tastensperre. Mit einer kleinen Wippe wird der Aufnahmepegel höher oder niedriger gestellt. Bliebe noch die Front des PMD620, auf der naturgemäß die meisten Bedienelemente wohnen – aber auch die optische Rückmeldung. Ein zugegebenermaßen recht kleines OLED-Monochromdisplay, eine grüne Signal- und eine rote Clip-LED müssen reichen. Drei Buttons für Record, Rec-Pause und Stop/Cancel bilden die oberste Reihe Bedienelemente, „Record“ widerspricht meiner gerade getätigten Aussage, denn auch er gibt optisches Feedback, indem um ihn herum ein roter Kreis leuchten oder blinken kann. Ein Navigationsring übernimmt verschiedene Funktionen neben dem Setzen des Cursors im Display. Darunter die Wiedergabelautstärke, Skip, Play, Pause und Enter. Die verbleibenden beiden Buttons rechts des runden Kombitasters teilen sich weitere Funktionen, darunter Display-Modus, Store, Skip und dergleichen. 

Fotostrecke: 7 Bilder Power-Schalter und Record Level

Eine Frage des Formats

Aufzeichnen kann der Marantz wahlweise in MP3 oder WAV. Das psychoakustisch reduzierte Verfahren (MP3) erlaubt Datendurchsätze von 32 bis 192 kbps. Das PCM-Format (WAV) kann 16 oder 24 Bit Wortbreite aufzeichnen, die Samplerate 44,1 oder 48 kHz betragen. Ach ja: Ob man stereo oder mono aufzeichnen will, kann man im Menü ebenfalls einstellen. Den Signal-Rauschspannungsabstand beziffert das Datenblatt mit 68 Dezibel (A-bewertet) für die internen Mikrofone und 80 dB bei der Nutzung der Line-Inputs. Ob der bei einer Toleranz von +/-1 dB mit 20 Hz – 20 kHz angegebene Frequenzgang auch für die Nutzung der internen Mikrofone gilt, ist nicht genauer dargestellt, daher ist nicht davon auszugehen.

Fotostrecke: 2 Bilder Erst mit der Halterung kann der Field-Recorder auf ein Stativ geschraubt werden.

Im Produktkarton kein blanker PMD620

Dem kleinen Recörderli wird einiges an Zubehör mitgegeben. Sicher ungewöhnlich ist die im Vergleich zum Marantz selbst geradezu sperrige Plastikschale. In diese eingesetzt, kann der PMD620 mkII auf ein Mikrofonstativ geschraubt werden, denn offenbar war für das Innnengewinde im kleinen Gehäuse selbst nicht ausreichend Platz. Wer auf den CB-Funker-Look der 1980er steht, kann mit dem Adapter das Aufnahmegerät auch ganz fesch am Gürtel tragen. Soll es eher der Herrenhandtaschen-Stil sein? Eine Handschlaufe kann – wie bei eigentlich allen Mobilrecordern – ebenfalls angebracht werden. Neben dem Netzteil und der schon vermerkten Speicherkarte gehören noch ein Cinch-Miniklinkenkabel sowie eines auf USB-A zum Lieferumfang. Die RC600PMD-Kabelfernbedienung müsste bei Bedarf separat erstanden werden, gleiches gilt für die Transporttasche.

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Praxis

Immer dabei

Die Größe des Marantz PMD620 mkII ist Trumpf. Oder besser: die „Kleine“. Für Sounddesigner, die ständig und überall neue Soundquellen „erlegen“ wollen, eignet sich das System genauso wie für Musiker, als Diktiergerät und…und…und. Bei einem Recorder dieser Größe überlegt man nicht. Man hat ihn einfach dabei.

Das Display ist klein und einfach, aber dennoch übersichtlich genug.

Intuitiv?

Der Recorder lässt sich leicht mit der Hand umschließen und mit einem Finger bedienen, dem Daumen. Schade ist, dass die Gummiknöpfe keinen klaren Druckpunkt aufweisen. Da das eine so wabbelige Angelegenheit ist, muss man sich bei jedem Bedienvorgang auch optisch vergewissern, die Funktion auch tatsächlich ausgeführt zu haben. Das Display selbst ist natürlich von „Retina“ meilenweit entfernt. Doch trotz seiner Farblosigkeit und Klötzchenoptik ist das kleine Display übersichtlich gestaltet. Es verwirrt meist nicht mit irgendwelchem Firlefanz, sondern zeigt klar und aufgeräumt die wichtigsten Daten und Einstellungen. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Um „mal eben“ die Record-Settings zu ändern, muss eines der „Presets“ im Utility-Menü aufgesucht werden. Dort kann dann das Aufnahmeformat gewählt werden. Zwar kann nachher schnell zwischen Presets wie „wav 48/24 st int mic“ und „mp3 mono“ gewählt werden, doch für einen Neuling am Gerät ist das sehr verwirrend. Das Display ist ok, die Menüstruktur und die Logik der Navigation mit den Tasten aber nicht gerade selbsterklärend. Es zeigt sich: Wenn man sich ausreichend lang mit dem PMD620 hingesetzt und die Struktur kennengelernt hat, kann man mit ihm schnell und sicher arbeiten. „Intuitiv“, was man Bedienungen vieler Geräte gerne zuschreibt, ist die des Marantz nicht.

DMP nur für Windows

Natürlich ist es meist angenehmer, separate Knöpfe für Funktionen wie das Hochpassfilter, das 12- oder das 24dB-Pad zu haben. Auch Gain ist bekanntlich besonders mit Drehreglern schöner eingestellt. Hardware kostet nun mal Geld und verbraucht Platz, insofern muss man bei kleinen Systemen wie dem 620 Abstriche machen. Was ich gut finde: Marantz-Digitalrecorder können das Audiofile verschlüsseln. Je nach Anwendung ist das eine gute Option. Blöd wiederum: Die DMP-Software gibt es nur für Windows. 

Copy Segment und Retake: Geht im Grunde

Während der Aufnahme lässt sich mit „Display“ einfach und verständlich umschalten, was auf dem kleinen Bildschirm des Marantz zu sehen ist. Pegel, Settings und dergleichen werden einfach hin- und hergeschaltet. Ok: Ein größeres Display, das alles gleichzeitig anzuzeigen in der Lage ist, wäre angenehmer.
Hat man dann eingepegelt und aufgenommen, kann man sich an den Transfer und das Abhören machen. Zuvor versuche ich mich noch mit weiteren Funktionen, die der Marantz bietet. Beispielsweise „Copy Segment“ oder „Retake“ (also das File ab einer bestimmten Stelle mit neuem Material überschreiben) zu nutzen, ist eine komplizierte Routine, die man im Grunde auswendig lernen muss. Ich würde sie für den Tag auch behalten, an dem ich sie benötige, ein paar Wochen später würde ich mich bestimmt nicht daran erinnern. Aber: Editierfunktionen an einem derartigen Gerät werden heutzutage meines Wissens nicht allzu oft benötigt.

Wichtig bei allen Digitalrecordern: Wie klingt das, was aufgenommen wurde?

Überraschung

Die Audiofiles haben eine Überraschung parat. Nein, keine schöne. Bevor das Programmaterial beginnt, lässt sich ein kleiner Störfaktor im Signal wahrnehmen. Ganz weit unten, in der Nähe des Rauschteppichs ist dem Audiofile ein „Digitalgeschwurbel“ beigemengt, welches Ähnlichkeiten mit LTC, also Audio-Timecode hat. Das ist nicht laut, aber es ist da. Und es gehört dort nicht hin. Blöd. 

Audio Samples
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Gitarre und Vocals Drums Atmo

Stereobild geht in Ordnung

Das Signal selbst präsentiert sich prinzipiell ordentlich. Wird der Rekorder in der Hand gehalten, gibt es keine übermäßigen Probleme durch Griffgeräusche. Der Sound des PMD620 mkII ist ziemlich fett und voluminös, was zunächst positiv klingt. Genauer betrachtet, wird aber deutlich, wie aufgeblasen das Material klingt. Dem Drumkit steht das vielleicht gar nicht mal schlecht, aber es handelt sich um Komponenten, die man meist im Nachhinein mit spezialisierten und fein dosierbaren Werkzeugen vornehmen möchte. Die Kompressionseffekte, aber auch die Bassbetonung des Klangs stehen besonders der Akustikgitarre aus dem Beispiel nicht so gut zu Gesicht. Es gehen Feinheiten verloren, die man gerne bewahrt hätte. Achtet mal auf die Griffgeräusche und die Reflexionen des Raumes beim Singer-/Songwriter-Beispiel. Das Stereobild geht in Ordnung, auch wenn die Ortungsschärfe nicht sonderlich hoch ist. Es ist aber breit und ausgewogen. Im Schlagzeug-Beispiel entlarvt die Hi-Hat durch ihr leicht phasiges Klangbild ein Problem der Hochmitten. 

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Fazit

Nun, so richtig zu Begeisterungsstürmen vermag der Marantz PMD620 mkII nicht hinzureißen. Auf der Haben-Seite sind ein kleines Gehäuse und ein vernünftiges Handling zu vermerken – sofern man sich mit einigen Eigenarten vertraut machen konnte. Allerdings muss sich der Mobilrecorder viel Kritik anhören: Der Sound ist nicht sonderlich neutral, es gibt einen kleinen Fehler im Signal, die Ausstattung ist mau. Das alles wiegt besonders deswegen schwer, weil Marantz einen durchaus stolzen Preis für die kleine schwarze Kiste aufruft. 

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • Baugröße
  • einfaches Handling (nach Einarbeitungszeit und Set-Up)
Contra
  • Bedienlogik nicht immer sinnvoll
  • Preis-Leistungsverhältnis
Artikelbild
Marantz PMD620 mkII Test
Für 299,00€ bei
Die Preisauszeichnung passt nicht ganz zur Performance des marantz: Der PMD620 ist einfach ein bisschen zu teuer für das, was er leistet.
Features und Spezifikationen
  • Maße: 10,2 x 6,2 x 2,5 cm

  • Gewicht: 110 g (ohne Batterien) 

  • Anschlüsse: Miniklinken-Anschlüsse für Mic-In, Line-In, Line-Out und Kopfhörer, USB
  • 
Stromversorgung: 2x AA-Batterie oder optionales Netzteil
  • Aufnahmeformate: Wav/Bwf (bis 24 Bit/96 kHz), mp3 (bis 192 kbps)
Speichermedium: SD/SDHC-Card (bis 128 GB)

  • Zusatzfunktionen: Pre-Record, Auto-Record
  • Zubehör: USB-Kabel, SD-Karte, Cinch-Kabel, Netzteil, Clip
  • Preis: € 479,- (UVP)
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